Das Herz des Welterlösers ist das heiligste Herz Jesu
Nach den Worten Leos XIII. ist „das heiligste Herz das Sinnbild und ausdrucksvolle Zeichen der unendlichen Liebe Jesu Christi, die für uns ein Antrieb zur Gegenliebe ist. Darum ist es ganz entsprechend, sich seinem heiligsten Herzen zu weihen. Denn das bedeutet nichts anderes als sich Jesus Christus selbst hingeben und schenken“. Dasselbe betont Pius XI. „Jesus zeigt uns in seiner Güte sein heiligstes Herz als Zeichen des Friedens und der Liebe.“ Dieses Sinnbild lehrt zugleich, dass diese Liebe vom Undank der Menschen schmerzlich verwundet ist. Es ist das von der Lanze verwundete heiligste Herz, symbolisch mit der Dornenkrone umwunden, vom Kreuz überragt.
Das Herz des Herrn ist hypostatisch auf das innigste mit der Gottheit des Gottessohnes und seiner ewigen Liebe verbunden, es ist belebt von der heiligsten und liebeglühenden Seele Jesu: „So schauen und verehren wir unter dem Sinnbild des Herzens die unendliche und freigebige Güte unseres göttlichen Erlösers.“ Pius VI. betont dies 1794 ausdrücklich gegenüber den Entstellungen der Jansenisten. Der Blick auf das Herz des Welterlösers erfasst also zugleich seine unermessliche schmerzverwundete Erlöserliebe. Darum konnte Pius XI., unter Betonung der Sühnepflicht, sich die Worte Leos XIII. zu eigen machen:
„Ein Gotteszeichen, Segen verheißend, bietet sich heute unsern Blicken dar: das heiligste Herz Jesu, vom Kreuz überragt, leuchtend im Flammenmeer. Auf dieses Zeichen muss all unsere Hoffnung gegründet sein, in ihm all unser Heil erwartet werden.“ Fasst man so die Herz-Jesu-Verehrung auf, so werden auch die Worte Pius IX. ohne weiteres verständlich: „Die Kirche, sowie die ganze Menschheit, hat keine andere Hoffnung, keine andere Rettung als das heiligste Herz Jesu.“
Das Herz des Herrn ist endlich das eindrucksvollste Sinnbild für das ganze Innenleben und Tugendleben des Welterlösers, insofern es von seiner Liebe wie von ihrer Königin beherrscht wird. Denn, so hebt Pius XI. mit den Worten des hl. Paulus hervor: „Im heiligsten Herzen Jesu sind alle Schätze der Weisheit und Wissenschaft verborgen.“
Nach den Erklärungen der Päpste umfasst die kirchliche Verehrung demnach ein Doppeltes; das sichtbare Herz des Herrn und seine unsichtbare Liebe. Beides gehört zusammen wie Leib und Seele beim Menschen. Man braucht sodann nur die Herz-Jesu-Litanei durchzugehen und wird sofort finden, wie in jeder der 33 Anrufungen dieser Begriff in seinen verschiedenen Beziehungen zum Ausdruck kommt, ebenso auch in dem offiziellen Sühne- und Weihegebet der Kirche.
Mit Recht konnte Pius XI. 1928 von der Verehrung des Herzens Jesu schreiben: „Wie schnell führt sie unsern Verstand zur inneren Erkenntnis Christi, und wie mächtig vermag sie die Herzen zu stets glühenderer Erlöserliebe und immer engerer Heilandsnachfolge anzuspornen! Kein Wunder, dass unsere Vorgänger diese bewährte Andacht immerfort gegen Verleumdungen und Angriffe in Schutz genommen, mit hohem Lob bedacht und den Zeitbedürfnissen entsprechend aufs eifrigste gefördert haben.“ –
aus: Karl Richstätter SJ, Das Herz des Welterlösers, 1932, S. 8 – S. 11