Gottseliger König Alphons VIII. von Kastilien

Der gottselige König Alphons VIII. von Kastilien

Die Fürsten des glaubenstreuen Landes Kastilien in Spanien waren fast alle innige Verehrer der allerseligsten Jungfrau, und zeichnete sich unter ihnen Alphons VIII. Besonders aus. Sein Vertrauen, das er auf die mächtige Fürsprache der gebenedeiten Gottesmutter setzte, wurde nicht zu Schanden, was besonders bei folgender Begebenheit sich kund gab.

Die Albigenser, gottlose Ketzer und Feinde U. L. Frau, befürchteten, daß sie durch das zusammenwirken der geistlichen und weltlichen Macht besiegt würden, und wandten sich deshalb an den ungläubigen Sarazenen-Fürsten Maramolinus, König von Marokko, um Hilfe. Dieser kam mit einem unzählbaren Heer von Sarazenen über das Meer nach Spanien. In seinem Übermut drohte dieser Ungläubige dem damaligen Papst Innozenz III., der durch seine Gesandten einen Kreuzzug gegen die Ketzer und die FeindeChristi hatte überall predigen lassen, daß er die Kirche des hl. Petrus in Rom in einen Pferdestall umwandeln und darauf den Halbmond, das Zeichen seiner Herrschaft, setzen lassen werde.

Dem König Alphons kamen zwar von allen Seiten tapfere Ritter zu Hilfe, allein die Macht der Feinde war zu groß, als daß er auf menschliche Kraft allein hätte bauen können. Genötigt, einem so furchtbaren Kriegsheer eine entscheidende Schlacht zu liefern, richtete er seine Blicke auf Maria, die Hilfe der Christen, fleht sie voll Vertrauens um ihren Schutz an und empfiehlt sich und alle seine Länder ihr, der Erhalterin der Königreiche und der Religion an. Dasselbe mussten mit ihm auch sämtliche Krieger seines Heeres tun. Hierauf begann die Schlacht. Voraus wurde das Kreuz des Herrn getragen, und daneben wallte das königliche Hauptbanner mit dem Bild der heiligen Jungfrau, Spaniens getreuesten Fürbitterin. –

Furchtbar war der Zusammenstoß des christlichen Heeres mit den Ungläubigen. Die Soldaten des Königs kämpfen mit Mut, aber sie können den von allen Seiten sie umringenden, zahlreichen Heerhaufen der Sarazenen nicht widerstehen. Schon fliehen sie; schon scheint ihre vollkommene Niederlage entschieden, schon glauben sie, Spaniens blühende Gefilde seien der Verwüstung verfallen. Jedes menschliche Rettungsmittel ist umsonst. Nur ein vollkommenes Vertrauen auf den Beistand des Himmels kann noch retten. Wirklich wendet sich Alphons noch einmal mit erneuertem Vertrauen zu Maria, dieser mächtigen Helferin in der Not, und entschließt sich dann mit einer Schar Auserwählter den letzten Angriff auf den Feind zu wagen. Hinblickend auf die mit dem Bild der hoch begnadigten Jungfrau gezierte Standarte, die er vor sich hertragen läßt, wirft er sich mitten in das feindliche Kriegsheer. –

Was kann der Macht der Mutter Gottes widerstehen, die vom heiligen Geist selbst in der Schrift als ein furchtbar bewaffnetes, in Schlachtordnung gestelltes Kriegsheer geschildert wird? Es kämpft die Mutter des Lebens und des Erbarmens für Spaniens, für Europas heil. Tod und Schrecken traten überall ein, wo sie ihren mächtigen Arm wider die stolzen Feinde des christlichen Namens erhebt. Die sarazenischen Kriegsscharen geraten in Unruhe; der Todesengel streckt gegen 60000 feindliche Soldaten auf das Schlachtfeld hin; und die übrigen Völker, die das zahllose Heer bilden, fliehen wie Staub auseinander geweht vor der heiligen Jungfrau, deren Bildnis sie in wilder Wut mit Pfeilen und Steinen entehrt hatten.

Sie verlassen Spaniens Boden, von wo aus sie viele Nationen ihrem Joch unterwerfen wollten und fliehen mit ihrem gedemütigten König, der auf einer Anhöhe von Tolosa unter einem prachtvollen Zelt, den Koran in der Hand, die Schlacht leitete, nach Sizilien, wo er bald darauf vor Gram starb. Die siegreichen Christen stimmten auf dem Schlachtfeld den Lobgesang: „Herr Gott, dich loben wir“ an, und blickten mit Tränen heißen Dankes auf zur Standarte, welche sie, vor ihnen in der Schlacht hergehend, unter dem Schutz der Himmelkönigin zum Sieg geführt hatte.

König Alphons sendet die glorreiche Fahne mit einem eigenen Handschreiben nach Rom an den Papst Innozenz III.; und dieser läßt sie in der Kirche des heiligen Petrus aufhängen, allen Völkern zum Zeugnis, daß Hoffart vor Gott nicht bestehen kann, und daß diejenige, welche sich hienieden eine Magd des Herrn genannt, von Gott als Retterin der Kirche und die mächtigste Besiegerin der zahlreichsten Heere aufgestellt ist. Alphons VIII. Starb am 5. August, am Fest Mariä Schnee des Jahres 1214, gepriesen als Retter und bedauert als Vater des Vaterlandes. (Le Tourneur und Damberger) –
aus: Georg Ott, Marianum Legende von den lieben Heiligen, Erster Teil, 1869, Sp. 310 – Sp. 312

Tags: Maria

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