Heiliger Joseph von Calasanza Ordensstifter

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

27. August

Der heilige Joseph von Calasanza sitzt etwas erhöht auf einem Stuhl, vor ihm steht ein Junge, die Hände gefaltet; man sieht weitere Buben im Hintergrund sowie einen vorne auf einem Schemel sitzen, der in einem Buch liest; links vorne steht ein Mitarbeiter des Heiligen, der mitschreibt; an der Wand hängt ein Kruzifix, rechts und links davon die zwei heiligen Frauen

Der heilige Joseph von Calasanza Ordensstifter

Dieser Heilige wurde 1556 auf dem Schloß Calasanza in Spanien von sehr vornehmen und reichen Eltern geboren und vortrefflich erzogen in der Liebe zu Gott und Maria. Seine fromme Mutter pflanzte einen solchen Haß gegen das Böse in sein Herz, daß der feurige Knabe – erst fünf Jahre alt – sich entschloss, den Teufel umzubringen. Zu diesem Zweck bewaffnete er sich heimlich mit einem kleinen Degen. Eines Tages spielte er mit anderen Knaben auf dem Felde; da erblickte er auf einem Ölbaum einen dunklen Schatten und kletterte in der Meinung, dies sei der Teufel, sogleich zornentbrannt hinauf. Der Schatten schien höher und hher zu steigen, der kleine Joseph mit dem Degen in der Hand folgte ihm nach, bis – ein Ast unter ihm brach und der kühne Streiter herab fiel, jedoch ganz unverletzt blieb. Deshalb verboten ihm die Eltern, allein auszugehen, erlaubten ihm aber, brave Knaben ins Haus zu nehmen. Da war nun Joseph lauter Leben; er erklärte den Knaben alle Teile seines Altärleins und deren Bedeutung, stieg dann auf einen Stuhl, predigte voll Feuer von der Verehrung der lieben Mutter Gottes und schenkte seinen Zuhörern, damit sie fleißig kämen und noch andere mitbrächten, allerlei süße Gaben.

Joseph machte später auf der Hochschule zu Lerida glänzende Fortschritte in den Wissenschaften und wußte trotz seiner sittlichen Strenge – er trug beständig ein Bußkleid, fastete oft bei Wasser und Brot und geißelte sich blutig – die Zuneigung der Studenten in so hohem Grade zu gewinnen, daß er sehr viel Böses verhindern konnte. Auf der Universität Alcala erwarb er sich die Doktorwürde in der Rechtswissenschaft.

Nun begann ein schmerzvoller Kampf für Joseph: er hatte schon ewige Keuschheit gelobt und wünschte Priester zu werden; der Vater aber verlangte, daß er heirate und in Staatsdienst trete. Zwischen das Gelübde und den kindlichen Gehorsam gestellt, litt Joseph`s zartes Herz unbeschreiblich; Tag und Nacht kniete er vor Maria und bat um Hilfe. Da wurde er todkrank und von den Ärzten aufgegeben. Weinend stand der trostlose Vater am Bett des einzigen Sohnes und wartete auf dessen letzten Atemzug. Wie aus einer Ohnmacht aufwachend sagte der Sterbende: „Liebster Vater, Maria erbittet mir das Leben, wenn du mir erlaubst, Priester zu werden.“ „Gerne, wenn du nur am Leben bleibst“, antwortete der Vater. In wenigen Tagen war Joseph ganz gesund. Wenige jahre nachher feierte der edle Sproß des Hauses Calasanza seine Primiz mit einer Demut und Andacht, welche auf alle Teilnehmer einen ergreifenden Eindruck machte; bald darauf reichte er dem geliebten Vater die heiligen Sterbe-Sakramente. Joseph verteilte nun sein reiches Erbe an Kirchen und Arme und wünschte in ein Kloster zu gehen; allein sein Bischof vermochte ihn zu bestimmen, daß er sich der Seelsorge widmete, in welcher er auch mehrere Jahre mit erstaunlichem Segen wirkte. Der Bischof ehrte voll Dank seine hohen Verdienste und ernannte ihn – erst dreißig Jahre alt – zu seinem Generalvikar; aber Gott hatte andere Absichten.

Dem unerklärlichen Drang seines Herzens und dem Rat des Beichtvaters folgend, legte Joseph seine Ämter nieder und pilgerte nach Rom, wo er sich zuerst ganz dem Gebet und dann im Verein mit dem hl. Kamillus dem Krankendienst widmete. In dieser Tätigkeit bemerkte er einen sehr großen Übelstand: er sah Scharen von Kindern, deren Eltern durch den krieg oder die Pest oder durch Unglücksfälle umgekommen waren, auf den Straßen umher laufen, betteln, verwildern und in den Höhlen des Lasters verderben. Sein edles Herz blutete ob diesem Elend, und eine innere Stimme sagte ihm: „Du sollst diesen Armen und Waisen ein Helfer sein.“ Sogleich warf er die Netze seiner Liebe und Klugheit aus, die verwahrlosten Kinder zu sammeln und in den verschiedenen Schulen unterzubringen. Da ihm alle Mittel zu diesem Werke mangelten, wallfahrte er zur Mutter Gottes nach Loretto. Nach seiner Rückkehr erhielt er gleich vom Pfarrer Brendani zwei Schulzimmer, vom hl. Kamillus zwei Priester als Lehrer, und im nächsten Herbst 1597 eröffnete er schon die „fromme Schule“ mit hundert Knaben, die er im Notwendigen und für Zeit und Ewigkeit Nützlichen unterrichtete. –

Die erstaunlichen Früchte seiner Methode und Einrichtung öffneten ihm die Hände zahlreicher Wohltäter, mehrere Priester und angesehenen Männer verbanden sich mit ihm zu gemeinsamem Leben und unentgeltlichem Unterricht, die Schülerzahl mehrte sich schnell auf siebenhundert, und Papst Klemens VIII. Beschenkte das fromme Institut mit einer jährlichen Gabe von zweihundert Talern. Aber das herrliche Aufblühen dieser Freischule stachelte den giftigen Neid und die Habsucht anderer Schulmeister und Lehranstalten. Joseph wurde schändlich verleumdet, und seine Schulen wurden als Höhlen der Sittenlosigkeit verlästert. Die Untersuchung jedoch rechtfertigte so glänzend Joseph`s Herzensgröße und Heiligkeit, daß der Papst ihn zum Kardinal erheben wollte; er aber lehnte diese Würde ab und blieb bei den Kindern, deren Zahl sich auf zwölfhundert vermehrte.

Um diesem Institut einen festen Bestand zu geben, verwandelte Joseph seinen Verein in einen wirklichen Orden, dem Papst Gregor XV. 1622 die kirchliche Bestätigung erteilte unter dem Namen: „Kongregation der regulierten Kleriker von den frommen Schulen“ oder kurz „Piaristen“ – und den Stifter als ersten General einsetzte. Als Ordensvorstand war Joseph wirklich Alles Alles; er arbeitete Tag und Nacht, wählte für sich das Mühsamste, sammelte mit dem Sack auf dem Rücken Almosen und tat die geringstenDienste im Haus.

Sein Orden verbreitete sich schnell in Italien, Spanien und Österreich, und sein Name wurde weithin berühmt. Aber der Weg des Kreuzes war für Joseph noch nicht zu Ende. Zwei ehrgeizige Ordenspriester – Stephan und Marius, verleumdeten ihn so sehr, daß er – ein Greis von sechsundachtzig Jahren – am hellen Mittag wie ein Verbrecher über die öffentlichen Straßen von der Polizei vor Gericht geführt wurde; man erklärte ihn zwar für unschuldig, aber er wurde „wegen Alters- und Verstandesschwäche des Amtes als General entsetzt und Stephan zum Nachfolger ernannt. Doch Joseph sprach kein Wort über Undank oder Verrat, sondern nur: „Lassen wir Gott walten, für Jesus Schmach leiden ist unser Beruf.“ Nun kämpfte Marius wider Stephan, und es kam so weit, daß der Papst diesen Orden 1646 auflöste und in eine einfache Kongregation umwandelte. Doch bald zerstreute die Sonne der Gerechtigkeit die schwarze Wolke der Schande, welche den Heiligen umhüllte. Stephan kam auf`s Sterbebett, widerrief seine Lügen und bat den Heiligen reuevoll um Verzeihung; Marius dagegen, welchen die gleiche Krankheit befiel, starb unbußfertig.

Mitten im Meere der Trübsale und der Sorge um die armen Waisenkinder war Joseph doch überreich an übernatürlichem Trost. Maria erschien ihm mit dem Jesuskindlein auf dem Arm, umgeben von Engeln, und erfüllte sein Herz mit himmlischer Wonne. Mehreren Mitbrüdern, die den bösen Zungen geglaubt hatten, öffneten die Wunder, welche er an Kranken und Toten wirkte, die Augen, so daß sie ihre Verirrung bereuten und die Heiligkeit ihres Vaters erkannten. Die armen Kinder waren ihm in dankbarer Liebe und zärtlicher Anhänglichkeit treu geblieben; er bewahrte in sich die gewisse Hoffnung, daß sein Orden sich wieder erheben und von dem Papst werde bestätigt werden. Mit dieser süßen Hoffnung starb er – fast zweiundneunzig Jahre alt – 1648, und Papst Klemens IX. setzte 1669 den Orden wieder ein, der seitdem in vielen Ländern segensreich fortwirkte. Nach hundert Jahren fand man Herz und Lunge der hl. Joseph ganz unversehrt, und Papst Klemens XIII. zählte ihn 1767 den Heiligen bei. –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 632-634

Tags: Heilige

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