Zersetzende Lehren der Philosophen

Die zersetzenden Lehren der Philosophie

Die Selbsterlösung als philosophisches System

Die Materie als Sinn des Lebens

Auch da, wo die Philosophie der Menschheit letzte und höchste Aufgaben zuweist und Wege zeigen will, bleibt sie im Stofflichen verhaftet und klebt an dem Ausweg der Selbsterlösung, die ohne die Anerkennung Gottes allein übrig bleibt. Dabei löst ein philosophisches System das andere ab und jedes verspricht in unfehlbarer Selbsteinschätzung die Lösung der Welträtsel, zum mindesten aber Fortschritte der Erkenntnis gegenüber anderen wieder abgelegten philosophischen Systemen. Im abgelaufenen Jahrhundert war die ganze wissenschaftliche Denkweise zunächst irdisch-natürlich orientiert. Dann ging diese Sinnlichkeits-Philosophie bald genug in den vollen Materialismus über, an den Karl Marx seine „materialistische Geschichtsauffassung“ anknüpfte, die dann in der Folgezeit „als geschichtsphilosophisches, wirtschaftliches, soziales und politisches Dogma zur weltgeschichtlichen Potenz geworden ist“ (Maier, Aus 50 Jahren deutscher Wissenschaft, S. 76). Die Materialisten Karl Vogt, Moleschott, Büchner hatten die philosophische Grundlage zu dem weltanschaulichen Irrtum des Marxismus gelegt, indem sie den Geist nur als eine Funktion der Materie erklärten. Der Sozialistenführer August Bebel zog aus dieser materialistischen Grundlegung die Folgerung, indem er bei jeder Gelegenheit dem Volk den Spruch einprägte: Macht`s euch auf Erden gut und schön, kein Jenseits gibt`s, kein Wiedersehn! Der Marxismus machte den Grundsatz der Selbsterlösung zum Kernpunkt seiner Gedankenwelt. In Übereinstimmung mit der führenden Philosophie seiner Zeit erklärte Karl Marx: „Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glückes ist die Forderung des wirklichen Glückes… solange an Gott geglaubt wird, kann es keine völlige Befreiung des Individuums geben, das nur in der Anerkennung seiner allein schöpferischen Kraft zur absoluten Freiheit gelangen kann. Der Hinweis auf ein Jenseits lähmt die Lebenskräfte des nach völliger Ungebundenheit strebenden Einzelnen und somit natürlich auch des Proletariats als Klasse.“ Alles, was die Religion Christi lehrt, der Glaube an einen persönlichen Gott, an die Unsterblichkeit der Seele, an die Erlösung durch Christus: das alles wurde als Hindernis erblickt, um schon diese Erde in ein Paradies verwandeln zu können. Bei seiner philosophischen Grundlegung hat der Marxismus stets auf die Philosophie der vom Staat bezahlten und gehätschelten Professoren sich gestützt, für die die Leugnung Gottes die Regel war und die für die Erlösungs-Philosophie Christi kaum ein tieferes Verständnis hatten. Lenin faßte diesen Glauben zusammen in das Schlagwort: „Religion ist Opium für das Volk.“

Die Religion der Sozialdemokratie

Der Marxismus wurzelte in dem Nährboden der deutschen Philosophie. Wenn wir eingangs die Zusammenhänge zwischen dem Gedankengut der Philosophie und der Entchristlichung und der Gottlosmachung breiter Massen des Volkes und der sogenannten besseren Gesellschaftsschichten betont haben, so finden wir an der Entwicklung der marxistisch-kommunistisch-atheistischen Gedankenwelt aus der Philosophie heraus das greifbarste Beispiel. Als in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts die Staatslenker und Kulturträger in Preußen mitten in ihrem Kampf gegen die katholische Kirche erschreckt über die anwachsende Glaubens- und Sittenlosigkeit der Volksmassen sich wunderten und die Gründe für diese Erscheinung im Reichstag besprachen, da ergriff am 16. September 1878 der Sozialistenführer August Bebel das Wort zur Klärung dieses Rätsels, indem er sagte:

„Sie greifen, meine Herren, unsere Anschauung in Bezug auf die Religion an, die atheistisch und materialistisch sei. Ich erkenne dies für richtig an… Ich glaube fest, daß der Sozialismus schließlich zur Gottlosigkeit führen wird. Wer hat denn aber diese atheistischen Lehren, die Ihnen soviel Sorgen und Verdruss machen, wissenschaftlich und philosophisch begründet? Waren die Edgar und Bruno Bauer, Feuerbach, die David Strauß, die Ernst Renan – waren das Sozialdemokraten? Das sind Männer der Wissenschaft… Wir haben die atheistischen Ansichten auf Grund unserer wissenschaftlichen Überzeugung adoptiert und halten uns für verpflichtet, sie weiter zu verbreiten und in die Massen zu tragen. Warum soll nun das, was auf der einen Seite erlaubt war, auf der anderen Seite verboten sein?“

Wer könnte diese zwingenden Schlussfolgerungen Bebels bestreiten? Ein kurzer Überblick über die zersetzenden Lehren der deutschen Philosophie zeigt uns, wie die Loslösung von Christus und der Glaube an die Selbsterlösung im Laufe des letzten Jahrhunderts das Gepräge des heutigen Zeitgeistes schufen. Unter großer Anteilnahme gebildeter und ungebildeter Volksschichten bekämpfte und verspottete der schon genannte Lieblings-Philosoph Schopenhauer den Glauben an Gott. Mit seinem Pessimismus vergiftete er das gläubige und frohe Lebensbewusstsein, das für jeden Christen eine selbstverständliche Gegebenheit ist. Dann löschte David Friedrich Strauß in seinem Werk über das Leben Jesu das positive Christentum aus. Die Philosophen Feuerbach und Max Stirner zählen zu den Propheten des Atheismus mit unheilvoller Wirkung. Einen wahren Triumphzug erlebte dann die Behauptung Darwins und namentlich seiner Anhänger, daß der Mensch vom Affen abstamme. Die Zuchtwahl sollte den Untergang der Minderwertigen und das Übergewicht des Höheren, Stärkeren und Edleren verbürgen, sollte Erlösung aus Krankheit und Schmerz bringen und zu einer immer höheren Entwicklung der Menschen hinan führen. Die an den Darwinismus geknüpften Hoffnungen gingen soweit, daß man glaubte, es könnte ein neues Geschlecht entstehen, das allmählich der Menschheit wieder den Zustand des paradiesischen Zeitalters bringen würde. Dieser Grundsatz der Auslese, der Zuchtwahl, der Rassenvergötzung hat dann im Zeitalter Hitlers den Mord zum berechtigten Instrument eines philosophischen Selbsterlösungs-Wahnsinns erhoben.

Der Atheismus im Zeitalter Bismarcks

Das Zeitalter Bismarcks brachte reichlich viele Atheisten und Philosophen, für die die Lehre Christi, vor allem der Glaube an seine Gottheit ein überwundener Standpunkt gewesen ist. Fritz Mauthner hat in seiner „Geschichte des Atheismus im Abendland“ eine große Reihe solcher Philosophen, Dichter, Staatsmänner, sozialdemokratischer Wortführer, liberaler Anhänger der sogenannten Voraussetzungslosigkeit, protestantischer Theologen mit freigeistigem Einschlag vorgeführt, für die die Erlösungs-Wahrheiten hinfällig gewesen sind und die die Selbsterlösung zur Grundlage ihres Denkens und Zweifelns gemacht haben. Da ist der Verfasser der berüchtigten „Welträtsel“, Ernst Haeckel in Jena, der ein Gipfelpunkt des materialistischen Denkens genannt wurde. Er nannte Gott „ein gasförmiges Wirbeltier“. In seinen „Weltkriegs-Gedanken“ (Berlin 1915) schlug er dem christlichen Jenseits-Glauben mit den Worten ins Gesicht: „Die Hoffnung auf ein besseres Leben nach dem Tode, dieser hoch geschätzte Unsterblichkeits-Glaube ist nur ein schöner Traum, ein leeres Versprechen ohne jede Garantie seiner Erfüllung.“ Die Unsterblichkeit der Seele, den übernatürlichen Seelenbegriff verhöhnte er mit der Bemerkung: „Dann müsste es möglich sein, ein solches Gas zu verdichten, in einen Seelenschnee zu verwandeln.“ Bei seiner Suche nach einem Zwischenglied zwischen Affen und Menschen kam es ihm auch nicht auf eine wissenschaftliche Fälschung an, indem er in seinem Werk „Die Ahnenreihe des Menschen“ eine Anzahl Wirbelsegmente weniger zeichnete, um die Wirkung größerer Ähnlichkeit mit dem Menschenembryo zu erzielen (Niedermayer, S. 75) Er wurde in den erblichen Adelstand erhoben. Haeckels oberflächliches Buch „Die Welträtsel“ erfüllte den Philosophen Friedrich Paulsen „mit brennender Scham“ und es war ihm schmerzlich, daß ein solches Buch möglich war, daß es geschrieben, gedruckt, gekauft, gelesen, bewundert, geglaubt werden konnte.“ Es ist ein erschreckendes Zeichen des deutschen kulturellen Tiefstandes um die Jahrhundertwende, daß dieses Buch damals das meist gelesene in Deutschland war. Es hat zur Unterwühlung der christlichen Gedankenwelt in breitesten Volksschichten in sehr hohem Grad beigetragen. (siehe den Beitrag: Schöpfungsdogma gegen Evolution)

Die Untergrabung der Fundamente des Christentums ging mit dieser seichten Philosophasterei Hand in Hand. Christus war nicht mehr Endziel, nicht Weg und Wahrheit und Leben für den Menschen. Selbst für den Theologen und Religions-Soziologen Adolf von Harnack ist „Christus nur ein irrender Mensch“ gewesen. Da ist der Schaukel-Philosoph Rudolf Eucken von Jena, der bald mit dem heiligen Thomas, bald mit dem Philosophen Kant liebäugelt und zwischen Bejahung und Verneinung der christlichen Heilslehre hin und her schwankt.

Vom Geist des Christentum bleiben sie alle mit ganz wenigen Ausnahmen entfernt. Die hervorragendsten Köpfe aber bereiten den Geist der Zeit vor, der mit der Weltanschauung des Nationalsozialismus den Grundsatz der Selbsterlösung, die völlige Loslösung von der Bindung an die christliche Ideenwelt zur praktischen Durchführung bringt und mit ihm das christliche Abendland in seinem Geist und in seiner Kultur in die Zeit barbarischer Zustände zurück wirft. –
aus: Hans Rost, „Die katholische Kirche, die Führerin der Menschheit“, o.J., S. 133 – S. 135

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