Heiligenkalender
8. April
Der heilige Albert Patriarch von Jerusalem
Zur Geschichte Jerusalems
Im Jahr 71 nach Christi Geburt wurde die Stadt Jerusalem mit ihrem prächtigen Tempel von dem römischen Feldherrn Titus gänzlich zerstört (siehe den Beitrag: Die Zerstörung Jerusalems durch Titus) , so daß keine Spur einer Wohnung mehr übrig blieb. Flüchtige Juden, unter denen sich auch Christen befanden, kehrten allmählich dahin zurück und erbauten sich einzelne Wohnungen.
Unter Kaiser Hadrian aber entstand wieder ein Aufruhr der Juden in Palästina und nun verbot der Kaiser den Juden, sich je wieder in Jerusalem sehen zu lassen, und erbaute dann eine neue Stadt, aber nicht mehr an dem Platz, wo das alte Jerusalem stand; zugleich ließ er auf dem Kalvarienberg der Venus, und an dem Ort, wo das heilige Grab Christi war, dem Götzen Jupiter einen Tempel bauen, um diese heiligen Orte den Christen unzugänglich zu machen.
Dies dauerte über 150 Jahre, da stürzte unter Kaiser Konstantin, der ein Christ wurde, das Heidentum zusammen, und die Mutter dieses frommen Kaisers, Helena mit Namen, ließ das heilige Kreuz aufsuchen, und als sie es gefunden, auf dem Kalvarienberg eine prächtige Kirche, die heilige Kreuzkirche genannt, bauen; dasselbe tat ihr frommer Sohn Konstantin, der über dem Grab Christi die schönste Kirche aufführen ließ. (siehe den Beitrag: Die Auffindung des heiligen Kreuzes) Jetzt konnten die Christen ungehindert die heiligen Orte, wo Christus gelitten und starb, besuchen und verehren. Fromme, heilige Bischöfe hatten seit dieser Zeit in Jerusalem ihren Sitz, und im Jahre 451 wurde der Bischofssitz zum Patriarchat erhoben, welche Würde für die Bischöfe außer der päpstlichen, die höchste war und noch ist.
Hunderttausende von Pilgern zogen jährlich aus allen Ländern der Welt zum heiligen Grab des Erlösers nach Jerusalem, wo alle Anstalten zu ihrer Aufnahme und Verpflegung getroffen waren. Dies dauerte bis zum Jahre 638, wo die Araber, die geschworenen Feinde des Christentums, unter ihrem Oberherrn Omar die Stadt Jerusalem eroberten. Jedoch auch jetzt durften die Christen gegen Erlegung einer Abgabe an Geld die heiligen Orte noch besuchen. Als aber im Jahre 1073 die Türken die heilige Stadt in ihre Gewalt bekamen, da wurden die heiligen Orte schändlich entweiht, und die Christen selbst wurden auf das Schrecklichste mißhandelt. Nur durch große Summen Geldes und unter vielen Drangsalen konnten die Pilger in die Stadt dringen, um am Grab Christi zu beten und zu weinen.
Da suchte ein frommer Einsiedler, Peter von Amiens, der im gelobten Land lebte, Hilfe bei den Christen des Abendlandes, namentlich in Frankreich, Italien und Deutschland. Durch seine feurigen Predigten entflammte er aller Herzen. Unter dem Ruf „Gott will es“, wollten Alle, Hohe und Niedere, Geistliche und Weltliche nach Jerusalem ziehen, um den Ungläubigen das heilige Grab zu entreißen, und zum Zeichen dessen hefteten sie sich ein Kreuz auf die rechte Schulter und nannten sich Kreuzfahrer.
Unter diesen befand sich ein tapferer, frommer Herzog, Gottfried von Bouillon genannt. Mit einem Kriegsheer von 80000 auserlesenen Kriegern zog er im Jahre 1096 nach Jerusalem und nach drei Jahren eroberte er wirklich die heilige Stadt und bekam so das heilige Grab in seine Gewalt.
Der Sitz des Patriarchen wurde wieder hergestellt und die Christen konnten nun die heiligen Orte wieder besuchen und dort ihre Andacht verrichten. 85 Jahre hatten die katholischen Christen das heilige Grab in Besitz, und verwalteten die Patriarchen von Jerusalem ihr heiliges Hirtenamt. Aber im Jahr 1185 eroberten die Türken Jerusalem wieder, der Patriarch Monako mußte sich flüchten, und die Christen waren wieder allen Drangsalen ausgesetzt. Monako starb in der Stadt Akre, wohin er sich geflüchtet hatte, und die Christen, welche im heiligen Land und in der Umgebung lebten, hatten keinen Oberhirten mehr. Sie wurden von den Türken verachtet und auf das härteste gedrückt. Nur um ungeheure Geldsummen konnten sie sich den Besitz der heiligen Orte von den Türken erkaufen. –
Der heilige Albert wird Patriarch von Jerusalem
In dieser Not warfen die armen Christen in Jerusalem ihr Auge auf den Bischof von Vercelli, Albert. Sie hatten von seinem heiligen Leben gehört und wählten ihn nun zu ihrem Patriarchen. Albert wurde zu Parma von edlen Eltern geboren; in aller Gottesfurcht erzogen, trat er als Jüngling in ein Kloster, wo er wegen seiner Demut, eines Gehorsams und seines liebevollen Betragens von den Brüdern so geliebt wurde, daß sie ihn zum Prior wählten. Der Ruf von seinen Tugenden verbreitete sich immer mehr, und deshalb wählte ihn denn die Geistlichkeit von Vercelli zum Bischof. Albert weigerte sich, diese Würde anzunehmen, der Papst mußte ihn dazu zwingen. Zwanzig Jahre leitete er wie ein treuer Hirt und guter Vater seine Herde, als ihn die Christen von Jerusalem zum Patriarchen wählten. Diesmal aber weigerte sich Albert nicht, diese Würde anzunehmen, denn er hatte gehört, daß er in derselben für Jesus recht viel leiden und wohl gar für ihn des Martertodes sterben könnte. Er bestieg daher ein Schiff und fuhr nach Akre, wo der verstorbene Patriarch von Jerusalem seinen Sitz aufgeschlagen hatte. –
Kaum war er dort angekommen, so erkundigte er sich genau um den Zustand der Christen im heiligen Land. Er hörte nur von Not und Elend, von Verfolgung und Trübsal, womit die Türken die armen Christen quälten, und viele sogar zum Abfall brachten. Aber der heilige Albert verzagte nicht; im Vertrauen auf den Beistand Jesu reiste er im Land herum, tröstete, ermunterte und stärkte die Gläubigen, und führte viele Abgefallene wieder zum Glauben zurück. Er wurde von den Türken verfolgt und mißhandelt; sein Leben war ein fortdauerndes Martertum, allein er verlor niemals den Mut. Die Christen liebten ihn wie ihren Vater und selbst die Türken mußten ihn endlich wegen seiner Heiligkeit achten. Acht Jahre hatte der Heilige sein heiliges, dornenvolles Amt verwaltet, da wurde er am Fest der Kreuzerhöhung, während er am Altar stand, meuchlings ermordet im Jahre 1214. Der Mörder verübte die Gräueltat aus Rache; er war nämlich ein lasterhafter Mensch, wurde deshalb von dem heiligen Patriarchen öfters ermahnt, und endlich, weil nichts fruchtete, mit dem Kirchenbann bedroht. Die Christen, besonders die Karmeliten, denen er eine neue Ordensregel vorschrieb, beweinten bitterlich seinen Tod.
Ott, S. 532-535