Purpurtränen Jesu für den himmlischen Vater

Ein Buchstabenbild: Jesus im Ölgarten schwitzt Blut; er betet zum Vater im Himmel; ein Engel erscheint von oben und zeigt Christus einen Kelch; in der Mitte des Buchstabens strahlt das Herz Jesu

Purpurtränen vom Herzen Jesu – Teil 2

Purpurtränen für den himmlischen Vater

Ein Wort der Abbitte

Aber es ist noch Einer, dem die Purpurtränen aus dem Herzen Jesu wie milder Tau ins Herz fallen. Das ist der himmlische Vater. –
Wenn die Morgensonne strahlend über die Wiese aufgeht, und in die tausendmal tausend Tröpflein des Taues hineinschaut, so strahlt ihr daraus ebenso oft ihr eigenes schönes Bild in schönster Farbenpracht wie Diamantenglanz zurück. – Und schaut der himmlische Vater auf die Blutstropfen des Herzens Jesu herab, das sich in der heiligem Messe ihm zu Ehren täglich und so oft hinopfert, so sieht er in jedem derselben auch sich selbst wieder strahlen; denn jeder derselben sagt ihm gleichsam: Dir, o himmlischer Vater, zu Lieb, hat mich das Herz deines Sohnes geweint, damit alles, was denken kann, sehen möge, wie groß Gott sein müsse, daß seine beleidigte Gerechtigkeit nur durch das Blut eines wesensgleichen Sohnes versöhnt, und daß seine Erbarmung nur in der blutigen Hingabe seines eingeborenen Sohnes sich vollends kund geben konnte. – Und darum hat der himmlische Vater eine recht göttliche Freude beim Anblick der Purpurtränen, die sein einzig geliebtes Kind in Liebe und Leid für ihn geweint hat; und beim Gedanken an diese Liebe seines Sohnes wird ihm wohl bis in die Tiefen seiner innigsten Gottheit, daß er darüber alles gewähren will, um was man ihn bei diesen Purpurtränen bitten mag.

Es erzählt die Geschichte von einem König von Portugal, Johann dem Zweiten, er habe in zarter Andacht zu den fünf Wunden Christi ein Gelübde getan, nie jemanden eine Bitte um etwas Erlaubtes abzuschlagen, welche ihm bei den fünf Wunden Christi, als einem Begleitschein vorgelegt würde. Eines Tages nun, als er zur Kirche ging, fiel ein Weib ihm zu Füßen, und bat „um der heiligen fünf Wunden Christi willen“, der König wolle ihrem Mann, der zum Tode der Enthauptung verurteilt war, das Leben schenken. Der König antwortete: „Ja es soll geschehen; und hättest du noch weit Größeres von mir um der heiligen Wunden Jesu willen verlangt, ich hätte es dir ebenso gewährt.“ –

Nun ist meine Ansicht so: hat ein Menschenkönig mit seinem kleinen Herzen schon eine so ausgiebige Andacht zu den fünf Wunden, also auch zur Herzwunde des Heilandes getragen, so wird der himmlische Vater ihm darin gewiß nichts nachgeben, und somit jedem, der mit Innigkeit und Vertrauen und Demut „bei den Purpurtränen aus dem Herzen Jesu“ bittet, nichts abschlagen können.

Und darum ist das zweite Wort, das die Purpurträne spricht, ein Wort der Abbitte für uns beim himmlischen Vater. Und wenn der Heiland, wie St. Paulus schreibt, in den Tagen seines Fleisches mit Tränen und lautem Rufe zum Vater gefleht hat und erhört worden ist, so wird die laute, rührende Sprache dieser blutigen Zähren, die das Herz Jesu am Kreuz vergossen, wohl ganz besonders Erhörung finden beim Vater. Es sagen also diese Tropfen zu dir, wenn du sie anschaust: Nimm uns, und bring uns für dich dar; wir sind ja vergossen worden zur Vergebung, nicht zur Strafe der Sünden. Daran magst du denken. So oft du am Bild des Gekreuzigten oder des Herzens Jesu diese blutigen Zähren siehst. –
aus: P. Franz Ser. Hattler, SJ, Christkatholisches Hausbrod für Jedermann, der gut leben und fröhlich sterben will, Bd. I, IV. Teil 1892, S. 62 – S. 65

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