Der dritte Kreuzzug (1189 bis 1192) gegen Jussuf Saladin
Nach dem erfolglosen Ausgang des zweiten Kreuzzugs war das Königreich Jerusalem durch inneren Zwiespalt und fortgesetzte Angriffe von außen immer machtloser geworden. Eine Zeit lang hatten zwar Balduin III. und sein Bruder Amalrich, der ihm im Jahr 1162 auf dem Thron gefolgt, gegen den tapferen Nureddin, den Eroberer von Edessa, dessen Vater Zenki sich zum Beherrscher von Mossul emporgeschwungen, nicht ganz ohne Glück gekämpft; als sich jedoch zu diesem gefürchteten Gegner in dem berühmten Saladin ein zweiter gesellte und auf Amalrich, der im Jahr 1173 starb, in seinem Sohn Balduin IV. (1173 bis 1185) und dessen Neffen Balduin V. (1185 bis 1186) zwei unmündige Herrscher folgten, stieg die Gefahr für das Königreich Jerusalem aufs Äußerste.
Jussuf Saladin
Jussuf Saladin, ein junger Kurde, der im Dienst Nureddins rasch emporgestiegen, war im Jahr 1163 mit seinem Oheim Schirkuh, den Nureddin mit einem Heer nach Ägypten gesandt, um einen vertriebenen und zu ihm entflohenen Wesir der Fatimiden wieder einzusetzen, in dieses Land gekommen und hatte, als Schirkuhs Nachfolger in der Führung des Heeres, die von diesem begonnenen Eroberung Ägyptens vollendet.
Obgleich er den Namen eines Statthalters Nureddins beibehielt, war er tatsächlich der selbständige Gebieter des Reiches, und als nach dem Tode Nureddins, dem keine Zeit mehr geblieben, seine Oberherrschaft über Ägypten sicherzustellen, in dessen Haus Zwistigkeiten ausbrachen, gelang es ihm, nach und nach dessen gesamte Länder an sich zu ziehen, so dass vom Jahr 1176 an seine Herrschaft sich von Kairo bis nach Aleppo erstreckte und im Halbkreis den schmalen Küstenstrich des Reiches von Jerusalem umschloss. Gleich ausgezeichnet als Herrscher wie als Feldherr und allgemein beliebt wegen seiner Gerechtigkeitsliebe, Freigebigkeit und Großmut, wurde er bald der eigentliche Held des Islams, als dessen eifrigster Vorkämpfer er sich erwies.
Die freche Gewalttat von Rainald von Chatillon
Gegen einen so gefährlichen Feind hätten die morgenländischen Christen sich nur durch das einmütigste Zusammengehen unter dem Aufgebot aller Kräfte des Landes schützen können; daran hinderten sie jedoch die inneren Streitigkeiten der Vasallen, sowie die eingetretene sittliche Erschlaffung, und so blieb Saladin im Kampf gegen sie, trotz des Heldenmutes, den die Christen in einzelnen Gefechten entwickelten, im Ganzen im Vorteil.
Im Jahr 1184 kam es zu einem Waffenstillstand, während dessen Balduin IV. und Balduin V. starben und des Letzteren Stiefvater, Guido (Veit) von Lusignan, durch die Ränke seiner Gemahlin Sibylla, einer Tochter Amalrichs, auf den Thron erhoben wurde. Kaum hatte derselbe die Regierung angetreten, als durch eine freche Gewalttat des Ritters Rainald von Chatillon der Friede mit Saladin aufs Neue gestört wurde.
Rainald überfiel die Mutter Saladins, die im Vertrauen auf die herrschende Waffenruhe durch das christliche Gebiet reiste, um sich von Ägypten nach Damaskus zu begeben, raubte ihre Schätze und tötete ihre Begleiter. Saladin forderte Genugtuung, und da Guido dieselbe verweigerte, rückte der Sultan mit einem Heer von 90.000 Mann in Palästina ein. Bei Hiddin oder Tiberias kam es am 4. Juli 1187 zu einer blutigen Schlacht, in welcher die Christen nach tapferem Kampf erlagen.
Der Kampf bei Hiddin (Tiberias) und die Einnahme von Jerusalem durch Saladin
Saladin reichte dem König Guido, der mit seinem Bruder Amalrich, Rainald von Chatillon, dem Großmeister der Tempelherren und vielen anderen Edlen in seine Hände gefallen, in seinem Zelt den Becher der Gastfreundschaft; dagegen empfing Rainald von Chatillon von seiner eigenen Hand den Todesstreich. Den gefangenen Tempelherren und Johannitern ließ Saladin die Wahl dem Übertritt zum Islam und schmachvoller Hinrichtung, und da sie erklärten, dass sie freudig für Christum sterben würden, war der Märtyrertod ihr Los.
Der Tag von Hiddin war entscheidend für das Schicksal des christlichen Morgenlandes. Rasch nahmen Saladins Reiterscharen alle bedeutenderen Städte: Sidon, Joppe, Berytus, sogar das wichtige Akkon; dann fiel auch das von Saladin selbst belagerte Jerusalem. Mangel an Lebensmitteln und die Schwäche der Besatzung nötigten die Stadt zur Kapitulation; sie ergab sich am 2. Oktober nach einem Vertrag, welcher den Einwohnern gegen die Entrichtung eines Lösegeldes, das auf zehn Goldstücke für den Mann, fünf für das Weib und eins für das Kind festgesetzt war, der Abzug mit Hab und Gut gestattete. Wer dieses Lösegeld nicht aufbringen konnte, sollte als Gefangener zurückbleiben.
Die Kirche des heiligen Grabes und das Hospital des heiligen Johannes, für welche Saladin seinen besonderen Schutz zusagte, verblieben den Christen und der Besuch des heiligen Grabes und der Besuch des heiligen Grabes sollte ihnen gegen Erlegung eines Goldstücks gestattet sein.
Nachdem Saladin am 3. Oktober seinen Einzug in die Stadt gehalten, wurde unter dem Klagegeschrei der Christen das vergoldete Kreuz von der prachtvollen Kirche auf Moria herabgestürzt, an Stricken durch die Straßen gezogen und an den Kalifen von Bagdad gesandt. Die Kirche selbst ließ Saladin, nachdem alle christlichen Geräte entfernt worden, mit Rosenwasser auswaschen und mit Ambra durchräuchern, worauf sich die Gläubigen zur Danksagung in derselben versammelten. Übrigens hielt Saladin, seiner Zusage gemäß, strenge Mannszucht und gestattete seinen Soldaten erst dann, die Stadt zu betreten, nachdem die Christen aus derselben abgezogen; auch schenkte er allen denjenigen, die ihre Armut nachweisen konnten, die Freiheit ohne Lösegeld.
Der Aufruf zum dritten Kreuzzug und Versöhnung zwischen den Königen Englands und Frankreichs
Die Kunde von dem Verlust Jerusalems rief unter der gesamten abendländischen Christenheit Bestürzung und tiefe Trauer hervor und weckte zugleich unter den Fürsten und Rittern den seit dem unglücklichen Ausgang des zweiten Kreuzzugs erschlafften Eifer für die Sache des heiligen Grabes wieder auf. Gregor VIII. beauftragte den Erzbischof Wilhelm von Tyrus, der aus Palästina herübergekommen war, um die Hilfe des Abendlandes anzurufen, in Frankreich und Deutschland das Kreuz zu predigen, während er selbst nach Pisa reiste, um diese Stadt mit Genua zu versöhnen und von beiden Republiken die zur Überfahrt der Kreuzfahrer nötigen Schiffe zu erlangen.
Indessen war es ihm nicht beschieden, selbst die Früchte seiner Bemühungen für den neuen Kreuzzug zu sehen: er starb schon am 17. Dezember 1187 zu Pisa. Sein Nachfolger, Clemens III., der zwei Tage später auf den päpstlichen Stuhl erhoben wurde, war von dem gleichen Eifer für die Wiedereroberung Jerusalems beseelt und förderte das Zustandekommen des dritten Kreuzzugs besonders dadurch, dass er den Trierischen Wahlstreit im Einvernehmen mit Friedrich durch die Beseitigung der beiden Nebenbuhler und die Verleihung des Erzbistums an den kaiserlichen Kanzler Johannes erledigte, indem dadurch nicht nur der Friede in den Rheinlanden hergestellt, sondern auch das Interesse des versöhnten Kaisers dem geplanten großen Unternehmen in erhöhtem Grade zugewandt wurde.
Auch die Könige Philipp August von Frankreich, Ludwigs VII. Sohn und Nachfolger, und Heinrich II. von England, die seit längerer Zeit durch eine Fehde entzweit waren, wurden auf einer persönlichen Zusammenkunft zu Gisors durch den päpstlichen Legaten, den Kardinalbischof Heinrich von Albano, unter Mitwirkung des gleichfalls anwesenden Erzbischofs Wilhelm von Tyrus bewogen, ihren Streit ruhen zu lassen, um vereint das Kreuz zu nehmen (21. Januar 1188).
Kaiser Heinrich Barbarossas Vorbereitungen für den Kreuzzug
In Deutschland wurde die wichtige Frage des Kreuzzugs auf einem allgemeinen Reichstag entschieden, den Friedrich auf den Sonntag Laetare (27. März) 1188 nach Mainz ausgeschrieben. Auf demselben empfing der greise Kaiser selbst das Kreuz aus den Händen des Bischofs von Würzburg, und seinem Beispiel folgten, außer seinem Sohn Friedrich von Schwaben, die Bischöfe von Würzburg, Münster, Meißen, Lüttich, Bamberg, Freising, Regensburg, Passau, Osnabrück, Verden, Basel und Straßburg; die Herzoge Berthold von Meran und Theobald von Böhmen; der Landgraf Ludwig Vi. Von Thüringen und der Markgraf Hermann IV. Von Baden; die Grafen von Holland, Kleve, Luxemburg, Geldern, Sayn, Berg, Nassau, Salm, Jülich, Holstein, Kyburg u.a., sowie viele Tausende von Rittern.
Da Friedrich durch eigene Erfahrung alle Schwierigkeiten eines Heerzugs nach dem Morgenland kennengelernt, ging er bei der Ausführung des beschlossenen Unternehmens mit der größten Vorsicht zu Werke. Nachdem man sich auch diesmal für den Landweg entschieden, sandte er den Erzbischof Konrad von Mainz nach Ungarn, um mit dem König Bela III. über den Durchzug des Kreuzheeres und die Lieferung von Lebensmitteln eine Vereinbarung zu treffen, während andere Gesandte zu dem gleichen Zweck an den griechischen Kaiser und an den Sultan von Ikonium abgeordnet wurden.
Sie alle kehrten mit günstigen Nachrichten nach Deutschland zurück. Dem Sultan Saladin selbst ließ der Kaiser durch den Grafen Heinrich von Diez nach Ritterweise Feindschaft und Krieg ansagen, falls er sich weigere, seine Eroberungen in Palästina herauszugeben. Um von dem Kreuzheer alles beutelustige Gesindel fernzuhalten, wurde verordnet, dass mit Ausnahme von Dienst- und Werkleuten niemand an dem Zug teilnehmen dürfe, der nicht waffengeübt und in der Lage sei, die Kosten der Kreuzfahrt für die Dauer von zwei Jahren zu bestreiten; doch ermöglichte Friedrich vielen die Ausführung ihres frommen Wunsches durch eine Steuer, welche den Wohlhabenden auferlegt wurde.
Der Friedebrief als strenges Gesetz über den Landfrieden in Deutschland
Damit die Ruhe und Ordnung in Deutschland während der Abwesenheit des Kaisers nicht gestört werde, wurde ein strenges Gesetz über den Landfrieden, Friedebrief genannt, erlassen und die Zerstörung verschiedener Raubschlösser angeordnet.
Da das Treiben Heinrichs des Löwen, der im Jahr 1185 mit des Kaisers Erlaubnis nach Deutschland zurückgekehrt war und in Sachsen wieder zahlreichen Anhang gefunden hatte, Besorgnis erregte, ließ ihm Friedrich die Wahl, entweder gegen Wiederherstellung eines Teils seines früheren Besitzstandes allen weiteren Ansprüchen zu entsagen oder auf Kosten des Kaisers an dem Kreuzzug teilzunehmen, in welchem Fall ihm nach der Rückkehr vollständige Entschädigung zuteil werden solle, oder endlich mit seinen Söhnen in die Verbannung zurückzukehren. Er wählte das Letztere und begab sich zu Anfang des folgenden Jahres aufs Neue nach England.
Aufbruch des deutschen Kaisers ins heilige Land
Nachdem Friedrich am Ostertag (15. April) 1189 zu Hagenau Muschel und Pilgerstab empfangen, begab er sich nach Regensburg, das er zum allgemeinen Sammelplatz für die Kreuzfahrer bestimmt hatte. Hier bestieg er am 11. Mai mit seinem Gefolge das reich geschmückte Schiff, das ihn die Donau hinab tragen sollte, während das Heer, das über 20.000 Ritter zählte, den Strom entlang zog. In Wien, wo der Herzog Leopold VI. Für einen glänzenden Empfang Sorge getragen, erhielt das Kreuzheer neuen Zuwachs durch einzelne Abteilungen, die bereits früher auf verschiedenen Wegen nach dem Osten aufgebrochen.
In Pressburg, das vor dem Pfingstfest erreicht wurde, übertrug der Kaiser seinem Sohn Heinrich, der ihm bis dahin gefolgt, feierlich die Verwaltung des Reiches und erließ verschärfte Gesetze über Mannszucht, die auch bald darauf, zum abschreckenden Beispiel für alle, an zwei elsässischen Edlen, welche den Heeresfrieden gebrochen, durch öffentliche Hinrichtung zur Anwendung gebracht wurden.
In Gran wurde der Kaiser von dem König Bela III. von Ungarn, der ihm mit einem glänzenden Gefolge entgegen gezogen, auf das Ehrenvollste empfangen, und zum Zeichen gegenseitiger Freundschaft Friedrich von Schwaben mit einer Tochter Belas verlobt, was viele Ungarn bewog, sich den Kreuzfahrern anzuschließen.
Nachdem das Kreuzheer, das jetzt 50.000 Ritter und außerdem eine große Menge streitfähiger Mannschaft zählte, ohne besondere Unfälle die Morawa erreicht hatte, wo die von Regensburg mitgebrachten Schiffe dem König von Ungarn überlassen wurden, überschritt dasselbe, in vier Kolonnen geteilt, die Grenze von Bulgarien. Hier sahen sich die Kreuzfahrer von Feindseligkeiten aller Art umgeben, und da mehrere bulgarischen Gefangenen das Geständnis ablegten, dass sie durch die Griechen gegen das Kreuzheer aufgehetzt worden, schickte Friedrich Gesandte nach Konstantinopel, um sowohl hierüber als über die mangelhafte Erfüllung der von dem griechischen Kaiser eingegangenen Verpflichtungen Rechenschaft zu verlangen.
Der byzantinische Kaiser Isaak Angelus gegen die Kreuzfahrer
Kaiser Isaak Angelus, ein ebenso grausamer als charakterloser Fürst, der im Jahr 1185 durch eine blutige Palastrevolution, die der Herrschaft der Komnenen ein Ende machte, auf den Thron gelangt war, lebte in dem Wahn, Friedrich gehe auf die Eroberung des griechischen Reiches aus, und hatte sich daher, ungeachtet des mit dem Kaiser geschlossenen Vertrages, insgeheim mit Saladin verbündet. Seine Macht überschätzend und von schrankenlosem Dünkel aufgebläht, wagte er es, dem Kaiser zu trotzen, indem er dessen Gesandte in der Kerker werfen ließ.
Als Friedrich hierauf mit seinem unaufhaltsam vorwärts rückenden Heer Philippopolis besetzte und das Land als ein feindliches behandelte, wurden seine Gesandten freigegeben, doch beharrten die Griechen in ihren feindseligen Gesinnungen gegen die Kreuzfahrer. Der Patriarch von Konstantinopel predigte sogar in der Sophienkirche vor dem kaiserlichen Hof und im Beisein vieler Abendländer, dass ein Grieche, der hundert Kreuzfahrer töte, dadurch Nachlass für zehn andere Mordtaten verdiene.
Isaak richtete seinerseits an den Kaiser ein mit lächerlichen Prahlereien angefülltes Schreiben, worin er verlangte, dass derselbe ihn für freien Handel und friedlichen Durchzug als seinen Oberlehensherrn anerkenne. Ohne ihn einer Antwort zu würdigen, rückte Friedrich, die griechischen Truppen fast mühelos vor sich her scheuchend, gegen Konstantinopel vor, nahm Adrianopel und Demotika und einige anderen festen Plätze und stand bald in der Nähe der griechischen Hauptstadt.
Jetzt endlich erkannte Isaak die Notwendigkeit, in friedlichere Bahnen einzulenken. Er entsagte seinen lächerlichen Ansprüchen und bequemte sich zu einem neuen Vertrag, in welchem er sich verpflichtete, dem Durchzug des Kreuzheeres keine weiteren Hindernisse in den Weg zu legen, vielmehr dasselbe mit allem Nötigen zu versehen, allen den Kreuzfahrern zugefügten Schaden zu ersetzen und dem Kaiser die zur Überfahrt nach Asien nötigen Schiffe zu stellen, wogegen Friedrich versprach, allenthalben strenge Manneszucht zu halten, damit niemand geschädigt werde. Zur Besiegelung des geschlossenen Friedens wurde des Kaisers Sohn Philipp mit der griechischen Prinzessin Irene, der Tochter Isaaks, verlobt.
Die Überfahrt des Kreuzheeres nach Kleinasien
In Überfahrt des Kreuzheeres begann am 23. März 1190 und dauerte sechs Tage. Friedrich selbst blieb am europäischen Ufer, bis alle eingeschifft waren. In Asien hatten die Kreuzfahrer durch mannigfache Feindseligkeiten der Griechen zu leiden, bis sie bei Laodikea das türkische Gebiet betraten. Hier führte ihr Weg sie Anfangs durch ein fruchtbares Land; bald aber kamen sie in wüste, wasserlose Gegenden, in denen eine Unzahl von Menschen und Pferden dem Hunger erlag und die ermatteten Kreuzfahrer sich unausgesetzt den Angriffen leichter türkischer Reiterscharen preisgegeben sahen, die, aus den Bergschluchten hervorbrechend, das christliche Heer unvermutet überfielen, ohne selbst zum Kampf Stand zu halten.
Trotz dieser unablässigen Drangsale zeigte das Heer unter der vorsorgenden und umsichtigen Führung des greisen Kaisers eine bewunderungswürdige Geduld und Ausdauer.
Erster Kampf gegen ein seldschukisches Heer bei Philomelium
Das Herrschaftsgebiet der Seldschuken im späten 11. Jahrhundert kurz vor Beginn des ersten Kreuzzuges. Das Kalifat der Fatimiden war zu dieser Zeit nur noch auf das Gebiet des heutigen Ägypten beschränkt und hatte dazu noch die Oberherrschaft über den Hedschas und Jemen inne.
Bei Philomelium, ungefähr neun Stunden von Ikonium, stießen die Kreuzfahrer auf ein seldschukisches, von Malek, dem Schwiegersohn des Sultans von Ikonium, geführtes Heer, dessen Stärke auf 300.000 Mann geschätzt wurde. Beim Anblick dieser gewaltigen Streitmassen entsank vielen der Mut; als jedoch der Kaiser sie daran erinnerte, dass nur diejenige, der die Gefahr fürchte, darin umkomme, während der Tapfere stets auf Rettung hoffen dürfe, kehrte ihr Selbstgefühl zurück, und unter den Klängen des deutschen Kriegsgesangs bereiteten sie sich voll Siegeszuversicht zum Kampf vor.
Im Vertrauen auf seine Überzahl gab Malek Befehl zum Angriff; allein die Christen leisteten so tapferen Widerstand, dass er sich mit einem Verlust von 10.000 Mann auf Ikonium zurückziehen musste.
Nach einem abermaligen, an Beschwerden aller Art überreichen Zug durch eine öde, wasserlose Gegend, in welcher sich zu der Pein des Hungers die Qualen des brennendsten Durstes gesellten, gelangten die Kreuzfahrer in die Nähe von Ikonium. Hier kamen ihnen Gesandte Maleks entgegen, welche dem Kaiser gegen die Zahlung von dreihundert Zentnern Goldes Friede und Lebensmittel anboten. „Es ist nicht Sitte in unserem Vaterlande“, erwiderte ihnen Friedrich, „noch Sitte bei den Kriegern des Kreuzheeres, sich mit Gold einen Weg zu eröffnen. Unter dem Beistand unseres Herrn Jesu Christi werden wir uns mit dem Schwert Bahn brechen.“
Zweiter Kampf Maleks gegen die Kreuzfahrer bei Ikonium
Malek ließ hierauf das ganze türkische Heer von Ikonium Aufstellung nehmen, in der sicheren Hoffnung, das erschöpfte Kreuzheer durch seine Übermacht zu erdrücken. Schrecken ergriff die Christen bei dem Anblick der unabsehbaren Scharen, und bei dem gewaltigen, sturmartigen Angriff des Feindes begannen sie zu weichen. Da rief Friedrich den Entmutigten mit weithin schallender Stimme zu: „Warum zögert ihr, und warum seid ihr niedergeschlagen? Gottlob, dass der Feind uns endlich zum Kampf steht. Ihr hab euer Vaterland verlassen, um den Himmel mit eurem Blut zu gewinnen: – seht, jetzt ist der rechte Augenblick dazu gekommen. Auf, folgt mir! Christus siegt! Christus herrscht!“ –
Mit diesen Worten warf er sein Ross im Kreise herum, damit er Raum gewönne, und sprengte dann mit hoch geschwungenem Schwert mitten in die dichtesten feindlichen Haufen. Mit lautem Kriegsgeschrei stürzten seine Mannen ihm nach, so dass alles rechts und links unter ihren schweren Waffen niedersank oder unter der Wucht ihrer gewaltigen Rosse zertreten wurde. Bald war das feindliche Heer zersprengt, und in wilder Flucht eilten die aufgelösten Scharen davon, um hinter den Mauern von Ikonium Schutz zu suchen (18. Mai 1190).
Aber dieser Schutz sollte ihnen nicht werden; denn schon hatte Herzog Friedrich von Schwaben, der vor der Schlacht mit einer Abteilung des Kreuzheeres gegen Ikonium selbst aufgebrochen, die Stadt erstürmt, und von den Türmen derselben wehten die christlichen Fahnen.
Nachdem sich die Kreuzfahrer, denen in dem eroberten Ikonium eine unermessliche Beute an Gold, Silber und anderen Kostbarkeiten, sowie Vorräte aller Art zugefallen, in den prachtvollen Gärten des Sultans, in welchen sie ihr Lager aufgeschlagen, von den erlittenen Anstrengungen und Drangsalen erholt und mit allem Nötigen für die Fortsetzung ihres Zuges versehen hatten, brachen sie nach dem kilikischen Armenien auf, von dessen christlichen Bewohnern freundliche Aufnahme und Unterstützung jeder Art zu erwarten stand.
Der Tod des Kaisers im Fluss
Von den Abgeordneten des armenischen Fürsten Leo geleitet, erreichten sie ungefährdet die Hauptstadt Seleukia, von wo nach kurzer Rast der Zug nach Syrien fortgesetzt werden sollte. Am 10. Juni brach das Kreuzheer von Seleukia auf. Der Zug ging über den an der Stadt vorüber fließenden Kalykadnus oder Saleph. Da die über denselben führende Brücke sehr schmal war und das Heer sich daher auf derselben nur langsam fortbewegen konnte, wollte der Kaiser, der die Hinterhut befehligte, schwimmend übersetzen. Der Warnungen der Seinigen nicht achtend, spornte er sein Pferd und sprengte mit jugendlichem Mut in den Strom. Aber die Wellen ergriffen den allzu kühnen Greis, und er wurde als Leiche an das Ufer zurückgebracht.
Unbeschreiblich war die Bestürzung wie die Trauer, die Friedrichs Tod in dem ganzen Heer hervorrief. Mit dem kaiserlichen Führer, der allen zugleich ein Vater gewesen, schien den meisten jede Hoffnung für einen glücklichen Ausgang des Kreuzzugs entschwunden; daher kehrten viele sogleich in die Heimat zurück, während andere sich nach verschiedenen Richtungen zerstreuten.
Mit dem Überrest des Heeres zog Friedrich von Schwaben nach Antiochien und von da, nach der feierlichen Beisetzung der kaiserlichen Leiche, über Tyrus nach Ptolemais, das seit dem 26. August 1189 von dem aus seiner Haft entlassenen König Guido mit zahlreichen zu Schiffe angekommenen Kreuzfahrern, Dänen, Friesen, Flandrern, Thüringern, Franzosen und Italienern belagert wurde. Hier erlag Friedrich von Schwaben am 20. Januar 1191 einem hitzigen Fieber, worauf die auf 5.000 Streiter zusammengeschmolzenen Reste des deutschen Kreuzheeres sich unter die Führung Herzog Leopolds VI. von Österreich stellten.
Richard Löwenherz und Philipp August gemeinsamer Aufbruch ins Morgenland
Während der greise Barbarossa im ruhmvollen Kampf für den christlichen Glauben seine letzte Lebenskraft hingab, verzögerte ein neuer Streit zwischen Heinrich II. und Philipp August den Aufbruch beider Könige, zu welchem bereits umfassende Vorkehrungen getroffen worden.
Erst nachdem Heinrich II. am 6. Juli 1189 ins Grab gesunken und sein Sohn Richard, dem später seine tollkühne Tapferkeit den Beinamen Löwenherz erwarb, ihm auf dem Thron gefolgt war, trat die Frage des Kreuzzugs wieder in den Vordergrund. Diesem nach Ritterehre dürstenden Helden lag der Zug nach dem Morgenland so sehr am Herzen, dass, er, um für denselben das nötige Geld zu beschaffen, Ländereien, Schlösser, Städte, Würden und Ämter und alle nur denkbaren Vorrechte verkaufte und selbst Gewalttätigkeiten nicht scheute, um rascher zum Ziel zu kommen.
Nachdem mit dem König Philipp August die nötigen Vereinbarungen wegen des gemeinsamen Aufbruchs getroffen worden und der Letztere an Johannistag 1190 in der Abtei zu St. Denis die Oriflamme (*), den Pilgerstab, die Pilgertasche und den Segen mit der dort aufbewahrten Dornenkrone des Heilands empfangen, stießen die beiden Könige mit ihren Kriegsscharen zu Vezelay zusammen und zogen dann, nachdem sie zur Aufrechthaltung der Ordnung strenge Heergesetze erlassen, die Rhone hinunter bis Lyon. Hier mussten sie sich wegen Mangels an Lebensmitteln trennen.
(*) Die Oriflamme, das Reichspanier Frankreichs – eigentlich die Kirchenfahne der Abtei St. Denis – bestand aus einem Stück feuerroten Taffets, das an einer vergoldeten Stange befestigt und unten in drei Spitzen ausgezackt war, an welchen grüne seidene Quasten hingen.
Seit der Zeit Ludwigs VI. (1108-37) wurde das Banner von St. Martin als Kriegsflagge durch das Oriflamme der Abtei von St. Denis ersetzt, das um das Grab von St. Denis wehte und der Abtei von Dagobert geschenkt worden sein soll. Es wird vermutet, dass es sich dabei um ein Stück feuerroter Seide aus Sendal handelte, dessen Feld mit Flammen und goldenen Sternen übersät war. Der Bannerträger trug es entweder am Ende eines Stabes oder an seinem Hals aufgehängt.
Bis zum zwölften Jahrhundert war der Comte de Vexin der Fahnenträger, der als „Gelobter“ von St. Denis der zeitliche Verteidiger der Abtei war. … Die Beschreibungen der Oriflamme, die uns in Guillaume le Breton (13. Jahrhundert), in der „Chronik von Flandern“ (14. Jahrhundert), in der „Registra Delphinalia“ (1456) und im Inventar der Schatzkammer von St. Denis (1536) erreicht haben, zeigen, dass auf die primitive Oriflamme im Laufe der Jahrhunderte neuere Oriflammen folgten, die einander wenig ähnelten. Bei der Schlacht von Poitiers (1356) und Agincourt (1415) fiel die Oriflamme in die Hände der Engländer; nach dem Hundertjährigen Krieg wurde sie offenbar nicht mehr auf dem Schlachtfeld getragen. (Katholische Enzyklopädie)
Richard begab sich nach Marseille, wo er, da das Eintreffen seiner Flotte sich verzögerte, Schiffe zur Überfahrt nach Italien mietete; Philipp August dagegen zog über die Alpen, um sich in Genua einzuschiffen, das gleich den übrigen italienischen Seestädten seine Fahrzeuge für solche Zwecke den Fürsten bereitwillig zur Verfügung stellte, da die Überfahrt und Versorgung der Kreuzheere dem Handel und der Betriebsamkeit einen mächtigen Aufschwung verliehen.
Richard Löwenherz auf Zypern
Während der Eroberung Zyperns wurde in der Festung Kyrenia die Tochter des Isaak Komnenos gefangen genommen.
Im September 1190 trafen beide Könige in Messina wieder zusammen; doch wurde die Weiterfahrt durch aufkommende Zwistigkeiten, die teils in den gänzlich verschiedenen Charakteren beider Fürsten, teils in dem Nationalhass beider Völker ihren Grund hatten, bis zum kommenden Frühjahr verzögert. Endlich, am 30. März 1191, segelte Philipp auf genuesischen Schiffen ab und gelangte ungefährdet nach Ptolemais. Dagegen wurde die Flotte Richards, die am 10. April ausgelaufen, durch Stürme zerstreut, so dass der König, um die einzelnen Schiffe wieder zu sammeln, bei der Insel Zypern anlegen musste, die, obgleich zum byzantinischen Reich gehörend, von dem Komnenen Isaak durchaus selbständig beherrscht wurde.
Da derselbe gestrandete Engländer gefangen genommen hatte und die von Richard geforderte Genugtuung verweigerte, erzwang der König die Landung, eroberte innerhalb vierzehn Tagen in raschem Siegeslauf die ganze Insel, nahm Isaak gefangen und setzte zwei englische Ritter zu Statthaltern ein, indem er die Bewohner der Insel nötigte, die Hälfte ihres Grundeigentums für die zurückbleibenden englischen Kriegsleute herauszugeben, denen die Verteidigung des Landes und die Bewachung der Festen übergeben wurde. Nachdem er auf diese Weise den Besitz der Insel gesichert, setzte er seine Fahrt fort und landete am 20. Juni bei Ptolemais.
Die Einnahme der Stadt Ptolemais durch die Kreuzfahrer
Fast zwei Jahre lang waren alle Bemühungen Guidos von Lusignan, diese Stadt den Türken zu entreißen, an der tapferen Verteidigung der Belagerten gescheitert; den vereinten Anstrengungen der Engländer und Franzosen, die, in der Bestürmung der Stadt täglich abwechselnd, in Tapferkeit und Todesverachtung wetteiferten, gelang es jedoch, den Widerstand der türkischen Besatzung zu brechen. Am 12. Juli 1191 ergab sich die Stadt, die Saladin vergebens zu entsetzen gesucht, auf die Bedingung freien Abzugs der Besatzung, doch mit Zurücklassung ihrer Habe.
Nachdem die Sieger in die Stadt eingezogen, teilten sich Philipp und Richard in dieselbe, sowie in die vorgefundene Beute, und als Herzog Leopold VI. von Österreich, der an der Spitze der deutschen Kreuzfahrer sich bei der Belagerung äußerst tätig erwiesen hatte, seine Fahne an einen Turm gepflanzt, ließ der stolze Richard sie herunterreißen und in den Kot treten.
Die schwere Kränkung des Herzogs Leopold VI. durch König Richard
Zu schwach, um Widerstand zu leisten, verließ der schwer gekränkte Herzog, die Rache auf gelegenere Zeit verschiebend, mit seinen Deutschen die Stadt, um vor den Toren sein Lager aufzuschlagen. Auch Philipp August mochte nicht länger den Despotismus des übermütigen Richard ertragen, mit welchem er sich über keine einzige wichtige Frage einigen konnte, und der Entschluss, nach Frankreich zurückzukehren, kam in ihm um so rascher zur Reife, als Richards wachsender Ruhm, der den seinigen völlig in Schatten stellte, seine Eifersucht erregt hatte.
Unter dem Vorwand, dass das morgenländische Klima seine Gesundheit gefährde, die in der Tat während der Belagerung von Ptolemais schwer gelitten hatte, schiffte er sich am 30. Juli, mit Zurücklassung des größten Teiles seines Heeres, nach Frankreich ein, nachdem er vorher vor allem Volk auf das Evangelium den Schwur abgelegt, dass er während Richards Abwesenheit weder diesen selbst, noch seine Länder und Leute irgendwie schädigen, vielmehr Friede und Freundschaft mit dem König von England halten und dessen Interesse schützen werde.
Richard Löwenherz als alleiniger Oberbefehlshaber des Kreuzheeres
So war Richard alleiniger Oberbefehlshaber des Kreuzheeres, und die Streitkräfte, die ihm zu Gebote standen, waren, trotz aller erlittenen Verluste, noch immer groß genug, um den Kampf mit Saladin zur Befreiung Jerusalems und zur Herstellung der christlichen Macht im Orient mit Aussicht auf Erfolg aufnehmen zu können. Aber Richard war, bei all seiner löwenmutigen Tapferkeit, kein Feldherr. Ihm galt es mehr, durch tollkühne Todesverachtung und ungewöhnliche Taten die Welt in Staunen zu setzen, als zu Gunsten des Kreuzes dauernde Erfolge zu erringen. Inmitten des Kampfes voll stürmischer Tätigkeit war er nach demselben erschlafft, und in entscheidenden Momenten unentschlossen und ohne Ausdauer, so dass die Früchte seiner Siege stets verloren gingen.
Wie er in dieser Beziehung weit zurückstand hinter dem Begründer der christlichen Herrschaft in Palästina, dem ebenso umsichtigen als frommen Gottfried von Bouillon, so war er auch an Charakter demselben durch unähnlich; denn bei allem Glanz seiner ritterlichen Taten fehlte ihm der Adel der ritterlichen Gesinnung. Dies bewies er besonders vor seinem Aufbruch von Ptolemais, indem er die 2500 Türken, die als Geiseln zurückbehalten worden – Männer, deren Heldenmut die Belagerer zur Bewunderung hingerissen – ohne Erbarmen niedermetzeln ließ, weil Saladin die zur Bezahlung ihres Lösegeldes festgesetzte Frist nicht eingehalten hatte.
Die Einnahme der Stadt Joppe durch Richard Löwenherz
Nachdem Richard die Befestigungswerke von Ptolemais wieder hatte herstellen lassen, brach er zum Kampf gegen Saladin auf und erfocht über denselben am 7. September 1191 bei Arsuf, zwischen Cäsarea und Joppe, einen glänzenden Sieg. Statt denselben jedoch zur sofortigen Belagerung von Jerusalem zu benutzen, zog er nach Joppe, um die durch die Türken zerstörten Mauern dieser Stadt wieder herstellen und die umliegenden Schlösser befestigen zu lassen.
Im Januar 1192 brach er gegen Jerusalem auf, das inzwischen durch Saladin stärker befestigt worden, kehrte jedoch, fast im Angesicht der heiligen Stadt, wieder um und wandte sich Askalon, um auch dort die zerstörten Festungswerke neu herzurichten. Im Juni erschien er zum anderen Male vor Jerusalem: doch auch diesmal ließ er sich durch seinen Kriegsrat zur Umkehr bestimmen, ohne auch nur einen Versuch zur Eroberung der Stadt gemacht zu haben.
Abermals zog er gegen Joppe, das eben in die Hände der Türken gefallen, erstürmte dasselbe im ersten Anlauf, ließ die beschädigten Mauern herstellen und bezog ein Lager vor der Stadt. Hier wurde er am 5. August in der Frühe von der zahlreichen Reiterei Saladins überfallen, während dessen Fußvolk einen heftigen Sturm auf die Stadt begann. Obgleich seine Kriegsschar kaum tausend Mann zählte und es fast gänzlich an Pferden mangelte, hielt er der Übermacht Stand.
Sechsmal versuchten die Türken, die festgeschlossene Schar zu sprengen, und sechsmal wurden sie zurückgetrieben. Dann gab Richard selbst Befehl zum Vorrücken und durchbrach, alles vor sich niederwerfend und auseinander sprengend, siegreich die feindlichen Reihen.
Von einem türkischen Haufen dicht umringt, hieb er einen der Feinde mit einem einzigen Schlag seines Schwertes, trotz der starken Rüstung, Kopf, Schulter und Arm herunter. Mitten im heißesten Kampf erhielt er die Botschaft, die Türken seien in die Stadt eingedrungen. Sogleich sprengte er, nur von seinem Bannerträger und fünf Rittern gefolgt, durch das Tor und verbreitete, indem er gleich in der ersten Straße drei Türken niederstieß, unter dem eingedrungenen Feind solchen Schrecken, dass, wie ein Augenzeuge berichtet, „alle vor ihm flohen, wie die Tiere des Feldes vor dem hungrigen Löwen.“ Nachdem er die Türken aus der Stadt getrieben, führte er die Besatzung zur Erneuerung des Kampfes vor das Tor und sah sich am Abend im Besitz des Schlachtfeldes.
Ungünstige Nachrichten für Richard Löwenherz aus England
Unterdessen waren ungünstige Nachrichten aus England eingetroffen, die den König zur Rückkehr drängten, und da überdies Krankheiten im Heer wüteten und die wachsende Zerwürfnis zwischen Franzosen und Engländern, sowie die allgemeine Unzufriedenheit über Richards Kriegsführung das ganze Unternehmen hemmten, knüpfte der König Friedens-Unterhandlungen mit Saladin an, die im September 1192 zum Abschluss eines dreijährigen Waffenstillstands führten. Kraft der getroffenen Vereinbarungen blieben die Christen im Besitz aller Seestädte von Tyrus bis Joppe und des Landes an der Küste bis Ramla und Lidda und durften ungehindert zum heiligen Grab wallfahrten.
Schon früher hatte Richard dem Guido von Lusignan die Insel Zypern als englisches Lehen zuerkannt, während Graf Heinrich von der Champagne, ein Neffe Richards und Philipp Augusts, zum König von Jerusalem bestimmt worden war.
Am 9. Oktober 1192 schiffte sich Richard Löwenherz nach Europa ein; aber der Ruhm seiner Taten lebt fort im Morgenland. Noch lange schreckten türkische Mütter ihre weinenden Kinder mit dem Ruf: „König Richard kommt!“, und Reiter fragten ihr scheues Pferd: „Siehst du König Richard?“
Richard Löwenherz als Gefangener des Herzogs Leopold von Österreich
Auf seiner Rückfahrt wurde er im adriatischen Meer durch einen Sturm an die Küste von Aquileja geworfen. Während er, als Pilger verkleidet, die Reise zu Land fortsetzte, fiel er dem von ihm so schwer beleidigten Herzog Leopold von Österreich in die Hände, der ihn als Gefangenen auf die Feste Dürrenstein bringen ließ, später aber an den Kaiser Heinrich VI. auslieferte. Nachdem er von diesem längere Zeit auf der Feste Trifels in strenger Haft gehalten worden, wurde sein Aufenthalt, wie die Sage berichtet, durch seinen treuen Sänger Blondel entdeckt, worauf dieser nach England zurückeilte, um für des Königs Befreiung zu wirken.
Fünf Monate nach Richards Entfernung aus dem Morgenland, am 4. März 1193, starb auch Saladin. Von seiner Denkungsweise legen die Ermahnungen Zeugnis ab, die er auf seinem Sterbebett seinem Sohn Malek ad daher gab.
„Verehre den höchsten Gott“, so sprach er zu ihm, „und befolge seine Gebote; das wird dir Heil bringen. Hüte dich, Blut zu vergießen; denn vergossenes Blut schläft nicht. Gewinne die Herzen deines Volkes und sorge für seine Wohlfahrt; es ist dir von Gott und mir anvertraut. Beleidige niemanden; Menschen versöhnen sich erst nach vollbrachter Rache, nur Gott, welcher gnädig ist, verzeiht der Reue allein.“ Der Beherrscher Ägyptens, Arabiens und Syriens hinterließ nur ein Goldstück und einige wenige Silbermünzen. –
aus: F. J. Holzwarth, Weltgeschichte, 4. Bd., 1885, S. 72 – S. 84
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