Heiligenkalender
19. Februar
Heiliger Barbatus, Bischof von Benevent
(Allerheiligstes Sakrament des Altares)
Die Stadt Benevent in Italien verehrt durch einen eigenen Festtag den hl. Barbatus als ihren Schutzpatron; derselbe war nämlich einmal Bischof daselbst. Um jene Zeit, ungefähr 600 nach Christus, war in Italien zwar allenthalben das Christentum verbreitet, aber gerade in Benevent wurde dessen ungeachtet noch heidnischer Aberglaube nebenbei fortgetrieben. Man hatte z. B. eine goldene Schlange, welche man als einen mächtigen Gott ansah und mit großer Ehrfurcht anbetete.
Ein gewöhnlicher rechtgläubiger Christ hätte dieses nicht gleichgültig ansehen können, viel weniger ein so heiliger Priester. Der hl. Barbatus betrachtete mit Schmerz eine so unsinnige Verkehrtheit und suchte mit den liebreichsten Worten die Leute wieder auf den rechten Weg zu bringen. Er sprach: „Ich bitte euch, liebste Kinder, legt doch ab den Götzendienst, und bringt Anbetung und das Opfer des Glaubens dem allmächtigen Gott, der allein wahrhaft Gott ist. Denn er ist es, welcher den Erdkreis regiert, die Ratschlüsse der Könige lenkt, und das Himmelsgewölbe und die ganze Welt mit der Hand seiner Allmacht umschließt, wie ein Senfkörnlein. Hingegen was tut denn die Schlange, welche von euch angebetet wird? Was weiß sie, was fühlt sie? Freilich ist durch die List einer Schlange des Teufels der Tod in die Welt gekommen; diesen zwei Herren kann man aber doch gewiß nicht dienen, Gott und dem Teufel zugleich.“
So unermüdlich aber auch der hl. Barbatus den verkehrten Menschen zuredete, so wollte es doch nichts helfen. Sie sagten, man müsse bei den Gebräuchen seiner Vorhaben bleiben, und sie hätten dadurch immer Glück im Krieg gehabt.
Wie nun der barmherzige Gott dem sündigen Menschen, welcher das sanfte Wort des Evangeliums nicht hören mag, oft ein Unglück schickt, um ihm auf diese Weise nachdrücklicher und gewaltsamer zu predigen, ob er nicht in sich gehe; so machte es auch Gott mit dem ganzen Volk in Benevent. Konstans, Kaiser von Konstantinopel, kam mit einem ungeheuren Kriegsheer nach Italien und wollte das abgefallene Land wieder erobern. Er eroberte, plünderte und zerstörte viele Städte, und zog nun auch vor die Stadt Benevent, um es hier gleichmäßig so zu machen.
Dazumal war in der Stadt ein Herzog, Namens Romuald, welcher sich mit seinen Soldaten tapfer zur Wehr setzte. Die Stadt wurde eingeschlossen, belagert, und es wurde viel und hart von beiden Seiten gekämpft. Allein da das Kriegsheer des Kaisers Konstans sehr groß war, konnte auch die größte Tapferkeit der Bewohner von Benevent in die Länge nicht helfen. Sie verloren selbst viele Leute, die Not in der Stadt wurde immer größer, und je länger der Widerstand dauerte, desto mehr wuchs der Zorn des Kaisers, so daß er die Stadt dem Boden gleich zu machen drohte. Da nun nirgends Hoffnung auf Hilfe mehr war, faßten sie mit dem herzog den Entschluss, sie wollten insgesamt, Mann und Weib, sich bewaffnen, zu allen Toren hinaus stürzen und mit dem feindlichen Kriegsheer kämpfen, bis sie alle umgekommen wären. Es sei besser, so auf dem Schlachtfeld zu fallen, als gefangen werden.
Da stand nun der hl. Barbatus unter ihnen auf und sprach: „Kinder, wendet euch zu eurem Schöpfer, damit ihr gerettet werdet; denn er ist der oberste Kriegsherr, er führt hinab in die Unterwelt und führt wieder herauf: er erniedrigt und erhöht. Gebt die Torheit auf, welche ihr aus Antrieb des Teufels bisher getrieben habt, und die euch nur an Leib und Seele ins Verderben bringt; dafür singt mit lauter Stimme Loblieder dem einzigen Gott, dem Vater, dem Sohn und dem heiligen Geist, dem Dreifachen in den Personen, dem Einigen im Wesen. Betet zu ihm, der Herzen und Nieren erforscht, und versprecht, daß von nun an ihm recht fromm dienen wollet: dann wird er euch von euren Feinden befreien!“
Diesmal drangen die Worte des hl. Barbatus besser, als sonst, ein. Der Herzog und die ganze Versammlung versprachen in ihrer äußersten Bedrängnis Alles, was der hl. Barbatus nur begehrte, sie wollten nur noch an den unsichtbaren Gott glauben und ihn allein lieben.
Er ging nun in die Kirche, welche der seligsten Jungfrau Maria geweiht war, warf sich zur Erde und betete mit Flehen und weinen so stark, als er nur konnte, die Mutter des Herrn möge durch ihre Fürsprache dem armen Volk, für das ihr Sohn doch auch sein kostbares Blut vergossen habe, Hilfe erwerben, daß es aus den Händen seiner Feinde und dann auch von dem Abweg des Götzendienstes gerettet werde. Auf dieses Gebet wurde dem hl. Barbatus innerlich geoffenbart, daß er erhört werde. Er ging zu Romuald und sagt ihm, daß Christus die Stadt befreien, und der Kaiser mit seinem Heer nicht eindringen werde. Es solle aber nun, wie einst in Ninive, alles Volk miteinander Gott anflehen; was dann auch geschah.
Romuald hatte aber einen treuen Jugendfreund Namens Sesuald. Diesen hatte er schon bei Beginn der Belagerung an seinen Vater um Hilfe gesendet, welcher König im oberen Teil von Italien war. Der Vater des Romuald sammelte auch auf solche Botschaft hin ein starkes Kriegsheer und rückte nun durch Fügung Gottes gerade heran, um der Stadt Benevent beizustehen, als der hl. Barbatus die verzweifelten Menschen zum Glauben und Vertrauen auf Gott erweckt hatte. Der König sandte den Sesuald wieder voraus nach Benevent, damit er die Nachricht seiner baldigen Ankunft melde und sie zur Ausdauer auffordere. Allein Sesulad wurde von den Soldaten des Kaisers vor der Stadt gefangen, und man wollte ihn nun zwingen unter der Androhung des Todes, daß er den Belagerten sage, es komme keine Hilfe; man hoffte, dann würden sie den mUt verlieren und die Stadt übergeben.
Sesuald wurde also vor die Stadtmauer geführt und Romuald gerufen, damit er ihm Botschaft melden könne. Als Romuald auf der Mauer erschien, sprach sein gefangener Freund: „Sei standhaft, Romuald, und laß dich nicht schrecken, dein Vater kommt mit einem mächtigen Kriegsheer und ist schon ganz nahe; ich bitte dich nur, sorge für meine Frau und Kinder, denn diese Aussage wird mir das Leben kosten.“
So war es auch; der Kaiser ließ sogleich dem Sesuald den Kopf abschlagen, und den Kopf mit einer Wurfmaschine über die Mauer in die Stadt hinein werfen. Als man ihn dem Romuald brachte, weinte derselbe und küßte ihn und ließ ihn mit aller Feierlichkeit begraben. Der Kaiser zog mit seinem Kriegsheer von Benevent fort aus Furcht vor den Hilfstruppen, welche heran zogen.
So war nun die Stadt gerettet. Allein es ging hier, wie es oft bei Kranken geht, die in der Todesangst alles Gute versprechen, wenn sie aber wieder gesund sind, das alte Leben wieder anfangen. Romuald und viele Andere trieben zwar öffentlich den Götzendienst nicht mehr wie früher, aber heimlich glaubten sie immer noch, daß an der goldenen Schlange etwas sei, und trieben im Verborgenen Abgötterei damit. Der hl. Barbatus wußte dieses wohl, und es machte ihm schweren Kummer, und er betete inständig, Gott, dem nichts unmöglich ist, möge hier helfen.
Einst besuchte der hl. Barbatus die Gemahlin des Romuald, während dieser gerade verreist war. Da sie die Abgötterei verabscheute, so sprach der Heilige mit ihr, ob und wie Romuald davon abzubringen sei. Er sagte: „Wenn du wahrhaft Vertrauen auf Gott hast, so fasse Mut und gib mir die goldene Schlange heraus, dann wird dein Gemahl bekehrt.“ Sie antwortete: „Wenn ich dieses täte, wäre ich sicher des Todes.“ Barbaus sagte: „Denk` an den Lohn des ewigen Lebens, aber vertraue, alle Haare deines Hauptes sind gezählt; es wird dir nichts Böses widerfahren, wenn du das Götzenbild heraus gibst.“
Sie ließ sich bereden und gab ihm dasselbe. Er ließ nun einige Goldschmiede kommen und machte bei ihnen die Bestellung, daß sie aus dem Gold der Figur einen prächtigen Kelch und einen Hostienteller verfertigten. Nachdem Solches geschehen war, traf es sich, daß Romuald auf einen Sontag früh von seine Reise zurück kam. Der hl. Barbatus ließ ihn vor der Stadt einladen, zuerst in den Gottesdienst zu kommen, ehe er nach Hause gehe. Romuald tat dieses mit seinem ganzen Gefolge, und der hl Barbatus feierte mit dem neuen Kelch und der Patene (dem Hostienteller) das heilige Messopfer. Am Schluss des Gottesdienstes wandte sich der hl. Bischof an den Fürsten und hielt ihm vor, wie Gott ihm und der ganzen Stadt durch die Fürbitte der Jungfrau Maria aus höchster Not geholfen habe, wie sie alle versprochen hätten, von nun an allein Gott zu dienen, und wie er dennoch heimlich in seinem Palast das Götzenbild der Schlange noch verehre; er solle Gott nicht reizen, daß noch schwereres Unglück ohne Rettung geschickt werde.
Gott gab seinen Segen zu diesen Worten. Romuald nahm die Vorwürfe demütig an, gestand sein Unrecht, ersuchte den hl. Barbatus für ihn zu beten und versprach das Bild weg zu schaffen; ja er erklärte, er wollte das Bild dem Bischof selbst zur beliebigen Verwendung ausliefern. Da sagte ihm dieser: „Es ist nicht notwendig; denn die heiligen Gefäße, in welchen ich den Leib und das Blut des Herrn jetzt dargebracht habe, sind verfertigt aus dem Götzenbild, so daß jetzt Gott euer Heil bewirkt in dem Nämlichen, welches vorher der Teufel zum Untergang eurer Seelen verwendet hat.“ Romuald fragte natürlich erstaunt darüber wie dies sei; und der hl. Barbatus erzählte ihm dann den ganzen Hergang. Da sagte Einer der Umstehenden: „Wenn das meine Frau getan hätte, würde ich sie auf der Stelle um`s Leben bringen.“ Plötzlich wurde dieser Mensch vom bösen Geist besessen, was bei Allen einen großen Schrecken verursachte und bewirkte, daß Niemand in der ganzen Stadt mehr Lust zu dem Götzendienst hatte.
Der hl. Barbatus hatte nun die Freude, daß bis zu seinem seligen Ende, welches im achtzigsten Jahr seines Alters eintrat, alle Angehörige seines Bistums stets im wahren Glauben fest hielten und für immer der alte Aberglaube ausgerottet blieb. –
aus: Alban Stolz, Legende oder der christliche Sternhimmel, Bd. 1 Januar bis März, 1872, S. 255 – S. 259