Unterricht für den dritten Sonntag in der Fasten, „Oculi“ genannt.
Die Kirche mahnt uns heute zur Reinigung des Herzens von allem Bösen, indem sie hinweist auf den Mächtigen, der den Teufel in Wahrheit überwunden, und bittet im Eingang der heiligenMesse mit dem Psalmisten um Hilfe: „Meine Augen gehen immer nach dem Herrn; denn Er wird meine Füße aus dem netz ziehen. Schaue auf mich und erbarme Dich meiner – denn ich bin einsam und arm.“ (Ps. 34, 15 u. 16) „Zu Dir, o Herr! Erhebe ich meine Seele; auf Dich, mein Gott! Vertraue ich: laß mich nicht zu Schanden werden.“ (Ps. 24, 1) – Ehre sei dem Vater etc.
Gebet der Kirche.
Wir bitten Dich, allmächtiger Gott! Sieh gnädig auf die Wünsche eines demütigen Volkes herab und strecke den mächtigen Arm deiner Majestät zu unserem Schutz aus. Durch Jesum Christum, unsern Herrn. Amen.
Lesung aus dem Brief des hl. Apostels Paulus an die Epheser: Kap. 5, Vers 1-9
siehe: Eph. 5, 1-9
Wozu ermahnt uns hier der heilige Paulus?
1, In der Liebe zu wandeln, wie und weil Christus uns geleibt und sich für uns geopfert hat; 2) die schrecklichen Laster der Unzucht und des Geizes, sowohl in Gedanken und Worten, als in Werken standhaft zu meiden, da wir sonst des Himmels verlustig gehen; 3) uns nicht verführen zu lassen durch leichtfertige, ungläubige Menschen, die sich aus diesen scheußlichen Lastern nichts machen. O wie wichtig ist diese Lehre in unseren tagen! 4) als Kinder des Lichtes zu wandeln und durch ein heiliges Leben ein gutes Beispiel zu geben.
Übung.
Prüfe besonders, wie es mit deiner standesgemäßen Reinigkeit stehe und waffne dich mit heiliger Furcht gegen alle Anfechtungen. Die Unzüchtigen werden in dem Schwefelpfuhl brennen! Bete:
O Gott! Befreie mein Herz von aller unordentlichen Begierde zu zeitlichen Gütern und fleichlichen Lüsten. Setze deine Furcht zur Wache vor meinen Mund, damit ich weder törichte, noch leichtfertige, viel weniger schändliche und ärgerliche Worte rede, wodurch ich meinem Nächsten Anlass zum Fall geben würde, – und stärke mich, damit ich mich nie durch verführerische Reden hintergehen und von Dir abwendig machen lasse, sondern immer rein vor Dir wandeln möge. Amen.
Evangelium nach dem hl. Lukas: Kap. 11, Vers 14-28
siehe: Luk. 11, 14-28
Was wird hier mit dem Ausdruck: „stummer böser Geist“ bezeichnet?
Der böse Feind, welcher diejenigen, deren Körper er in Besitz genommen hat, dergestalt beherrscht, daß er sie stumm und manchmal rasend macht; im geistigen Sinne aber die falsche Scham, mit welcher der Sünder seine Sünden in der heiligen Beichte verschweigt.
Wodurch hat Jesus den bösen Geist ausgetrieben?
Durch die in Ihm wohnende, mit dem Ausdruck Finger Gottes bezeichnete göttliche Macht, die so schnell und vollkommen wirkte, daß der Besessene auf der Stelle befreit wurde und wieder auf natürliche Weise redete.
Wie hat Christus den Juden bewiesen, daß Er die bösen Geister nicht durch Beelzebub austreibe?
1) Indem Er ihnen zeigte, daß das Reich der bösen Geister zugrunde gehen müsste, wenn einer den andern vertreibe; 2) durch Hinweisung auf ihren eigenen Glauben, daß die Taufel-Austreibungen nur im Namen und in der Kraft Gottes geschehen; 3) durch sein ganzes Leben und durch seine Werke, die dem Satan geradezu zuwider waren, indem durch sie des Satans Werke vernichtet werden, – Die beste Verteidigung gegen Verleumdung ist ein unschuldiges Leben, und der beste Trost für unschuldig Verleumdete ist der Gedanke an Jesus Christus, der ungeachtet seiner Heiligkeit beschuldigt wurde, daß Er die bösen Geister durch den Fürsten der bösen Geister austreibe. Erfordert indessen die Pflicht auch anderweitige Verteidigung, so tue es, wie Jesus, mit Wahrheit und Nachdruck, aber ohne Bitterkeit und Rachsucht.
Wie treibt Christus jetzt noch die „stummen Teufel“ aus?
Durch die Macht seiner Gnade, wodurch Er den Sünder erleuchtet und bewegt seine Sünden in der heiligen Beichte aufrichtig bekennen. „Die aufrichtige Beichte unterjocht die Laster, überwindet den Satan, verschließt den Rachen der Hölle und öffnet die Pforten des Paradieses“, sagt der hl. Augustinus. O besiege, mein lieber Christ, stets den stummen Teufel!
Was bedeutet das Wort „Beelzebub“?
Nach vielen Schriftauslegern heißt es so viel als: „Mücken- oder Fliegengott“. Bei den Juden benachbarten Phöniziern hieß der oberste der Götter Beelzebub und nach Psalm 95, 5 („Die Götter der Heiden sind Dämonen“) stellten die Juden Götter und böse Geister auf gleiche Linie.
Was wird unter dem „Finger Gottes“ verstanden?
Unter dem Finger Gottes ist zu verstehen, die Kraft und Macht Gottes, durch welche Er den Teufel vertreibt.
Wer ist der „bewaffnete Starke“?
Der böse Geist, der so genannt wird, weil er noch den Verstand und die Kräfte der Engel besitzt und durch eine lange Erfahrung geübt ist, den Menschen, wenn es Gott zuläßt, auf allerlei Art zu schaden.
Welches sind die Waffen des Teufels“?
Seine Waffen sind: Seine unergründliche Bosheit, sein Hass gegen Gott und die Menschen und seine Schlauheit, womit er sie verblendet, daß sie die Sünde, deren Größe, Bosheit und Folgen und die Notwendigkeit der Buße nicht erkennen; ferner ihre eigenen bösen Neigungen, Müßiggang, böse Gesellschaft, Trägheit im Gebet etc. Eine seiner stärksten Waffen aber ist das menschliche Ansehen und jenes bekannte Wort: „Was werden die Leute sagen?“ Denn, um nicht von den Menschen verlacht und verspottet zu werden, treten sehr viele den Weg der Tugend nie an oder verlassen denselben wieder.
Wer ist der „Stärkere“, der dem Teufel seine Waffenrüstung genommen hat?
Christus, der Herr, der dazu in die Welt gekommen, um die Werke und das Reich des Teufels, der in den Herzen der Sünder und Ungläubigen herrscht, zu zerstören (1. Joh. 3, 8), diesen Fürsten der Finsternis aus der Welt hinaus zu stoßen (Joh. 12, 31) und die Menschen von seiner Macht zu befreien. – Fürchten wir uns also nicht vor dem Teufel und seinen Nachstellungen. Durch die Gnade Glieder des Leibes Christi geworden, sind wir stark genug, die Versuchungen zu überwinden. Wenn Christus mit uns ist und streitet, wer wird gegen uns etwas ausrichten können?
Warum sagt Christus: „Wer nicht mit Mir ist, ist wider Mich“?
Damit die Pharisäer erkennen möchten, daß sie, nach so vielen Beweisen für seine Gottheit, dennoch nicht mit Ihm sein würden, notwendig seine Feinde seien und vom Reich Gottes ausgeschlossen würden. – Bedenke dies wohl, mein Christ! Zwischen Wahrheit und Irrtum, zwischen Christus und dem Satan gibt es kein Mittelding. Entweder gehörst du Gott oder dem Satan an, arbeitest für Gott oder für den Teufel, musst mit Gott oder mit dem Satan brechen.
Was ist unter dem „unreinen Geist“ zu verstehen?
Der böse Geist, der durch die Sünde ganz befleckt und verdorben und so gerne die Menschen in Sünden der Unreinigkeit stürzt, weil er weiß daß sie sich von diesen Sünden nur sehr schwer wieder bessern.
Warum sagt der böse Feind: „Ich will in mein Haus zurück kehren“?
Weil er stets bestrebt ist, eine bekehrte Seele wieder zum Fall zu bringen und dies wirklich zustande bringt, wenn er die Seele leer von Gott und seiner Gnade und mit allerhand Gelüsten für ihn geziert findet.
Was heißt: „Die letzten Dinge dieses Menschen werden ärger als die ersten“?
Es heißt, durch den Rückfall in die Sünde werde der Zustand der Seele furchtbarer als vorher,
1) weil durch Wiederholung der Hang stärker, der Wille schwächer, daher die Überwindung immer schwerer wird, so wie die Rückfälle bei leiblichen Krankheiten immer gefährlicher sind;
2) weil wiederholte Untreue den Menschen von Gott immer mehr entfernt und auch den Sünder der Gnaden unwürdiger macht, ohne die er nicht besser werden kann;
3) weil ein Rückfall wegen der daraus entstehenden Gleichgültigkeit, Lauigkeit und Schwäche gern mehrere nach sich zieht;
4) weil wiederholte Rückfälle zuletzt eine Gewohnheit erzeugen, die zu brechen dem Menschen beinahe nicht möglich ist; und
5) weil zuletzt sogar Verstockung und Unbußfertigkeit zu befürchten ist. – Dies bedeutet das Wohnen des bösen Geistes mit noch sieben andern im Herzen des Menschen. O christliche Seele! Hüte dich sorgfältig vor dem Rückfall, damit dir nicht Ärgeres widerfahre!
Warum wird das Weib erwähnt, welches Christum gepriesen hat?
Das geschah zu Ruhm dieses Weibes, das sich nicht fürchtete, Christum offen und laut zu preisen, während die Pharisäer Ihn schmähten und lästerten.
Übung.
Bewahre dich vor allem Einfluss des Teufels durch die Kraft des heiligsten Namens Jesus und seines heiligen Kreuzes. Sei wachsam, daß du nicht in deine alten Sünden zurück fallest, wenn du dich durch wahre Reue und aufrichtiges Bekenntnis von denselben befreit hast.
Gebet.
Ich danke Dir, o Jesus! Daß Du mich von der Sklaverei des Teufels erlöst hast; aber sieh auf meine Schwäche und erleuchte, o wahres Licht! Die Augen meiner Seele, damit sie durch keinerlei Blendwerke des bösen Geistes sich verleiten lasse, die Schändlichkeit und Schädlichkeit der sünde zu mißkennen und die natürliche Scham vor der Sünde abzulegen; stärke mich, auf daß ich, wenn ich das Unglück haben sollte, mich wider deinen Willen zu versündigen, den Mut habe, die falsche Scham zu überwinden und mit Aufrichtigkeit meine Sünden zu bekennen, und sei fortan mein Führer im Kampf, damit ich die Waffen des Teufels, – meine bösen Neigungen, den Müßiggang, schlechte Gesellschaften und Bücher, menschliches Ansehen usw., zu Schanden machen, vor dem Rückfall mich bewahren und beharrlich Dir dienen möge. Amen.
Betrachtung.
Jesus wird dem Volk gezeigt mit den Worten: „Seht, welch ein Mensch!“ – Bleibst auch du beim Anblick deines zerfleischten Heilandes ungerührt, wie die Juden? –
in: Leonhard Goffine, Ord. Praem.; Unterrichts- und Erbauungsbuch oder Katholische Handpostille, 1885, S. 173 – S. 178