Die Päpste als Nachfolger des hl Petrus

Eine Skulptur des heiligen Petrus, des ersten Papstes in Rom, der Fels der Kirche Christi

Die Päpste als Nachfolger des heiligen Petrus

1. Jesus Christus gründete Seine Kirche, damit sie bis ans Ende der Zeiten daure, und deshalb gab Er ihr die Verheißung, Er werde sie bis ans Ende nicht verlassen: Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt. (Matth. 2820) Eitel wäre aber diese Verheißung gewesen und schlechte Sorge hätte der Herr für Seine Kirche getragen, wenn Er nicht auch angeordnet, daß die dem hl. Petrus erteilte höchste Gewalt als sichtbares Oberhaupt seiner Kirche, die, wie wir bereits gesehen, für die gute Leitung derselben notwendig war, auch auf seine Nachfolger übergegangen und nicht schon mit dem Leben des heiligen Petrus erloschen wäre. Die Vorzüge dieses Sitzes, schreibt Papst Nikolaus I. an den Kaiser Michael, sind stets fortdauernd, göttlich gewurzelt und gepflanzt, es kann an denselben gerissen werden, sie auszureißen vermag Niemand. Was schon vor deiner Herrschaft war, wird, Gott sei es gedankt, auch nach derselben bleiben, und so lange der christliche Namen genannt wird, so lange wird es zu bestehen nicht aufhören. Deshalb erklärte denn auch das allgemeine Concilium von Konstanz, daß, wenn Zweifel über christliche Glaubenslehren sich erheben, es eine sichere Richtschnur sei, um die Wahrheit aufzufinden, daß man die Aussprüche jener Kirche vernehme, wo die apostolische Nachfolge sich erhalten habe, weil dort auch gewiß die wahre apostolische Lehre bewahrt werde.

2. Der Herr hatte verheißen, daß die Pforten der Hölle nimmermehr den Sieg über die auf einem Felsen (welcher der heilige Petrus waar) begründete Kirche davon tragen sollten; seit langer Zeit hätten sie aber gewiß dieselbe bewältigt, wenn diese Verheißung sich nicht auch in den Nachfolgern des heiligen Petrus bewährt hätte. Hieran dürfen wir aber nicht zweifeln, sagt der heilige Optatus, denn Petrus hat von Christus die Himmelsschlüssel nicht nur für sich selbst, sondern auch für alle seine Nachfolger im Hohenpriestertum empfangen. Beatus Petrus praeferri omnibus apostolis meruit et claves regni coelorum communicandas caeteris solus acceptit. (Opt. Mil. 1. 2. contr.)

3. Um die wahre Kirche unterscheiden zu können, hat Gott angeordnet, sie solle als Kennzeichen ein Oberhaupt besitzen, welches in rechtmäßiger Nachfolge vom heiligen Apostel Petrus abstamme…

4. … Im römischen Concilium aber unter Hadrian II. (act. 3) heißt es: Wenn vor Alters Ketzereien und Gottlosigkeiten aufkeimten, so haben stets die Nachfolger des apostolischen Stuhles diese schädlichen Pflanzen und dies Unkraut ausgerottet. In der letzten Sitzung des Konzils von Florenz wurde erklärt: Wir bestimmen auch, daß der heilige apostolische Stuhl und der römische Papst für den ganzen Erdkreis die Oberhoheit besitze (tenere primatum), daß er der Nachfolger Petri, des Fürsten der Apostel und wahrhaft der Statthalter Christi und das Oberhaupt der ganzen Kirche sei, und daß demselben in der Person des heiligen Petrus von unserem Herrn Jesu Christo die Vollgewalt übergeben sei, die allgemeine Kirche zu weiden, zu regieren und zu leiten (pascendi, regendi et gubernandi)…

5. … Deshalb haben die römischen Bischöfe auch nach dem Tode des heiligen Petrus immer fortgefahren, entweder Bischöfe für andere Kirchen aufzustellen , oder jene, die ihre Herde nicht gut leiteten, abzusetzen. Bellarmin berichtet, daß daß von den Päpsten allein acht Patriarchen insbesondere zu Konstantinopel abgesetzt worden seien. Aus dem ganzen Jus canonicum geht es offenbar hervor, daß die Bischöfe in ihren Zweifeln sich an den römischen Bischof wandten, und seine Antwort als ein Gesetz betrachteten.

9. Auch dadurch wird unsere Behauptung nicht umgestoßen, daß in früheren Zeiten einige Päpste, die unrechtmäßig erwählt waren, sich betrügerischer Weise in die oberhirtliche Würde eingedrängt, denn es genügt, wenn ein solcher nur als Papst von der ganzen Kirche anerkannt worden, weil er durch diese Annahme rechtmäßiger und wahrer Papst geworden ist. Wäre ein Solcher aber eine Zeitlang nicht wirklich und allgemein von der Kirche anerkannt, so wäre alsdann eben sowohl Sedisvakanz gewesen, wie dies unmittelbar nach dem Tod eines Papstes der Fall ist. Auch der Einwurf, daß man zur Zeit eines Schismas längere Zeit in Zweifel über den wahren Papst gewesen, ist kein Gegenbeweis; denn in solch einem Fall ist entweder Einer von ihnen (sollte man auch nicht gewußt haben welcher) der wahre Papst gewesen, oder alle sind Afterpäpste gewesen, in welchem Fall das Papsttum ebenfalls erledigt gewesen.

10. Einige haben auch noch zu beweisen gesucht, daß einige Päpste in Ketzerei gefallen seien, es ist ihnen dies aber niemals gelungen, wogegen wir das Gegenteil am Schluß des zehnten Kapitels beweisen werden. Würde Gott es übrigens zulassen, daß ein Papst ein hartnäckiger und notorischer Ketzer wäre, so würde ein Solcher aufhören Papst zu sein und der päpstliche Stuhl alsdann erledigt. Wäre er dagegen im Verborgenen ein Ketzer und würde er der Kirche kein falsches Dogma aufbürden, so würde diese auch keinen Schaden von ihm zu erleiden haben; mit Recht dürfen wir aber, wie Bellarmin bemerkt, voraussetzen, daß Gott es nie zulassen werde, daß ein Papst auch als Privatmann jemals notorisch oder im Geheim in Ketzerei verfalle.

aus: Alphons Maria von Liguori, Die Wahrheit des Christentums und die Unfehlbarkeit der Kirche und ihres Oberhauptes des Papstes, Bd. 3, Dritte Abteilung, Kap. 8, 1845, S. 404 – S. 410

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