III. Über das Dasein und die Ewigkeit der Hölle.
Ihr Wurm wird nicht sterben, und ihr Feuer wird nicht erlöschen. Isai. c. LXVI v. 24.
Auch ich habe viel und schwer gesündigt, und was ist mir Leides widerfahren? fragt der theoretische und praktische Indifferentist im frevelnden Übermut gegenüber den Strafgerichten Gottes, unter deren schmerzlichem Druck die Erde seufzt, und die Völker jammern; und so scheint jeder Sünder zu fragen, der, obgleich in der Sünde verhärtet, doch bisher in Ansehen, in Reichtümern, in Wollüsten geschwelgt, und noch an keine Umkehr denkt. Auf diese Frage nun habe ich heute Antwort zu geben versprochen.
Was dir, armer Sünder! Leides schon widerfahren ist, will ich dir mit wenigen Worten sagen. Seitdem du Sünder bist, hat sich in deinem früher so heiteren Verstand über die allerwichtigsten Wahrheiten des Lebens ein unheimliches Dunkel verbreitet, das dich mit ewigen Zweifeln und heillosen Verwirrungen der Begriffe und Grundsätze quält;
dein früher so kräftig frommer Wille ist so schwach und so böse geworden, dass du oft selbst den schmählichsten Neigungen, Worten und Taten nicht mehr widerstehen magst, obwohl du dich derselben selber schämst; deine früher so reine Phantasie hat ein solches Verderben überzogen, dass sie dir keine gesunde, vernünftige, ja auch nur natürliche Lebensanschauung gestattet;
dein früher so ruhiges Gedächtnis hält dir in einsamen Stunden Bilder der schauerlichsten Erinnerungen vor, vor welchen du selbst erzitterst;
dein früher so edles Herz ist der Spielball verkehrter Neigungen geworden;
dein ganzes inneres Geistesleben ist zerrüttet, ohne Ruhe, ohne Frieden, ohne wahre Freude, ohne frohe Aussicht in die Zukunft, voll Angst und Schrecken vor Unglück, Tod und Ewigkeit; und dein Äußeres ist das treue Gepräge deines verwüsteten Inneren. Sünder! mehr oder minder ist dies dein Zustand; dessen überführt dich dein eigenes Bewusstsein und Gewissen; dies liegt in der Natur der Sache. Und das soll nicht eine furchtbare Strafe sein?
Jeder, der Sünde tut, ist ein Sklave der Sünde
Weiter sagt die ewige Wahrheit: Jeder, der Sünde tut, ist ein Sklave der Sünde. (Joh. c. I. v. 34) So bist denn auch du ein Sklave, und zwar ein so vielfacher Sklave, wie vielfach deine Sünden sind, und du schleppst ebenso viele Sklavenketten mit dir durch das Leben, wie viele Leidenschaften dich beherrschen. Kann es für einen zur ewigen Freiheit geborenen Menschen eine größere und schmachvollere Strafe geben?
Endlich hast du durch die Sünde die Gnade Christi, die Kindschaft Gottes, die Erbschaft des Himmels, das übernatürliche Leben verloren, und bist dadurch vor Gott ein Gegenstand des Abscheus und des Hasses geworden. Das lehrt der heilige Glaube, und wenn du diesen Glauben nicht mehr hast, dann bist du überdies noch mit Blindheit geschlagen, und das ist das Vollmaß der Strafe für dieses Leben. Siehe da den völligen Ruin deines natürlichen und übernatürlichen Lebens! Und du kannst noch fragen: Was ist mir Leides widerfahren?
Frage vielmehr: Was kann, was wird mir noch mehr Leides widerfahren? Darauf antworte ich nun mit einer ganzen Predigt, indem ich den Satz hinstelle: Gott straft an dir, o Mensch! jede in diesem Leben nicht getilgte Todsünde mit einer ewigen Hölle.
Ihr seht, dass in diesem Satz die Unsterblichkeit der Seele und zugleich das Dasein und die Ewigkeit der Höllenstrafen enthalten sind. Höret nun die Beweise für Beides!
Du aber, o Herz meines Gottes, Herz der Milde und Erbarmung, Herz Jesu, begleite dein Wort mit dem Segen deiner Gnade! Ich beginne etc.
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Wenn es sich um die Lösung der Frage handelt, ob der Kaiser ein gewisses Strafgesetz erlassen habe oder nicht, ob ein solches Strafgesetz wirklich bestehe oder nicht; so lässt sich diese Frage nicht durch abstrakte Vernunftschlüsse, sondern nur durch glaubwürdige Zeugnisse beantworten. Man mag da behaupten oder leugnen, so viel man will über die Güte und Liebe, über die Barmherzigkeit und Gerechtigkeit des Fürsten, über die Strenge eines solchen Gesetzes, über die Schwäche und Bemitleidenswürdigkeit der Übertreter, über die verschiedenen Verhältnisse des Staates u.s.w. Das Alles bewirkt am Ende nichts, und kann uns keine Überzeugung verschaffen, ob jenes Gesetz bestehe oder nicht bestehe.
Wenn man aber jemanden das authentische Zeugnis des Gesetzgebers selbst darlegen kann, das Zeugnis des Gesetzbuches, das Zeugnis des obersten Gerichtshofes, das Zeugnis aller Rechtsgelehrten, das Zeugnis aller Weisen und das Zeugnis des ganzen Volkes, dass das Strafgesetz wirklich bestehe; dann muss man es entweder ohne Widerrede glauben, oder auf die Fähigkeit eines vernünftigen Urteils verzichten. Das, meine ich, leuchtet jedermann ein.
Die Höllenstrafe ist ein Strafgesetz Gottes
Nun aber ist die ewige Höllenstrafe des Sünders nichts anderes als ein Strafgesetz Gottes zur Züchtigung seiner Feinde, und für den wirklichen Bestand dieses Strafgesetzes liegen alle Arten jener Zeugschaften vor uns.
Denn der Urheber jenes Gesetzes ist Gott, und Gott hat für dessen wahrhaftigen Bestand sein untrügliches Wort, das feierlichste Zeugnis gegeben. Christus hat erklärt, Er werde am Ende der Zeiten, bei dem letzten Weltgericht über diejenigen, welche in der Todsünde gestorben sind, folgendes Urteil sprechen:
Weichet von mir, ihr Verfluchten! in das ewige Feuer. Weichet von mir! seht da die Verwerfung des Sünders von Gott; ihr Verfluchten! seht da den Fluch Gottes über den Sünder in das Feuer! seht da die Strafe des Sünders; in das ewige Feuer! seht da die Ewigkeit der Verwerfung, des Fluches, der Strafe des Sünders; seht da die Ewigkeit des Sünders selbst; seht da die Ewigkeit dieses Urteils; seht da die Ewigkeit der Hölle.
Diese Worte sind einfach und klar, und jeder anderen Auslegung unfähig. Es sind dies die Worte des ewigen Richters über die Lebendigen und Toten, und darum keine bloße Drohung, sondern der letzte Urteilsspruch, der in alle Ewigkeit nicht mehr zurückgenommen oder verändert werden kann, eben weil uns Gott schon versichert hat, dass dies das letzte Urteil sei, und dass es nach demselben keine Barmherzigkeit, keine Gnade, folglich auch keine Buße und keine Versöhnung mehr geben wird, mit den Worten: Es kommt die Nacht, wo niemand mehr wirken (Joh. c. IX.v. 4.) Es wird keine Zeit mehr sein. (Apok. c. X. v. 6.)
Jesus Christus hat die Wahrheit über die Hölle mehrfach bekräftigt
Christus stellt dieses Urteil dem Urteil über die gefallenen Engel gleich, indem er ausdrücklich hinzusetzt: In das ewige Feuer, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist. (Matth. c. XXV. v. 41.) So wie es also für die verworfenen Geister ewig keine Erlösung gibt, ebenso wenig kann es eine solche für die zu gleicher Strafe verurteilten und verworfenen Menschen geben. Damit uns aber kein Zweifel mehr übrig bleiben könnte, schließt Christus mit folgenden Worten: Und diese (die Sünder) werden eingehen in die ewige Pein, die Gerechten aber in das ewige Leben. (Ebd. v. 6.) So wie also die Gerechten ewig leben werden, aber in der ewigen Seligkeit, ebenso werden auch die Sünder ewig leben, aber in der ewigen Pein.
Ja, Christus hat dieselbe Wahrheit unter verschiedenen Formen immer neuerdings bekräftigt. So sagt er z. B. von der Sünde des Ärgernisses: Wenn dich deine Hand ärgert, haue sie ab; denn es ist dir besser, verstümmelt in das ewige Leben einzugehen, als zwei Hände zu haben und in die Hölle zu kommen in das unauslöschliche Feuer. (Mark. c. IX. v. 42.) Und er fügt noch hinzu: Wo ihr Wurm nicht stirbt, und das Feuer nicht erlischt (ebd. v. 43.), und er wiederholt diese Worte in sechs Versen nacheinander.
Damit endlich niemand sich mit der eitlen Hoffnung trösten könnte, die Sünde des verstockten Verworfenen werde denn doch einmal abgebüßt, und darum nachgelassen werden, so hat die ewige Wahrheit erklärt: Er wird eines ewigen Verbrechens schuldig sein (Mark. c. III. v. 29.), und es wird ihm weder in diesem, noch im künftigen Leben nachgelassen werden. (Matth. c. XII. v. 32.) Der Verworfene wird also ewig ein Verbrecher bleiben und ewig in der Hölle gestraft werden. So lautet das Zeugnis des göttlichen Gesetzgebers selbst.
Das Zeugnis des göttlichen Gesetzgebers im alten und und neuen Bund
So steht es aber auch in dem göttlichen Gesetzbuch des alten und neuen Bundes geschrieben. Denn im alten Bund lesen wir bei dem Propheten Daniel: Die im Staub der Erde schlafen, werden aufwachen, die einen zum ewigen Leben, und die anderen zur Schmach, um sie ewig zu schauen. (Daniel c. XII. v. 42.) Und bei dem Propheten Isaias: Ihr Wurm wird nicht sterben, und ihr Feuer wird nicht erlöschen. (Isai. c. LXVI. v, 24.)
Im neuen Bund steht geschrieben bei dem Apostel Johannes: Wer dem Sohne Gottes nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm. (Joh. c. III. v. 36.) Und bei dem Apostel Paulus: Sie werden das Reich Gottes nicht erlangen. (Gal. c. V. v. 21.) Seht da den ewigen Ausschluss vom Reich Gottes, den bleibenden, ewigen Zorn Gottes, die ewige Schmach, den Wurm und das Feuer ewiger Pein, oder mit andern Worten: die ewige Hölle als Strafe für die Verworfenen im göttlichen Gesetzbuch ausgesprochen.
Dasselbe Zeugnis gibt uns der oberste Gerichtshof Gottes auf Erden, die hl. Kirche. Denn sie hat im fünften allgemeinen Konzil den Bannfluch ausgesprochen über jedermann, der zu behaupten wagt: Dass die Strafen der Teufel und gottlosen Menschen bloß zeitweilige seien, zu irgendeiner Zeit ein Ende nehmen werden, und dass die Gottlosen und Teufel wieder ihrem vorigen Zustand zurückgegeben werden; sie hat das Glaubensbekenntnis des hl. Athanasius zum ihrigen gemacht, und bekennt in demselben: Die Gutes getan haben, werden eingehen in das ewige Leben; die aber Böses getan, werden eingehen in das ewige Feuer; mit dem Beisatz: Das ist der katholische Glaube, und wenn jemand nicht treu und fest daran glaubt, der kann nicht selig werden. (Symbol, 8, Athanas.)
Ein gleiches Zeugnis finden wir von der Kirche und ihren Rechtsgelehrten
Wer also die ewigen Höllenstrafen verworfener unsterblicher Menschenseelen hartnäckig leugnet, ist ebenso von der hl. Kirche ausgeschlossen, wie derjenige, welcher den Glauben an die göttliche Dreieinigkeit verwirft. Katholiken! im Vorbeigehen sei es gesagt: Es ist also denn doch etwas bedenklich, auf das Wort eines dichtenden Philosophen, oder eines philosophierenden Dichters hin, oder um das Schlachtopfer seiner Leidenschaften, wenn es etwa noch Furcht vor der Sünde und Hölle äußert, zu beschwichtigen, mit kaltem Blut kurzweg das entsetzliche Lügenwort hinzuwerfen: Lass uns das Leben genießen; mit dem Tode ist ja alles aus; Ewigkeit und Hölle sind alte Fabeln, mit welchen sich kein Vernünftiger mehr schrecken lässt!
Erinnert diese Sprache nicht an das Wort der alten Schlange im Paradies, die zur Eva log: Ei, ihr werdet nicht sterben; im Gegenteil: ihr werdet wie Götter sein! O ja, solche werden wie Götter, wie Holz- und Strohgötter zum Verbrennen dem irdischen Feuer, dem ewigen Feuer der Hölle überliefert werden.
Ein gleiches Zeugnis, wie das der Kirche, finden wir auch bei allen Rechtsgelehrten des Reiches Gottes auf Erden, bei allen heiligen Vätern und Lehrern der Kirche, die alle, ohne Ausnahme, wie mit einer Stimme sich für diesen Glaubenssatz aussprechen. Ich will aus den Vielen nur einige anführen: Der hl. Clemens von Rom schreibt: Unsterblich sind alle Seelen, auch die der Gottlosen. Mit ewiger Strafe vom unauslöschlichen Feuer gepeinigt, können sie, ohne zu sterben, zu ihrem großen Unglück kein Ende finden. (Cit. a Damasc, apud Petav. libr, III. de Angelis c. 8.)
Der heilige Justinus der Märtyrer sagt: Christus hat zum voraus erklärt, dass der Teufel mit seinem Anhang und mit den Menschen, die ihm folgen, in Ewigkeit gepeinigt werden müsse. (Apolog. I. c. 28,) Der hl. Irenäus schreibt: Zu welchen immer der Herr sagen wird: Weichet von mir, ihr Verfluchten in das ewige Feuer! diese werden für immer verflucht sein. (Contr. haeres, L, IV. cap, 28.) Minutius Felix sagt von den Höllenstrafen: Diese Peinen haben kein Maß und kein Ende. (In Octav. cap. 35.)
Selbst blutige Zeugnisse dieser Wahrheit finden wir in den heiligen Märtyrern, in deren Akten wir lesen, dass sie deshalb den Götzen nicht opfern wollten, weil die Abtrünnigen zur Strafe der ewige Tod und unaussprechliche Peinen ohne Ende erwarten (In actis S. Victoris.) wie der hl. Victor sich erklärte; damit sie nicht in das ewige Feuer geworfen würden, wie die hl. Felicitas mit ihren sieben Söhnen sich aussprach.
Auch die Weisen des alten und neuen Heidentums geben Zeugnis für das Dasein der Hölle
Aber nicht nur die christlichen, die gläubigen Rechtsgelehrten geben Zeugnis für die Ewigkeit der Höllenstrafen, sondern auch die Weisen des alten und neuen Heidentums zeugen für eine ewige Hölle. Virgil sagt von dieser Hölle: Es sitzt dort, und wird ewig dort sitzen der unglückliche Theseus. Platon behauptet in seinem Phädon, dass nach dem Gericht die Einen in einen Feuerstrom geworfen werden, aus dem sie, wenn sie von ihren leichteren Vergehen rein geworden, wieder ans Ufer kommen, die anderen aber, die er unheilbare Sünder nennt, zur Strafe für ihre Verbrechen in die Hölle geworfen werden, aus welcher sie niemals wiederkehren. —
Selbst Epikur, der Schändlichste der Heiden, konnte sich mitten in seinen Wollüsten nicht enthalten auszurufen: Es gibt keine Rast, und es ist unmöglich, ruhig zu schlafen, weil man gezwungen ist, nach diesem Leben ewige Qualen zu fürchten, und weil bei der Furcht vor diesen Qualen kein Sterblicher glücklich sein kann. —
Und das Haupt der Neuheiden, Voltaire, antwortete einem Freunde, der ihn versichern wollte, endlich Gewissheit zu haben über das Nichtdasein der Hölle: Da
bist du wohl sehr glücklich; ich bin weit davon.
Und wenn die letzte Stunde schlug, nach welcher die nächste Ewigkeit war, da glaubten und glauben alle, auch die stärksten Geister, an eine ewige Hölle, und Furcht und Angst, Zittern und Beben, Wut und Verzweiflung, mit der sie scheiden, beweisen ihre vollste Überzeugung. Ausnahmen sind Seltenheiten, wie in der Natur die Ungeheuer. Wahrlich, ein kräftiges Zeugnis, welches kein Gotteshass, keine Religionsverachtung, keine Wissenschaft, keine Kunst, kein Hochmut, keine Heuchelei, kein Sündenleben, keine Gottlosigkeit so ganz vertilgen kann, dass es nicht endlich an den Tag tritt.
Zuletzt haben wir noch den alles bedeckenden Strom aller Völker der Erde durch alle Jahrhunderte zum handgreiflichsten Beweis für die ewige Hölle unsterblicher Menschenseelen.
Denn das Judenvolk glaubt an die Lehre des göttlichen Gesetzbuches des alten Bundes, und somit auch an diese Lehre; die katholische Welt hält diese Lehre als Glaubenssatz fest; die Protestanten und andere sogenannte christliche Religionsgemeinden, obwohl sie so grausam sind, das Fegefeuer zu leugnen, haben doch immer geglaubt, und glauben noch an eine ewige Hölle; die von uns getrennten Griechen und die Türken glauben an eine ewige Hölle;
die heidnischen Griechen glaubten an ihren Hades von ewigen Strafen, und die Götzen anbetenden Römer an ihren Tartarus von nimmer endenden Peinen; von den alten Chaldäern, Persern, Assyrer und Ägypter bezeugen ein Gleiches die Geschichtschreiber Tacitus (Hist. Libr, V. e, 5) und Diodor (Bibl. hist. Libr, TL. sect, 3, edit, Laurent, Rhodom. Hanoviae 1604, pag, 65 etc, 5) von Sizilien.
Dasselbe bestätigen Reisende und Missionare von den Chinesen, Indern und Japanesen, ja sogar von den wilden Völkern der Wüsten Afrikas und Amerikas „(Vide Patuzzi Libr, III, c. 18.); so dass selbst die erbittertsten Feinde der Religion das offene Geständnis ablegen, dass dieser gleiche Glaube bei allen Nationen der Erde gefunden werde. (Voltaire.)
Was sollte ein Sünder, der noch Glauben hat, tun?
Wenn also der göttliche Gesetzgeber selbst, wenn das göttliche Gesetzbuch, wenn Gottes oberster Gerichtshof, wenn alle Gottesgelehrten, wenn alle Weisen der Erde, wenn sogar alle Völker aller Zeiten Zeugnis geben für die ewigen Höllenstrafen aller verworfenen unsterblichen Menschenseelen; so ist es Wahnsinn, dessen ungeachtet daran nicht zu glauben, oder auch nur zu zweifeln, und es bleibt nichts mehr übrig, als einen solchen Unheilbaren der Gefahr zu überlassen, endlich an sich selbst die Probe zu machen.
Für einen Sünder aber, der noch Glauben hat, oder wenigstens einen gesunden Menschenverstand, möchte ich nun diese Schlussfolgerung machen: Dass es eine ewige Hölle gibt, und dass du dieser ewigen Hölle unmöglich entgehen kannst, wenn du in einer Todsünde stirbst, ist also ebenso gewiss, als dass du ein Sünder bist. Es ist daher zwischen dir und dieser ewigen Hölle nur noch ein morscher Flor von den dünnsten Fäden gespannt; bricht unter deinen Füßen ein solcher Faden, der Lebensfaden, dann bist du für ewig in der Hölle begraben. Wie wagst du es also auch nur eine Nacht in der Todsünde zu schlafen, auch nur eine Stunde lang in der Todsünde zu leben?
Mein Gott! deine Zeugnisse für die Notwendigkeit der Religion, für das Dasein der geoffenbarten göttlichen Religion, für die Eine wahre Kirche Jesu Christi, ohne welche es kein Heil gibt, für die zeitlichen und ewigen Strafen des unbußfertigen Sünders sind so klar und handgreiflich und so gewaltig, und dennoch bleibt der Mensch blind und taub und stumm und gefühllos gegen alles, man häuft Verbrechen auf Verbrechen,
man will auch alle neben sich zu Verbrechern machen, man trägt den Fluch des Verbrechens von der Werkstätte bis zum Kaiserpalast (1) von der Unschuld in der Hütte bis zur Unschuld auf dem Throne, von der untersten Hefe des Volkes bis zum Glanzpunkt der Gesellschaft hinan; man will sich und andere, während man die ewige Hölle leugnet, eine Hölle auf Erden schaffen!
O Gesellschaft! O Menschheit! nur der Glaube an Gott, nur der Glaube der geoffenbarten göttlichen Religion, nur der Glaube der katholischen Kirche, der dir, wie einen ewigen Himmel, so auch eine ewige Hölle als Vergeltung weis’t, kann dich retten für die Zeit und Ewigkeit. Amen.
(1) Es war eben das verruchte Attentat auf Se. apostol. Majestät Franz Joseph geschehen. –
aus: Georg Patiß SJ, Kanzelvorträge über unsere fortwährenden Bedürfnisse der Religion, Erlösung und Gnade (Für die Advent- und Fastenzeit), 1856, S. 23 – S. 33
Siehe auch den Beitrag auf katholischglauben.online:
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