Der Auftrag des Herrn an Margareta Maria Alacoque
Der Herz-Jesu-Verehrung der deutschen Vorzeit fehlte vor allem die kirchliche Bestätigung. Sie war und blieb eine rein persönliche Privatübung. Die mittelalterliche Verehrung des Erlöser-Herzens ist das naturgemäße Ergebnis der innigen, persönlichen Verehrung „unseres lieben Herrn“. Die moderne dagegen nimmt ihren Ausgang von dem direkten wunderbaren Eingreifen Gottes, unabhängig von der geschichtlichen Entwicklung.
Das Werkzeug dafür war in der Hand des Herrn eine stille, schüchterne Ordensfrau aus dem Orden der Heimsuchung, die zu Paray-le-Monial in einem beschaulichen Kloster von aller Welt geschieden lebte, die hl. Margareta Maria Alacoque. Weniger noch wie die hl. Juliana für die Einführung des Fronleichnamsfestes schien Margareta für die Verbreitung der Herz-Jesu-Verehrung geeignet zu sein. Aber wie so oft in der Kirchengeschichte, hatte auch jetzt Christus der Herr, das, was gering und verachtet war vor der Welt, auserwählt, um seine Absichten zu erreichen und damit dem Erfolg sein göttliches Siegel aufzudrücken.
Vorbereitet war die Heilige durch ein Leben der Unschuld, der Demütigung und des Leidens. Ihre im Gehorsam niedergeschriebenen Mitteilungen sind durchweht von einem unwiderstehlichen Hauch der Wahrheit. Nun war sie 26 Jahre alt. Im Jahre 1673 betete sie in stiller Einsamkeit vor dem allerheiligsten Sakrament. Da erschien ihr der Heiland, zeigte ihr sein heiligstes Herz, von dem wie von einem Glutofen Flammen ausgingen, und offenbarte die unaussprechlichen Wunder seiner Liebe. Zwei Jahre später, in der Fronleichnams-Oktav 1675 zeigte der Herr der Seligen, als sie vor dem heiligen Sakrament kniete, abermals sein heiligstes Herz und sprach:
„Sieh da dieses Herz, das die Menschen so sehr geliebt hat, daß es nichts sparte, sondern sich ganz verzehrte und erschöpfte, um ihnen seine Liebe kund zu tun. Und zum Lohne empfange ich von den meisten nur Undank durch ihre Unehrerbietigkeit und Lästerung, durch die Kälte und Verachtung, die sie mir in diesem Sakrament der Liebe bezeigen. Noch schmerzlicher aber ist es mir, daß Herzen, die mir geweiht sind, mich also behandeln. Darum verlange ich von dir, daß am ersten Freitag nach der Oktav des Fronleichnams-Festes ein besonderes Fest zur Verehrung meines heiligsten Herzens eingesetzt werde. An diesem Tage soll man die heilige Kommunion empfangen und ihm gebührenden Ehrenersatz leisten durch eine feierliche Abbitte, zur Sühne für alle die Unbilden, die ihm während der Aussetzung auf den Altären widerfahren sind. Ich verspreche dir, daß mein Herz sich erweitern und über alle, die ihm diese Ehre erweisen oder von anderen erwirken, die Fülle seiner göttlichen Liebe ausgießen wird.“
Das war der Anlass zur modernen Herz-Jesu-Verehrung.
Alle Herz-Jesu-Offenbarungen, die aus dem Leben von anderen Heiligen und begnadeten Seelen berichtet werden, tragen einen rein persönlichen Charakter. Bei der hl. Margareta dagegen betonte der Herr den ausgesprochenen Zweck, die Herz-Jesu-Verehrung zum Gemeingut der ganzen katholischen Welt zu machen und ihr durch Einführung des Herz-Jesu-Festes die feierliche kirchliche Anerkennung zu verschaffen. Dafür hat die Heilige bis zu ihrem Tode gearbeitet, gebetet und gelitten…
Leicht hat man es der Heiligen in Paray-le-Monial nicht gemacht, ihre vom Heiland selbst übertragene Mission auszuführen. Denn ihre Bemühungen um die Herz-Jesu-Verehrung stießen zunächst gerade dort auf scharfen Widerstand, wo sie ihn am wenigstens hätte erwarten sollen, vor allem zwölf Jahre lang in ihrem eigenen Orden, bei ihren eigenen Mitschwestern. Später allerdings hat gerade der Orden der Heimsuchung, ganz im Geiste seines Stifters, des hl. Franz von Sales, sich um die Herz-Jesu-Andacht große Verdienste erworben. Unterstützung fand die Heilige bei ihrem Seelenführer, dem sel. P. Claudius de la Colombiére aus der Gesellschaft Jesu , dem 1928 die Ehre der Altäre zuteil wurde, nachher besonders durch die beiden französischen Jesuiten P. Croiset und P. Gallifet. –
aus: Karl Richstätter SJ, Das Herz des Welterlösers, 1932, S. 36 – S. 40