Papst Callixtus III. (regierte von 1455-1458)
und der Sieg von Belgrad
Callixtus III., mit seinem Familiennamen Alfons von Borgia, wurde als Nachfolger Nikolaus VI. zum Papst gewählt. Er stammte aus einer katalonischen Adelsfamilie zu Xativa, hatte seine Studien zu Lerida mit Auszeichnung gemacht und war Doktor beider Rechte. Schon Papst Martin V. ernannte ihn zum Bischof von Valencia. Im Streit der Päpste mit dem spanischen König Alfons V. von Aragonien trat er als Vermittler auf und stellte den Frieden her. Zum Dank erhob ihn Papst Eugen IV. im Juli des Jahres 1444 zum Kardinalpriester. In dieser hohen Stellung blieb er einfach wie vorher und behielt alle jene Eigenschaften bei, die man bisher an ihm bewundert hatte. Der Kirchenversammlung von Basel wohnte er nicht bei, sondern hielt stets zum Heiligen Stuhl.
Am 8. April des Jahres 1455 bestieg er in einem Alter von 68 Jahren den päpstlichen Thron. Er besaß große Klugheit und die Kunst zu regieren; denn er war lange Jahre Präsident des königlichen Rates von Aragon gewesen. Auch war er ein entschiedener Feind der Mohammedaner, die Spanien zum Schauplatz ihres Treibens gewählt hatten. Schon als Kardinal hatte Callixtus ein Gelübde gemacht, das er als Papst erneuerte: „Ich verspreche Gott, daß ich mit allem Eifer und mit aller Sorgfalt arbeiten werde, um das heilige Land wieder zu erobern, das in die Gewalt der Feinde des Heilandes gefallen ist. Es möge meine rechte Hand erlahmen, wenn ich deiner, o Jerusalem, vergesse.“ Dem Willen entsprach die Tat.
Zu den Fürsten des Morgen- und Abendlandes schickte der neu gewählte Papst Gesandte, um sie im Kampf gegen die Mohammedaner zu ermuntern. Den Königen und dem Volk stellte er die drohenden Gefahren ernstlich vor Augen, schlug einen Kreuzzug vor und bestimmte das Jahr 1456 zum Aufbruch. Um ein gutes Beispiel zu geben, verkaufte er die heiligen Gefäße der Kirchen, um Geld aufzubringen und eine Flotte ausrüsten zu können. Dabei hatte er die Absicht, die Türken von zwei Seiten anzugreifen und so ihre Kriegsmacht zu teilen. Zahlreiche Kreuzprediger sollten Deutschland, Frankreich, Spanien und Ungarn durchziehen, um die Völker zur Beisteuer oder Teilnahme am Kreuzzug und zum Gebet für den glücklichen Erfolg anzueifern. Damals verordnete der Papst auch, daß zur Mittagszeit die Glocke geläutet wurde, um die Gläubigen zum Gebet aufzufordern.
Aber die Fürsten blieben im Angesicht der drohenden Gefahr gleichgültig. Der deutsche Kaiser Friedrich III. rührte sich nicht; König Karl VII. von Frankreich ließ in seinem Land nicht einmal das päpstliche Schreiben verkünden; der König von England hatte allerlei grundlose Ausflüchte. Dem neunundsechzig jährigen Greis auf dem Heiligen Stuhl ging diese Gleichgültigkeit tief zu Herzen.
Doch das Gebet des gläubigen Volkes fand Erhörung. Die päpstliche Armee erfocht einen glänzenden Sieg bei Belgrad am 22. Juli des Jahres 1456. (siehe auch den Beitrag: Capistran und die Schlacht um Belgrad) Dieser herrliche Sieg war das alleinige Werk des Papstes. Doch dieser begnügte sich damit nicht, sondern wendete sich wieder an die Könige des Abendlandes, um sie zu bitten, den entmutigten Gegner völlig zu vernichten. Was den Bitten des Papstes erwidert wurde, beweist so recht, wie der Geist der Auflehnung schon viele Herzen verhärtet hatte. Der deutsche Kaiser warf ihm sogar vor, er habe die gesammelten Gelder für sich selbst verwendet, um sich zu bereichern. Diese entsetzliche Verleumdung schleuderte der Kaiser einem Papst in das Angesicht, der selbst eine Flotte ausgerüstet, der seine Gesandten mit großen und wertvollen Geschenken bis nach Armenien und Persien geschickt hatte, um die dortigen Fürsten zum Kampf gegen Mohammed zu gewinnen…
Nur ein Vorwurf kann ihm gemacht werden, daß er seine Blutsverwandten begünstigte. (s. Nepotismus) Dieser Tadel trifft von jetzt an mehrere Päpste. Freilich läßt sich zu ihrer Entschuldigung sagen, daß sie bei der allgemeinen Treulosigkeit der Mächtigen eine sichere Stütze an den Verwandten finden wollten.
Papst Callixtus starb am 6. August des Jahres 1458, an dem Fest, das er ein Jahr früher zum Andenken an die Rettungsschlacht bei Belgrad für die ganze Kirche einsetzte.
Schon bei der Wahl des Papstes Eugen IV. hatten die Kardinäle einen Vertrag beschworen, nach dem der künftige Papst regieren sollte, Auch nach dem Tode des Papstes Callixtus III. schwuren die achtzehn anwesenden Kardinäle: „Der künftige Papst müsse den römischen Hof verbessern, den Türkenkrieg fortsetzen, dürfe den Heiligen Stuhl nicht verlegen, keine neuen Kardinäle wählen und keine Kirchengüter ohne Zustimmung der Kardinäle vergeben.-
aus: Chrysostomus Stangl, kath. Weltpriester, Die Statthalter Jesu Christi auf Erden 1907, S. 588 – S. 589