Gott ist das Ziel unserer Wünsche

Worin die wahre Seligkeit besteht

1. Worin sie besteht, und wie überaus groß sie ist. 2. Wodurch sie zu erlangen ist.

II. Gott ist das Ziel unserer Wünsche

Gott ist das Ziel unserer Wünsche, wir werden ihn ohne Ende sehen, ohne Ekel lieben, ohne Müdigkeit loben.
Augustin. Idem civ. Dei, lib. XII. c. 30.

Keine Stadt der Erde kann mit jenem himmlischen Jerusalem verglichen werden; denn dort ist Sieg, Wahrheit, Würde, Heiligkeit, Friede, Glückseligkeit, Leben und all dieses in Ewigkeit.
Idem loc. cit. lib. II. cap. 19.

Unter den vielen Wohnungen des Vaters versteht der Heiland den Grad der Anschauung derer, die in jenem Lande wohnen; ich meine nämlich, die verschiedenen Stufen und Arten der geistigen Wonne; denn der Herr meinte unter den vielen Wohnungen keine Verschiedenheit der Orte, sondern die Stufen der Gnadengaben.
Ephrem. de habitat. beator.

Jeder freut sich dort nach der ihm verliehenen Gabe und dem Grad nach der ihm verliehenen Anschauungs-Gnade innerlich, so daß die äußerliche Anschauung und Freude bei allen eine und dieselbe ist; und außer diesen zwei Arten gibt es keine mittlere oder höhere; ich meine nämlich: die Seligkeit des Himmels und die Qual der Hölle.
Ephrem. loc. cit.

In der ewigen Seligkeit ist alles da, was man liebt, und nichts wird gewünscht, was nicht da wäre. Alles, was im Himmel ist, ist gut; das höchste Gut aber ist Gott, ein Gemeingut aller, der Seligkeiten höchste, und Ewigkeiten hindurch Gemeingut aller.
August. De Trinitat. lib. XIII. cap. 7.

Dort ist das unsterbliche Leben und das unaussprechliche und namenlose Gut, dort ist jene unnennbare Schönheit, das wahre Licht, der Quell aller Güte, die über alles erhabene Macht, das allein Liebenswürdige, endloser Jubel und ewige Wonne, das Licht ohne Abend, und die sonne, so nicht untergeht. Dort sind die Myriaden von Engeln, die Versammlungen der Erstgeborenen, die Throne der Apostel, die Sitze der Propheten, die Zepter der Patriarchen, di Kronen der Märtyrer, das Lob der Gerechten. Dort wohnen in großer Herrlichkeit und Freude diejenigen, welche den schmalen und mühevollen Weg gewandelt, und frohlocken mit den Chören der Erzengel diejenigen, welche in Wüsten und auf Bergen, in Höhlen und Klüften der Erde durch fasten, Nachtwachen und tränen sich abgehärmt haben. Ja, für alle sind dort aufbewahrt die Belohnungen, Früchte und Handlungen, wie sie jeder vor sich hinüber geschickt hat; denn „was der Mensch sät, das wird er ernten.“ (Gal. 6, 8)
Ephrem. de habitate beator.

Keine Macht ist imstande, die innere Pracht des Paradieses zu beschreiben, noch seine wonnige Schönheit, welche von außen es schmückt. Darum tröstet der Gedanke an das Paradies den Traurigen, unterweist den Unwissenden, erhöht den Glanz des Keuschen und gibt Gewinn dem Dürftigen.
Ephrem.

Im Himmel ist es nicht notwendig, daß die Vernunft böse Neigungen beherrsche; denn da befiehlt Gott dem Menschen, die Seele dem Leibe, und dort wird das Gehorchen so angenehm und leicht sein, als das Leben und Regieren dort beseligen wird; darum wird auch der Friede jener Seligkeit, oder die Seligkeit jenes Friedens das höchste Gut der Seligen sein.
Augustin. de civit. Dei, lib. XIX. Cap. 17.

Unsere Sehnsucht fliegt himmelwärts, wo wir, angekommen, sagen werden: Hier ist gut sein, weiter verlange ich nichts mehr; hier liebe ich alle und fürchte keinen. O gute heilige Sehnsucht.
Augustin. in psalm. 26.

Wenn wir betrachten, was uns im Himmel versprochen ist, so wird alles, was wir auf Erden haben, gering.
Gregor. M. homil. in Evangel.

Kann es ein besseres Gut, eine größere Glückseligkeit geben, als für Gott und von Gott leben?
Ambros. de offic.

Dies ist die größte Belohnung, daß wir Gott genießen.
Hieronym. lib. de Trinit.

Die Seele ist weit vorzüglicher als der Leib, der Geist aber viel herrlicher als die Seele; dem Geiste aber ist ganz unbegreiflich die Gottheit. Am Ende aber nimmt der Leib die Schönheit der Seele an, und diese die Schönheit des Geistes, der Geist aber die Ähnlichkeit mit der göttlichen Natur.
Ephrem. oda IX.

Im Himmel wird der Wille frei, von allem Übel befreit, mit allem Guten erfüllt. Im beständigen Genuß ewiger Freuden wird er nicht mehr gedenken seiner Sünden noch der Strafen; aber eingedenk wird er stets sein der Befreiung von beiden, damit er nicht undankbar sei gegen seinen Erlöser und Befreier.
August. civ. Dei, lib. XXII. cap. 30.

Dort ist alles vollkommen, wahr, heilig, ewig. Unsere Speise ist die Gerechtigkeit, unser Trank die Weisheit, unser Kleid die Unsterblichkeit, unsere Wohnung der Himmel; dort ist Friede, Ruhe, Freude, Gerechtigkeit.
August. psalm. 111.

Willkommen ist nach der Traurigkeit (des Erdenlebens) die Freude, nach der Arbeit die Ruhe, nach überstandenem Sturm der sichere Hafen. Die Sicherheit gefällt jedem, am meisten aber dem, der in großer Furcht gestanden ist; das Licht ist allen angenehm, aber an angenehmsten ist es dem, der sich von der Gewalt der Finsternis heraus gewunden hat. Wenn man in das ewige Leben hinüber gerettet ist, so verdoppelt das Gefühl, gerettet zu sein, die Gnade des Lebens.
S. Bernardus.

Wie groß ist die Freude des Himmelreiches, wo man keine Furcht hat zu sterben, sondern die Versicherung, ewig zu leben.
Bernard. serm. 11 in Cantic.

Was Gott denen, die ihn lieben, bereitet hat, kann mit dem Glauben nicht begriffen, mit der Hoffnung nicht erreicht, mit der Liebe nicht gefaßt, mit Begierden und Wünschen nicht übertroffen werden; erlangen können wir es, aber nicht schätzen.
Augustin.

Was könnte Gott wohl Besseres geben, als sich selbst?
Bernard. in cantic. 11

aus: Bernardin Thuille, Ord. fr. Capuc., Patristisches Handbuch, Eine Sammlung vieler Stellen für die vorzüglichsten Glaubens- und Sittenlehren der katholischen Erblehre aus den Schriften heiliger Kirchenväter und kirchlicher Schriftsteller, 1888, S. 447-450

siehe auch den Beitrag: Die Glorie Jesu im Himmel schauen

Verwandte Beiträge

Buch mit Kruzifix
Das nachchristliche Judentum
Buch mit Kruzifix
Mißbraucht nicht die Zeit der Buße