Pius XI.: Weltweihe am Christkönigsfest
Die Kirche stand in schwersten Bedrängnissen, schlimmere noch standen ihr in der Französischen Revolution bevor. Jansenisten, Gallikaner und Febronianer im Verein mit Freidenkern, den Anhängern Voltaires und den kirchenfeindlichen Ministern der bourbonischen Höfe taten alles, um das Papsttum zu knebeln und die Kirche Christi zu Grunde zu richten. Da leuchtete mild und gütig das Herz des Welterlösers in das Dunkel der Zeit hinein, Unzähligen in Kerker und Verbannung wie auf dem Weg zum Blutgerüst Trost, Gnade und Frieden spendend. So war es damals, und so blieb es später.
Als der preußische Kulturkampf ausbrach, wußten die Bischöfe nichts Besseres zu tun als ihre Diözesen und sich selbst dem göttlichen Herzen zu weihen, bevor sie mit so vielen Priestern ins Gefängnis und in die Verbannung gingen.
Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts sind die Grundsätze des Unglaubens, zumal des gottfeindlichen Sozialismus in allen Ländern der Welt zum Gemeingut weitester Kreise des Volkes geworden. Der bolschewistische Kommunismus führt diese Grundsätze in dämonischer Konsequenz und mit brutaler Gewalt bis zum äußersten durch, so daß der letzte Rest von Gottesglauben und Gottesgesetz, der dem Menschenherzen selbst im Heidentum noch eigen war, mit satanischer Bosheit vernichtet wird. Es möchte scheinen, als wollte Luzifer den Thron des Antichrist dem Throne Christi entgegenstellen: “Wir wollen nicht, daß dieser über uns herrsche!“ (Luk. 19, 14) Da erging durch Leo XIII. und Pius XI. die Aufforderung, die ganze Welt dem Herzen des Welterlösers zu weihen.
Veranlassung dazu war eine deutsche Ordensfrau, Schwester Maria vom göttlichen Herzen, Droste zu Vischering. Vom Herrn wiederholt innerlich gemahnt und vom Beichtvater, dem gelehrten Seminarregens von Porto, beauftragt, wandte sie sich unter tiefer Beschämung an Leo XIII. und teilte ihm das Verlangen des Herrn mit, die Welt seinem göttlichen Herzen zu weihen. Kardinal Mazella S.J. gab als Präfekt der Ritenkongregation ein sehr günstiges Gutachten ab: „Dieser Brief ist sehr ergreifend und erscheint sehr wohl vom Heiland selbst eingegeben.“ Obwohl die Weltweihe durchaus den Wünschen des Papstes entsprach, so wollte er nach den allgemeinen Grundsätzen der mystischen Theologie nicht, daß man sich auf diese Privatoffenbarung stütze. Dem Kardinal wurde vom Papst die Antwort: „Legen Sie den Brief dorthin, er darf in diesem Augenblick nicht zählen.“ (gegeben). Der Kardinal verließ den Vatikan mit dem Auftrag, von der Privatoffenbarung abzusehen und ein rein theologisches Gutachten auszuarbeiten.
Auf Grund der Darlegungen des hl. Thomas wurde die Weltweihe an das Erlöserherz von Leo XIII. zur Jahrhundertwende vorgeschrieben, und heute wird sie auf Anordnung Pius` XI. alljährlich am Christkönigsfest erneuert, „damit die ganze Welt aus freien Stücken sich dem süßen Joch der Königsherrschaft Christi unterwerfe.“-
aus: Karl Richstätter S.J., Das Herz des Welterlösers, 1932, S. 40 – S. 42