Benedikt von Nursia Retter des Abendlandes

Hut, bischöflicher Krummstab, Kleidungsstücke eines Papstes

Heiliger Benedikt von Nursia Retter desAbendlandes

Der heilige Benedikt von Nursia steht auf der linken Seite, während auf der rechten Seite der heilige Papst Gregor der Große steht; zwischen ihnen sieht man zwei Engelchen; über ihnen ist die himmlische Gottesmutter Maria mit dem Jesuskind im linken Arm und einem Lilienzweig in der linken Hand zu sehen

Auszug aus: Pius XII.: Rundschreiben „Fulgens radiatur“

Rundschreiben zum 1400. Todestag des heiligen Benedikt von Nursia

Rettung der abendländischen Kultur

1815 Den gewaltigen und wohltätigen Einfluss, den das Benediktinertum auf die Welt von damals ausübte, sowie den vielfältigen Segen, den es in den folgenden Jahrhunderten ausstreute, müssen alle anerkennen, die ohne Vorurteil das menschliche Geschehen überblicken und die geschichtlichen Tatsachen objektiv beurteilen. Denn abgesehen davon, dass, wie schon gesagt, die Benediktiner fast allein es waren, die in dunkler Zeit, inmitten all der Unwissenheit der Menschen und des allgemeinen Umbruchs, die Handschriften der Philosophie und der Dichtung gerettet haben und sie sorgfältig abschrieben und kommentierten, waren sie es vor allem auch, die der Kunst, der Wissenschaft und dem Unterricht oblagen und sie in jeder Hinsicht förderten. Man kann darum geradezu behaupten: Wie die katholische Kirche in den ersten drei Jahrhunderten ihres Bestehens vor allem durch das heilige Blut ihrer Märtyrer wunderbar gefestigt und gemehrt wurde, und wie in derselben und der nachfolgenden Zeit die Unversehrtheit ihrer gottgeschenkten Lehre gegen den Ansturm und die Trugschlüsse der Irrlehrer durch das kraftvolle und weise Wirken der heiligen Väter wiederhergestellt, beschützt und bewahrt wurde, so wurden der heilige Benedikt und seine blühenden Niederlassungen nicht ohne ein besonderes Walten der Vorsehung ins Leben gerufen, damit beim Zusammenbruch des Römischen Reiches und beim allseitigen Einbruch wilder, kriegerischer Völkerschaften die Christenheit die eigenen Wunden wieder heile und überdies die neuen Völker, gebändigt durch die Wahrheit und Liebe des Evangeliums, in klugem, unablässigem Bemühen zu brüderlicher Eintracht führe, zu fruchtbringender Arbeit und zu jenem Tugendleben, das sich nach den Geboten unseres Erlösers richtet und sich von seiner Gnade nährt.

Verbreitung des Christentums

1816 Wie nämlich im voraufgegangenen Zeitalter die römischen Legionen auf den Konsularstraßen auszogen, um der Herrschaft ihrer erhabenen Stadt alle Völker untertan zu machen, so wurden damals ungezählte Mönchsscharen, gewappnet nicht mit Waffen des Fleisches, sondern mit der Macht Gottes (2. Kor. 10,4), vom Papst entsandt, damit sie nicht mit Schwert, Gewalt und Blut, sondern mit Kreuz und Pflug, mit Wahrheit und Liebe die Friedensherrschaft Jesu Christi bis an die Grenzen der bewohnten Erde segenstiftend verbreiteten.

Wo immer aber diese waffenlosen Scharen, bestehend aus Predigern der christlichen Lehre, aus Handwerkern und Landarbeitern und aus Lehrern der menschlichen und göttlichen Wissenschaften, ihren Fuß hinsetzten, dort wurde Wald- und Brachland umgepflügt, erstanden Heimstätten für Handwerk und Kunst, wurden Menschen aus Wäldern und Wildheit zu gesittetem Zusammenleben und zur Pflege der Kultur emporgeführt. Als Ideal leuchtete ihnen dabei das Licht der Lehre und der Tugendübung, wie sie das Evangelium verkündet. Zahllose von übernatürlicher Liebe entflammte Apostel durchzogen die noch unerschlossenen und ruhelosen Gebiete Europas, begossen sie mit viel Schweiß und Blut, befriedeten die einheimischen Völkerschaften und brachten ihnen das Licht katholischer Wahrheit und Heiligkeit, und das alles in einem Ausmaß, dass man mit Recht behaupten kann: Mochte auch Rom, in vielen Siegen groß geworden, seinen Herrschaftsanspruch zu Wasser und zu Land vorangetragen haben, „weniger war noch, was ihm die Waffen untertänig machten, als was ihm Christi Frieden unterwarf“ (Leo Magnus, Sermo I in natali Ap. Petri et Pauli. PL 54, 423).

Große Gestalten der Kirchengeschichte

1817 Sind es doch nicht nur die Länder der Briten, Gallier, Bataver, Friesen, Germanen und Skandinavier, sondern dazu noch zahlreiche slavische Völker, die sich des apostolischen Wirkens dieser Mönche rühmen können, in ihnen ihre Zierden erblicken und die verehrten Gründer ihrer Kultur. Wie groß ist doch die Zahl der Bischöfe aus dem Benedikterorden, die schon bestehende Kirchensprengel weise verwalteten oder neue schufen und mit ihrer Arbeit befruchteten; wie groß die Zahl der Lehrer und hervorragenden Gelehrten, die berühmte Heimstätten der Wissenschaft und Kunst erstehen ließen und nicht nur ungezählte im Irrtum befangene Geister erleuchteten, sondern ganz allgemein den Fortschritt der weltlichen und heiligen Wissenschaften förderten; wie groß endlich die Zahl glänzender Heiligengestalten, die als Söhne des heiligen Benedikt zur evangelischen Vollkommenheit gelangten und durch das Beispiel ihres Tugendlebens, durch Predigten und Wunderzeichen, die sie durch Gottes Gnade wirkten, zur Ausbreitung des Reiches Jesu Christi ihren vollen Beitrag leisteten! Unter ihnen befinden sich, wie ihr ja wisst, ehrwürdige Brüder, sehr viele, welche die bischöfliche Würde trugen oder sogar im hehren Glanz der Tiara erstrahlten. Es würde zu weit führen, wollten Wir im einzelnen hier die Namen dieser apostolischen Männer, Bischöfe, Heiligen und Päpste aufzählen, die in den Annalen der Kirche mit goldenen Lettern eingetragen sind. Sie strahlen übrigens in so hellem Glanz, so mächtig war ihr Eingreifen in die Geschichte, dass sie leicht zu erkennen sind. –
aus: Anton Rohrbasser, Heilslehre der Kirche, Dokumente von Pius IX. bis Pius XII., 1953, S. 1133 – S. 1135

Das gesamte Rundschreiben „Fulgens radiatur“ von Pius XII.

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