Einen Himmel für Halbherzige gibt es nicht !
Fortsetzung Teil 2 von
Du musst ferner nicht meinen, du könntest den Himmel erkaufen um dein halbes Herz, um deine halbe Liebe; du dürftest demnach die Welt und ihre Pracht und ihre Hoffahrt und ihre sündhaften Kleidermoden lieben und nebenbei auch ein wenig Gott, und so werde dir der Himmel gewiß sein. Mitnichten. Nur ums ganze Herz verkauft dir Gott seinen Himmel. Darum sagt er: Du sollst Gott lieben von ganzem Herzen. Einen Himmel für halbherzige Leute gibt es nicht. Dagegen aber sagt der auf dem Throne sitzt: Schreibe, weil diese Worte verlässig sind und wahr: „den Verzagten, den Ungläubigen und Verruchten – – und den Lügnern allen wir ihr Urteil sein indem Pfuhle, welcher von Feuer und Schwefel brennt.“ (Geheim. Offenb. 21) Du darfst und sollst neben Gott allerdings auch anderes lieben, aber nichts so oder gar mehr als Gott, und nichts gegen Gott. Der ganze Himmel ums ganze Herz, oder gar nicht.
Und darum musst du auch nicht meinen, du dürftest es mit den Geboten Gottes ungleichmäßig nehmen; das eine sei strenger zu halten als das andere; es sei genug, von den zehn Geboten neun zu beobachten; an einem liege nichts; du dürftest zu Exempel ungeniert am Sonntag Schneiderei, Schusterei, Tischlerei, Bauerei mit oder ohne Gottesdienst treiben. Sei keusch wie ein Engel und sei getreu im Handel und Wandel bis auf den Pfennig, und gib Almosen nach Herzenslust und bete wie ein Moses – aber so du deine unerlaubte Sonntagsarbeit nicht aufgibst, bleibt der Himmel dir versperrt in Ewigkeit. Für Sonntagsschänder gibt es so wenig einen Himmel, als für Tempelschänder und für Ehebrecher und für verleumdungsreiche Zeitungsschreiber und für Ärzte, welche absichtlich arme Leute in den Spitälern vor der Zeit aus der Welt schaffen. Vom reichen Prasser weiß Christus der Herr sonst nichts Schlechtes zu erzählen, als daß er hartherzig gegen die Armen gewesen; und darum allein schon ist er in die Hölle begraben worden.
Nach Rom und Paris und Wien gibt es bekanntlich viele Wege – aber nach dem Himmel neu einen. Diesen Weg hat Christus deutlich angegeben. Wie der junge Bursch ihn gefragt hat, wie er in den Himmel kommen könne, hat er ihm kurz und bündig gesagt: „Willst du zum Leben eingehen, so halte die Gebote!“ Also: Ein Himmel – Ein Weg; wer außerhalb dieses Weges sich selber eine Straße bauen will, – tut vergebene Arbeit und kommt dafür erst noch für ewig ins Strafhaus, wo Heulen und Zähneknirschen sein wird.
Ich will mit dem Gesagten niemand den Himmel absprechen, der auf christliche Weise hinein will. Sollte es also der Fall sein, daß du, liebe Seele, bisher auch falsche Wege gegangen wärest, aber auch durch Gottes Gnade erleuchtet von jetzt an dem Himmel zugehen möchtest, so gibt es für dich schon noch einen Weg. Davon aber rede ich mit dir später einmal; für heute vernimm noch eine kurze Geschichte, und denk über die letzte Frage, die darin vorkommt, eine Woche oder einen Monat lang allabendlich fünf Minuten vor dem Schlafengehen nach. Willst du es mir versprechen?
Der König Philipp III. von Spanien hatte eine Habsburgerin zur Gemahlin, Margaretha mit Namen. Eines Tages ging sie durch einen Gang des Palastes, wo Bilder an der Wand aufgehängt waren. Da erblickte sie zufällig ein Gemälde, worauf zwei Wege zu sehen waren, von welchen der eine sehr schmal und steil, himmelwärts führte, und worauf, von der Hand ihres Engels geführt, einige Wenige mühsam emporklimmten. Der andere Weg hingegen war breit und mit Blumen geschmückt, und führte in einen tiefen Abgrund. Es gingen aber auf diesem Wege eine große Menge Menschen unter Tanz und Gesang, und sie drängten einander, um früher sich hinabzustürzen.
Bei diesem Anblick begann die gute Königin zu weinen. Als aber eine ihrer Hofdamen um die Ursache ihrer Tränen sie befragte, antwortete sie: „Wie sollte ich nicht weinen; bin ich ja doch selbst auf einem dieser Wege, ohne zu wissen auf welchem; ob auf jenem, der zum Himmel, oder auf dem, der zu Hölle führt! Ach, wie wird es mir ergehen? Werde ich je selig werden?“
„Darin besteht die Weisheit des Klugen, daß er seinen Weg kennt; der Unverstand der Toren geht aber irre; mancher Weg scheint dem Menschen der rechte und er führt doch zuletzt zum Tode.“ –
aus: Franz Ser. Hattler SJ, Christkatholisches Hausbord, Bd. I, I. Teil, 1892, S. 63 – S. 67