Schauerlich ist der Tod des Sünders

Das Bild zeigt die Sünde und ihre Folgen

Wie fürchterlich und grauenvoll muss der Tod des Sünders sein!

Der hl. Adalbert vermochte nie mehr zu lachen, nachdem er den Tod eines Sünders gesehen hatte. O wie fürchterlich und grauenhaft muss der Tod erst für den Sünder selbst sein, wenn er schon dem Zuschauer einen lebenslänglichen Schrecken einflößt! Dem hl. Adalbert war das lebhafte Andenken an den bösen Tod ein mächtiger Antrieb, sich mit unablässigem Eifer auf einen guten Tod vorzubereiten. Gebrauche auch du dieses vortreffliche Mittel und betrachte in heiligem Ernst, wie schauderhaft der Tod des Sünders ist von Seite der Welt, wie von Seite der Religion.

1. Schauerlich ist der Tod des Sünders von Seite der Welt, die er verlassen muss. Furchtbar gellt in seine geängstigte Seele hinein der Ruf: „Fort musst du aus diesem Hause, das so oft widerhallte von deinen Flüchen und Schwüren, von deinen leidenschaftlichen Ausbrüchen des Zornes und der Streitsucht: fort von deinen Feldern und Äckern, deren Marksteine wider dich um Gerechtigkeit, deren Bearbeiter wider dich um Rache schreien, deren Fruchtbarkeit wider dich über Schändung der Sonn- und Feiertage klagt: fort von deinem Gelde, an dem das Blut der Tagelöhner, die Tränen der Armen und Witwen, die Wucherzinsen der Betrogenen hängen: fort von allem Besitz, die lachenden Erben, denen du allzu lange gelebt hast, warten sehnsüchtig darauf.“ Schrecklich quält ihn der Anblick des blaßen, abgehärmten Weibes, auf dessen düsterer Stirne er klar sieht und lesen kann, was Alles in den langen Jahren des ehelichen Zusammenlebens geschehen, wie schwere Kränkungen, harte Reden und wilde Ausschreitungen er seine Jugendjahre entweiht habe. Schrecklich tönt in seinen Ohren die Freude der Bürgergemeinde, daß die Stunde ihrer Erlösung von einem gewissenlosen Bösewicht naht. Ohnmächtig liegt er in seinem Gram am Eingang in die Ewigkeit: sein Scheiden von der Welt ist ein schauderhaftes.

2. Noch schauderhafter ist der Tod des Sünders von Seite der Religion, die ihn verdammt. An ihm erfüllt sich jetzt das prophetische Wort des Psalmisten: „Der Sünder wird sehen und zürnen, er wird mit seinen Zähnen knirschen und verschmachten: der Wunsch der Sünder wird zu Nichts werden“ (Ps. 111): er sieht klar – umleuchtet von den Feuerflammen der Hölle – die Ewigkeit und den Abgrund, in den er unaufhaltsam hinab stürzt: er zürnt über die eigene Ohnmacht, sich gegen den Tod und die ihm voran gehenden Schmerzen, Beängstigungen wehren und verteidigen zu können, er knirscht mit den Zähnen wider die Allmacht Gottes, der in seinem Zorn zu ihm spricht und in seinem Grimm ihn verwirrt (Ps. 2): er erblaßt und verschmachtet vor der Majestät der Gerechtigkeit Gottes, der mit eisernem Zepter den langjährigen Frevler richtet (Ps. 2) und nach Verdienst straft: sein Wunsch, es möchte keinen Gott, keine Hölle, keine Ewigkeit geben, ist vernichtet, er glaubt daran, wie alle verworfenen Geister und – zittert. Der Priester, der ihn trösten will, die heiligen Sakramente, die er ihm spenden will, das Bild seines gekreuzigten Erlösers, die Fürbitte Mariä und der Heiligen, auf die zu vertrauen er ihn ermuntern will: alles dieses ist für ihn kein Trost, sondern nur eine Vermehrung seiner Qual, weil es ihn unerbittlich daran erinnert, welch` große Gnaden ihm geboten waren, die er aber verachtet, mißbraucht, gelästert hat. Ach wie schauderhaft ist der Tod des Sünders, und doch – wie Viele wandeln auf dem breiten Weg, der zum Verderben – zum bösen Tode führt! Bedenke es wohl! –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 315-316

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