Der Christ im Kampf gegen den Materialismus

Tiara des Papstes, Bischofsstab, Schlüssel

Pius XII.: Der Christ im Kampf gegen den Materialismus

Papst Pius XII. sitzt in seinen päpstlichen Gewändern auf seinem Papststuhl, über ihm das päpstliche Wappen, die Hände hat er auf den Beinen liegen, er hat die Augen geschlossen.

Erster (französischer) Teil der Radioansprache an den 10. Schweizerischen Katholikentag (Fribourg): 16. Mai 1954. Osservatore Romano vom 17./18. Mai 1954

Einleitung

4275 Geliebte Söhne und Töchter! Unter Führung Eurer Hirten, Unserer ehrwürdigen und hoch geschätzten Brüder, habt ihr Euch in diesem Jahr zu den feierlichen Kundgebungen der katholischen Schweiz in Freiburg versammelt. Unter den Städten, die gleich Edelsteinen in der wunderbaren Natur Eures Landes eingefaßt sind, ist Freiburg eine der schönsten, eine Stadt auch reich an Kultur und seit jeher eine Burg des Glaubens und des katholischen Lebens in Eurem Land.
4276 Doch die Schönheit der von der Saane umspülten Stadt wird heute weit übertroffen von der Schönheit jener, der Euer Kongress geweiht ist: von Maria, der unbefleckt empfangenen Jungfrau und Mutter Gottes. Ihre strahlende Herrlichkeit ist Licht und Kraft: Licht, das den Reichtum und die Tiefe der christlichen Glaubens-Wahrheiten erhellt, Kraft, die sich in den Willen und das herz ergießt und uns fähig macht, diesen Glauben bis ins Kleinste in die Tat umzusetzen.
4277 Als Wir zur Jahrhundertfeier der feierlichen Verkündigung der Unbefleckten Empfängnis das Marianische Jahr ausriefen, geschah es gerade in der hoffnungsvollen Absicht, den lebendigen Glauben durch die mächtige Fürsprache Mariens in der Kirche selbst und in ihren Söhnen und Töchtern wachsen und erstarken zu sehen, um dem Materialismus, der wie eine Flut ansteigt, einen Damm entgegen zu setzen.

Materieller Fortschritt ohne Religion bedeutet eine Gefahr für die Gesellschaft

4278 Die Forschung und die Ausbeutung der Naturkräfte treiben den materiellen Fortschritt unaufhaltsam voran, und die Kirche billigt, wenigstens grundsätzlich, diese Entwicklung. Doch verbindet sie damit eine dringende Warnung: ist der materielle Fortschritt durch starke religiöse und sittliche Kräfte nicht ausgeglichen, so besteht die Gefahr, daß er zu einem Krebsübel der menschlichen Gesellschaft wird. Wo könnte man diese Kräfte finden, wenn nicht in der katholischen Kirche und bei den Gläubigen?

Die Katholiken sind zu entschiedenem Widerstand gegen die materialistischen Zeiterscheinungen aufgerufen

4279 Der Materialismus, der Verweltlichungs-Prozess aller Lebensbereiche, macht sich auf geistigem und religiösem Gebiet breit: die Gottesidee, die Hochachtung und die Furcht Gottes werden immer mehr aus dem öffentlichen Leben, aus der Familie und dadurch fast völlig auch aus dem Leben des einzelnen verbannt. Dieser Prozess ist schon stark voran geschritten. Wem obliegt da nicht die Pflicht, Widerstand zu leisten, wenn nicht Euch, den Kindern der katholischen Kirche? Widerstand gegen die Sünde und für die Reinheit der Seele in jeder Beziehung, durch alle diese höchsten Werte des religiösen Lebens und dessen Folgerungen: Euer Eintreten für die Sache Gottes, Christi und seiner Kirche im öffentlichen Leben.
4280 Die Schwierigkeiten der Ehe und der Familie wachsen, gleichzeitig rücken diese immer weiter von ihren Wesensgesetzen und den göttlichen Geboten ab. Ihr habt darum, geliebte Söhne und Töchter, umso mehr die Pflicht, mit der Gnade die allen angeboten wird, das Naturgesetz und das Gesetz Christi vollkommen zu beobachten. Jetzt ist nicht die Stunde des Kleinmuts noch der Zugeständnisse, die dem Gewissen widersprechen, sondern die Stunde des zähen Mutes und der Ausdauer.
4281 Die Vergnügungssucht nimmt in beängstigender Weise zu. Muss Euch diese Tatsache nicht zur Einfachheit in der Lebensführung, zur freiwilligen Buße und zum Verzicht anspornen? In gefahrvollen Zeiten, in Zeiten der Entscheidung für die Religion hat die Kirche stets auf das persönliche Opfer ihrer Gläubigen gezählt. Dies ist auch heute noch der Fall. Handelt also danach!

Der christliche Glaube als wertvollster Beitrag im Kampf gegen den Materialismus

4282 Die einzelnen Völker und die Menschheit im gesamten stehen vor schwer lösbaren Fragen des Rechts, der Wirtschaft und der Gesellschaftsordnung. Die Kirche und die Katholiken der verschiedenen Länder sind sich des Beitrags bewußt, den sie nach besten Kräften zur Lösung dieser Fragen beizusteuern haben. Ihre religiösen Überzeugungen werden dadurch nur noch gestärkt werden. Denn abgesehen davon, daß alle sittlichen Verpflichtungen zugleich auch religiöse sind: sie werden nichts Großes und Entscheidendes leisten – selbst für das zeitliche Wohl -, wenn sie nicht von einem unerschütterlichen Glauben an die ewigen Wahrheiten gestützt werden. Ja, dieser Glaube ist für sich schon der wertvollste Beitrag, den sie für das allgemeine Wohl dieser Welt beisteuern können.

Schluß: „Zurück zum ursprünglichen Christentum!“

4283 Im Kampf gegen den Materialismus muss man die Parole ausgeben: „Zurück zum ursprünglichen Christentum!“ Es ist hier ganz am Platz! Die Christen jener ersten Zeit standen einer heidnischen und materialistischen Kultur gegenüber, die alles beherrschte. Sie haben den Kampf gegen sie gewagt und haben schließlich gewonnen durch ihr zähes Durchhalten und ihre schweren Opfer. Ahmt sie nach! Möge Maria, die mächtige Jungfrau, die Mutter der göttlichen Gnade, Euch führen und segnen! –
aus: Utz OP/Groner OP, Aufbau und Entfaltung des gesellschaftlichen Lebens, Soziale Summe Pius XII., Bd. II, 1962, S. 2437 – S. 2439

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