Der Muttergruß Ave Maria
Kennst du ihn den ältesten Gnadenort der Mutter Gottes? Das ist das Häuschen von Nazareth und im Häuschen das Kämmerlein, das war die erste Marien-Zelle. Dort hat sie gekniet nicht im Bilde, sondern mit Leib und Seele. Dort ist ihr der Gruß von Gott geboten worden. Dort hat sie in Liebe und Mitleid und herzlichstem Erbarmen für die ganze Menschheit sich angeboten, die Schmerzensmutter des Gekreuzigten zu werden. Und auf dieses Angebot hin hat sie vom heil. Geist für uns alle den Erlöser, Jesus Christus, empfangen:
„Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“
So ist sie durch Liebe und Opferwillen der Welt zur geistigen Mutter geworden. Die rechten Christen können es ihr nie vergessen, was sie damals in der stillen Kammer zu Nazareth Großes und Liebes an ihnen getan hat. Und wo einer seit anno 1 der christlichen Zeitrechnung von Christus dem Herrn eine Hilfe in der Not gefunden, der weiß es wohl, woher sie ihm geflossen, und wo die Quelle dieses Segens liegt; nämlich dort im Hause zu Nazareth, im leisen, demütigen aber liebeheißen Worte Mariens:
„Mir geschehe nach deinem Wort.“
Jetzt wirst du ein zweitesmal verstehen, warum wir Christen gar so gerne den Gruß in den Mund nehmen, den Maria alldort für uns empfangen hat, und warum wir sie wieder und millionenmal wieder grüßen mit dem kurzen Wort: „Ave Maria!“ Es ist ja der erste Freudenbote gewesen, der verkündet hat, es fange jetzt das neue frische Gnadenleben an; es ist das Maiglöcklein des Christentums, das A, der erste Buchstabe der neuen Weltgeschichte, welche von den erlösten Menschen erzählt. Darum nimmt es der Christ so gerne und sagt und betet es, und so ist es der große,, mehr als tausendjährige Gruß der Welt an die Mutter ihres Erlösers geworden. Es ist ein Lied, aus dem der süßeste Dank an die Mutter singt, die schon so oft und so reich geholfen hat.
Dir wohl auch schon oft, nicht wahr? Darum zieh ich allda einen Gedankenstrich wie einen Schlagbaum, und fordere auch von dir den Dankeszoll, ein „Ave“ aus dankbarem Herzen an Maria. –
Franz Ser. Hattler SJ, Wanderbuch für die Reise in die Ewigkeit, II. Band, Zweiter Teil. Mutter und Kind, 1884, S. 35 – S. 36
Ave- Maria – Wenn ich ein Glöcklein wär