Die Purpurtränen vom Herzen Jesu

Jesus mit dem Rohr in der Hand, auf der rechten ist Judas zu sehen

Christus am Kreuz, der Oberkörper entblößt, mit der Dornenkrone auf dem Haupt, die Seitenwunde und auf der Brust das dornenumrankte Flammenherz

Purpurtränen vom wunderbaren Herzen Jesu

Ein Wort der Klage

Betrachte erst einen Augenblick dieses Bild da, und dann höre…

Wenn die trüben Stunden jetzt schon, wo nur eine und die andere schwermütig daher kommt, dir das Leben so tränenreich machen, was wäre es wohl, du armes Herz, wenn es auf einmal und ununterbrochen wie ein Wolkenbruch über dich los ginge, indem du lebenslang vor dir das grausige Bild deiner künftigen Martertage sehen müßtest? Meinst du wohl, es würde dir noch viel um´s Lachen sein?

Nun aber sieh einmal! – Unser lieber Heiland war in dieser Beziehung nicht so glücklich, und nicht so schonend behandelt, wie wir es sind. Zwischen seinen Augen und seiner Zukunft ist keine Decke gehangen, sondern offen und hell lag vor seinen Blicken schon in den Kindertagen alles, was er in seinem Leben und Sterben und nach dem Tode in seiner Kirche und in seinen gläubigen Kindern leiden sollte. Darum mag ihn sein liebes Herz wohl sein Lebtage nie in Freuden aufgelacht haben; dagegen ist es ihm wohl mehr als einmal in reichen Tränen übergegangen, wie die Schrift erzählt; und wohl noch öfter hat sich seine Seele in Kummer und Trauer vor sich selber ausgeweint, wenn es auch nicht geschrieben steht.

Die bangste Stunde aber, und wo es dem Heiland in seinem Leben am bittersten war, ist ohne Zweifel damals gewesen, wo er vom letzten Abendmahl weg hinaus gegangen ist in den Ölgarten, wo das innere Weh ihm das Wort ausgepreßt: „Meine Seele ist betrübt zum Sterben“, und wo es ihm das Blut aus dem Herzen getrieben und er in blutigem Schweiß drei Stunden lang Todesangst gelitten hat.

Man sagt, in Tränen taue das tiefste Menschenwesen auf. Und so ist es auch. Wenn die Augen die Fenster sind, durch welche die Seele herausschaut, dann steigt sie in der Träne gleichsam aus dem Fenster ganz heraus und legt uns ihr Verborgenstes, die tiefste Liebe und das tiefste Leid bloß. Man kann durch sie erkennen, was einer liebt und wie warm er liebt, was und wie arg einer haßt, was ihn betrübt und erfreut, und wie ihm Fröhliches und Trauriges zu Herzen geht. Aber noch weit mehr haben die Blutstropfen des Herrn am Ölberg uns sein Innerstes, sein Herz erschlossen. Was die Tränen für´s Auge, sind die Blutstropfen für das Herz des Herrn gewesen, es ist in ihnen das tiefste Wesen Christi aufgetaut; sie waren die Tränen seines Herzens.Und was sagen und erzählen diese Purpurtränen vom wunderbaren Herzen Christi?

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… „Es ist ein Weinen, wie St. Bernhard sagt, ein Weinen in Blut und Tränen, nicht mehr bloß aus den Augen, sondern aus dem ganzen Leib des Heilandes.“ – Und ist es seit jener traurigen Nacht mit dem kalten Undank des Menschen anders geworden? – Ist der Herr Jesus heutzutage nicht auch wieder größtenteils den Leuten gleichgültig und fremd? Oder wie viele treue und warme Herzen findet er wohl unter den 1000 Millionen Menschen, die jetzt auf der Welt sind? Es kann sein Herz jetzt freilich nicht mehr weinen, wie ehemals; es ist unendlich selig. Aber könnte es weinen, es würde die Welt bald in ein rotes Meer, aus seinen Zähren zusammengeweint, versenkt werden; so viel Sünden tut die böse Welt ihm an. Wie ehedem muss er auch jetzt noch klagen: „Kinder habe ich aufgezogen und erhöht; sie aber haben mich verachtet. Es kennt wohl das Rind seinen Besitzer, und der Esel die Krippe seines Herrn; Israel hingegen kennt mich – nicht; und mein Volk merkt nicht auf mich. Verlassen haben sie den Herrn, gelästert den Heiligen Israels, sie wandten sich rücklings ab.“ – (Isaias 1)

Darum ist das erste Wort, das diese Purpurtränen dir zu Herzen reden, ein Wort der Klage. An den Tränen des Herzens Jesu sollen dich deine Tränen entzünden. Tränen des Mitleides, das in herzlicher Liebe weint über die Unbild, welche die Menschen dem Herrn antun, und das ihm zum Trost und Ersatz in der sühnenden Kommunion ein warmes Plätzchen gönnt… –

Du bist die matte Blume, und sein Erlösungsblut fließt in der sühnenden Kommunion über dich aus, und frischt dich auf zu neuer, schöner Lebensblüte… Geh´also in heiligem Mitleid zur Kommunion, und bringe dem Herrn dieses Opfer der Andacht und Liebe; bist du auch nicht gerührt und weich bis zu Tränen, so gefällt ihm schon deine Teilnahme mit seinem Anliegen, deine Trauer um der Sünde willen, die ihm die Menschen antun, dieses stillverborgene Weinen der Seele. Und dafür wird er mit der besten Lebenskraft seines Herzblutes, wie mit Morgentau, deine Seele durchströmen. –
aus: P. Franz Ser. Hattler, SJ, Christkatholisches Hausbrod für Jedermann, der gut leben und fröhlich sterben will, Bd. I, IV. Teil 1892, S. 62 – S. 65

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