Zweite heilige Messe am Weihnachtsfest

Die Geburt Jesu Christi am Christabend: das Kind liegt auf Stroh, Maria und Joseph knien vor Ihm

Unterricht für das Weihnachtsfest: Die zweite heilige Messe

„O Wunder groß!
Nackt, arm und bloß,
Liegt Gott bei uns auf Erden;

Aus Gütigkeit
Ist Er bereit
Ein Mittler uns zu werden.“ (Altes Lied)

Diese heilige Messe wird bei der Morgenröte gefeiert, zu Ehren der zeitlichen Geburt des ewigen Wortes aus dem Schoß der unbefleckten Jungfrau Maria, weil mit Christus die Nacht des Irrtums gewichen und der Tag der wahren Erkenntnis Gottes angebrochen war. Deshalb betet die Kirche im Eingang zu dieser heiligen Messe „Heute wird ein Licht über uns leuchten, denn es ist uns der Herr geboren! Sein Name wird sein: Wunderbar, Gott, Fürst des Friedens, Vater der Zukunft, und seines Reiches wird kein Ende sein.“ (Is. 9, 6) „Der Herr regiert; er hat Zierde sich angetan: der Herr hat mit macht sich angetan und sich umgegürtet.“ (Ps. 92, 1) Ehre sei dem Vater etc.

Gebet der Kirche.
Allmächtiger Gott, wir bitten Dich, verleihe uns, die wir von dem neuen Licht deines fleischgewordenen Wortes überflutet werden, daß dasselbe in dem gleichen Glanz, womit Es im Glauben unsere Seele erleuchtet, auch in unseren Werken strahle: durch denselben Jesum Christum, unsern Herrn. Amen.

Lesung aus dem Brief des hl. Paulus an Titus. Kap. 3, Vers 4-7.

Geliebtester! Als die Güte und Menschen-Freundlichkeit Gottes, unseres Heilandes, erschien, hat Er nicht wegen der Werke der Gerechtigkeit, die wir getan, sondern nach seiner Barmherzigkeit uns gerettet durch das Bad der Wiedergeburt und der Erneuerung des hl. Geistes, welchen Er reichlich auf uns ausgegossen hat durch Jesum Christum, unsern Heiland, damit wir, gerechtfertigt durch seine Gnade, Erben würden des ewigen Lebens, auf welches wir hoffen in Christo Jesu, unserm Herrn.

Was lehrt uns der heilige Paulus in diesen Worten?

Er lehrt uns, daß Gott uns vom ewigen Verderben errettet habe, und zwar nicht wegen unseres Verdienstes oder unserer Gerechtigkeit, sondern aus unverdienter Barmherzigkeit; daß Gott uns gerettet habe durch die Menschwerdung des Sohnes Gottes, durch die heilige Taufe, wodurch wir des Geistes und der Verdienste Jesu teilhaftig werden; daß unsere Rettung in der Rechtfertigung durch die Gnade Jesu Christi und in der Erbschaft des ewigen Lebens bestehe. O wie reich sind die Gnaden, die uns durch die Menschwerdung Jesu zuteil wurden!

Übung.
Bei dieser zweiten heiligen Messe sprich deinen Dank aus gegen deinen Heiland; preise Ihn, daß er einen Stall zur Geburtsstätte gewählt und opfere seine Armut, seine Erniedrigung, seine Abtötung für deine und der ganzen Welt Sünden auf; entsage ernstlich der Welt mit ihren Ehren und Freuden und sprich:

O Welt , du magst nun fahren
Mit deinem Gut und Pracht;
Leb` wohl zu tausend Jahren,
Ich zeitlich`s Gut veracht`.
Mit Dir in Freud` und Schmerzen
Will ich, o Jesus, sein;
Ich sag`s aus Grund des Herzens,
Ohn` Dich ist Freude Pein.“ (Altes Lied)

Evangelium nach dem hl. Lukas. Kap. 2, Vers 15-20.

In der selben Zeit sprachen die Hirten zu einander: Lasset uns bis nach Bethlehem gehen und das sehen, was geschehen ist, und was der Herr uns angezeigt hat. Und sie kamen eilends und fanden Maria und Joseph und das Kind, das in der Krippe lag. Als sie Es aber sahen, fanden sie wahr, was von diesem Kind zu ihnen gesagt worden war. Und alle, die es hörten, verwunderten sich über die Dinge, welche die Hirten ihnen erzählt hatten. Maria aber behielt alle diese Worte und überlegte sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehrten zurück und priesen und lobten Gott um alles dessen willen, was sie gehört und gesehen hatten, so wie es ihnen gesagt worden war.

Was lehrt uns dieses heilige Evangelium?

Es lehrt uns: Gleich den frommen Hirten der Stimme Gottes schnell und freudig zu gehorchen und Jesus mit Freude und Verlangen zu suchen; nach dem Beispiel Mariens vernommenen Wahrheiten (Predigt, Christenlehre, gute Bücher) durch ernstliches Nachdenken zu bewahren, die heiligen Geheimnisse Gottes eifrig zu betrachten und gute Frucht zu bringen.

Übung.
Sei wie Maria stets im Geist gesammelt, damit du die Stimme Gottes hörest; sei folgsam auch der geringsten Gnade, und du wirst Großes erlangen. Bete:

Herr, rede, dein Diener hört; gib mir Kraft, o neu geborener Heiland, daß ich dein Wort treu befolge. Amen. –
in: Leonhard Goffine, Ord. Praem.; Unterrichts- und Erbauungsbuch oder Katholische Handpostille, 1885, S. 63 – S. 65

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