Warum verehren wir Jesu Herz

Ein Glasfenster in Montserrat: in der Mitte des ornamentalen Fensters ist ein goldener Anker mit einem Kreuz zu sehen sowie zwei Herzen, eines mit Dornen umrankt, das andere mit einem Schwert durchbohrt, die Herzen Jesu und Mariens

Jesus, der Heiland, in weißer Kleidung auf einer Wolke sitzend, breitet die Hände zum Segen aus; auf seiner Brust sieht man sein heiligstes Herz; Umgeben ist der Herr von einem verzierten Schriftband; oben an den Ecken des Bildes sieht man jeweils drei Engelköpfe

Warum verehren wir Jesu Herz in besonderer Weise?

Schon im heiligen Evangelium weist der Heiland uns auf sein heiligstes Herz hin und fordert uns auf, es als eine Schule unseres Lebens zu betrachten: „Lernet von mir, ich bin sanftmütig und demütig von Herzen!“ (Mt. 11,29) Damit war die Verehrung seines Herzens grundgelegt. Wenn er uns später seine Apostel so oft von seiner Liebe reden und uns auffordern, diese Liebe zu erwidern, so sind das immer Herz-Jesu-Predigten: denn Jesu Liebe ist, wir wir sahen, der Kern der Herz-Jesu-Verehrung. Dies gilt noch mehr von den herrlichen Werken der Liebe und des Erbarmens, an denen das Leben Jesu so reich ist; sie alle sind Herolde, die uns die Güte und Schönheit seines Herzens preisen.

Doch Jesus wollte unsere Zeit noch wirksamer auf sein göttliches Herz hinweisen, und darum griff er zu einem außerordentlichen Mittel. Vor etwas mehr als zweihundert Jahren erwählte er eine einfache demütige Klosterfrau, die selige Margareta Maria Alacoque aus dem Orden der Heimsuchung, und machte aus ihr eine Apostolin seines göttlichen Herzens. Er erschien ihr wiederholt, zeigte ihr sein göttliches Herz und sprach dabei die wunderbaren Worte: „Siehe dieses Herz, das die Menschen so sehr geliebt hat, daß es nichts unterlassen, ja sich erschöpft und verzehrt hat, um ihnen seine Liebe zu bekunden! Doch als Entgelt erhalte ich von den meisten nichts als Undank durch die Unehrbietigkeiten und Sakrilegien, durch die Kälte und Verachtung, womit sie mir in diesem Sakramente der Liebe begegnen. Am tiefsten aber empfinde ich es, daß ich solches auch von mir geweihten Personen erdulden muss. Ich fordere daher von dir, daß der erste Freitag nach der Fronleichnams-Oktav der Verehrung meines Herzens besonders geweiht werde, indem man an diesem Tage die heilige Kommunion empfängt und durch feierliche Abbitte ihm die Ehre wieder erstattet, die ihm während seiner Aussetzung auf den Altären durch Unehrbietigkeiten geraubt wird. Ich verspreche dir dagegen, daß sich aus der Fülle meines Herzens die Gnaden der göttlichen Liebe über alle ergießen werden, die ihm diese Ehre erweisen oder bewirken, daß sie ihm erwiesen wird.

Die unfehlbare, vom Heiligen Geist geleitete Kirche hat diese Offenbarungen des Heilandes an die selige Margareta Maria Alacoque nach sorgfältigster Prüfung zum Anlass genommen, die Herz-Jesu-Verehrung auf die mannigfachste Weise zu fördern und herrlicher zur Entfaltung zu führen. – Auf die Frage, warum wir das Herz Jesu besonders verehren, erhalten wir also die Antwort: Jesus und seine heilige Kirche wollen diese Andacht, und das ist ihre beste Empfehlung.

Es ist gewiß überaus billig, daß dem göttlichen Herzen eine besondere Verehrung gezollt wird Wenn es eine besondere Verehrung des kostbaren Blutes, der heiligen Wunden, des heiligen Antlitzes Jesu gibt, dann muss mit Vorzug sein heiligstes Herz hervorragend verehrt werden, weil es mehr als alles andere seine Liebe uns offenbart hat. Dieser wunderbaren Liebe verdanken wir ja alle Segnungen, Gnaden und Wohltaten, die der Heiland uns gebracht hat. Sein göttliches Herz aber ist der Sitz dieser Liebe, die kostbare Quelle dafür, es ist die Werkstatt der Liebe Jesu. Hier wurden alle die herrlichen Heilspläne gefaßt, alle großen Opfer vorbereitet, alle Leiden übernommen, zu den Schrecken und Qualen des grausamen Sühnetodes am Kreuze willig die Zustimmung gegeben. Hier, im Herzen Jesu, wurde vor allem die nie genug zu preisende Einsetzung und Fortdauer des heiligsten Sakramentes als den göttlichen Triumph der Liebe zu uns beschlossen. Es war stets die Liebe seines Herzens, die den Heiland drängte, für die Ehre seines Vaters und unser Glück so zu leben, zu arbeiten, zu büßen, zu sühnen, zu opfern, zu sterben und im Tabernakel seine segensreiche Gegenwart in der Welt viel tausendmal zu vervielfältigen, wie er es getan. Ja, die Liebe drängte ihn.

Da ist es gewiß recht, daß die Liebe auch uns drängt, wie Sankt Paulus es von sich sagen konnte: „Die Liebe Christi drängt mich!“ (2. Kor. 5,14) Sie muss uns drängen, unsere Dankbarkeit an dasHerz des Heilandes zu richten, das sich uns als die unversiegliche Quelle seiner wunderbaren Liebeswerke erschlossen hat. Gar schön und wirkungsvoll werden von der Römischen Kongregation der heiligen Gebräuche (Riten-Kongregation) im Schreiben über die Einführung der Herz-Jesu-Festes die Gründe für diese Andacht zusammen gestellt, und dann heißt es weiter: „Der aufmerksame Leser muss sich davon überzeugt haben, daß die ganze Welt, sowohl Himmel wie Erde, nichts Körperliches, in die Sinne Fallendes aufweist, was mit mehr Recht und Billigkeit den Gläubigen zur würdigsten und segensreichsten Verehrung vorgestellt werden könnte, als dieses heiligste, liebenswürdigste und aufs tiefste betrübte Herz. Denn es gibt nichts, was erhabenere Geheimnisse in sich begriffe und zum Ausdruck brächte, nichts, dessen Anblick und Betrachtung frömmere Anmutungen uns einzuflößen imstande wäre, nichts, was die unendliche Liebe Jesu Christi unseren leiblichen und geistigen Augen zugleich besser vorzustellen vermöchte. Es gibt auch nichts, was so geeignet wäre, das Gedächtnis an alle Liebeserweise unseres liebevollsten Erlösers in uns zu wecken, was die bitteren inneren Leiden, die Christus unsertwegen erduldet hat, so eindringlich uns vergegenwärtigte. Denn nicht nur begreift dieses heiligste Herz das alles in sich und stellt es uns vor, nein, wir sehen es gewissermaßen ihm aufgeprägt und in dasselbe eingegraben. Es kann deshalb den Gläubigen kein heiligerer, lieblicherer und liebenswürdigerer Gegenstand zur Verehrung dargeboten werden; ja noch mehr, es gibt überhaupt nichts, was so geeignet wäre, fromme Dankgefühle gegen unsern liebevollsten Erlöser einzuflößen, die Liebe zu entflammen, gottselige Anmutungen zu erwecken und alle heiligen Gemüts-Bewegungen hervorzurufen. Es bedarf nur des Vergleiches mit den sonstigen sinnfälligen Andachts-Gegenständen, die in der Kirche allgemein verehrt werden, z. B. mit dem Kreuz, den fünf Wunden, dem Namen Jesu, den Leidens-Werkzeugen, um jeden Verständigen zu überzeugen, was er vom heiligsten Herzen zu halten habe.“ –
aus: Hermann Fischer SVD, Herz-Jesu-Segen, Gebet- und Kommunionbuch, 1920, S. 4 – S. 7

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