Wie sieht dein Himmel aus ?
… Es gibt aber andere, scheinbar von besserer Gattung. Die denken an den Himmel, ja sie beten um den Himmel, und fragst du sie, ob sie denn auch in den Himmel wollten, werden sie sagen: „Natürlich, weil ich ja sonst in die Hölle müsst; und das will ich nicht.“ Indessen aber, wenn man sie um den Himmel weiter abfragen wollte, bleiben sie stecken in ihrer Antwort, oder es stellt sich heraus, daß sie sich in ihrer Einbildung einen Himmel ausmalen, der gar nicht existiert…
Himmel gibt es nur einen – und in diesen einen Himmel kommt kein Geizhals. Einmal verwirkt, ist er für immer verwirkt; hinter dem Grab kann man keinen zweiten mehr kaufen oder verdienen oder erobern, auch um alle Peinen der ewigen Hölle nicht.
Das sind jetzt nur so ein Paar Müsterlein, an welchen zu ersehen ist, was sich die Christenleute mitunter für ganz verkehrte Ansichten vom Himmel machen. So dumm und boshaft und bodenlos schlecht sind sie nicht, daß sie sich selber den Himmel wegleugnen möchten; sie lassen sich sogar vielerlei kosten und wissen, der Himmel leidet Gewalt; aber um alles in der Welt wollen sie ihn doch nicht kaufen; sie behalten sich etwas vor, der Geizige seine Habsucht, der Ungerechte sein ungerechtes Gut und dergleichen; und darum machen sich solche Menschen jeder seinen eigenen Himmel, wo sie hoffen Unterkunft zu finden. Es hat einer einmal gesagt: „Wie einer ist, so ist sein Gott, darum ward Gott so oft zu Spott.“ Desgleichen kann man von diesen Leuten sagen: „Wie einer ist, so ist sein Himmel.“ Aber er betrügt sich dabei leider um sein reichstes, seligstes, unwiederbringlichstes Einmal Eins – um den einen wahren Himmel, wo Gott und seine Heiligen leben und regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit…
Nun hat er, der Herr und Eigentümer des Himmels, Christus Jesus oft von dem Himmel erzählt und ihn genau beschrieben. Um nicht zu weitschweifig zu werden, will ich dir nur zwei Gleichnisse anführen. Er hat gesagt:
Das Himmelreich ist gleich einem Schatz, der in einem Acker verborgen war, und den ein Mensch gefunden. In der Freude darüber geht er hin, verkauft alles, was er hat, und kauft den Acker.
Das Himmelreich ist gleich einer kostbaren Perle. Ein Kaufmann, der gute Perlen sucht, hat sie gefunden, geht hin, verkauft alles was er hat und kauft dieselbe.
…Wieviel wert ist demnach der wahre Himmel? Wie kostbar ist er? Wie viel mußt du nach Christi Wort geben, um ihn zu gewinnen. „Alles was du hast,“ sagt Christus der Herr. –
Es nützt dir also nichts, wenn du nur die Hälfte oder wenn du nur drei Viertel deiner Habe Gott hingibst und ein Viertel für dich behaltest; so bekommst du den Himmel nicht. Um deutsch zu reden: du darfst nicht meinen, es sei genug, nur eines und das andere von dem zu tun und zu lassen, was Gott der Herr von dir fordert; daß du zum Beispiel alles andere, was Gott geoffenbart hat, glaubest, aber die unfehlbare Lehrgewalt des Papstes nicht glaubest. Betrüg dich nicht. Du musst alles, was Gott geoffenbart und die hl. Kirche zu glauben vorstellt, annehmen und für wahr halten; sonst bekommst du den Himmel nicht. Einen Himmel für Altkatholiken gibt es nicht, so wenig als für andere Ketzer oder Ungläubige.
Aber das Glauben allein bringt dich auch noch nicht in den Himmel, wenn du auch alles steif und katholisch glaubtest. Es muss dein Glaube sein wie die Lebenskraft im Baume, welche Zweige treibt, Blüten ansetzt und Früchte reifen macht; der Glaube muss ins Leben übergehen, daß dein Leben sei der Gesang, der Glaube die Noten,… Wenn du also im Glauben Gott „deinen Herrn“ nennst, so musst du ihm auch als deinem Herrn dienen, ihn ehren und ihm gehorchen. Sonst hilft dir dein Glauben nichts, und kommst du an die Himmelstür und klopfest an und bittest um Einlass zum Hochzeitsmahl, da wird dir dein Herr, der Bräutigam, heraus entbieten: „Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr! wird ins Himmelreich eingehen, sondern der den Willen meines himmlischen Vaters tut.“ Für Leute, die katholisch glauben und lutherisch oder heidnisch leben, für die gibt es keinen Himmel. –
aus: Franz Ser. Hattler SJ, Christkatholisches Hausbrod, Bd. I, I. Teil, 1892, S. 63 – S. 67