Die Päpste der Katakomben
Heiliger Cornelius I. (regierte von 251-253)
Nach dem Tod des hl. Fabian blieb der päpstliche Stuhl achtzehn Monate lang erledigt. Kaiser Decius hatte auf das strengste die Wahl eines Bischofs von Rom verboten. Nach den Worten des hl. Cyprian hielt Decius die Erhebung eines Gegenkaisers für erträglicher als die Einsetzung eines neuen römischen Bischofs. Trotz des entgegen stehenden Verbotes wurde endlich der tugendhafte Priester Cornelius einmütig zum Papst gewählt. Er stammte aus dem hochadeligen römischen Geschlecht der Cornelier und wird wegen seiner Tugend und Geistesgaben vom hl. Cyprian, seinem Zeitgenossen und Bischof vonKarthago, sehr gefeiert. Cornelius hatte nach zwei Seiten hin die Lehren und Grundsätze der Kirche zu verteidigen: gegen übertriebene Strenge und gegen zu große Nachsicht gegen die Sünder und Gefallenen. In Rom erhob sich gegen Cornelius der ehrgeizige Priester Novatian und warf sich zum Gegenpapst auf. Um einen Anhang zu gewinnen, eiferte dieser gegen die milde Praxis des Papstes, der von den Gefallenen Buße forderte, aber wenn sie dieselbe leisteten, sie wieder in die Kirchen-Gemeinschaft aufnahm. Novatian hingegen lehrte, daß die Kirche dem Gefallenen seine Sünde weder verzeihen noch ihn in die Kirchen-Gemeinschaft aufnehmen könne. Cornelius exkommunizierte den ehrgeizigen und rücksichtslosen Irrlehrer auf einer Synode von sechzig Bischöfen in Rom und setzte die drei Bischöfe, die Novatian unbesonnener Weise geweiht hatte, ab. Die Sekte der Novatianer wurde nie sehr zahlreich und erlosch nach und nach.
Eine andere Richtung, die Cornelius zu bekämpfen hatte, nahm ihren Anfang in Afrika. Inder Verfolgung des Decius waren daselbst sehr viele, um den grausamen Martern zu entgehen, abgefallen.
Die Abgefallenen verlangten nach dem Tod des Decius († 251) die Wiederaufnahme in die Kirche, ohne aber die bisher vorgeschriebene strenge Kirchenbuße zu verrichten. Die wegen Abfall vom Glauben oder anderer Verbrechen von der Kirche Ausgeschlossenen, hatten einen vierfachen Bußweg durchzumachen. Die Büßer der ersten Art wurden die Weinenden genannt. Sie waren von allen gottesdienstlichen Handlungen ausgeschlossen und flehten die Gläubigen um ihr Gebet an. Die Büßer der zweiten Klasse waren die Hörenden, die bis zum Schluß der Predigt dem Gottesdienst beiwohnen durften. Die dritte Klasse war die der Liegenden, die noch ein besonderes Gebet und die Handauflegung erhielten. Die vierte Klasse war die der Stehenden, die den ganzen Gottesdienst beiwohnen durften, aber noch immer von der heiligen Kommunion ausgeschlossen blieben. Da viele von den Abgefallenen sofortige Aufnahme ohne die vorgeschriebene Buße verlangten, der hl. Cyprian sich aber ernstlich weigerte, trat an die Spitze dieser Abgefallenen Novatus, ein schlechter Priester in Karthago, sowie der Diakon Felicissimus. Gegen diese trat der hl. Cyprian in einer Synode von achtzig Bischöfen auf. Diese Synode erklärte, daß die Gefallenen Aussöhnung mit Gott und Wiederaufnahme in die Kirche erhalten können, daß ihnen aber beides ohne ernstliche Buße nicht zu gewähren sei. Papst Cornelius bestätigte die Beschlüsse dieser Synode von Karthago. Er wurde nach kurzer Regierung von Kaiser Gallus mit einer Anzahl anderer Bekenner nach Centumcellae, dem heutigen Civitavecchia, verbannt, wo er 253 starb. Der hl. Cyprian nennt ihn einen Märtyrer. –
aus: Andreas Hamerle C.Ss.R., Geschichte der Päpste, I. Band, 1907, S. 119 – S. 120
Der Christenmörder Decius fiel in der Schlacht. Zwei Kaiser stritten sich um den Thron. Zum Bürgerkrieg kamen noch die Pest und die blutigen Verheerungen durch die Feinde. Gallus gewann endlich die Oberhand über seinen Gegner; setzte aber die Verfolgung der Christen fort.
Der heilige Papst Cornelius stand fest und unverzagt auf dem Felsen Petri; er war der Hirt, wie die Zeit ihn brauchte…
Nicht allein die grausame Verfolgung bedrängte den heiligen und mutigen Cornelius. Es lebte damals ein Priester in Rom mit Namen Novatian, beredt und bewandert in allen Wissenschaften jener Zeit. Dieser strebte nach der päpstlichen Würde, wurde aber stets übergangen, so auch als Cornelius den Heiligen Stuhl bestieg. Auch gegen den heiligen Cyprian von Karthago erhoben sich mehrere Priester, von denen sich einer, Fortunatus, sogar zum Gegenbischof aufstellen ließ. Die Empörer in Afrika wandten sich unter ihrem Führer Novatus nach Rom und verbanden sich mit Novatian. Aber der heilige Cyprian schrieb an den Papst und erklärte ihm, daß er gegen viele vom Glauben Abgefallene deswegen so streng vorging, weil er ihre Reue und Bußgesinnung nicht für aufrichtig hielt. Dieser Brief des heiligen Cyprian an den Papst ist von großer Wichtigkeit; er bildet wiederum einen Beweis, daß damals der Bischof von Rom allgemein als Papst anerkannt wurde; bei jeder Streitigkeit wandten sich die Bischöfe nach Rom und baten um die Entscheidung des Papstes. Novatian wußte es durch Heuchelei und Verstellung dahin zu bringen, daß viele sich ihm anschlossen und ihn sogar drei Bischöfe zum Bischof weihten.
Daher verurteilte der Papst im Jahre 251 mitten in der Verfolgung den Novatian als Irrlehrer. Auch wurde beschlossen, solche Christen, welche in der Verfolgung abgefallen waren, wieder aufzunehmen, wenn sie Buße getan hätten. Inzwischen erhob sich die Verfolgung der Christen mit größter Heftigkeit; der Papst Cornelius wurde verbannt und schloß sein Leben als Blutzeuge am 14. September des Jahres 253. Er hatte während seiner vierjährigen Regierung sieben Bischöfe geweiht, ein Zeichen, daß viele in der grausamen Verfolgung des Decius und Gallus ihr Leben verloren. –
aus: Chrysostomus Stangl, kath. Weltpriester, Die Statthalter Jesu Christi auf Erden, 1907, S. 31 – S. 32