Das Pontifikat von Pius II. (1458-1464)

Der Papst trägt das Kreuz Christi, von Christus glorreich empfangen; es zeigt das Leiden der Päpste und zugleich der Kirche

Das Kreuz und der Halbmond

Papst Pius II. (regierte von 1458-1464)

Am 19. August wurde Äneas Silvius als Pius II. feierlich mit der dreifachen Krone geschmückt. Pius stammte aus dem altadeligen Haus der Piccolomini in Siena und wurde am 18. Oktober des Jahres 1405 in dem Flecken Corsignano in Italien geboren. Er kam im Alter von achtzehn Jahren in die Schule von Siena, erlernte mit Leichtigkeit die alten Sprachen und studierte die Rechtswissenschaft. Als der Kardinalbischof Capranica von Fermo nach Basel reiste und Siena berührte, ging Äneas im Jahre 1432 als Geheimschreiber mit ihm. In verschiedenen Stellungen verweilte er fast 24 Jahre in Deutschland. Hier trat er mit vielen andern gegen den rechtmäßigen Papst Eugen IV. auf, schloß sich sogar öffentlich an den Gegenpapst an und erhielt eine Stelle in dessen Kanzlei. Doch gefiel ihm das Treiben des Gegenpapstes bald nicht mehr.

Daher verließ er diesen und ging im Jahre 1442 an den Hof des deutschen Kaisers Friedrich III. Dort zeichnete er sich so aus, daß der Kaiser ihn zu seinem vertrautesten Ratgeber machte. Bald wurde Wien die Stätte seiner weiteren Tätigkeit. Von da an trat er mit seinem kaiserlichen Herrn immer entschiedener auf Seiten des Papstes Eugen IV: und wirkte viel Gutes für die kirchliche Einigkeit in Deutschland. Als er als Beamter des Kaisers im Anfang des Jahres 1445 nach Rom kam, war es sein beständiges Bemühen, dem Papst neue Anhänger zuzuführen. In demselben Jahr wurde Äneas Silvius Priester und trat mit mehreren Kardinälen, die von den Päpsten an den kaiserlichen Hof geschickt worden waren, in näheren Verkehr. Schon zwei Jahre später wurde er Bischof von Triest und im Jahre 1449 in seiner eigenen Vaterstadt Siena unter Papst Callixtus III. Kardinalpriester. Als dieser Papst nach zwei Jahren starb, wurde Äneas am 19. August des Jahres 1458 in einem Alter von dreiundfünfzig Jahren dessen Nachfolger. Durch Wechselfälle aller Art, durch große Irrtümer hindurch wurde also Pius II. zum Heiligen Stuhl geführt. Angekommen auf dieser höchsten Würde der Welt, hatte er vor sich den grausamen Türken, um sich träge, christliche Fürsten, welche Jagd, Weiber und Eroberungen mehr liebten, als ihre Regenten-Pflichten zu erfüllen und Europa zu schützen. Papst Pius erließ bei seinem Regierungsantritt ein Schreiben mit folgendem Inhalt:

„Wir sind Menschen und der Schwäche und Unwissenheit unterworfen. Unter allem, was Wir vor unserer Erhebung auf den Heiligen Stuhl geschrieben und gesagt haben, ist manches Verkehrte gewesen. Aber Wir haben gefehlt, weil wir verführt wurden, und haben die Kirche Gottes verfolgt aus Unwissenheit. Wie einst der heilige Augustin, wollen auch Wir alles widerrufen, was sich Unrichtiges in unsern Schriften findet. Einst haben Wir geschrieben und gesprochen als junger Mann. Glaubt nun dem Greis, schätzt den obersten Hirten der Kirche höher als einen einzelnen Menschen, wendet euch von Äneas Silvius ab und hört Pius II.!“

Als Papst erkannte Pius als seine Hauptaufgabe die Bekämpfung der Türken, die im Jahre 1453 Konstantinopel erobert hatten und von dort aus Europa bedrohten. Im Januar des Jahres 1459 berief der heilige Vater die christlichen Fürsten zu einer Versammlung nach Mantua, um sich über einen Kreuzzug gegen die Türken zu beraten. Doch am Eröffnungstag im Juni desselben Jahres war außer dem Papst fast niemand erschienen. Kaiser Friedrich III. kam nicht; denn die deutschen Fürsten waren unter sich im Streit. Ungarn, die Hauptstütze gegen die Türken, wurde vom Kaiser selbst in einen Krieg verwickelt. Der Papst musste dem Kaiser mit allem Ernst vom Krieg abraten. In der Versammlung selbst wurde viel versprochen, hernach aber so viel wie nichts getan.

Bewogen durch das Bitten des heiligen Vaters beschlossen die Gesandten der Fürsten endlich doch den Krieg gegen die Türken. Als es sich aber um die Mittel zum Krieg handelte, stritten sie sich wieder. Drei Stunden sprach der Papst und setzte allen die Notwendigkeit des Krieges auseinander. Nun verpflichteten sich die Geistlichen Italiens, drei Jahre den zehnten Teil ihres Einkommens, die Weltleute den dreißigsten und selbst die Juden den zwanzigsten Teil für die Türkenkriege zu geben. Inzwischen kamen Gesandte über Gesandte nach Rom. Alle erzählten unter Tränen von den Grausamkeiten und Ausschweifungen des türkischen Sultans Mohammed. Da faßte der gelehrte und begeisterte Papst einen eigenartigen Entschluss. Bei der großen Nachlässigkeit der christlichen Fürsten entschloss sich nämlich der heilige Vater, im Jahre 1461 den Sultan Mohammed selbst zum Christentum zu bekehren. Er schrieb ihm einen ausführlichen Brief, um ihn von der Wahrheit und dem Wert des Christentums zu überzeugen. Wenn auch seine Worte bei dem grausamen und unsittlichen Sultan keinen Erfolg hatten, so sehen wir doch daraus den großen Eifer des Papstes. Nun war Pius entschlossen, der Welt ein großartiges Beispiel zu geben. Da er aus Bergwerken reichliche Gelder zusammen brachte, ließ er Schiffe bauen, um selbst an die Spitze eines Kreuzzuges gegen die Türken zu treten. „Vielleicht“, sagte er, „werden die christlichen Fürsten sich schämen, untätig zu Hause zu bleiben, wenn sie ihren Vater, den Statthalter Jesu Christi, trotz seines Alters und seiner Gebrechlichkeit in den Krieg voran ziehen sehen. Im Juni des Jahres 1464 befand sich der heilige Vater bereits in Ancona. Von dort eilte er nach Loreto und empfahl sich Gott und der heiligen Jungfrau. Nach Ancona zurück gekehrt, betete er drei Tage um den göttlichen Beistand, daß Gott vollenden möge, was die Menschen beginnen.

Doch war der Papst bereits todesmatt in Ancona angekommen, da der Kummer über die Teilnahmslosigkeit der christlichen Fürsten seinen Zustand täglich verschlimmerte. Als Pius sein Ende heran nahen sah, sprach er: „Mit der Hilfe Gottes habe ich alles getan. Anstrengungen und Gefahren habe ich nicht gefürchtet; allein ich kann das Werk nicht mehr vollenden; ich überlasse es euch. Vollbringt Gottes Werk, auf daß nicht durch eure Nachlässigkeit der heilige Glaube zu Grunde geht.“ Pius lebte nur mehr wenige Tage und starb in der Nacht vom 14. auf den 15. August des Jahres 1464 am Vorabend des Festes Mariä Himmelfahrt, um neunundfünfzigsten Jahr seines Lebens, im sechsten seiner Regierung.

Die Tätigkeit dieses Papstes ist reich an Enttäuschung und Missgeschick. Trotzdem aber waltete Pius mit ungebeugtem Mut seines hohen Amtes bis an das Ende. Nach dem für die Kirche zu frühen Tod dieses Papstes in Ancona kehrten die Kardinäle nach Rom zurück. Bevor sie den neuen Papst erwählten, verpflichteten sie sich alle durch einen Schwur, den Gewählten zu bestimmen, bald möglichst eine Kirchenversammlung zu berufen, damit der Türkenkrieg mich Nachdruck fortgesetzt und die Missbräuche in der Kirche abgeschafft werden. Hierauf schritten sie am 30. August zur Wahl Am sechzehnten Tag nach dem Tod des vorher gehenden Papstes bestieg Petrus Barbo den Heiligen Stuhl und nannte sich Paul II. –
aus: Chrysostomus Stangl, kath. Weltpriester, Die Statthalter Jesu Christi auf Erden, 1907, S. 591 – S. 594

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