Gewissensbisse des Theodor von Beza

Der Besuch des heiligen Franz von Sales bei Theodor von Beza

Theodor von Beza, eines der Häupter des Protestantismus, empfing in Genf einen Besuch des heiligen Franz von Sales, unterhielt sich lange mit ihm, erkannte die Möglichkeit, in der katholischen Kirche selig zu werden, an und gab dem Gedanken Raum, er sei der katholischen Ansicht nicht so gar fern. Am wenigstens konnte er die Unruhe seines Herzens und die Gewissensskrupel verbergen. Beza bat den heiligen Franz, ihn bald wieder zu besuchen. Das geschah auch, und noch ein drittes Mal kamen sie zusammen, ohne daß eine größere Annäherung zwischen ihnen stattgefunden hätte. Bei einem vierten Besuch, den Beza vom heiligen Franz erhielt, war der Triumph des wahren Glaubens sichtlicher. Das mürrische Schweigen, das Beza bei den wichtigsten Einwürfen des heiligen Franz beobachtete, zeigte, wie sehr er die Wahrheit derselben anerkennen müsse, während das gesenkte Auge und die Röte des Antlitzes, worin sich das von Gewissensbissen gepeinigte Herz abmalte, nur allzu gewiß zu dem Schluss berechtigten, daß er an seinem Irrtum mit einer Festigkeit hange, die man bei einem fast 80jährigen Greis nimmer geargwohnt hätte. Er starb im Jahre 1605. –
aus: Ambrosius Guillois, Historische, dogmatische, moralische und liturgische Erklärung des Katechismus, 1. Band, 1848, S. 422

Noch hatte er an seinem späten Lebensabend einen interessanten Verkehr mit dem hl. Franz von Sales. Es liegt in der Natur der Sache, daß derselbe von Seite der Calvinisten anders als von katholischer Seite dargestellt wurde. Doch scheint so viel der Wahrheit zu entsprechen: Auf dringende Aufforderung des Papstes Klemens VIII. begab sich Franz, welcher sich damals in Chablais als Missionar befand, im April 1597 nach Genf und besuchte Beza, an den er im Verlauf des Gesprächs die Frage richtete, ob man in der katholischen Kirche selig werden könne. Die Konferenz endete nach einer Dauer von drei Stunden mit Schmähungen Beza`s über das Papsttum. Doch bereute derselbe nachher seine Heftigkeit und lud Franz beim Abschied ein, ihn öfters zu besuchen. Ein bald darauf stattfindender zweiter Besuch hatte kein anderes Resultat; doch sprach sich Beza soweit aus, er halte die katholische Kirche für eine solche, in welcher man das Heil wirken könne; übrigens sei die protestantische Kirche ebenso die wahre. Bei der dritten Zusammenkunft machte Franz im Namen des Papstes ihm das Anerbieten, daß ihm ein jährlicher Gehalt von 4000 Goldgulden und der doppelte Wert seiner Mobilien ausbezahlt werden sollte, wenn er zur katholischen Kirche zurücktrete. Beza wies das Anerbieten zurück, soll jedoch nachher an Franz einen Brief geschrieben haben, in welchem er ihn ersuchte, für das Heil seiner Seele zu beten. Auch soll er katholischen Nachrichten zufolge nicht bloß in seinen Ansichten schwankend geworden, sondern sogar einmal im Begriff gestanden sein, aus der Stadt zu entfliehen; er sei jedoch von den Genfern daran verhindert worden (vgl. Leben des hl. Franz von Sales, Fürstbischofs von Genf. Nach der 5. Aufl. aus dem Franz. Übersetzt v. J. C. Lager, Regensburg 1871, I, 175ff, 189ff, 200ff). Als er jedoch im Jahre 1598 erfuhr, daß das Gerücht ausgesprengt worden sei, er sei gestorben und habe vor seinem Tod die katholische Lehre bekannt, so verfaßte er ein Spottgedicht auf die Jesuiten, denen man die Verbreitung jener falschen Nachricht zuschrieb, obgleich sie einen Anteil an derselben leugneten und im Gegenteil zu beweisen suchten, Beza und die Reformierten hätten jenen Handel angestiftet, um nachher über sie herfallen zu können. –
Quelle: Wetzer und Welte`s Kirchenlexikon, Bd. 2, 1883, Sp. 578 – Sp. 579

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