Abraham – Stammvater des christlichen Glaubens
Das Buch der Abstammung Jesu Christi
mit Kommentar von Allioli
nach Matthäus Kapitel 1
„1. Buch der Abstammung Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams. Abraham zeugte den Isaak: Isaak aber zeugte den Jakob: Jakob aber zeugte den Judas und seine Brüder. 1. Mose 21, 2ff: 25, 26: 29,30“ usw.
„16. Jakob aber zeugte den Joseph, den Mann Mariä, von welcher geboren wurde Jesus, der genannt wird Christus.“
Anmerkungen:
Der hl. Matthäus wollte den Juden zeigen, daß Jesus, der als Messias unter ihnen aufgetreten war, wirklich von jenem Geschlecht sei, aus welchem nach den Propheten der Messias hervorgehen sollte. Vergl. Luk. 3, 23-38)
Nach 1. Mose 12, 3: 18, 18 sollte der Messias ein Nachkömmling Abrahams und nach 2. Kön. 7, 4ff.; Is. 11, 1ff.; Jer. 23, 5,6 zugleich ein Sprößling Davids sein.
Judas ist vor den übrigen Brüdern genannt, weil aus seiner Familie Jesus entspringen sollte. s. 1. Mose 49, 10
Der heilige Matthäus schreibt nicht gleichwie in den vorhergehenden Gliedern; Joseph zeugte Jesum; sondern nennt Joseph bloß den Mann Mariä, weil Jesus nicht von Joseph, sondern durch den heil. Geist auf übernatürliche Weise in Maria erzeugt wurde, wie der heil. Lukas ausführlicher erzählt 1, 31-35.
Aber wenn Jesus nicht der Sohn Josephs war, so kann ja das Vorhergehende nicht das Geschlechtsregister Jesu sein, und dieser nicht Sohn Davids und Abrahams genannt werden? – Bei den Juden trugen die erstgeborenen Söhne den Namen des gesetzlichen, nicht wirklichen Vaters, wenn ein gesetzlicher Vater eintrat. So wenn Einer seines verstorbenen Bruders Weib heiratete, wurde der erste Sohn aus dieser Ehe nach dem Namen des verstorbenen Bruders als des gesetzlichen Vaters genannt, und trat zugleich in alle Rechte seines Erstgeborenen ein (s. 5. Mose 25, 5,6) Auf gleiche Weise erbte Jesus von seinem gesetzlichen (Adoptiv-) Vater Joseph den Namen und die sonstigen Rechte eines Erstgeborenen. Er musste also von den Juden als Sohn Davids und Abrahams angesehen werden. Wollte man nun aber weiter einwenden, daß Jesus diesem nach doch kein wirklicher Sohn Davids dem Fleische nach war, so wird dies vollkommen durch das Geschlecht der heiligen Mutter entfernt. Da diese nach Luk. 2, 4,5 eine Erbtochter war, d. h. eine solche, die bei mangelnden Brüdern in das Erbe des Vaters eintrat, die Erbtöchter aber Männer aus ihrem Stamm und ihrer Familie heiraten mussten (4.Mose 36, 6), so folgt, daß Maria aus dem Stamme und der Familie Davids war, weil sie den Joseph, den Nachkommen Davids, geheiratet hatte. Dies hat Luk. Kap. 3 ausführlicher gezeigt, wo er das Stammregister der heiligen Jungfrau gibt.
nach Lukas Kapitel 3
„23. Und Jesus war, als er anfing, ungefähr dreißig Jahre alt, und wurde für einen Sohn Josephs gehalten: dieser war (ein Sohn) des Heli, dieser ein Sohn des Mathat,“ usw.
Anmerkungen:
Joseph war ein Sohn des Heli, d. h. Schwiegersohn; bei Matthäus 1,16 steht sein natürlicher Vater Jakob. Lukas will nämlich das Geschlechtsregister der heiligen Jungfrau geben, deren Sohn dem Fleische nach Christus war. Daß nicht sie selbst angeführt ist, sondern ihr Mann Joseph Sohn ihres Vaters heißt, beruht auf der Sitte der Juden anderer Morgenländer, daß solche Männer, welche Erbtöchter heiraten, wie Maria eine war, als wirkliche Söhne der Väter jener Töchter in die Stammtafel eingetragen wurden. Daß Maria wirklich die Tochter Heli`s war, bestätigen die Juden durch ihr Gesetzbuch, den Talmud. In dieser schon so frühe veranstalteten Sammlung alter Überlieferungen heißt die heilige Jungfrau ausdrücklich eine Tochter Heli`s. Wenn die christliche Überlieferung den Vater Marias Joachim nennt, so ist sie damit nicht im Widerspruch; denn bei den Juden sind die Namen Heli, Heliakim und Joachim gleichbedeutend, und werden miteinander verwechselt. So wurde der Hohepriester zur Zeit des Königs Manasses bald Eliakim, bald Joakim genannt (Judith 4, 5,7,11: 15, 9) Die Mutter Mariä hieß nach alter, weit verbreiteter Überlieferung Anna, und diese Überlieferung wurde für so gegründet gehalten, daß die griechische und lateinische Kirche festliche Tagzeiten für die Eltern Mariä unter dem Namen Joachim und Anna anordneten. –
Quelle: Dr. Joseph Franz Allioli, Die Heilige Schrift des alten und neuen Testamentes Bd. 5, 1838