Heiligenkalender
7. November
Der heilige Engelbert Erzbischof von Köln
Natur und Gnade wetteiferten miteinander, den hl. Engelbert mit ihren Gaben auszuzeichnen. Er wurde geboren 1185 und war ein Sprössling der berühmten Grafen von und Geldern. Seine hohe, schlanke, in schönem Ebenmaß gebaute Körpergestalt mit den fein geschnittenen Gesichtszügen verkündete den Adel seines Geistes und die Stärke seines Willens: seine vielseitige Tätigkeit, seine strenge Gerechtigkeit, vereint mit der edelsten Hochherzigkeit, bezeugte den Reichtum der göttlichen Gnade, die in ihm wirkte.
Engelbert – altdeutsch = prächtiger Jüngling – widmete sich dem geistlichen Stande. Der Überfluss an Geld, über den er verfügen konnte, reizte den lebensfrohen Studenten zu glänzendem Aufwand, zu berechneter Schaustellung seiner adeligen Persönlichkeit; aber die weise Vorsehung Gottes schützte ihn vor dem Versinken in die entwürdigende Selbstgefälligkeit, indem sie sie seine ganze Kraft und Tätigkeit für weite Kreise und hohe Ziele verwertete. Gleich nach Vollendung seiner Studien wurde e schon zum Großpropst von Köln und bald darauf zum Bischof von Münster ernannt; er nahm jedoch diese letztere Wahl nicht an aus Ehrfurcht gegen die Gesetze der heiligen Kirche und aus demütigem Mißtrauen in seine Jugend – er war erst 21 Jahre alt.
In dem damaligen Kaiserstreit zwischen Philipp von Schwaben und Otto von Sachsen, der eine grausige Zwietracht, Unordnung und Verwilderung mit sich brachte, stand Engelbert treu zum Papst und wurde deshalb 1215 auf den erzbischöflichen Stuhl von Köln erhoben.
Der noch junge Erzbischof rechtfertigte glänzend das ihm geschenkte Zutrauen und bewies sich als den großen Mann, wie ihn die Zeitverhältnisse nötig hatten. Mit gewaltiger Hand zügelte er den frechen Übermut der Zwingherren des Landes, zwang sie, ihren Raub den rechtmäßigen Eigentümern zurück zu geben und den Schaden zu ersetzen, und heilte die Wunden des Krieges mit bewunderungswürdiger Opferwilligkeit und Klugheit: die Einen gewann er durch makellose Gerechtigkeit, die Andern bezwang er mit der Schärfe des Schwertes, des Volkes Sinn veredelte er durch sein väterliches Benehmen: er war der mächtigste und angesehenste Bischof im deutschen Lande.
Deshalb bestellte ihn der Kaiser Friedrich II. vor seinem Zuge nach Italien 1220 zum Reichsverweser und zum Vormund seines bereits zum deutschen König erwählten Sohnes Heinrich VII. Engelbert verwaltete dieses ebenso wichtige als schwierige Amt mit solcher Energie und Klugheit, daß ihn selbst seine Gegner ehrten und das Volk noch lange die goldene Zeit seiner Regentschaft pries. Mit unsäglicher Anstrengung reiste er im ganze Lande bis zur Nordsee umher, die Zwistigkeiten beizulegen, die Sicherheit des Lebens und Eigentums herzustellen und einen geordneten Gang in den öffentlichen Geschäftsverkehr zu bringen. Zur Erreichung dieses Zieles musste er nicht bloß Gesetze geben und weise Anordnungen treffen, sondern mit dem kühnen Mut eines Feldherrn die Waffen führen, die Schlösser der Raubritter, die Burgen des raubsüchtigen Adels und die Schlupfwinkel der Wegelagerer zerstören; er war der Schrecken aller Bösen. Ein Kaufmann bat einst in seiner Gegenwart einen Fürsten um sichern Zug durch sein Gebiet; dieser wagte nicht es ihm zu versprechen, aus Furcht vor dem raubsüchtigen Adel, der daselbst hauste. Da fiel Engelbert ein: „Wohlan, ich nehme dich unter meinen Schutz; hier ist mein Handschuh, kommst du in Gefahr, so weise ihn vor und berufe dich auf mich; sollte dir trotzdem etwas geraubt werden, so trage ich den Verlust.“ Der Mann reiste unbehelligt; der Handschuh des „Herrn von Köln“ erwies sich mächtiger als bewaffnetes Geleit.
Doch Engelbert war nicht bloß Staatsmann, noch mehr war er Bischof. Jedermann fand bei ihm Gehör und Aufmerksamkeit; für die Armen und Waisen hatte seine Hand immer reichliche Almosen und sein Herz stets väterliche Fürsorge; zur Pflege des religiösen Lebens ermunterte er die Priester durch Wort, Geschenke und eigenes Beispiel, und berief Franziskaner und Dominikaner nach Köln. Der Eifer, mit dem er alle Pflichten seines hohen Amtes erfüllte, kostete ihm auch sein Leben in der besten Manneskraft.
Graf Friedrich von Isenburg, sein Verwandter, war Schirmvogt des Frauenklosters Essen; aber statt sie zu schützen, richtete er es durch Erpressung und Raub zu Grunde. Engelbert strafte mit Worten dieses Benehmen, verklagte ihn beim Kaiser und beim Papst, bot ihm von seinen eigenen Einkünften ein beträchtliches Gehalt an, damit er das Frauenkloster schone; aber Alles war umsonst. Deshalb setzte er ihn endlich ab. Isenburg`s Wut steigerte sich bis zum Mordplan gegen den Erzbischof; er erschien zwar auf Engelbert`s Einladung zu Soest in Westfalen, um sich mit ihm zu vergleichen und heuchelte hier die friedlichsten Absichten, ohne sich in einen Ausgleich einzulassen. Engelbert wurde brieflich gewarnt, sich vor Isenburg zu hüten; doch sein Herz war zu edel, als daß er an einen solchen Frevel von einem so nahen Verwandten glauben konnte. Indessen legte er doch unter Tränen eine allgemeine Beichte über sein ganzes Leben ab und sagte dann: „Nun geschehe, was Gott will!“ Beim Abschied von Soest war Graf Isenburg voll Liebe und Freundlichkeit gegen den Erzbischof und gab ihm eine Strecke das Geleit. Inzwischen aber lauerten schon die bestellten Meuchler und ermordeten ihr Opfer bei Gevelsberg am heutigen Tage 1225. Die letzten Worte Engelbert`s waren: „Herr verzeihe ihnen“! Über der Stelle dieses Verbrechens erhob sich später ein Kloster. Sein Leib wird im Dom zu Köln verehrt, sein Grab leuchtete durch Wunder. Graf Isenburg, dessen schloß dem Erdboden gleich gemacht worden, irrte in mancherlei Verkleidung umher, wurde jedoch erkannt und büßte seinen Mord auf dem Rad 18. November 1226. –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 830 – S. 831