Heiliger Antonius der Große Einsiedlerabt

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

17. Januar

Der heilige Einsiedler Antonius geht in seinem Mönchsgewand, den Pilgerstab in der linken Hand, auf dem Weg von seiner Einsiedelei weg; im Hintergrund sieht man eine Kapelle

Der heilige Antonius der Große

Einsiedlerabt und Vater der Mönche

Die Welt nennt Napoleon I. den „Großen“, weil er viele Städte und Dörfer geplündert, viele Länder und Reiche verwüstet, fünfzig Millionen junge Männer seiner Untertanen auf dem Schlachtfeld in den Tod gehetzt und dreimal so viele Menschen in Jammer und Elend gestürzt hat: die katholische Kirche nennt Antonius den „Großen“, weil er hundert und fünf Jahre lang ein heroisches Tugendleben gelebt, weil er viele Millionen christlicher Jünglinge zu großer Heiligkeit angeleitet, weil er durch die Heldenschar seiner Mönche Jahrhunderte der mächtigste Beförderer der Bildung, Wissenschaft und Wohlfahrt der Völker geworden. Wer urteilt recht, die Welt oder die heilige Kirche?

Antonius, im Jahre 251 zu Komar in Mittelägypten geboren, verlebte seine Kindheit in stiller Gottesfurcht. Schon früh wurde er durch den Tod seiner Eltern Besitzer eines beträchtlichen Vermögens. Achtzehn Jahre alt hörte er in der Kirche die Worte Jesu: „Willst du vollkommen sein, so gehe hin, verkaufe Alles, was du hast, gib es den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben; dann komme und folge Mir nach.“ (Matth. 19) Sogleich verschenkte er allen irdischen Besitz und eilte in die Einsamkeit der Wüste.. Gebet, Betrachtung, Nachtwachen und das gewaltige Ringen mit den Geistern der Hölle war zwanzig Jahre hindurch seine ausschließliche Beschäftigung. Immer mehr wiederholten sich die bald gewaltsamen, bald listigen Angriffe der bösen Geister, diesen Soldaten Christi nieder zu werfen. Bald nahmen sie die Gestalt schöner Frauenspersonen an, bald versuchten sie ihn zu Hochmut und Ehrgeiz, bald stürzten sie in Gestalt tierischer Ungeheuer auf ihn los, als wollten sie ihn zerreißen; bald äfften sie seine Gebete nach und wiederholten in tausend stimmigem Echo höhnend seine heiligen Gesänge; mehrere Male schlugen sie ihn blutig, daß er halbtot zu Boden sank. Aber der unermüdliche Streiter, bewaffnet mit dem Gebet im Herzen und mit dem scharfen Bußgürtel am Leib, blieb stets Sieger. Öfters in der Hitze des Kampfes erleuchtete plötzlich ein himmlischer Lichtstrahl seine Höhle, die Teufel verschwanden, und er fragte in Einfalt: „Mein Gott, wo warst du denn?“ Jedes Mal antwortete ihm eine Stimme: „Bei dir, als Zeuge deines Kampfes.“

Das Wunder der Wüste

Erst nach zwanzig Jahren, als sein Geist geläutert und seine Seele in Gott gefestigt war, wurde er entdeckt. Die Welt staunte über dieses Wunder der Wüste, und die Leute strömten zu ihm; die Einen, Rat und Hilfe zu verlangen, die Anderen, in sein Gebet sich zu empfehlen, die Dritten, seine Schüler zu werden. Alle fanden, was sie suchten. Auch Weltweise suchten ihn auf, seine Lebensgrundsätze zu erforschen. Antonius kam ihnen mit der Frage zuvor: „Warum, ihr Weltweisen, gebt ihr euch so viele Mühe, einen Wahnsinnigen zu besuchen?“ Verwundert über solchen Empfang, sagten sie, daß sie ihn keineswegs für einen Wahnsinnigen halten, vielmehr von seiner hohen Weisheit überzeugt seien. „Wohlan“, meinte der Heilige, „wenn ihr mich für weise haltet, so ahmt meine Weisheit nach.“ Der hl. Athanasius berichtet nicht, ob sich die Weisen in Folge dieser eben so kurzen als unwiderlegbaren Belehrung bekehrt haben.

Voll Sehnsucht nach dem einzigen Umgang mit Gott, entfloh Antonius tiefer in die Wüste auf einen Berg, wo er in den Ruinen eines Schlosses wieder zwanzig Jahre ganz unbekannt lebte. Dann gefiel es Gott, seinen Aufenthalt kund zu tun. Eine große Menge Schüler bestürmten ihn mit Bitten, ihr Lehrer und Führer zu sein. Antonius stieg vom Berg herab und gründete für sie nach und nach mehrere Klöster; d.h. eine Reihe von Zellen, deren Bewohner nach sehr einfacher Regel durch Gebet, Handarbeit und strenge Bewachung der Sinne in kindlicher Unschuld Gott dienten. Die Zahl dieser Mönche stieg bald auf sechstausend: Antonius war ihr Abt (Vater), und somit der Gründer des klösterlichen Zusammenlebens, wie sein Zeitgenosse Paulus (s. 15. Januar) der Vater der eigentlichen Einsiedler gewesen. Einer starken Wallfahrt gleich war der Zulauf von Weltleuten, welche in den verschiedensten Anliegen des Leibes und der Seele von dem Heiligen Hilfe, Trost und wahre Belehrung begehrten.

Inzwischen erneuerte Kaiser Maximin zu Alexandria die Verfolgung der Christen. Sogleich eilte Antonius auf den Kampfplatz, glühend vor Sehnsucht, den Märtyrertod für Christus zu finden. Furchtlos besuchte er die Christen im Gefängnis, belebte den Glaubensmut der Bekenner vor den Richtern, ermunterte die Verurteilten zur Standhaftigkeit unter den Händen der Henker; doch ihm geschah nichts zu Leide. Wieder kehrte er in die Wüste zu seinen Brüdern zurück und waltete seines mühsamen Amtes mit unverwüstlicher Seelenruhe: immer leuchtete gewinnende Freundlichkeit aus seinen Augen, immer verklärte heiliger Friede sein Angesicht.

Der Ruf seiner Heiligkeit

Der Ruf seiner Heiligkeit und Wundermacht drang bis an den Hof des Kaisers in solcher Stärke, daß Konstantin der Große und seine beiden Söhne an ihn wie an einen Vater schrieben und sich als Gnade eine Antwort erbaten. Antonius sträubte sich dagegen und sagte zu seinen Schülern: „Was haben Mönche mit Briefen der Könige zu schaffen? Was wundert ihr euch, daß Fürsten der Erde Briefe an uns schreiben? Wundert euch vielmehr darüber, daß Gott, der höchste Herr, sich nicht nur gewürdigt, ein Gesetz für die Menschen zu schreiben, sondern sogar durch den Mund seines eigenen Sohnes zu ihnen gesprochen hat.“ Endlich antwortete er doch dem Kaiser, wie es ihn freue, daß er Jesum Christum anbete, und ermahnte ihn, sich wegen seiner Gewalt nicht zu überheben; denn er könnte sonst vergessen, daß auch er ein Mensch sei; er solle milde herrschen, Gerechtigkeit üben gegen Jedermann, den Armen beistehen und nie aus dem Auge verlieren, daß Jesus Christus der einzig wahre und ewige König sei.

Antonius, dessen Demut den vielen Besuchern ausweichen wollte, zog noch tiefer in die Wüste hinein gegen das Rote Meer zu und ließ sich auf einem hohen Berg in einer Höhle nieder, wo er nur Wenigen Zutritt gewährte. Allein zahllose Hilfsbedürftige fanden ihn auch hier, und sein liebevolles Herz konnte sich ihren Bitten nicht verschließen. Von dieser Arbeit des Friedens rief ihn sein Verehrer Athanasius weg nach Alexandria, wo der Kampf wider die Arianer entbrannt war. Des Antonius Erscheinen in der Hauptstadt erregte unbeschreibliches Aufsehen. Christen und Heiden wetteiferten in der Verehrung des mehr als hundertjährigen Gottesmannes. Aufrecht stehend, voll Würde und Begeisterung verkündete der berühmte Greis Christum als wahren Gott, und führte durch sein beredtes Wort und durch große Wunder viele Irrgläubige und Heiden in den Schoß der heiligen Kirche. Bald aber kehrte er zu den Seinigen zurück; denn sagte er: „Die Fische sterben, wenn man sie auf`s Trockne zieht, und die Mönche werden kraftlos in den Städten.“

Die Reliquien des hl. Antonius wurden durch ein Wunder gefunden

Als er die Stunde des nahen Todes voraus sah, nahm er Abschied von seinen Schülern und zog sich mit zwei Brüdern auf seinen Berg zurück. Im Gebet verharrend ging seine Seele heim zum Vater. Seiner letzten Bitte gemäß senkten seine Brüder die teure Leiche in ein verborgenes Grab. Nach zweihundert Jahren, 561, wurden diese kostbaren Reliquien durch ein Wunder aufgefunden, mit großartiger Feierlichkeit nach Alexandria, hundert Jahre später nach Konstantinopel und im Jahre 890 nach Frankreich gebracht, wo sie seit 1491 in der Kirche zu Arles verehrt werden. Das Antonius-Kreuz hat die Form des Stabes, an dem er ein Glöcklein befestigte und den er zu tragen pflegte beim Besuch seiner Klöster. –
aus: Otto Bitschnau O.S.B., Das Leben der Heiligen Gottes, 1880, S. 38 – S. 40

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