Das Pontifikat von Papst Paul IV. (1555-1559)

Der Papst trägt das Kreuz Christi, von Christus glorreich empfangen; es zeigt das Leiden der Päpste und zugleich der Kirche

Das Kreuz und der Halbmond

Das Pontifikat von Papst Paul IV. (regierte von 1555 bis 1559)

Papst Paul IV. mit der Papstkrone in der linken Hand, der Heilige Geist als Taube über seinem Haupt

Der Kardinal Johann Peter Caraffa bestieg am 23. Mai des Jahres 1555 im Alter von neunundsechzig Jahren den heiligen Stuhl und wählte sich den Namen des Völkerapostels Paulus. (1)

Der neue Papst besaß eine ungemeine Welterfahrung. Geboren in Neapel am 28. Juni des Jahres 1476 unter der Regierung des Papstes Sixtus IV. hatte er zehn Päpste den Heiligen Stuhl besteigen sehen. Julius II. hatte ihn im Jahr 1507 zum Bischof von Theate erhoben. Später erhielt er das Erzbistum Brindisi. Als Bischof ging er unter Papst Leo X. als Gesandter nach Spanien und England und lebte einige Zeit am Hof König Heinrichs VIII. Er stiftete mit dem heiligen Cajetan den Orden der Theatiner. (2) Von Papst Paul III. wurde er im Jahr 1536 mit der Kardinalswürde ausgestattet und zum Erzbischof von Neapel ernannt. Zuletzt war er Kardinalbischof von Ostia.

Peter Caraffa besaß eine hohe Bildung, war ein berühmter Kenner der griechischen und hebräischen Sprache und ein begeisterter Verehrer der Schriften des heiligen Thomas von Aquin.

Der heiligen katholischen Kirche den früheren Glanz wieder zu geben, genügte dem unermüdlichen Greis nicht. Als Papst bemühte sich Paul besonders, einen italienischen Staatenbund zwischen Rom, Mailand, Neapel und Venedig zu gründen.

Infolge seiner Abneigung gegen das Fürstenhaus Habsburg wurde der heilige Vater in einen Krieg mit König Philipp von Spanien verwickelt. Der spanische Feldherr Alba besetzte den Kirchenstaat und rückte im August des Jahres 1557 bis vor Rom, zog aber wieder ab, ohne die Stadt selbst anzugreifen. Durch Vermittlung von Florenz und Venedig wurde im September desselben Jahres Friede geschlossen. (3)

Noch mehr Sorge bereitete dem Papst England. Im Jahr 1555 waren Gesandte aus diesem Land gekommen, um dem heiligen Vater die Wiedervereinigung des Landes mit Rom anzuzeigen. Als im Jahr 1558 die katholische Königin Maria starb, wollte der Papst den erledigten Thron der katholischen Königin Maria Stuart verschaffen. Er tat damit kein Unrecht; denn die uneheliche Tochter des grausamen Königs Heinrich VIII., die ebenso schlechte Elisabeth, hatte kein Recht auf den Thron. Aber der Papst erreichte sein Ziel nicht; Elisabeth wurde die Herrscherin über England. (Siehe den Beitrag: Katholikenverfolgung in England)

Ein wichtiges Ereignis fiel in die Regierungszeit unseres Papstes. Kaiser Karl V. legte seine Würde nieder, worauf die Kurfürsten im Jahr 1558 Ferdinand I. zum König wählten. Der heilige Vater aber erklärte beides für ungültig, weil Karl nur mit Zustimmung des Papstes auf die Kaiserkrone verzichten könne. Er nahm darum die Gesandten des neuen Königs nicht an.

Der König Sigismund II. von Polen bat den Papst um die Erlaubnis, daß die heilige Messe in der Sprache des Landes gefeiert, die Kommunion unter beiden Gestalten ausgeteilt werden dürfe und den Priestern die Heirat erlaubt werde. Papst Paul schickte darauf den Bischof von Verona nach Polen und ließ den König ermahnen, streng an den bisherigen Vorschriften festzuhalten, die zur wahren Kirche Zurückkehrenden aber milde zu behandeln.

Im Kirchenstaat selbst führte der heilige Vater wieder strenge Zucht ein, entfernte in Rom anstößige Bilder und verjagte schlechte Mönche von Stadt und Land. Er hielt selbst häufig Predigten und ließ keinen Tag vorüber gehen, an dem er nicht ein Übel abstellte oder eine gute Einrichtung traf. Er bestrafte das ehrgeizige Streben nach der bischöflichen Würde, setzte für den Kirchenstaat eine gute Regierung ein und verringerte die Steuern. (4)

Abermals bestätigte er den Orden der Theatiner, die außer Rom auch in Venedig, Neapel, Paris, Wien und München Aufnahme fanden.

Als der Papst im Jahr 1559 von einer schweren Krankheit heimgesucht wurde, erkannte er alsbald sein nahes Ende. Er rief die Kardinäle zusammen, hielt ihnen eine eindringliche, letzte Ansprache und starb dann am 18. August des Jahres 1559.

Nach dem Tode dieses Papstes blieb der Heilige Stuhl über vier Monate unbesetzt. Die vierundvierzig versammelten Kardinäle vermochten sich nicht zu einigen, während die weltlichen Fürsten von Italien, Frankreich und Spanien Unruhen stifteten; denn jedes dieser Länder wollte einen ihm günstigen Kardinal auf dem Heiligen Stuhl sehen.

Endlich vereinigten sich am heiligen Weihnachtsfest des Jahres 1559 die notwendigen Stimmen auf den Kardinalpriester Johann Angelus aus Mailand, einen ausgezeichneten Rechtsgelehrten, der die Liebe seines Volkes in hohem Grad besaß. In Mailand, wo er früher schon als Advokat gewirkt hatte, pflegte man von ihm zu sagen: „Er ist ein Freund aller Menschen und ein Vater der Armen.“ Als Papst nannte er sich Pius IV. –
aus: Chrysostomus Stangl, kath. Weltpriester, Die Statthalter Jesu Christi auf Erden, 1907, S. 625 – S. 628

(1) Als nach dem unerwarteten Tod des Papstes Marcellus II. sich im Konklave die Blicke der Wähler auf den Kardinal Caraffa richteten, trat dagegen der kaiserliche Botschafter auf, indem er bemerkte, daß sein Herr diese Wahl nimmer werde geschehen lassen. Caraffa gab zur Antwort: „Wenn Gott mich zum Papst haben will, so kann kein Kaiser es hindern. Für mich aber wird es umso besser sein, denn ich bin dann keinem Irdischen verpflichtet“.

(2) Dieser Orden hatte sich den Zweck gesetzt, eifrig an der Reform des Klerus und des Volkes zu arbeiten und bekannte sich zur gänzlichen Armut, indem weder die Mitglieder noch die Häuser irgend welches Eigentum besitzen durften; selbst das Almosensammeln war untersagt. Die Cajetaner oder Theatiner waren ganz auf freiwillig dargebotene Gaben angewiesen und läuteten die Hungerglocke, wenn sie gar nichts mehr hatten.

(3) In seiner ersten Bulle erklärte Paul: „Wir versprechen und schwören wahrhaft, dafür Sorge zu ragen, daß die Reformen er allgemeinen Kirche und des römischen Hofes bewerkstelligt werde“. Leider entsprach der Erfolg nicht den gehegten Erwartungen. Der Grund lag sowohl in der traurigen Weltlage als auch teilweise in den Missgriffen, indem der Papst nicht den veränderten Zeiten Rechnung trug. In seinen kirchenpolitischen Maßnahmen hatte er nur Misserfolge. Den Habsburgern war er abgeneigt, er beschuldigte Kaiser Karl V., daß er dem Aufkommen des Protestantismus zu wenig ernst entgegen getreten sei. Dieser Vorwurf war nicht ganz unbegründet, obwohl der andere, es sei aus Ländergier geschehen, unverdient ist. Als dann Karl die Kaiserwürde nieder legte und sein Bruder Ferdinand zum Kaiser erwählt wurde, verweigerte der Papst die Zustimmung, weil Ferdinand den die Kirche schädigenden Augsburger Religionsfrieden (1555) mit den Protestanten geschlossen. Ein weiterer Grund war, daß die Spanier in Neapel, dessen Lehensherr der Papst war, sehr gewalttätig herrschten.

Da Philipp II. als Nachfolger Karls in Spanien und Neapel von der Leidenschaft beherrscht war, auch die Kirche bis ins kleinste hinein wie den Staat zu regieren, konnten bei einem so energischen Papst ernste Zusammenstöße nicht ausbleiben. Paul schloss ein Bündnis mit Frankreich, dessen Könige stets katholische Wort auf den Lippen hatten, aber die Rechte der Kirche und der Päpste immer ihrer unheilvollen Politik opferten. Es kam nun zu einem Krieg, in welchem der Kirchenstaat hart mitgenommen, Rom belagert und in die größte Bedrängnis gebracht wurde. Paul musste sich nun zum Frieden verstehen, der für ihn weit günstiger ausfiel, als zu erwarten stand. Herzog Alba, welcher der Feldherr im Krieg gegen den Papst war, kam selbst nach Rom und bat den Papst um Verzeihung. Dieser kalte Krieger erklärte, er habe nie eines Menschen Angesicht so wie das des Papstes gefürchtet.

(4) Gleich am Anfang seiner Regierung erließ er Befehle an die Vorsteher der geistlichen Orden zur Wiederherstellung und Befestigung der Klosterzucht und errichtete eine Kongregation für die allgemeine Reform und schrieb den Geistlichen geziemende Kleidung und Lebensweise vor. Die Benefizien wurden nur an erprobte Männer vergeben. Er führte in den römischen Kirchen strengere Zucht ein. Der venetianische Gesandte berichtet, daß die Furcht vor der Strenge des Papstes bewirkte, daß Rom in Vergleich zu früheren Zeiten einem ehrbaren Kloster glich. Der Eifer für die Reinheit des Glaubens, der selbst in bisher noch ganz katholischen Ländern gefährdet schien, und für die Fernhaltung der Ketzerei, die mit allen Mitteln sich einzunisten suchte, trieb ihn an, die alten Strafbestimmungen zu erneuern und selbst hohe geistliche Würdenträger wegen des Verdachtes der Ketzerei gefangen zu setzen, wie den Kardinal Morone, der jedoch als unschuldig erkannt wurde. Viele seiner Anordnungen sind nachher in die Bestimmungen des Konzils von Trient aufgenommen worden. –
aus: P. Andreas Hamerle C.Ss.R., Geschichte der Päpste III. Band, 1907, S. 549 – S. 552

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