Unwürdige Kommunion eine Blutschuld

Die Blutschuld der Todsünder

Die unwürdige Kommunion eine Blutschuld

Den Juden ähnlich sind alle Sünder; denn der heilige Apostel Paulus sagt von Christen, die abfallen, die schauerlichen Worte: „Sie kreuzigen und verspotten, jeder für sich, den Sohn Gottes auf ein Neues.“ (Hebr. 6,6) Der Grund dessen ist, weil sie die Ursache, wegen welcher Christus, der Herr, verspottet und gekreuzigt worden ist, neuerdings setzen, und diese Ursache ist die Sünde. Was aber von einer Sünde in dieser Beziehung gilt, das gilt auch von jeder anderen Sünde, da keine einzige Sünde nachgelassen, oder getilgt wird, außer um des Leidens und Sterbens Christi willen. Wer also sündigt, der verübt ein Verbrechen, um dessentwillen der Sohn Gottes, wenn er für dasselbe noch nicht gelitten hätte, und gestorben wäre, neuerdings leiden und sterben müsste, damit es gesühnt werden, und der Sünder Verzeihung erlangen könnte. Es ist dies eine erschütternde Wahrheit, die wohl geeignet sein sollte, jedermann vom Sündigen zurückzuschrecken. Darum sagt auch der heilige Bonaventura: „Das Andenken an das Leiden Christi ist eine Waffenrüstung, um alle Versuchungen des Teufels zu überwinden“; und eben so schreibt der heilige Petrus Damianus: „Nichts vermag so die Wurzeln der Begierlichkeiten auszurotten, als die Erinnerung an die Wunden Christi, welcher vor dem Richter gestanden, welcher gegeißelt, angespieen, welcher mit Dornen gekrönt, welcher mit Backenstreichen geschlagen, welcher auf dem Holze erhöht worden, welcher am Kreuz gestorben ist.“ Diese Erinnerung, diese Vorstellung würde uns bei jeder Versuchung zur Sünde zurufen: Willst du den Sohn Gottes auf ein Neues kreuzigen, und verspotten? Und wer könnte es über sein Herz bringen, bei diesem Gedanken zu sündigen?

Die unwürdige Kommunion ist eine Blutschuld

Allein dieses schauerliche Geheimnis wiederholt sich auf die entsetzlichste Weise in der unwürdigen Kommunion. Daher eifert der heilige Paulus gegen diese Misshandlung des Herrn auch mit der ganzen Kraft seiner apostolischen Beredsamkeit, und schreibt an die Korinther: „So oft ihr dieses Brot esset, und diesen Kelch trinket, sollt ihr den Tod des Herrn verkünden, bis er kommt. Wer unwürdig dieses Brot ißt, oder den Kelch des Herrn trinkt; der ist schuldig des Leibes und Blutes des Herrn.“ (1. Kor. 11,26-27) Der Apostel nennt die unwürdige Kommunion eine Blutschuld, und eine Blutschuld an dem Herrn begangen; denn solche Sünder nahen sich dem Herrn als Feinde, bemächtigen sich seiner, seines Leibes, seines Blutes, mißbrauchen es, da sie es weder als Opfer, noch als Nahrung ihrer Seele, sondern zu ihrem Verderben verwenden, gießen es so gleichsam aus, und vergießen es auf eine ganz unnütze und auf die verbrecherischste Weise. Daher fragt auch der heilige Chrysostomus in Bezug auf diese Worte des heiligen Paulus, warum ein solcher des Blutes Christi schuldig sei; und antwortet: „Weil er dasselbe vergießt, und weil das eine Tötung, aber keineswegs ein Opfer bedeutet. Wie also jene, die ihn damals verwundet, ihn nicht verwundet, um (sein Blut) zu trinken, sondern um es zu vergießen; so tut dasselbe derjenige, welcher unwürdig hinzutritt, und keine Furcht daraus schöpft.“ Der Apostel fügt darum auch noch die Worte hinzu: „Wer unwürdig ißt und trinkt, der ißt und trinkt sich das Gericht, weil er den Leib des Herrn nicht unterscheidet.“ (1. Kor. 11,29) Wenn Judas, der den Herrn an dessen Feinde verkauft, verraten und überliefert hat, des Leidens und des Todes des Gottmenschen sich schuldig gemacht hat; so muss in dem bezeichneten Sinn Ähnliches von dem gesagt werden, welcher als Todsünder den Herrn in sich selbst aufnimmt, da er ein Feind Christi, und sein Herz eine Wohnstätte des Satans ist; denn er überliefert ihn so ebenfalls seinen Feinden. Welches Gericht aber über Judas gekommen ist, das wissen wir. Der heilige Chrysostomus sagt noch mehr; er schreibt: „Viel schlechter, als ein vom Teufel Besessener, ist derjenige, welcher sich einer schweren Sünde bewußt ist, und zur heiligen Kommunion geht“; denn ein Besessener schmachtet bloß dem Leibe nach in der Gewalt des Teufels, der Todsünder liegt auch der Seele nach in der Knechtschaft dieses Feindes Gottes und der menschlichen Natur. Welches Gericht verdient nun ein solcher Frevler? –
aus: Georg Patiss SJ, Das Leiden unsers Herrn Jesu Christi nach der Lehre des heiligen Thomas von Aquin, 1883, S. 183 – S. 185

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