Unterhaltung zwischen Christus und den Aposteln

Das Leben und Leiden und der Tod am Kreuz, das kostbarste Blut Jesu am Kreuz vergossen; Jesus hängt, halb nackt und mit einer Dornenkrone "geschmückt", mit ausgebreiteten Armen am Kreuz, geschunden durch die Marter der Geißelung und der Wunden, und verspottet

Das Leben und Leiden und der Tod Jesu

Unterhaltung zwischen Jesus Christus und den Aposteln

Das gesetzliche Passah-Mahl. – Erster Teil des Abendmahles

Mark. 14,18. Und als die Jünger zu Tische saßen und aßen, sprach Jesus: „Wahrlich ich sage euch, einer von euch , der mit mir ißt, wird mich verraten!“ – 19. Sie aber wurden traurig und fingen an, einer um den andern, ihn zu fragen: „Bin ich es?“ – 20. Und er sprach zu ihnen: „Einer von den Zwölfen, der die Hand mit mir in die Schüssel tunkt! – 21. Der Sohn des Menschen geht zwar hin, wie von ihm geschrieben steht; aber wehe jenem Menschen, durch welchen der Menschensohn verraten wird: es wäre ihm besser, wenn jener Mensch nicht geboren wäre!“

Matth. 26,21. Und da die Jünger aßen, sprach Jesus: „Wahrlich, ich sage euch, einer von euch wird mich verraten.“ – 22. Da wurden sie sehr betrübt, und einer um den andern fing an zu fragen: „Bin ich es, Herr?“ – 23. Er aber antwortete und sprach: „Der die Hand mit mir in die Schüssel tunkt, derselbe wird mich verraten.- Der Menschensohn geht zwar hin, wie von ihm geschrieben ist; wehe aber jenem Menschen, durch welchen der Menschensohn verraten wird; besser wäre es ihm, wenn derselbe Mensch nicht geboren wäre.“ – 22. Judas aber, der ihn verraten hat, erwiderte und sprach: „Bin ich es, Meister?“ und er antwortete ihm: „Du hast`s gesagt.“

siehe auch: Luk. 22,14-24; Joh. 13, 21-32

Die Unterhaltung zwischen dem Heiland und den Aposteln während des gesetzlichen Passah-Mahles hatte drei Gegenstände.

Die Bedeutung des Passahmahles

Der erste Gegenstand war die Bedeutung, welche dieses Passah-Mahl gerade für den Heiland und die Apostel unter diesen Umständen hatte. Es ist sehr wahrscheinlich, daß der Heiland beim zweiten Becher diese eigentümliche Bedeutung neben der allgemeinen hervorhob und sie unter anderem in die Worte kleidete: „Sehnlichst habe ich verlangt, dieses Osterlamm mit euch zu essen, ehe ich leide. Denn ich sage euch, nimmer werde ich es essen, bis es erfüllt wird im Reich Gottes …“ (Luk. 22,15-18) Dieses Abendmahl mit seinen alt- und neu-testamentlichen Teil ist das Mahl des Abschiedes Jesu von seinen lieben Jüngern und von der Welt; es ist die Erfüllung großer Vorbilder des Alten Bundes; es ist das Vorbild und die Einleitung des himmlischen und ewig dauernden Abendmahles im Jenseits (Matth. 26,29; Offb. 19,7); es ist der Höhepunkt der Liebe des Gottmenschen durch die Vollziehung der erstaunlichen Geheimnisse, von denen dieses Abendmahl Zeuge sein sollte: der Fußwaschung, der Einsetzung des Altarsakramentes, der Abschiedsrede, so daß man von diesem Abendmahl wirklich sagen kann: „Da er die Seinigen, die in dieser Welt waren, lieb hatte, so liebte er sie bis zum Ende“, bis zum Äußersten, d. h. Er gab ihnen bei dieser Gelegenheit einen außerordentlichen Beweis seiner Liebe (Joh. 13,1). Alle diese Geheimnisse gehörten zur Bedeutung dieses Abendmahles für Jesus, seine Jünger und die Kirche; alles dieses bot sich gleich beim Beginn des Mahles dem Geist Jesu dar, und deshalb begrüßte er es in der heißen Sehnsucht und Freude seines Herzens mit den angeführten Worten.

Die Voraussagung des Heilandes

Der zweite Gegenstand der Unterhaltung war sein Leiden, wie er es eben schon angedeutet hatte; aber noch viel einläßlicher betonte er dasselbe in der Vorausverkündigung des Verrates durch Judas. Diese Voraussagung ist vor allem sehr feierlich wegen der Beteuerungsformel: „Wahrlich, ich sage euch“ (Mark. 14,18; Matth. 26,21 u. 23; Joh. 13,21); ferner sehr bestimmt, wenn auch mit mit schonender Bezeichnung des Verräters; es ist nämlich einer der Apostel, der mit ihm zu Tisch sitzt und zwar in nächster Nähe, weil er mit ihm die Hand in dieselbe Schüssel taucht (Matth. 26,21 u. 22; Mark. 14,18 u. 20; Luk. 22,21; Ps. 40,10); endlich ist die Voraussagung ernst und erschütternd vor allem durch die Verkündigung der Strafe der Untat, indem der Heiland sein eigenes Schicksal mit dem des Verräters vergleicht. Scheinbar ist das Los des Judas vorzuziehen: er lebt, gewinnt Freunde, der Heiland aber wird verraten und stirbt. Aber in der ist das Los des Judas unvergleichlich schlimmer; der Heiland geht aus Liebe und Gehorsam durch den Tod zur Herrlichkeit, Judas zum Selbstmord und zu unsäglicher Strafe, so daß es besser wäre für ihn, wenn er nicht geboren wäre (Mark. 14,21; Matth. 26,24; Luk. 22,22; Is. 53,10; Ps. 108,8f).

Erschütternd ist ferner die Voraussagung, da er dem Unseligen die ganze Schwärze und Scheußlichkeit der Tat vorhält, indem er sagt, wie ein unvernünftiges Tier schlage er gegen den aus, der ihm Nahrung reicht (Luk. 21,22; Mark. 14,20; Matth. 26,23. Vgl. Joh. 13,18; Ps. 54,13f). Der Herr tat diese Voraussetzung, um zu beweisen, daß er alles wisse und frei leide, ferner um den unglücklichen Jünger von der unseligen Tat abzuschrecken, um zu offenbaren, wie schmerzlich seinem Herzen dieser Verrat war, und um die anderen Apostel vorzubereiten und im Glauben zu bestärken. Deshalb fügt er später hinzu: „Ich weiß, welche ich erwählt habe; aber die Schrift muss erfüllt werden. Ich sage es euch schon jetzt, ehe es geschieht, damit ihr, wenn es geschehen ist, glaubt, daß ich es bin.“ (Joh. 13,18 u. 19). Bei diesen Worten wurde der Herr, wie es heißt, ganz erschüttert (ebd. 13,21), er stockte, erblaßte und gab damit auch die Bewegungen seines Herzens, die Trauer, das Mitleid und den Schrecken über die Tat und deren Strafe kund, um seiner Voraussagung und Warnung Nachdruck zu geben und den Verräter zu schrecken.

Der Herr offenbart den Verräter

Die Wirkung dieser Worte und Gemütsbewegungen des Herrn war bei den Aposteln Bestürzung, Verwirrung und tiefer Schmerz. Sie sahen einander ratlos an und fragten unter sich, wer es sein möchte (Luk. 22,23; Joh. 13,23), ja obgleich jeder außer Judas überzeugt war, daß ihm nie ein solcher Gedanke gekommen, fingen die einzelnen doch im Gefühl ihrer Gebrechlichkeit an den Herrn zu fragen, ob sie es seien (Mark. 14,19; Matth. 26,22). Und Petrus, stets gewohnt, gleich zu handeln, winkte Johannes, der so zu Tische lag, daß er sein Haupt zunächst an die Brust des Heilandes legen konnte, und sagte ihm, er solle fragen, wer der Verräter sei. Das tat Johannes auch (Joh. 13,23 u. 25). Und da offenbarte der Herr den Verräter, aber nicht mit Namen und öffentlich, um den Unglücklichen zu schonen in seiner Ehre und vielleicht, weil die Jünger in ihrer Aufregung leicht sich an ihm hätten vergreifen können, auch an seinem Leben. Der Herr wollte aber um keinen Preis sein Leiden und seinen Tod hindern. Jesus sagte also Johannes, der sei es, dem er jetzt einen Bissen reichen werde. Und er reichte, was an und für sich ein Zeichen besonderer Liebe und Zärtlichkeit war, sofort Judas einen Bissen Brot dar. Judas hatte nun die Unverschämtheit, auch zu fragen, ob er es sei. Er sei es, antwortete ihm still der Herr (Matth. 26,22) und fügte noch hinzu, wenn er entschlossen sei, ihn zu verraten, dann solle er es sofort tun (Joh. 13,27). Es war dies kein Befehl, sondern vielmehr eine Bestätigung der Voraussage, eine neue Abmahnung und ein Vorwurf in anderer Form. Ohne dieses Wort hätte Judas vielleicht noch gewartet, bis der Herr den Saal verließ.

Der Herr wollte aber allein sein mit seinen treuen Jüngern und gab ihm so eine Gelegenheit, sich hinweg zu begeben, weil die anderen Jünger die Worte des Herrn dahin auslegten, er gebe Judas einen Auftrag zu Anschaffungen für das Fest oder zu einem Liebeswerk für die Armen, wie er solches, wie es scheint, durch Judas zu tun gewohnt war. Judas, ganz erfüllt von Herzenshärte und Gefühllosigkeit, vielleicht auch in der Meinung, er sei bloß gestellt und verraten vor den anderen, erhob sich sofort, wohl gegen das Ende des gesetzlichen Abendmahles, und ging von dannen (Joh. 13,30). Im selben Augenblick verfiel er noch tiefer der Macht Satans, der ihn zur schauerlichen Tat trieb. Es war, wie der Evangelist bemerkt, draußen schon Nacht, die geeignete Zeit zu einem solch schwarzen Beginnen; es war auch Nacht im Herzen des Unglücklichen, nimmer endende Nacht, die Nacht der ewigen Finsternisse. Kaum war Judas fort, da rief der Herr aus: Nun ist verherrlicht der Menschensohn, und Gott ist verherrlicht durch ihn; und so Gott verherrlicht ist in ihm, wird auch Gott ihn verherrlichen in sich selbst, und bald wird er ihn verherrlichen (Joh. 13,31 u. 32). Der Verrat war der erste Schritt zum Leiden, und durch das Leiden wird Gott verherrlicht, weil es der Sieg über den Teufel und die Welt und die Offenbarung und Verherrlichung der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Hinwieder wird Gott den Heiland sogleich im Leiden verherrlichen durch die verschiedenen Wunder und durch die Auferstehung.

Der Rangstreit unter den Aposteln

Der dritte Gegenstand der Unterhaltung unter den Jüngern war ein Rangstreit. Es ist nicht klar, was eigentlich die Ursache des Streites war. Vielleicht die Rangordnung der Sitze, die bei den Juden sehr hoch angeschlagen wurde (ebd. 14,7), oder die Ordnung beim Herumreichen der Becher und Speisen. Es kann sein, daß der Herr eine besondere ausnahmsweise Ordnung beim Passah-Mahl für diesen Abend getroffen hatte, wenigstens muss er Judas in seine nächste Nähe gezogen haben, weil er ihm den Bissen reichte und mit ihm stille sprach (Joh. 13,26-29). Auch die Voraussagung des Verräters konnte Anlass zum Streit geben, da sie einander fragten, wer wohl der Verräter sein möchte, und vielleicht jeder den anderen an Eifer für die Person Jesu überbieten wollte. Endlich wäre es möglich, daß die Erwähnung seines „Hingangs“ (Luk. 22,15) die alte Eifersucht entzündete über die ersten Stellen im Reich, das nach der Wiederkunft des Herrn ihrer Meinung nach offenbar werden sollte. Kurz, es entstand ein Streit unter den verwirrten und in Angst aufgeregten Herzen. –
aus: Moritz Meschler SJ, Das Leben unseres Herrn Jesu Christi des Sohnes Gottes in Betrachtungen Zweiter Band, 1912, S. 252 – S. 255

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