Armella Nikolas und ihre Herz-Jesu-Verehrung

Ein Glasfenster in Montserrat: in der Mitte des ornamentalen Fensters ist ein goldener Anker mit einem Kreuz zu sehen sowie zwei Herzen, eines mit Dornen umrankt, das andere mit einem Schwert durchbohrt, die Herzen Jesu und Mariens

Fromme Verehrer des hochheiligsten Herzens Jesu im siebzehnten Jahrhundert

Jesus, der Heiland, in weißer Kleidung auf einer Wolke sitzend, breitet die Hände zum Segen aus; auf seiner Brust sieht man sein heiligstes Herz; Umgeben ist der Herr von einem verzierten Schriftband; oben an den Ecken des Bildes sieht man jeweils drei Engelköpfe

Die gottselige Armella Nikolas und ihre Herz-Jesu-Verehrung

Das äußere Leben dieser frommen Dienerin Gottes ist gar einfach verlaufen. Als Kind armer Bauersleute war sie vom zwanzigsten Lebensjahr an bis an ihr seliges Ende nur Dienstmagd, teils mit den Kindern, teils mit Hausarbeiten beschäftigt. Desto wechselvoller und vor Gott reicher hat sich ihr inneres, christliches Seelenleben gestaltet.

Schon von Kindheit auf zog sie der Geist Gottes von der Liebe zur Welt ab und erfüllte sie mit heiliger Liebe zu Christus und den Nächsten. Mit innigem Gemüt betrachtete sie das bittere Leiden des Herrn, pflegte eine glühende Andacht zum hochheiligen Sakrament und zur Gottesmutter, und bewies herzliches und tätiges Mitleiden mit den armen Seelen.

Um ihr Herz immer mehr zu reinigen, ließ Gott längere Zeit furchtbare Kämpfe in ihrer Seele entstehen. Nachdem sie dieselben im Gehorsam gegen ihren Beichtvater siegreich bestanden hatte, führte sie der Geist Gottes von Stufe zu Stufe zu immer größerer Vollkommenheit in allen christlichen Tugenden. Gottesfurcht, Abscheu vor jeder, auch der kleinsten Sünde, Abtötung, Eingezogenheit, Sanftmut, Geduld, Gehorsam, vor Allem aber Liebe zu Gott und den Nächsten sind die kostbaren Perlen in dem Tugendleben dieser frommen Seele, welche Gott besonders auserwählt hat, um an ihr den Reichtum seiner Liebe zu zeigen.

In ihrem gewöhnlichen Arbeitsleben und im Umgang mit vielen Personen gab sie allen die herrlichsten Beispiele einer gründlichen Tugend. Auf`s pünktlichste erfüllte sie alle Pflichten ihrer Haushaltung; unerschütterlich war ihre Geduld. Sie suchte den ihr anvertrauten Kindern Andacht und Gottesfurcht einzuflößen, bediente die Kranken mit unermüdlicher Emsigkeit, suchte Gottes Beleidigungen möglichst zu verhindern, vergalt Böses mit Gutem, und litt es mit großer Freude, wenn sie in ihrer Krankheit vergessen und verlassen wurde. Allen bedrängten Seelen kann sie zum Trost und Unterricht dienen: denn sie bestand die härtesten inneren Prüfungen, musste die letzten Jahre ihres Lebens große leibliche Schmerzen fühlen, litt aber alles nicht bloß ohne Klage, sondern sogar mit Freuden.

Nächst Gottes Beleidigung schmerzte sie nichts mehr, als der Verlust der Seelen. Sie tat Alles, um den Sündern Verzeihung und Barmherzigkeit zu erlangen. Sie betete, sie weinte, sie opferte Bußwerke auf, sie sparte nicht Worte der Liebe und des Ernstes, sie suchte Bußpredigten zu veranlassen und bot ihren Dienstlohn zu diesem zweck an, sie wäre bereit gewesen, selbst ihr Blut und Leben hinzugeben, um Seelen zu retten. Diese Liebe zu den armen Sündern lohnte Gott durch große Wunder der Gnaden und Bekehrungen von verstockten Sündern, sowie durch sie auch vielen andern Leuten im christlichen Leben Hilfe, Trost und Heiligung zu Teil wurde.

Da sie ganz und gar sich Gott, seinem heiligsten Willen und seinen Anregungen hingegeben hatte, nahm auch er sie wie eine geliebte Tochter in seinen besonderen Schutz. Als sie einst ihre einzige Stütze in ihrem geistlichen Leben, ihren Beichtvater und ihren Seelenführer verlor, und Niemand hatte, an wen sie sich wenden konnte, flehte sie vertrauensvoll zum Heiland, er möge nun selbst ihr Wegweiser und Führer sein. Da gab ihr der Herr zur Zeit der Kommunion zu erkennen, er wolle von jetzt an in ganz besonderer Weise ihr seine Liebe und Macht zuwenden; sie sollte nur sich ihm ganz anvertrauen. Um ihr dies auch in einem geistlichen Sinnbild zu zeigen, sprach er zu ihr: „Meine Tochter; ich verfahre mit dir, wie man mit Kindern umgeht, die man den Armen der Amme wegnimmt, um ihnen im Haus der Eltern bessere Wohnung und Nahrung zu geben. Ebenso will auch ich von jetzt an dich in mein Haus aufnehmen.“

Hierauf fragte Armella: „Wohlan, mein Herr! Wo ist denn dein Haus?“ Und der Herr zeigte ihr die Wunde seiner heiligen Seite, ließ sie durch dieselbe in sein Herz eingehen, und sagte zu ihr, dieses sei sein Haus. Als sie in dieser Wohnung war, fand sie Alles weit umher ganz leer, und sich selbst ohne höhere Erkenntnis; aber von da an fühlte sie den sanftesten Frieden und wunderbare Ruhe.

Wenn sie nun irgend ein Geschäft zu verrichten hatte, das besondere Aufmerksamkeit erforderte, so schien es ihr, als ginge sie aus dem Herzen Jesu durch seine heiligste Seitenwunde wie durch eine Türe heraus, und sobald sie ihr Geschäft vollendet hatte, ging sie wieder in dasselbe zurück. In diesem geistigen Gleichnis war dargetan, wie sehr der Herr sie in seiner Liebe umschloss und verbarg, und wie innig all ihr Denken und Lieben sich auf ihn bezog und darin Ruhe und Sicherheit fand. Der Heiland gab ihr nun nach und nach immer mehr die Reichtümer seiner Macht und Liebe zu erkennen, um sie noch inniger an sich zu ziehen.

Einst am Vorabend des Lichtmess-Tages, wo die Aufopferung des Herrn im Tempel gefeiert wird, ließ er sie einen neuen Einblick in sein göttliches Herz tun. Sie selbst erzählt hierüber wie folgt:

„Ich hatte meine Wohnung im heiligsten Herzen Jesu und zwar darin mit so großer Liebe, Glorie und Freiheit eingeschlossen, daß ich darüber staunen musste. Ich fand es da recht behaglich wie in einem weiten Aufenthalt; nichts schränkte mich ein. Ich sah dieses göttliche Herz so weit ausgedehnt, daß tausend Welten dasselbe nicht hätten ausfüllen können. Überdies sah ich, daß Alle, welche in demselben wohnen, wahrer und vollkommener Freiheit und eines wunderbaren Friedens genießen. Andererseits aber sah ich, die Pforte des Einganges sei so klein und eng, daß nur sehr Wenige hinein finden.“

„Darüber erstaunt, sagte ich: „O meine Liebe und mein Alles! Wie kommt es, daß dein Herz so groß und so weit, dagegen aber der Eingang so klein und enge ist?“ Hierauf gab mir der Herr zu erkennen, dies geschehe, weil da Niemand Eingang finde, als wer klein, rein und allein sei. Klein sind diejenigen, welche sich aus Liebe zu ihm von ganzem Herzen demütigen und erniedrigen; denn wie sollte ein Mensch, der eine große Meinung von sich selbst hat und von eigener Hochschätzung aufgeblasen ist, durch eine so kleine Pforte eingehen können? – Rein sind die, deren Herzen von der Begierde nach Reichtum und Bequemlichkeit dieses Lebens frei sind. Leute, die mit großen Lasten von Gold, Silber und andern Sachen beladen sind, können unmöglich durch einen so engen Ort durchkommen, wenn sie nicht zuvor sich ihrer Bürde entledigen. – Allein aber sind die, welche sich von der Liebe aller Geschöpfe losmachen. Die Liebe bindet und heftet das Herz an den geliebten Gegenstand; zwei mit einander verbundene Personen können nicht zugleich durch eine Pforte hindurch, welche nur für eine einzige Person Raum hat.“

An einem Fest der Himmelfahrt des Herrn, als Armella die Herrlichkeit Jesu im Himmel betrachtete, wurde ihr wieder sein göttliches Herz gezeigt: Sie erzählt: „Ich sah aus dem göttlichen Herzen ein Liebesband hervor gehen, welches mein Herz so eng mit ihm verband, daß mein und Jesu Herz nicht mehr getrennt werden konnten. Als ich die heilige Kommunion empfing, sah ich, wie das Band, welches mein Herz angeheftet hielt, sich zusammen und in das göttliche Herz Jesu zurück zog und dadurch dasselbe mit dem meinigen auf unbeschreibliche Weise vereinigte. Als ich dies betrachtete, wie mein Herz mit dem Herzen Jesu verbunden sei, wie inbrünstig verlangte und wünschte ich da, es möchten alle Herzen der Menschen ebenso mit dieser göttlichen Güte verbunden sein, um sich nicht mehr von ihr trennen zu können.“

Alle diese Beweise der Liebe hatten in dem Herzen Armellas ein unbegrenztes, kindliches Vertrauen auf ihren Heiland hervor gerufen. Wenn sie nun von den Menschen oder vom bösen Feind Widerwärtigkeiten zu erdulden hatte, floh sie im Gebet sofort zu ihm, und klagte ihm vertrauensvoll ihr Leid. Da war ihr, als sähe sie, wie der Herr mit seiner unergründlichen Güte gleich einer liebenden Mutter seine liebreichen Arme entgegen streckte, um sie aufzunehmen. In diese Arme warf sie sich dann wie ein Kind in die Arme seiner Mutter und empfing darob den süßesten Trost und ruhige, furchtlose Sicherheit.

„Meistens, so erzählt sie wieder selbst, meistens zeigte er mir alsdann sein göttliches Herz geöffnet, damit ich mich darin verbergen sollte, und fühlte mich sogleich in demselben eingeschlossen und in so großer Sicherheit, daß alle Gewalt der Hölle mir ein leerer Schatten zu sein schien.“

„Lange Zeit konnte ich mich selbst nirgends anderswo finden oder schauen, als in diesem göttlichen Herzen, so zwar, daß ich zu meinen Freunden sagte: „Wenn ihr mich finden wollt, müsst ihr mich nirgends suchen, als in dem Herzen meines göttlichen Geliebten; denn ich verlasse dasselbe weder bei Tag noch bei der Nacht. Da habe ich meine Wohnung auf geschlagen; da ist mein sicherer Zufluchtsort vor allen meinen Feinden.“

Die gottselige Dienstmagd erreichte ein Alter von 65 Jahren und starb im Jahre 1671. Ihr Leib wurde in der Klosterkirche der Ursulinerinnen in Bannes, bei denen sie einige Zeit im Dienst gewesen, am Fuß des Hochaltares begraben. Auf den Grabstein wurde folgende Inschrift gesetzt:

Hier liegt der Leib der Armella Nicolas, der Geburt nach eine Bauerntochter, eine Magd dem Stande nach, gemeinhin die „gute Armella“ und wegen der innigen Vereinigung mit Gott „die Tochter der Liebe“ genannt. Sie starb auf Erden, um im Himmel zu leben, am 24. Oktober des Jahres 1671 im Alter von 65 Jahren. Bitte Gott für ihre Seele und folge ihr nach, das ist: Liebe Gott also wie sie. Sie ruhe im Frieden. Amen. –
aus: Franz Hattler SJ, Großes Herz-Jesu-Buch für die christliche Familie, 1897, S. 603 – S. 606

siehe auch den Beitrag: Betrachtung der Dienstmagd Armella

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