Droste von Vischering

Lexikon für Theologie und Kirche

Stichwort: Droste von Vischering

Droste von Vischering, Kaspar Max Freiherr von, *9.7.1770 auf Schloß Vorhelm (Westfalen), † 3.8.1846 zu Münster; 1793 Priester, 1795 Weihbischof von Münster, nahm als solcher 1819/11 an dem von Napoleon berufenen Pariser „Nationalkonzil“ teil, wo er mutig für die Freilassung Pius VII. eintrat; 1823 Domdechant, 15.6.1825 Bischof von Münster.

Droste zu Vischering, Klemens August Freiherr von, Bruder des vorigen, *21.11773 zu Münster in Westfalen, † 19.10.1845 ebd. in einer streng religiösen Familie aufgewachsen, früh in den Kreis um die Fürstin Amalie von Gallitzin und den Freiherren Franz von Fürstenberg herein gezogen, heran gebildet unter der Leitung Katerkamps, war Droste von Vischering von der zeitgenössischen Aufklärung unberührt geblieben. 1798 wurde er Priester, 1807 zuerst Koadjutor Fürstenbergs, dann, nach dessen Rücktritt, bis 1813 und wieder 1815-21 Bistumsverweser von Münster. In den letzten Jahren brachte ihn die entschiedene Geltendmachung der kirchlichen Rechte in Sachen der Schulaufsicht, der gemischten Ehen und besonders des Verbots an die Theologen der Diözese Münster, auswärts zu studieren, mehrfach in Konflikt mit der preußischen Regierung. Nach Wiederbesetzung des bischöflichen Stuhles zog er sich 1821 in das Privatleben zurück und widmete sich der Leitung der von ihm 1808 gegründeten Barmherzigen Schwestern (Klemensschwestern). 1827 wurde er Weihbischof von Münster unter seinem Bruder Kaspar Max, nach dem Tode des Grafen von Spiegel als vom König designierter Kandidat 1.12.1835 zum Erzbischof von Köln gewählt, 1.2.1836 präkonisiert, 29.5. inthronisiert.
In der Erwartung, Droste von Vischering werde der preußischen Kirchenpolitik gefügig sein, sah sich die Regierung bald getäuscht. Die Zusammenstöße begannen durch das Einschreiten des Erzbischofs gegen den Hermesianismus, der, unter Spiegel groß geworden, die theologischen Lehranstalten der Erzdiözese noch vollständig beherrschte: die Professoren und Dozenten ignorierten das päpstliche Breve vom 29.9.1835, gestützt darauf, daß es das Exequatur des preußischen Staates nicht erhalten hatte, und trugen nach wie vor die hermesianischen Lehren vor. Droste verweigerte der Zeitschrift der Bonner Hermesianer das Imprimatur und den Vorlesungen der sich nicht Unterwerfenden die Approbation, verbot den Studierenden ihren Besuch und das Lesen hermesianischer Schriften und stellte 18 z.T. Nicht ganz glücklich formulierte Thesen auf, welche die Ordinanden vor der Weihe zu unterschreiben hatten. Daß er sich als geistliche Obrigkeit für befugt betrachtete, auch gegen geistlichen Professoren einzuschreiten, ohne sich vorher mit den staatlichen Behörden in Verbindung zu setzen, war der eine Hauptgegenstand des Konflikts. Dazu kam die Frage der gemischten Ehen, die zum vollständigen Bruch führte.

Es folgen die Kölner Wirren

Der von Bunsen bearbeiteten regierungs-offiziellen „Darlegung des Verfahrens der preußischen Regierung gegen den Erzbischof v. Köln“ (1838, mit Dokumenten) wurde auf Befehl des Papstes die offizielle Staatsschrift entgegen gesetzt. Esposizione di fatto documenta su quanto ha preceduto e seguito la deportazione di msgr. D. (Rom 19838; davon 2 dtsch. Ausgaben: „Urkundliche Darstellung der Tatsachen, welche der gewaltsamen Wegführung… vorausgegangen und gefolgt sind u. „Denkschrift des Hl. Stuhles oder urkundliche Darlegung der Tatsachen…) Erst April 1839 wurde Droste von der Festung Minden entlassen und lebte zunächst auf dem Droste`schen Stammschloß Darfeld, seit Ende Juli 1840 in Münster. Die friedliche Lösung der Kölner Angelegenheit erfolgte erst 1841 unter dem auch gegen die Katholiken gerechten Friedrich Wilhelm IV. Droste brachte das Opfer seiner Person und verzichtete, unter Beibehaltung seiner Würde, auf die persönliche Leitung der Erzdiözese, die er dem als Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge angenommenen Joh. v. Geissel überließ. Das ehren rührige „Publikandum“ v. 1837 wurde amtlich zurück genommen. Die ihm gelegentlich seiner Romreise 1844 angebotene Kardinalswürde lehnte er ab.
Droste von Vischering zeichnete sich durch kindlichen Glauben und in der historischen Stunde des Kampfes durch heldenmütige Stärke aus. Populär wurde Droste, dem man zu große Zurückgezogenheit und zu geringe Fühlungnahme mit Klerus und Volk vorwarf, in der Erzdiözese erst durch die Gewalttat an ihm. Wenn man ihn des Starrsinns, Mangels an diplomatischer Gewandtheit gegenüber der Regierung und zu schroffen Vorgehens gegen die Hermesianer geziehen hat, so kann man mit mehr Recht sagen, daß gegenteiliges Verhalten seiner Stellung und erkannten Pflicht widersprochen hätte. Seiner Unbeugsamkeit ist wesentlich der nachfolgende Aufschwung des religiösen Lebens in der Erzdiözese zu verdanken.

Droste von Vischering, Maria v. göttlichen Herzen, Ordensfrau v. Guten Hirten, *8.9.1863 zu Münster i. W. als Tochter des Erbdrosten, trat hier 1888 in den Orden, 1894 Oberin in Porto (Portugal), brachte das gefährdete Kloster zu hoher Blüte, †dort 8.6.1899. In hoher mystischer Begnadigung fand sie Kraft, obwohl durch Rückenmarksleiden gelähmt, auch nach außen außerordentlich zu wirken. Zur innigsten Vereinigung mit Jesus gelangt, erging durch sie 1898 und 1899 an Leo XIII. die Aufforderung des Heilandes, die ganze Welt dem heiligsten Herzen Jesu zu weihen. Daraufhin wurde nach theologischer Untersuchung die Weltweihe und die Herz-Jesu-Litanei für die ganze Kirche vorgeschrieben. –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. III, 1931, Sp. 462 – Sp. 465

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