Heiligenkalender
8. Dezember
Der heilige Romarich Abt von Remiremont
Der heilige Romarich (Romaricus, Remirus) war aus königlichem Geschlecht in Frankreich entsprossen. Sein Vater Romulus (die Mutter hieß Romulinda) war einer der angesehensten Fürsten am Hofe des Königs Theodebert und diente seinem Herrn sehr getreu in dem Kriege wider dessen eigenen Bruder Theoderich, König von Burgund. Weil aber der Krieg unglücklich für Theodebert ausfiel, so hatte der junge Romaricus wegen seiner Anhänglichkeit an seinen König gar viel zu leiden, ward verfolgt, seiner Güter beraubt und zuletzt sogar des Landes verwiesen. Childebert,der König von Austrasien, erbarmte sich über ihn und nahm ihn an seinen Hof. Er bekam aber später durch besondere Schickung Gottes alle seine Güter wieder in Besitz. In der Folge hielt sich Romaricus am Hofe Chlotar II. auf. Sein Wandel, sowie seine Handlungsweise war bei abwechselndem Glück allezeit christlich, und man sah ihn nie im Unglück verzagt, nie im Glück übermütig. Auf Anraten des Königs verehelichte er sich mit einer gottesfürchtigen Gräfin, die ihm drei Töchter gebar, von denen die älteste sich verheiratete, die zwei anderen aber in ein Kloster gingen.
Als sich Romarich zu Metz aufhielt, kam der heilige Mönch Amatus dahin, welcher mit seinen apostolischen Predigten großes Aufsehen und gewaltige Bewegung unter dem Volk verursachte. Romarich beherbergte und bediente ihn mit aller Liebe und Ehrfurcht. Amatus betrachtete während der Tafel die goldenen und silbernen Schüsseln und andere Kostbarkeiten und fing an, vieles von der Eitelkeit der zeitlichen Ehren, Güter und Wollüste zusprechen; und im Gegensatz von der Glückseligkeit jener Menschen, die alles Zeitliche um Christi willen verlassen. Am Ende setzte er diese Worte Christi hinzu: „Willst du vollkommen sein, so verkaufe alles, was du hast, und gib es den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben.“ Romarich, durch die Gnade Gottes im Inneren erleuchtet und gerührt, entschloss sich auf der Stelle, alles Zeitliche zu verlassen und Gott dem Herrn im Ordensstand vollkommen zu dienen. Hiermit nicht zufrieden, sprach er auch seinen zwei noch ledigen Töchtern, mehreren Bekannten und Befreundeten so lange zu, bis sie sich zu diesem Stande entschlossen hatten. Demnach trat er mit Bewilligung seiner Ehegattin in Begleitung von 30 anderen seinesgleichen in das Kloster Luxeuil. In diesem führte er ein heiliges Leben.
Nachdem er einige Jahre auf das gottseligste zugebracht hatte, fühlte er in sich einen heftigen Trieb, neue Klöster zu erbauen und selbe mit vielen Religiosen zu besetzen, damit Gott der Herr desto mehr gelobt und gepriesen werde. Mit Erlaubnis seines Abtes machte er sich in Begleitung des heiligen Amatus auf und begab sich in das Vogesen-Gebirge, welches zwischen Lothringen und Elsaß liegt. Am Fuße des Gebirges lag das Schloß Habande, das er sich vorbehalten hatte, und wo ehemals ein berühmter Götzentempel war. Dieses Schloß wandelte er in ein Doppelkloster um nach der Regel des hl. Columban. Dieser Berg, auf welchem das Schloß stand, ist deswegen der heilige Berg (Romarichsberg), und das Kloster Remiremont genannt worden. Der heilige Amatus versah das Amt eines Priesters und Abtes, und nach dessen Tode wurde der hl. Romarich zum Priester geweiht und zum Abt erwählt. Er verwaltete als Abt mit großer Sorgfalt das genannte Kloster und leitete die Bewohner desselben zur religiösen Vollkommenheit an. Nach vielen Jahren, als er von Arbeit und Bußwerken ganz entkräftet war, wurde er von einem hitzigen Fieber ergriffen. Seine geistlichen Söhne betrübten sich sehr wegen des herannahenden Verlustes ihres so geliebten Vaters: er aber tröstete sie und gab ihnen viele heilsame Unterweisungen. Endlich gab er nach empfangenen heiligen Sakramenten seine Geist auf den 8. Dezember im Jahre 653. Sein heiliger Leichnam wurde mit großen Ehren begraben, und Gott verherrlichte sein Grab durch viele Wunder. Papst Leo IX. setzte Romarich 1051 in die Zahl der Heiligen. –
aus: Wilhelm Auer, Kapuzinerordenspriester, Goldene Legende Leben der lieben Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres, 1902, S. 987 – S. 988