Von der Unkeuschheit
Predigtskizze vom heiligen Alphons Maria von Liguori
Für den sechzehnten Sonntag nach Pfingsten
Siehe, ein wassersüchtiger Mensch war vor Ihm. Luk. 14, 2.
Der Unkeusche gleicht einem Wassersüchtigen. Dieser empfindet einen solchen Durst, dass, je mehr er auch trinkt, sein Durst nur desto heftiger wird. Auf gleiche Weise ersättigt das verfluchte Laster der Unkeuschheit den Menschen niemals, wie dies der heil Thomas von Villanova bemerkt. Da mir das heutige Evangelium Gelegenheit bietet, von diesem Laster zu reden, so will ich euch zeigen, meine Christen, im
- ersten Punkt: Wie sehr sich jene täuschen, die behaupten, dass die Unkeuschheit nur ein geringes Übel sei, und im
- zweiten Punkt: Wie sehr sich jene täuschen, welche sagen, Gott habe Mitleid mit solchen Sündern, und bestrafe sie nicht.
Erster Punkt.
Es täuschen sich diejenigen, welche sagen, dass die Unkeuschheit nur ein geringes Übel sei.
1. Der Unzüchtige sagt also, dass diese Sünde nur ein geringes Übel sei. Das kommt daher, weil, obgleich alle übrigen Menschen den Gestank, den solch ein Unkeuscher verbreitet, und seine Hässlichkeit verabscheuen, nur er selbst nichts davon bemerkt, und sich nicht selbst verabscheut, weshalb er nach dem heil. Petrus einem Schwein gleicht, welches sich so sehr im Kot wälzt, dass es nicht mehr erkennt, wie sehr es sich selbst entstellt hat: Das Schwein wälzt sich nach der Schwemme wieder im Kot. 2. Petr. 2, 23.
Sage mir doch, o Mensch, der du also sprichst, kannst du leugnen, dass diese Sünde eine Todsünde sei? Leugnest du es, so bist du ein Ketzer, denn sagt der heilige Paulus: Täuschet euch nicht, weder Hurer noch Ehebrecher noch Weichlinge – werden das Reich Gottes besitzen. 1. Kor. 6, 9 u. 10. Ist die Unkeuschheit aber eine Todsünde, so ist sie nicht unbedeutend, ja sie ist schwerer als Diebstahl, Verleumdung, Übertretung des Fastengebotes und andere Todsünden. Wie kannst du denn aber sagen, dass sie ein geringes Übel sei. Scheint es dir etwa kein großes Übel, eine Todsünde zu begehen, die Gnade Gottes zu verachten? Ihm den Rücken zu kehren, Seine Freundschaft um eines kurzen tierischen Genusses willen zu verlieren?
2. Der heil. Thomas sagt, dass die Todsünde, da sie eine Verachtung des unendlichen Gottes sei, auch gewissermaßen eine unendliche Bosheit in sich schließe. (L. 3. p. 9. I. a. 2. ad 2.) Eine Todsünde aber sollte ein geringes Übel sein? Nein, sie ist ein so großes Übel, dass alle Engel und Heiligen, alle Apostel, die Märtyrer, ja, dass sogar die göttliche Mutter alle ihre Verdienste Gott bereitwillig darbringen würden, um dem Herrn für eine einzige Todsünde genugzutun; wenn dieselben genügen könnten. –
Aber sie sind nicht hinreichend, weil diese Genugtuung nur eine endliche Genugtuung wäre, wogegen die Schuld der unendlichen Majestät Gottes gegenüber, welche beleidigt wird, unendlich ist. Aber vor allen anderen Lastern hasst Gott die Sünde der Unzucht. Findet eine Dame auf ihrer Schüssel ein Härchen, so ist es ihr unmöglich vor Ekel, die Speise zu genießen. Mit welchem Widerwillen wird aber wohl Gott, die Reinheit selbst ist, solche Abscheulichkeiten ansehen, die wider sein heiliges Gesetz begangen werden?
Er liebt unendlich Seine eigenen Reinheit, und muss also auch unendlich jene Sinnlichkeit verabscheuen, welche die Menschen ein nur geringes Übel nennen. Ja, sogar die Teufel, welche vor ihrem Fall einen höheren Rang im Himmel einnahmen als die übrigen Engel, würdigen sich nicht, die Menschen zu Sünden des Fleisches zu reizen.
3. Der heil. Thomas bemerkt (Lib. 3. de Erud. Princip. c. 51), dass Luzifer, welcher wie man meint, jener Teufel war, der den Herrn in der Wüste versuchte, ihn zu anderen Sünden verführen wollte, aber keinen Versuch machte, ihn wider die heil. Keuschheit zu reizen. Und diese Sünde wäre nur ein geringes Übel? Es wäre nur ein geringes Übel, dass ein Mensch, dessen Seele mit Vernunft begabt, und mit so vieler Gnade Gottes bereichert ist, sich durch diese Sünde den unvernünftigen Tieren gleich stellt?
Der Mensch, der in Ehre ist, bedenkt nicht, er gleichet unvernünftigen Tieren, und ist ihnen ähnlich. Ps. 48. 21. der heil. Hieronymus sagt, nichts sei niederträchtiger und verächtlicher, als sich von dem Fleisch überwinden zu lassen, und es sollte ein geringes Übel sein, Gott zu vergessen, und Ihn aus seinem herzen zu verjagen, um seinem Leib eine schändliche Lust zu gestatten, vor welcher man, sobald man sie begangen, erröten muss? Darum spricht Gott der Herr: Weil du mein vergessen, und mich hinter dich geworfen hast, so trage nun du auch dein Laster. Ezech. 23, 35.
Der heil. Thomas (in Job. c. 31.) sagt, dass, obgleich jedes Laster den Menschen von Gott entfernt, dieses doch am meisten durch das Laster der Unzucht geschehe.
4. Bemerken wir aber auch noch, dass dies Laster, weil man die Zahl solcher Sünden so leicht vermehrt, bald ein unermessliches Übel geworden sein wird. Ein Gotteslästerer lästert doch nicht immer, sondern nur dann, wenn er betrunken ist oder zum Zorn gereizt wird. Ein Dieb stiehlt nicht alle Tage, sondern nur dann, wenn er Gelegenheit dazu findet. Ein Meuchelmörder, wenn er selbst ein Handwerk damit triebe, begeht höchstens acht oder zehn Totschläge.
Aber der Unzüchtige gleicht einem beständig fließenden Sündenstrom, da er immerfort in Gedanken, in Worten, in Blicken, im Wohlgefallen und in Berührungen sich versündigt, so dass es ihm unmöglich ist, wenn er beichtet, die Zahl seiner Sünden anzugeben. Selbst im Schlaf stellt der Teufel ihm unreine Vorstellungen vor Augen, damit er beim Erwachen in dieselben einwillige. Diese Einwilligung erfolgt deshalb so leicht, weil man sich so schnell an diese Sünde gewöhnt. Zu den übrigen Lastern, zum Fluchen, zum Verleumden, zum Mord usw. spürt der Mensch keine natürliche Neigung, was indes bei der Unzucht im hohen Grade der Fall ist.
Deshalb sagt der heil. Thomas, dass keiner so schnell bereit sei, Gott zu beleidigen als der Unkeusche. Aber die Sünde der Unkeuschheit hat auch noch eine Menge anderer Sünden in ihrem Gefolge: Verleumdung, Diebstahl, Hass und Ruhmsucht über jene Schändlichkeiten selbst, gewöhnlich aber das Ärgernis. Die anderen Sünden, nämlich das Fluchen, der Meuchelmord, der Meineid etc. erregen Abscheu, aber diese Sünde reizt die anderen Menschen, welche auch von Fleisch und Blut sind, sie ebenfalls zu begehen oder sie wenigstens mit weniger Widerwillen zu begehen.
5. Der heil. Cyprian (lib. De bono pud.) sagt, dass der Teufel durch das Laster der Unzucht den Sieg über den ganzen Menschen davon trage, über seinen Leib und über seine Seele; über sein Gedächtnis, indem er ihm diese unreinen Vergnügungen in dasselbe zurückruft, damit er Wohlgefallen daran habe; über den Verstand, damit er die Gelegenheit zu diesem Laster aufsuche; über den Willen, damit er die Unkeuschheit als sein letztes Ziel liebe, und Gott darüber vergesse.
Der fromme Job sagte: Ich habe einen Bund mit meinen Augen geschlossen, dass ich auch keinen Gedanken hätte auf eine Jungfrau. Denn was für ein Teil hätte Gott an mir von oben? Job 31, 1. Der Heilige wagte es nicht, eine Jungfrau anzublicken, denn er war überzeugt, dass, wenn er in einen bösen Gedanken einwilligen würde, Gott keinen Teil mehr an ihm habe.
Der heil. Thomas sagt, dass dem Teufel diese Sünde besonders wohlgefällig sei, weil die Natur uns zu keiner Sünde mehr reizt als zu dieser, so dass die Begierde darnach unersättlich wird (2. Quaest. 73. a. 5. ad 2.)
Wagst du es also noch zu behaupten, o Sünder, dass die Unkeuschheit nur ein geringes Übel sei? Ach in der Stunde deines Todes wirst du ganz anders reden, denn alsdann wird dir eine jede dieser Sünden gleichwie ein höllisches Ungeheuer erscheinen, und ach, vor dem Richterstuhl Jesu Christi werden dir diese Sünden noch weit schrecklicher vorkommen, da der Herr dir alsdann die Worte des Apostels zurufen wird: Kein Hurer oder Unzüchtiger hat einen Erbteil an dem Reich Christi. Eph. 5,5. Wer gleichwie ein unvernünftiges Tier hat leben wollen, verdient es nicht, an der Seite der Engel einen Platz zu erhalten.
6. O meine Christen, bitten wir doch stets Gott, dass er uns von diesem Laster befreien wolle, da unsere Seelen sonst auf ewig verloren gehen. Das Laster der Unkeuschheit hat auch noch Verblendung und Halsstarrigkeit zur Folge. Alle Laster verfinstern den Geist des Menschen, aber mehr als alle bewirkt dies das Laster der Unzucht: Die Hurerei und Trunkenheit rauben den Verstand. Os. 4, 11. Gleichwie der Wein bewirkt, dass man den Gebrauch der Vernunft verliere, so tut dies auch das Laster der Unzucht, weshalb der heil. Thomas sagt, dass der Unkeusche der Vernunft nicht mehr folgen könne.
Verliert ein solcher aber das göttliche Licht, und vermag er nicht mehr das Böse zu erkennen, wie kann er da wohl seine Sünden verabscheuen und sich bessern? Der Prophet Oseas sagt: Sie richten ihre Gedanken nicht auf die Rückkehr zu ihrem Gott: denn der Geist der Hurerei ist unter ihnen, und den Herrn erkennen sie nicht. Os. 5, 4. Es kommt ihnen gar nicht mehr in den Sinn, sich zu Gott zu bekehren, da sie Ihn nicht mehr erkennen.
Deshalb schreibt der heil. Lorenz Justinian, dass diese Sünde uns zu Gott vergessenen Menschen mache. Der heil. Johannes Damascenus sagt, dass der fleischlich gesinnte Mensch das Licht der Wahrheit nicht mehr zu sehen vermöge. Daher weiß der Unzüchtige gar nicht mehr, was die Worte bedeuten: Gnade Gottes, jüngstes Gericht, Hölle und Ewigkeit! Feuer fällt auf sie, und sie sehen die Sonne nicht. Ps. 57, 9.
Aber ach, einige dieser verblendeten Menschen gehen sogar so weit, dass sie behaupten, Unzucht mit unverheirateten Personen sei an und für sich keine Sünde, weil es, sagen sie, im alten Bund keine Sünde war, was sie aus einer Stelle im Propheten Oseas zu beweisen suchen, zu welchem der Herr sprach: Gehe hin, nimm dir eine Hure zum Weibe und zeuge dir Hurenkinder. Os. 1, 2.
Hierauf antworte ich aber, dass Gott durch diese Worte dem Propheten Oseas nicht etwas die Unzucht erlaubt habe, sondern bloß, dass er sich zum Weibe eine Frau nehme, welche früher eine Hure gewesen, und dass Er bloß deshalb sich des Ausdrucks: Und zeuge dir Hurenkinder, bedient habe, weil wie der heil. Hieronymus bemerkt, diese Kinder, welche er mit ihr zeugen würde, Kinder einer ehemaligen Hure gewesen wären.
Übrigens war die Unzucht sowohl im alten als im neuen Bund immer eine Todsünde, denn sagt der heil. Paulus: Kein Hurer oder Unzüchtiger hat ein Erbteil an dem Reich Christi. Eph. 5,5. Ach, so weit geht die Verblendung solcher Sünder, und daher kommt es denn auch, dass, wenn sie auch beichten, ihre Beichten gewöhnlich ungültig sind, da ihnen die wahre Reue über ihre Sünden fehlt. Denn wie sollten sie auch nur einen wahren Schmerz darüber empfinden, da sie ihre Sünden weder kennen noch verabscheuen.
7. Dieses Laster wird aber auch noch von einer furchtbaren Halsstarrigkeit im Bösen begleitet. Um nicht von Versuchungen, besonders gegen die heilige Reinigkeit, besiegt zu werden, muss man beständig beten, wie uns der Heiland dazu mahnt: Wachet und betet, damit ihr nicht in Versuchung fallet. Mark. 14, 38.
Allein wie wird wohl ein unzüchtiger Mensch Gott bitten, dass Er ihn von der Versuchung befreie, da er selbst die Gelegenheit dazu aufsucht. Er vermeidet es zu beten, aus Furcht, erhört und von seinem Übel geheilt zu werden, dessen Fortdauer er wünscht, wie dies der heil. Augustin (Conf. Lib. 8. c. 7.) von sich selbst bekennt, da er sagt: Ich fürchtete, o mein Gott, Du möchtest mich also gleich erhören, und von der Krankheit meiner bösen Begierden heilen, welche ich lieber befriedigt als ausgelöscht zu sehen wünschte.
Der heil. Petrus nennt diese Sünde ein unaufhörliches Verbrechen: Sie haben Augen voll Ehebruchs und unaufhörlicher Sünden. 2. Petr. 2, 14. Es ist unaufhörlich wegen der Hartnäckigkeit, wozu die Unzucht führt.
Aber, wendet mir vielleicht jemand ein, ich gehe doch immer beichten. Desto schlimmer, denn, wenn du immer von neuem in dieselbe Sünde zurückfällst, so werden diese Beichten dir nur dazu dienen, die Sünde fortzutreiben, indem du sagst, später werde ich es schon beichten. Wenn du wüsstest, dass diese Sünde dich gewiss der Hölle zuführte, so würdest du schwerlich sagen, ich will sie nicht ablegen, es liegt mir nichts daran, ob ich verdammt werde oder nicht.
Aber der Teufel betrügt dich damit, dass du es später schon beichten werdest. Damit eine Beichte gut sei, muss man aber wahre Reue über seine Sünden und den festen Vorsatz haben, sich zu bessern. Aber wie kann man diese Reue und diesen Vorsatz haben, wenn man immer wieder zu den früheren Sünden zurückkehrt? Hättest du wirklich diese aufrichtige Reue gehabt, mein Christ, so wärest du auch gewiss mit der Gnade des heiligen Bußsakraments nicht wieder in die Sünde zurückgefallen oder hättest dich wenigstens längere Zeit in der Gnade Gottes erhalten.
Aber ach, du hast dich immer in acht oder zehn Tagen oder vielleicht noch früher wieder in die alten Sünden gestürzt. Aber was beweist das? Das beweist, dass du dich immer noch in der Ungnade Gottes befindest. Wenn ein Kranker also gleich die Arznei, die man ihm gibt, wieder auswirft, so ist dies ein Zeichen, dass seine Krankheit unheilbar sei.
8. Der heil. Hieronymus sagt, dass, wenn die Unkeuschheit einmal zur Gewohnheitssünde geworden, sie erst in der Hölle ein Ende nehme. Solche Menschen gleichen den Raubvögeln, die sich lieber von dem Jäger töten lassen, als dass sie irgendein Aas, das sie gerade verschlingen wollen, fahren ließen.
So erging es einem jungen Mädchen, von welchem P. Segneri (Chr. inst. 24. n. 10.) erzählt, dass sie in eine schwere Krankheit fiel, nachdem sie längere Zeit in einem verbotenen Umgang mit einem gewissen Jüngling gelebt hatte. Die Kranke bekehrte sich, und da sie dem Tode schon nahe war, so bat sie ihren Beichtvater um die Erlaubnis, den jungen Menschen kommen zu lassen, damit sie ihn im Angesicht des Todes ermahnen könne, ebenfalls sein Leben zu ändern. Der unvorsichtige Beichtvater gab es zu und sagte ihr, was sie ihrem Geliebten sagen solle.
Aber ach, was geschah? Als die Unglückliche jenen in ihrer Nähe erblickte, da vergaß sie alles, was sie dem Beichtvater versprochen und all` die schönen Ermahnungen, die sie ihrem geliebten vorhalten sollte. Sie erhob sich, streckte die Arme nach dem Jüngling aus und sprach: O mein Geliebter, ich habe dich stets geliebt, ich liebe dich auch noch jetzt, da mein Ende so nahe ist: ich erkenne freilich, dass ich um deinetwillen zur Hölle verdammt werde, aber aus Liebe zu dir verachte ich die Hölle.
Hierauf sank sie erschöpft auf ihr Bett zurück und gab den Geist auf. O wie schwer ist es, die böse Gewohnheit in diesem Laster zu besiegen, sich aufrichtig zu Gott zu bekehren und nicht am Ende dennoch in der Hölle zu enden, gleichwie diese Unglückselige.
Zweiter Punkt.
Wie sehr sich jene täuschen, welche sagen, Gott habe Mitleid mit den Unkeuschen und lasse ihre Sünden ungestraft.
9. So reden die Unzüchtigen, aber der heil. Thomas von Villanova spricht ganz anders. Er lehrt uns, dass nach der heiligen Schrift Gott keine Sünde strenger bestraft habe, als diese. (Serm. 4. in Dom. I. Quadr.)
Wir lesen in der heiligen Schrift, dass um dieser Sünden willen ein so furchtbarer Feuerregen über jene vier Städte herabfiel, dass nicht nur in einem Augenblick alle Menschen, sondern auch sogar das Erdreich, worauf diese Städte erbaut waren, verzehrt war: Also regnete der Herr über Sodoma und Gomorrha Schwefel und Feuer vom Herrn vom Himmel herab, und kehrte diese Städte um, und die ganze Umgegend, alle Bewohner der Städte und alles, was grünte auf Erden. Gen. 19, 24-25. Auch erzählt der heil Peter Damian, dass, als eines Tages sich ein Mann mit einem Weibe versündigt hatte, beide verbrannt und ganz schwarz aufgefunden wurden.
10. Hauptsächlich um die Sünden der Unzucht zu bestrafen, sagt Salvianus, kam die Sündflut über die Erde herab, da es vierzig Tage und vierzig Nächte lang regnete, so dass die Gewässer nun fünfzehn Ellen hoch über die höchsten Berge standen. Nur acht Personen wollte Gott in die Arche Noahs gerettet sehen, und alle übrigen Menschen, von denen die Erde mehr noch als jetzt bevölkert war, starben zur Strafe des Lasters der Unzucht, dem sie ergeben waren.
Merken wir uns den Ausspruch, dessen sich Gott bediente, da er die Welt, um dieser Sünden willen strafte: Mein Geist soll nicht ewiglich im Menschen bleiben, denn er ist Fleisch. Gen. 6, 3. Weil der Mensch nämlich, wie Linarus diese Worte übersetzt, allzu sehr den Fleischessünden ergeben ist. Ja, der Herr sagt sogar: Es reuet mich, dass ich sie gemacht. Gen. 6, 7.
Der Zorn Gottes gleicht nicht dem Zorn der Menschen, welcher den Geist verblendet, und uns zum Übermaß verleitet; Sein Zorn ist von einem gerechten, ruhigen Urteil begleitet, indem Er durch die Strafe die Ordnung wieder herstellt, welche die Sünde gestört hat. Damit wir aber begreifen, wie sehr Gott die Unkeuschheit verabscheut, so redet Er, als ob Er es bereue, den Menschen erschaffen zu haben, der ihn durch dies Laster so sehr beleidigt.
Auch noch heut zutage sieht man, dass diese Sünde zeitlich bestraft wird. Man begebe sich nur in ein öffentliches Spital und vernehme dort das Geschrei so vieler unglücklichen Jünglinge. Der eine wird mit Schermessern geschnitten, ein anderer mit glühenden Eisen gebrannt, und warum? Zur Strafe für diese Sünde, und wenn solche Unglückselige auch nicht sterben, so bleiben sie doch ihr ganzes Leben hindurch schwach, und mit diesen Schmerzen gequält, wie es ihnen vom Geist Gottes vorhergesagt ward: Weil du mein vergessen und mich hinter dich geworfen hast, so trage nun du auch dein Laster und deine Hurerei. Ezech. 23, 35.
11. Der heil. Remigius sagt, dass es mit Ausnahme der Kinder unter den Erwachsenen nur wenige gäbe, die nicht um dieses Lasters willen verloren gingen. Auch ward einer frommen Seele geoffenbart, dass, gleichwie das Laster der Hoffart die Hölle mit Teufeln angefüllt, so die Unzucht sie fortwährend mit Menschen anfülle. (Colloq. Disp. 9. Exempl. 192.) Der heil. Isidor sagt, dies kommen daher, weil die Menschen durch keine andere Sünden sich mehr in die Knechtschaft des Teufels begeben, als durch die Unzucht. (Lib. 2. c. 39.)
Deshalb sagt der heil. Augustin, was diese Sünden betreffe, so sei der Kampf gewöhnlich, der Sieg aber nur selten; weshalb die Hölle mit Seelen angefüllt sei, die um der Unzucht willen verdammt worden sind.
12. Ich habe nicht die Absicht gehabt, meine Christen, euch durch das, was ich jetzt gesagt (im Fall einige von euch diesem Laster ergeben wären), in Verzweiflung zu stürzen, nein, ich wollte euch dadurch nur von diesem Übel heilen. Betrachten wir also jetzt noch, welche Mittel wir dagegen anwenden müssen. Es gibt zwei Hauptmittel gegen dieses Laster, das Gebet und die Flucht der Gelegenheit. In Bezug auf das Gebet sagte schon der weise König Salomon von sich selbst: Nachdem ich wusste, dass ich nicht anders enthaltsam sein könnte, es würde mir denn von Gott gegeben, so trat ich vor den Herrn und bat ihn. (Weish. 18, 21.)
Ohne den Beistand Gottes können wir diesem Laster nicht widerstehen. Sobald also solch eine Versuchung über uns kommt, so müssen wir unsere Zuflucht zu Gott nehmen und häufig die heiligen amen Jesus und Maria aussprechen, welche eine besondere Gewalt haben, diese bösen Gedanken zu vertreiben. Ja sage also gleich, ohne der Versuchung Gehör zu geben und sich mit derselben einzulassen. Wenn also ein böser Gedanke in uns erwacht, so müssen wir ihn geschwind abschütteln, gleichwie man einen Funken abschüttelt, der auf die Hand fällt, und augenblicklich die Namen Jesus und Maria anrufen.
13, In Bezug auf die Flucht der bösen Gelegenheit bemerkt der heil. Philipp Neri, dass in diesem Kampf nur die Feigen den Sieg davon tragen, das heißt jene, die vor der Gelegenheit fliehen, und deshalb muss man vor allem mit den Augen eingezogen sein, und ja keine jungen Personen des anderen Geschlechts anblicken, denn sonst, sagt der heil. Thomas, wird man nur schwerlich dies Laster vermeiden. (S. Thom. 2. 1. c. 167. a. 1.)
Deshalb sagte Job: Ich habe einen Bund mit meinen Augen geschlossen, dass ich auch keinen Gedanken hätte an eine Jungfrau. Job 31, 1. Er fürchtete sich, Jungfrauen anzublicken, weil man von den Blicken gar leicht zu den Begierden, und von den Begierden zur Tat übergeht. Der heil. Franz von Sales bemerkte, dass nicht sowohl das Erblicken als das Anblicken schade, denn wenn uns da der Teufel auch das erste Mal nicht besiegt hat, so wird dies doch gewiss das zweite Mal geschehen. Wenn man aber schon das Anschauen von Personen des anderen Geschlechts meiden muss, so ist die Unterhaltung mit denselben noch weit gefährlicher: Weile nicht in der Gesellschaft der Weiber. Eccl. 42, 12.
Wir müssen überzeugt sein, dass in Bezug auf die Unkeuschheit es keine übertriebe Sorge gebe, und deshalb müssen wir beständig zittern und fliehen: Der Weise meidet – der Tor hält sich sicher. Sprichw. 14, 16. Der Weise fürchtet und flieht, der Tor vertraut auf sich selbst und unterliegt.-
aus: Gesammelte Predigten des hl. Alphons Maria von Liguori, 45. Predigt, 1864, S. 415 – S. 425
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