Die guten Hirten auf dem Stuhl Petri
Der heilige Papst Sixtus III. (regierte von 432-440)
Die römische Geistlichkeit sah aus gutem Grunde in dieser Zeit besonders darauf, Männer auf den heiligen Stuhl zu bringen, die entschlossen waren, lieber alles zu opfern, als auch nur ein Pünktchen des katholischen Glaubens aufzugeben.
Der heilige Papst Sixtus, der am 3. August des Jahres 433 den Stuhl Petri bestieg, hatte sich schon als einfacher Priester im Kampf gegen den Irrlehrer Pelagius ausgezeichnet.
Außerdem ließ es sich der heilige Papst Sixtus besonders angelegen sein, die Wunden zu heilen, welche der Kirche die Irrlehre des Nestors geschlagen hatte. Mit Sanftmut und Milde suchte er die irrenden Scherflein wieder zur Herde Jesu Christi zurück zu führen. Die Anführer aber ermahnte er wiederholt, sich den Aussprüchen der Versammlung zu Ephesus zu unterwerfen. Ein wichtiges, ganz unerwartetes Ereignis begünstigte das Bestreben des Papstes, die Einheit des Glaubens wieder herbei zu führen.
Der junge Kaiser Theodosius führte nämlich einen Krieg mit den Persern und wurde dabei besiegt. Das brachte ihn auf den Gedanken, daß daran die religiöse Zerrüttung seiner Untertanen schuld sei. Er befahl darum den Nestorianern, ihre Irrlehre zu verlassen. Diese gaben darauf die Erklärung ab: „Christus ist wahrer Gott und wahrer Mensch, und die göttliche und die menschliche Natur sind in ihm, als in einer Person vereinigt. Weil er durch Maria Fleisch angenommen hat, so wird diese mit Recht Gottesgebärerin genannt.“ Der Patriarch Cyrillus berichtete in einem schreiben im April des Jahres 433 diese Unterwerfung der Nestorianer nach Rom. Die Freude des Papstes darüber war groß, und wurde noch vermehrt durch ein ehrfurchtsvolles Schreiben des Patriarchen Johannes von Antiochia, der bisher den Nestors hartnäckig verteidigt hatte.
Leider sollte diese Freude des Papstes nicht von langer Dauer sein. Bald fingen mehrere morgenländische Bischöfe an, geheime Versammlungen zu halten, in denen sie den heiligen Cyrillus, den Vorkämpfer der Freiheit und Wahrheit, verleumdeten. Sie taten hier, was die Arianer gegenüber dem heiligen Athanasius getan hatten. Sie schrieben an den Papst, daß er nicht genau unterrichtet gewesen sei, als er über Nestor das Urteil gesprochen habe. Durch diese Appellation nach Rom lieferten also auch die Nestorianer den schlagenden Beweis, daß sie im Papst das Haupt der Kirche sahen.
Trotz seiner vielen Sorgen um die Reinhaltung des katholischen Glaubens vergaß der Papst seine Hauptstadt nicht. Er erbaute dort eine schöne Marienkirche, verwendete außerdem noch große Summen besonders auf die Ausschmückung der Kirche des heiligen Laurentius und schenkte derselben kostbare silberne Gefäße. Außerdem erneuerte er die liberianische Kirche St. Maria Maggiore; in den Hauptbestandteilen erhielt sich sein Werk bis zur Gegenwart. Die Inschrift am Triumphbogen verkündet noch heute sein Verdienst.
Sein segensreiches hohepriesterliches Wirken beschloß der Papst im neunten Jahr seiner Regierung am 19. August des Jahres 440. Von ihm erhielten 52 Bischöfe, 28 Priester und 12 Diakone die heiligen Weihen.
Das Sterbelager dieses Papstes umtobten wilde und blutige Kämpfe; denn die Zeit war gekommen, in der das alte Weltreich der Römer untergehen sollte. Fremde Völker erhoben sich und wendeten sich gegen Rom. Das Blut floß in Strömen. –
aus: Chrysostomus Stangl, kath. Weltpriester, Die Statthalter Jesu Christi auf Erden, 1907, S. 104 – S. 106
Er bemühte sich, die Entscheidung Cölestins und des Konzils von Ephesus gegen die Irrlehre des Nestors allenthalben zur Geltung zu bringen und die Irrenden wieder mit der Kirche zu vereinigen. Wollte ihm dies auch nicht allerorts gelingen, so brachte er doch durch seine Hirtensorgfalt viele zur Glaubenseinheit zurück. Der Sieg des wahren Glaubens in diesem Kampf fand seinen Ausdruck im Bekenntnis: Maria ist Mutter Gottes. Um diesen Sieg durch ein würdiges Denkmal zu verewigen, ließ Sixtus die Muttergottes-Kirche, die unter dem hl. Liberius erbaut worden war, in großartige Weise umbauen und sie zu Ehren der Lieben Frau mit herrlichen Gemälden schmücken. Diese Gemälde, aus Mosaik verfertigt, brachten Begebenheiten aus dem Leben der Mutter Gottes und der Kindheit Jesu zur Darstellung und sind zum Teil noch jetzt erhalten. Auf dem Triumphbogen der Kirche sieht man als Widmung die Worte: „Der Bischof Xystus dem Volke Gottes.“ –
aus: Andreas Hamerle C.Ss.R., Geschichte der Päpste, I. Band, 1907, S. 163