Der heilige Papst Hilarius (461-468)

Der Papst trägt das Kreuz Christi, von Christus glorreich empfangen; es zeigt das Leiden der Päpste und zugleich der Kirche

Der unerschütterliche Fels im Sturm

Der heilige Papst Hilarius (regierte von 461 bis 468)

Hilarius war aus Sardinien gebürtig und unter Leo Archidiakon der römischen Kirche. Dieser Papst hatte ihn zur Beilegung der monophysitischen Wirren in den Orient geschickt. Auf der sogenannten Räubersynode 449, auf welcher der monophysitische Bischof von Alexandrien, Dioskur und sein Anhang, mit Hilfe der weltlichen Macht die katholischen Bischöfe misshandelten und vergewaltigten, nahm sich Hilarius des rechtgläubigen und verfolgten Bischofs Flavianus mit allem Nachdruck an und konnte sich vor den ihm drohenden Gefahren nur durch die Flucht retten.

Als Papst zeigte er sich seines großen Vorgängers würdig. Nach allen Seiten hin entwickelte er eine rastlose Tätigkeit in Aufrechthaltung der kirchlichen Ordnung. Mit Ernst und Nachdruck wies er Bischöfe zurecht, die ihre Machtbefugnisse gegen die kirchlichen Bestimmungen zur Benachteiligung von Mitbischöfen in Gallien und Spanien überschritten. Ein beherzigenswertes Wort schrieb Hilarius an die Bischöfe: „Der Herr erwartet als Frucht unseres Mutes nicht, dass wir unsere Herrschaft ausdehnen, sondern dass wir Seelen gewinnen.“ In Rom selbst war der Papst eifrigst bestrebt, die traurigen Verwüstungen gut zu machen, welche die Vandalen an den Kirchen und heiligen Stätten angerichtet hatten.

Sehr bedeutende Summen verwendete der Kunst liebende Papst während seines Pontifikates zur Wiederherstellung der vielen verwüsteten und beraubten Kirchen. Seine Unerschrockenheit wie seinen Eifer für die Reinheit des Glaubens bewies Hilarius dem Kaiser Anthemius gegenüber. Dieser wollte im Jahre 467 seinen Günstling Philotheus bei Gründung einer Sekte von Macedonianern in Rom unterstützen. In der Peterskirche hielt der Papst vor allem Volk an den Kaiser eine so nachdrucksvolle Rede, dass dieser das eidliche Versprechen gab, derartige verderbliche Bestrebungen nicht mehr zu unterstützen. –
aus: Andreas Hamerle C.Ss.R., Geschichte der Päpste, I. Band, 1907, S. 166 – S. 167

Wie Papst Leo so suchte auch der heilige Hilarius die alten, ehrwürdigen Satzungen der Kirche in Ansehen zu erhalten. Dabei ließ er es nicht an Liebe und Sanftmut fehlen und war bemüht, Balsam in Wunden zu träufeln, welche er schlagen musste, um den Gesetzen Achtung zu verschaffen.

In Frankreich hatte der Erzbischof Rusticus von Narbonne den frommen und würdigen Erzdiakon Hermes zum Bischof von Bezièrs geweiht, ohne das Volk gefragt zu haben, wie es damals Sitte war. Als der neue Bischof vom Volk nicht angenommen wurde, beschützte der Papst die Rechte des Volkes. Der Erzbischof von Arles, der als oberster Bischof von Frankreich sich der Sache hätte annehmen sollen, hatte geschwiegen; aber der Papst hatte namentlich durch den Bruder des Gotenkönigs Theodorich den wahren Sachverhalt erfahren.

Im November des Jahres 462 sprach der Papst in einem Brief an den Erzbischof Leontius seine Verwunderung aus, dass dieser uneingedenk der klaren Bestimmungen über das geschehene Unrecht nicht an ihn berichtet habe. Er forderte darum den Erzbischof auf, ihm über die Angelegenheit genaue Mitteilung zu machen. Doch bevor der Brief des Erzbischofs in Rom eintraf, war der Papst bereits durch zwei französische, nach Rom gekommene Bischöfe über diese Angelegenheit unterrichtet worden. Der heilige Hilarius entschied auf einer bald darauf in Rom abgehaltenen Kirchenversammlung, dass der Bischof Hermes seine Würde behalten dürfe, weil er sonst in bestem Ruf stand, aber einige Ehrenrechte seines Bischofsstuhles verlieren solle. In einem eigenen Schreiben teilte der Papst den Bischöfen Frankreichs diese Entscheidung mit.

Bei dieser Gelegenheit hat der Papst den Bischöfen Frankreichs auch einige sehr heilsame Vorschriften gegeben, die wir hier anführen wollen.

Alle Jahre sollten die Bischöfe in Frankreich eine große Kirchenversammlung abhalten, um kirchliche Angelegenheiten zu ordnen; die Entscheidung besonders wichtiger Dinge sollten sie dem Papst überlassen.

Um die Bischöfe und Geistlichen an ihre Kirchen zu fesseln, verordnete der heilige Vater, dass kein Bischof ohne Erlaubnis des Erzbischofs und kein Geistlicher ohne Erlaubnis des Bischofs seine Diözese oder Pfarrei verlassen dürfe.

Kirchengüter dürfen ohne Erlaubnis solcher Kirchenversammlungen nicht verkauft werden.

Noch öfter musste der Papst eingreifen, um die Rechte der Bischöfe Frankreichs genau zu bestimmen und unberechtigte Ansprüche einiger Bischöfe abzuweisen.

Auch dem Land Spanien schenkte der Papst seine Aufmerksamkeit. Der Bischof Silvanus von Calahorra hatte gegen den Willen des Volkes einen Geistlichen zum Bischof geweiht und nicht langer hernach für dieselbe Diözese einen anderen Bischof bestimmt. Auch über dieses Vorgehen erhielt der Papst von spanischen Bischöfen Nachricht. Der heilige Hilarius hielt eben am Jahrestag seiner Erhebung auf den päpstlichen Stuhl, am 19. November des Jahres 465 eine Kirchenversammlung in Rom. Hier bestimmte nun der Papst, dass eigentlich die beiden von Silvanus unrechtmäßig geweihten Bischöfe zugleich mit diesem abgesetzt werden müssten; aber aus Milde wolle er sie belassen, wenn sie ihm in allem Folge leisteten.

Bald darauf erhielt der Papst von den gleichen Bischöfen ein zweites Schreiben. Der Bischof Nundiarus von Barcelona hatte vor seinem Tod den Wunsch ausgesprochen, dass Irenäus, den er früher schon in seiner Diözese zum Bischof geweiht hatte, sein Nachfolger werde. Da Geistlichkeit und Volk diesen zu ihrem Oberhirten wünschten, hatten die Bischöfe der Provinz ihre Zustimmung gegeben. Jetzt baten sie den Papst um Bestätigung dieser Wahl. Aber der Papst erklärte, dass ohne die Zustimmung des Erzbischofs in Zukunft kein Bischof geweiht werden dürfe. Irenäus musste den Bischofsstuhl von Barcelona wieder aufgeben.

So hatte auch Papst Hilarius oft genug Gelegenheit, seine oberste Gewalt in verschiedenen Ländern auszuüben…

Am 29. Februar des Jahres 468 starb der hoch verdiente Papst nach einer segensreichen Regierung von sechs Jahren und drei Monaten und wurde in der Kirche des heiligen Laurentius in Rom begraben. Er wird als Heiliger verehrt.

Nach ihm bestieg jener Papst den Heiligen Stuhl, welcher die Krone des heidnischen Rom in den Staub fallen sah. –
aus: Chrysostomus Stangl, kath. Weltpriester, Die Statthalter Jesu Christi auf Erden, 1907, S. 128 – S. 131

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