Hattler SJ Den Pilatusgeist bannen!

Kreuzwegstation in Lourdes Pilatus sitzt auf seinem Richterstuhl, hinter ihm auf einem Sockel ein Tier; rechts und links römische Soldaten, Jesus steht links und schaut zu Pilatus

Im ersten Stock eines Hauses steht Jesus mit der Dornenkrone auf dem Haupt und Rohr und dem Rohr in der Hand, die Arme als Gefangener über Kreuz gebunden, Pilatus zeigt auf ihn; unten stehen die Mitglieder des Hohen Rates der Juden und halten ihre Arme gegen Christus, den Kopf abgewendet von ihm, einer links zeigt auf ihn und scheint etwas zu Pilatus zu sagen

Den Pilatusgeist bannen !

Du musst also erstlich alles ohne Ausnahme und fest und ohne Zweifel glauben, was die katholische Kirche zu glauben befiehlt. Glaubst du auch nur eines von den vier letzten Dingen nicht, z. B. die Hölle, oder glaubst du auch nur ein Sakrament nicht, z. B. die Ehe, und meinst, die Zivilehe gelte auch vor Gott, oder glaubst du nicht an die Unfehlbarkeit des Papstes in Sachen des Glaubens, so sei was du immer seist, aber katholisch bist du nicht, weder alt- noch jung-katholisch; du bist einfach ein Ketzer, ein Ungläubiger. Merk dir das!

Du musst für´s zweite den ernsten Willen haben und dir Mühe geben, alle Gebote Gottes und der Kirche zu halten. „Alle“ sage ich! Es nutzt dir gar nichts, wenn du in neun Geboten ein Heiliger bist, im zehnten aber ein Sünder! Die Teufel haben alle Gebote Gottes gehalten und nur in einem gesündigt und nur in Gedanken und nur einmal, und doch ist die Hölle für sie auf ewig gebaut. Hättest du also am Totenbett auch nur eine schwere Sünde auf dir, daß du zum Beispiel dem Gebot deiner Mutter, der katholischen Kirche, dem Fastengebot getrotzt und dafür nicht gebüßt hättest, es ist genug, um auf ewig unter des Teufels Anhang ins Strafhaus der Hölle ohne Ende zu kommen. Aber merk! Es gibt außer den fünf Geboten der Kirche, die im Katechismus stehen, noch viele andere, die du alle halten musst. So zum Beispiel das Verbot des Duells, das Verbot, in geheime Gesellschaften einzutreten, das Verbot, gewisse gefährliche Bücher zu lesen und dergleichen.

Für´s dritte sei kein Hasenfuß; denn für die Hasen ist der ewige Himmel nicht gebaut. Darum frag` nicht erst lang herum: ja, was wird der oder der sagen, wenn ich dies und das katholische Werk tue? Sondern frage einzig Gott und Christus deinen Richter. Er allein muss dein Rat sein, willst du sicher leben; er allein weiß es und versteht es, alles recht und wahr zu beurteilen und dafür Lohn und Lob zu geben, oder Schimpf und Strafe. Hast du ihn für dich – so sei ruhig; es ist alles in Ordnung. Ist er gegen dich, nutzt dir das Beifallgeklatsche der ganzen Welt so wenig, als Fröschgequak in Sommernächten. Sankt Paulus hat gesagt: die Christen täten so was, wie Theaterspielen, jeder seine Rolle; Gott der Herr aber einerseits mit den heiligen Engeln, und die Welt andererseits seien die Zuschauer. Beiden könne man es nicht recht machen. Wo Gott Beifall klatscht, da zischt und pfeift die Welt; und tust du etwas und spielst deine Rolle so, daß die Welt sagt: „du gefällst mir“, da weint dein heil. Schutzengel, und Gott machst du Ekel. Sag, an wem muss dir mehr liegen, an Gottes Lob oder an Menschenlob? –

Zum vierten brauche die Waage; wäge wohl ab, was es dir einträgt, so du durch dein Beispiel andere in ihrem christlichen Leben aufbauest oder niederreißest… Daß es deswegen nichts zu leiden haben wird, soll damit nicht gesagt werden. Dagegen ein liberaler Halbkatholik schweigt zu manchem Schlechten, daß er doch nicht dulden sollte; er läßt um sich herum Böses und Sündhaftes reden und tun, das er leicht hindern könnte; er tut und spricht allerlei Gutes nicht, weil es ihm einige Unannehmlichkeiten brächte. Beide werden einmal für ihr Verhalten vor Gericht zitiert werden – am Tage ihres Todes; und es ist nicht schwer zu sagen, wie das Gericht entscheiden werde; es ist nämlich Gott selber, der entscheidet. –
aus: Franz Ser. Hattler SJ, Wanderbuch für die Reise in die Ewigkeit, II. Band, Dritter Teil. Warnungstafeln, 1884, S. 89 – S. 92

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