Der heilige Benedikt Ordensstifter

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

21. März

Der heilige Benedikt von Nursia Ordensstifter

Patriarch der Mönche des Abendlandes

Das alte römische Reich, welches 200 Millionen menschlicher Wesen unter sein Zepter gebeugt hatte, war von den Barbaren in Trümmer zerschlagen. Keiner von den Fürsten, welche sich diese gewaltige Beute teilten, war katholisch. Die heilige Kirche selbst war befleckt von Irrlehren und Spaltungen, und oft genug gaben Mönche und Weltpriester das ärgerliche Beispiel eines unordentlichen Lebenswandels. Die kleine Zahl wahrer Katholiken seufzte in Angst und Bangigkeit zum Allerbarmer um Hilfe. Mitten in dieser finsteren Trübsal im Jahre 480 wurde zu Nursia in Italien ein Knäblein – Benedikt – aus sehr vornehmer Adelsfamilie geboren; und gerade dieser Benedikt war der Gesegnete, welcher dem Ordensstand die endgültige Form gab und ihm die Vollkommenheit des christlichen Lebens auf fester Regel einpflanzte, welcher mit seinen Legionen von Mönchen und Heiligen für das Reich Jesu Christi die ausgedehntesten Eroberungen machte, in den rohen Völkern christliche Bildung zu herrlicher Blüte entwickelte und der Arbeit wie der Wissenschaft ihre religiöse Weihe und Liebenswürdigkeit mitteilte.

Die Eltern schickten ihren an Geist und Gemüt reichen Sohn zur standeswürdigen Ausbildung nach Rom; aber das wüste Treiben und sittenlose Leben der studierende Jugend im Schmutz gemeiner Sinnlichkeit ekelte sein unschuldiges Herz und seinen edlen Willen so sehr an, daß er in Tränen vor Gott liegend um Rettung aus diesen Gefahren flehte.

Vom heiligen Geist angetrieben, flüchtete sich Benedikt – erst sechzehn Jahre alt – aus Rom, eilte den Apenninen zu und kletterte in die fast unzugänglichen Gebirgsschluchten hinauf. Unterwegs begegnete er einem Einsiedler, dem heiligen Roman, welcher ihm das rauhe, aus Tierfellen gemachte Eremitenkleid gab und von Zeit zu Zeit Brot zu bringen versprach. Der bisher so vornehm erzogene Novize bewohnte nun eine finstere Höhle, hoch über einer senkrechten Felsenwand gelegen, die nie ein warmer Sonnenstrahl erleuchtete, und der duftende Weihrauch seines inbrünstigen Gebetes, verbrannt auf dem Feuer erbarmungsloser Abtötung und Selbstverleugnung, stieg empor zum Thron Gottes, der da stark ist in den Schwachen.Furchtbar versuchte ihn der Teufel und umgaukelte ihn mit den lebhaftesten Vorstellungen und reizendsten Bildern sinnlicher Vergnügen und wollüstigen Freuden, wozu ihn Adel und Vermögen berechtigten, so daß sein Fleisch aufgeregt und sein Geist verwirrt wurde. Allein dem jungen Helden wuchs mit der Gefahr auch der Mut; halb entkleidet stürzte er sich in einen stechenden Dornbusch und wälzte sich so lange in demselben, bis er am ganzen Leib eine Wunde und das unreine Feuer der Begierlichkeit mit dem eigenen Blut ausgelöscht war.

Nach drei Jahren fügte es Gott, daß Benedikt von einem Priester entdeckt, von den Leuten jener Gegend in ihren Herzens-Anliegen viel besucht und wegen seiner hilfreichen Tröstungen weithin berühmt wurde. Mehrere Mönche, die bei Tivoli ohne bestimmte Regel und Ordnung lebten, baten ihn dringendst, ihr Abt zu werden. Seine Demut weigerte sich lange, ihnen diese Bitte zu gewähren. Endlich nachgebend führte er sie mehr durch sein Beispiel als durch Worte auf den schmalen Weg des Heils, ermunterte sie zu beharrlichem Stillschweigen, zu nützlicher Arbeit, zu eifrigem Gebet und opferwilliger Selbstverleugnung. Allein seine väterliche Sorge wurde misskannt, seine Liebe verschmäht, seine Klugheit gehasst; die entarteten Mönche wollten sich der Zucht und Ordnung nicht fügen, ihre Abneigung steigerte sich bis zum Mordplan – sie mischten ihm Gift in den Wein. Benedikt segnete – wie gewohnt – den Wein und – die Schale zersprang. Nun schied er wehmütig von den Undankbaren und eilte seiner geliebten Höhle zu; aber er fand seine Einsamkeit nicht mehr; denn von allen Seiten kamen Schüler in solcher Menge, daß er, um sie unterzubringen, in der Nähe seiner Höhle zwölf Klöster errichtete und die Oberleitung führte.Bald brachte ihm auch das Zutrauen des römischen Adels seine Söhne zur religiösen und wissenschaftlichen Erziehung.

Herrlich entwickelte sich das junge frische Leben seiner Pflanzung, an den Früchten seiner Arbeit und Sorge freute sich der Himmel und labte sich die Umgebung; aber auch der Neid und Hass der Hölle entbrannte wider ihn. Ein schlechter Priester aus der Nähe strengte die ganze Kraft seiner Bosheit an, die Stiftung des Heiligen zu vernichten. Zuerst versuchte er es mit Verleumdungen, dann mit Gift und zuletzt, weil er weder der Ehre, noch dem Leben Benedikt`s schaden konnte, durch teuflische Angriffe auf die Unschuld seiner jungen Zöglinge. Der Gott erleuchtete Abt befreite sich und die Seinigen von dieser rasenden Feindschaft dadurch, daß er mit einigen Schülern südwärts auswanderte und auf dem Monte Cassino an der Stelle eines uralten Apollo-Tempels ein Kloster baute, welches das segensreichste und berühmteste des katholischen Erdkreises geworden ist.

Ein großartiges Bild, auf dem einige Begebenheiten aus dem Leben des heiligen Benedikts gezeigt; in der Mitte geht der Heilige nachsinnend durch den Wald

Hier schreibt er – um das Jahr 530 – seine Regel, das bewunderungswürdige Gesetzbuch christlicher Vollkommenheit und Maßhaltung, voll evangelischer Weisheit und menschenfreundlicher Liebe. Diese Regel vereinigt Ernst und Milde, Strenge und Nachsicht so harmonisch, daß sie die starken in ihrem Eifer nicht lähmt, die Schwachen wegen ihrer geringen Leistungen nicht entmutigt; sie ordnet jedes Kloster zu einer wahrhaft christlichen Familie und bestimmt, daß die Mönche in ihrem Abt (Vater) durch kindlichen, freudigen Gehorsam Christum selbst ehren, daß sie unter einander sich durch aufrichtige Bruderliebe erbauen, daß sie durch Gebet und Betrachtung der Lauigkeit, durch fleißiges Arbeiten dem Müßiggang, durch Fasten der Sinnlichkeit, durch Gemeinschaftlichkeit des Besitzes den Launen der Selbstsucht siegreich widerstehen.

Benedikt selbst war die lebendige Regel in der vollkommenen Wirklichkeit; aus seinem ganzen Wesen leuchtete eine sanfte Majestät, eine heitere Würde, eine mitfühlende Nächstenliebe; mit der vollendeten Herrschaft über sich selbst, über sein Gefühl und Temperament schien ihm Gott auch die Herrschaft über die Körper- und Geisterwelt gegeben zu haben. Denn er heilte verschiedene Krankheiten, erweckte Tote zum Leben, trieb die bösen Geister aus den Besessenen, entschleierte die verborgensten Gedanken der Menschen und weissagte zukünftige Ereignisse. Seine Autorität war eine so überwältigende, daß der Gotenkönig Totila, der stolze Besieger der Römer, von der Neugierde, den so berühmten Mönch zu sehen, auf Monte Cassino hinauf getrieben, beim ersten Anblick sich vor ihm niederwarf und erst vom Boden sich wieder erhob, als Benedikt ihn aufrichtete, daß dieser grausame Barbarenfürst in Demut die freimütige Strafrede desselben anhörte und von der Stunde an sein tapferes Siegesschwert mit keiner Ungerechtigkeit mehr befleckte.

Im Anfang des Jahres 543 sagte Benedikt sein nahes Lebensende den Brüdern voraus und das Zeichen, durch welches er den in der Ferne weilenden seinen Tod anzeigen werde. Von einem Fieber befallen, ließ er am sechsten Tage der Krankheit in der Kirche das für sich schon längst bereitete Grab, in welchem bereits seine heilige Schwester Scholastika ruhte, öffnen, sich dorthin führen, empfing die himmlische Wegzehrung und starb stehend in den Armen seiner Söhne – die Hände zum Himmel erhoben und ein letztes Gebet auf den erblaßten Lippen. Stehend sterben – war der ehrenvolle Tod, wie er sich geziemte für diesen gewaltigen Streiter Gottes! (siehe den Beitrag: Heiliger Benedikt und sein glänzendes Gefolge)

Am gleichen Tag hatten zwei Mönche – weit voneinander entfernt – die gleiche Vision: sie sahen eine unzählbare Menge Himmelslichter, die, in der Richtung nach Osten von Monte Cassino bis zum Himmel reichend, eine Art Lichtstraße bildeten, und hörten eine Stimme: „Dies ist der Weg, auf welchem der von Gott geliebte Benedikt zum Himmel aufgestiegen ist.“ Und welch` glänzendes Gefolge umgibt heute diesen einzigen Mann, welches Heer von Tugendhelden, Päpsten, Bischöfen, Missionaren, Lehrern, welche sich freuen, seine Jünger zu sein!

aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 213-216

siehe auch: Pius XII. Rundschreiben zum 1400. Todestag des heiligen Benedikt von Nursia   Leben und Werk des heiligen Benedikt

Pius XII. Rundschreiben zum 1400. Todestag des heiligen Benedikt von Nursia Rettung der abendländischen Kultur

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