Der Hugenottenpapst Du Plessis-Mornay

Der Hugenottenpapst Du Plessis-Mornay: Porträt

Der Hugenottenpapst Du Plessis und sein theologischer Zweikampf mit Du Perron

Am 20. März 1600 begegnete Du Plessis im Palast der Prinzessin von Oranien dem protestantischen Hofbeamten Sainte-Marie-du-Mont, welcher ihm bemerkte, es erfordere seine Ehre, den Bischof von Evreux und alle, die ihn der Fälschung beschuldigten, zu einem öffentlichen theologischen Zweikampf herauszufordern. Du Plessis tat dies noch am selben Tage mit folgender anmaßenden Herausforderung:

„Herr Du Plessis verlangt, dass Herr von Evreux und alle, die ihn falscher Zitationen in seinen Schriften beschuldigen, gemeinschaftlich mit ihm ein untertänigstes Gesuch an den König eingeben mit der gehorsamsten Bitte, nach dem Gutbefinden Sr. Majestät Kommissare zu bestellen, Männer von gehöriger Wissenschaft und gutem Leumund, in deren Gegenwart besagter Herr Seite für Seite, Zeile für Zeile alle in seinen Büchern angeführten Stellen zu verifizieren unternehme, mit Bedienung der Ausgaben und Exemplare, die gebräuchlich sind an solchen Orten und Universitäten, welche der römischen Kirche nicht verdächtig sind.“

Ganz Paris wurde mit Abschriften hiervon überschwemmt, und ebenso auch nach allen Ecken und Enden des Königreichs solche gesendet.

Porträt des Kardinals Du Perron

Am 25. März empfing Du Perron diese Bekanntmachung auf seinem Schloss Condé, antwortete am selbigen Tag, dass er zwar auf jene langweilige Methode, Seite für Seite und Zeile für Zeile zu verifizieren, nicht eingehen werde, dass er aber in Gegenwart des Königs und der von ihm ernannten Kommissare in dem Buch gegen die heilige Messe fünfhundert genau gezählte enorme Fälschungen ohne alle Übertreibung nachzuweisen sich erbiete, welche er, um einen endlosen Zeitaufwand zu vermeiden, aus einer noch größeren Zahl auswählen werde; es sollten nur so handgreifliche sein, dass man bloß die von ihm angezogenen Bücher aufzuschlagen brauche, um sich von der Wahrheit seiner Angabe zu überzeugen.

Ferner erbot er sich, falls Du Plessis damit nicht zufrieden sei, selbst die Offensive zu ergreifen und nachzuweisen, dass in dessen Schriften nicht eine einzige Stelle sich finde, welche nicht falsch, oder unpassend, oder zwecklos zitiert sei; und zwar wolle er sich hierbei an die eigenen Ausgaben Du Plessis` halten. Die gedruckte Antwort wurde nebst Begleitschreiben mit der Bitte an den König gesendet, dass er die Disputation erlauben wolle. Gleiches erbat Du Plessis am 1. April. Am folgenden Tage genehmigte der König bereits die Disputation.

Du Plessis fürchtete mit Recht einen schlimmen Ausgang der Disputation für sich; er wollte sich ihr deshalb im letzten Augenblick entziehen, und als ihm dies nicht gelang, suchte er sie wenigstens hinauszuschieben. Schließlich kam eine Einigung dahin zu Stande, dass Du Perron seinem Gegner aus den inkriminierten Stellen sechzig übersandte, damit er sich vorbereiten könne.

Aber selbst jetzt noch machte Du Plessis Ausflüchte. Er berichtete dem König am andern Morgen, dass er aus „Zeitmangel“ bloß neunzehn Stellen habe kollationieren ( Anm.: = eine Abschrift, einen Text mit der Urschrift, Textvorlage prüfend vergleichen) können und darin keinen Irrtum gefunden habe. Allein Du Perron ging in diese schlau gelegte Falle nicht. Indem er dem König berichtete, dass Du Plessis die schlagendsten von den sechzig Stellen nicht gewählt, erklärte er sich bereit, am ersten Tag mit jenen neunzehn Stellen sich zu begnügen, falls sein Gegner über den Rest der sechzig an den nächsten Tagen sich verantworten wolle.

Am 4. Mai Nachmittags 1 Uhr begann endlich zu Fontainebleau, wohin der König bereits am 27. April gekommen war, die Konferenz, welche mit einer schmählichen und gänzlichen Niederlage des Hugenottenpapstes endete. Unter anderem wurde festgestellt, dass Du Plessis gar nicht einmal die scholastische Methode verstand und darum aus Unkenntnis viele Stellen der Scholastiker falsch aufgefasst hatte. Von anderen Stellen aber, z. B. aus Chrysostomus, wurde nachgewiesen, dass Du Plessis in ihnen weggelassen, was wesentlich hineingehörte, also absichtlich gefälscht hatte.

Die Disputation wurde Abends 7 Uhr geschlossen, um am nächsten Morgen 7 Uhr fortgesetzt zu werden; allein Du Plessis ließ sich durch Unwohlsein entschuldigen und entfernte sich unter Vernachlässigung jeder Rücksicht. Die Niederlage des Hugenottenpapstes ward noch in der Folgezeit für viele der Anstoß zur Konversion, und die Urteile, welcher er über sich ergehen lassen musste, waren keineswegs schmeichelhaft für ihn (vgl. Räß, a.a.O. V, 79ff, 195ff).

Du Plessis wurde vor Scham und Schmerz wirklich krank. Dann arbeitete er sein Werk um und gab es 1604 neu heraus. Seinen ganzen Hass gegen die katholische Kirche und besonders gegen das Papsttum spie er aus in der neuen Schrift: Mysterium iniquitatis sei historia paptus, welche in der Maxime gipfelt, dass der Papst der Antichrist sei. Dieses auf der Synode zu Gap entstandene calvinische Grunddogma wurde von nun an von den calvinischen Predigern Frankreichs gelehrt und Thesen dieses Inhaltes öffentlich angeschlagen, bis der König solches Treiben verbot (Räß, a.a.O. IV, 426). Seit Heinrichs Tod wurde indes der Unsinn weiter gelehrt und gedruckt (a.a.O. 436, 313ff und besonders 327ff).

Jeremias Ferrier verteidigte 1615 in seinem L` antichrist die katholische Kirche gegen solches unsinnige Dogma (Räß, a.a.O. 319). Ferner schrieb gegen Du Plessis` Werke über das Altarsakrament und die Geschichte des Papsttums auch Du Perron`s Freund, der Bischof Nikolaus Coëffeteau. –
Quelle: Wetzer und Welte`s Kirchenlexikon, Bd. 4, 1886, Sp. 36 – Sp. 38

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