Der heilige Papst Simplicius (468-483)

Der Papst trägt das Kreuz Christi, von Christus glorreich empfangen; es zeigt das Leiden der Päpste und zugleich der Kirche

Der unerschütterliche Fels im Sturm

Der heilige Papst Simplicius (regierte von 468 bis 483)

Gebürtig aus dem heutigen Tivoli in der Nähe Roms, hatte dieser Papst schwere Zeiten. Im Abendland sah er den Untergang des Weströmischen Reiches. Der Arianer Odoaker machte im Jahr 476 dem Kaisertum ein Ende und trat an die Stelle des letzten Schattenkaisers Romulus Augustulus als König von Italien. Odoaker war Führer eines deutschen Volksstammes und bisher im Sold der römischen Machthaber gestanden.

Bei dem Zusammenbruch der römischen Herrschaft im Abendland und der allgemeinen Auflösung der staatlichen Ordnung war das Papsttum der einzige aufrecht stehende Pfeiler. Des Papstes Hauptsorge nahmen die traurigen kirchlichen Zustände im Orient in Anspruch. In Konstantinopel waren Stolz, Ehrgeiz, und nationale Eifersucht gegen das Abendland bemüht, das Ansehen des Bischofssitzes von Konstantinopel auf Kosten der Rechte der alten Patriarchate und zum Schaden der kirchlichen Einheit zu erhöhen. Energisch leistete diesem Ansinnen Simplicius wie einst Papst Leo der Große Widerstand.

Heillose Verwirrungen bereitete im ganzen Oströmischen Reich die Irrlehre des Eutyches. War sie auch durch das Konzil von Chalcedon 451 verdammt worden, so war sie damit noch nicht beseitigt, im Gegenteil war sie nicht bloß mit aller Zähigkeit bestrebt, sich zu erhalten, sondern auch die Rechtgläubigen zu unterdrücken, ein Vorgehen, welches alle Irrlehren immer einhalten.

Am gewalttätigsten wurde gegen die Katholiken unter Basiliskus gewütet, der den rechtmäßigen Kaiser Zeno (457-491) verdrängte und sich zum Herrscher aufwarf. Basiliskus begünstigte die Monophysiten und vergewaltigte die katholischen Bischöfe und den rechtgläubigen Klerus. Gegen 500 Bischöfe waren feige genug, einem Erlass des Kaisers zuzustimmen, durch welchen die Akten des Konzils von Chalcedon und der Brief des Papstes Leo I. zur Zerstörung durch die Flammen verurteilt wurden.

Wie herrlich stehen die Päpste da im Vergleich mit so vielen orientalischen Bischöfen diesem nichtswürdigen Tyrannen gegenüber! Simplicius schrieb an die Mönche und an die Priesterschaft von Konstantinopel und forderte entschiedenen Widerstand mit solchem Erfolg, dass das theologische Willkür-Regiment des Usurpators gebrochen wurde. Wie Basiliskus durch Weiberintrige und Verrat auf den Thron gelangte, so wurde er wieder durch Weiberintrige und Verrat gestürzt. Zeno rückte heran, vom Volk sehnsüchtig erwartet.

Basiliskus widerrief in Angst vor dem wegen seiner Tyrannei erbitterten Volk sein früheres Edikt durch ein neues, in welchem er den Eutyches wie den Nestorius verdammte, aber es war zu spät! Er war verraten und verlassen. Zeno fand die Tore von Konstantinopel offen. Basiliskus flüchtete in die Kirche und bat für sich und seine Familie um Gnade. Er wurde nach Phrygien verbannt, dort mit Weib und Kind in eine Zisterne geworfen, wo er mit den Seinen des Hungertodes starb.

Zeno, wieder im Besitz des Thrones, suchte die Gunst der entschiedenen Katholiken zu erwerben und reichte dem Papst ein ganz tadelloses Glaubensbekenntnis ein mit dem Versprechen, den katholischen Glauben nicht antasten zu lassen und ihn gegen die Umtriebe der Häretiker zu schützen. Simplicius konnte mit Freude an der Wiederherstellung geordneter Verhältnisse im Orient arbeiten. Leider sollte er diese Freude nicht lange genießen. Bald erhob sich ein neuer Sturm und wurden neue Kämpfe herauf beschworen. Unterdessen starb Simplicius und überließ es seinem Nachfolger, das Schifflein Petri durch diesen Sturm zu führen. –
aus: Andreas Hamerle C.Ss.R., Geschichte der Päpste, I. Band, 1907, S. 167 – S. 169

Das kirchliche Leben weckte unser Papst dadurch, dass er besonders den Empfang der heiligen Kommunion sehr beförderte. Er stellte bei vielen Kirchen Priester an, welche die Pflicht hatten, zu jeder Stunde des Tages den Leib des Herrn dem Volk zu reichen. Er wusste, wie notwendig diese Engelsspeise dem Christen sei, der auf dem Weg des Heils Fortschritte machen wolle.

Seitdem Kaiser Konstantin dem Christentum volle Freiheit gewährt hatte, war der kirchliche Besitz durch viele Schenkungen rasch angewachsen. Die Verwaltung desselben konnten darum die Bischöfe allein nicht mehr besorgen; darum wurden unter Papst Simplicius eigene Geistliche aufgestellt, welche die Vermögens-Verwaltung der einzelnen Kirchen übernehmen mussten. Dieses Vermögen wurde in vier Teile eingeteilt. Ein Teil wurde für den Unterhalt des Bischofs, ein Teil für die Geistlichen einer jeden Diözese bestimmt; ein dritter Teil diente zum Bau und zur Ausstattung der Kirchen und für deren Unterhalt; der vierte Teil aber wurde zur Unterstützung der Armen verwendet.

Papst Simplicius hatte auch eine für den Frieden der Kirche sehr wichtige Angelegenheit zu ordnen, nämlich die Papstwahl. Die Besetzung des römischen Stuhles geschah bisher immer in gleicher Weise wie bei den übrigen Bischofsstühlen. Nach einigen Berichten soll nun Papst Simplicius gegen Ende seiner Regierung auch eine gewisse Anteilnahme der weltlichen Fürsten an der Papstwahl gestattet haben, um so durch die weltliche Gewalt Unruhen und Streitigkeiten bei solchem Anlass zu verhindern. Freilich haben in dieser Zeit Bischöfe und Priester sich noch gegen eine solche Einmischung der Kaiser in die Wahl des Papstes gewehrt; doch wir werden später sehen, dass ein gewisses kaiserliches Bestätigungsrecht zur Erhaltung des kirchlichen Friedens sich schließlich doch als notwendig erwies.

Aus den Briefen, die von diesem Papst auf uns gekommen sind, erkennen wir in Papst Simplicius einen hochgelehrten und gottesfürchtigen Mann, dessen Glaubenseifer alle Hindernisse besiegte. –
aus: Chrysostomus Stangl, kath. Weltpriester, Die Statthalter Jesu Christi auf Erden, 1907, S. 131 – S. 133

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