Goffine: Unterricht für den Dritten Advent
(Gaudete)
Am dritten Sonntag des Adventes ertönt die Orgel wieder und erhebt die Seele zur heiligen Adventfreude, und die heilige Kirche singt im Eingang der heiligen Messe: „Freuet euch allzeit im Herrn; abermals sage ich, freuet euch; Eure Sittsamkeit werde allen Menschen kund; denn der Herr ist nahe. Seid nicht ängstlich besorgt, sondern traget in all eurem Gebet und Flehen eure Bitten mit Danksagung vor.“ (Philipp. 4, 4-6) – – Du hast gesegnet, o Herr! dein Land, hast weggenommen die Gefangenschaft Jakobs.“ (Ps. 84, 2) – Ehre sei dem Vater etc.
Gebet der Kirche.
Leihe, o Herr! wir bitten Dich, dein Ohr unserm Flehen und erleuchte die Finsternisse unseres Geistes durch die Gnade deiner Heimsuchung, der Du lebst und regierst in Ewigkeit. Amen.
Lesung aus dem Brief des hl. Paulus an die Philipper (4, 4-7)
Brüder! Freuet euch allzeit im Herrn, abermals sage ich, freuet euch! Eure Sittsamkeit werde allen Menschen kund; denn der Herr ist nahe. Seid nicht ängstlich besorgt, sondern traget Gott in all eurem Gebet und Flehen eure Bitten mit Danksagung vor. Und der Friede Gottes, der allen Begriff übersteigt, bewahre eure Herzen und euren Verstand in Christo Jesu, unserm Herrn!
Was heißt: „Sich im Herrn freuen“?
Sich freuen und freudig Gott danken um der Gnade willen, dass Er uns zum wahren Glauben berufen, uns die Hoffnung der ewigen Seligkeit gegeben hat und seinen Schutz fortwährend angedeihen lässt; sich freuen über die Leiden und Verfolgungen um des Herrn willen, wie die Apostel, insbesondere Paulus, sich gefreut haben. (2. Kor. 7,4)
Wozu ermahnt uns der hl. Paulus ferner?
Er ermahnt uns ferner, durch unsere Eingezogenheit und unseren erbaulichen Lebenswandel jedermann ein gutes Beispiel zu geben, weil der Herr uns nahe, immer gegenwärtig sei; er warnt vor übermäßiger Sorge in zeitlichen Dingen und will, dass wir unsere Sorgen auf Gott werfen, der uns gewiss nie verlassen wird, sofern wir uns in unseren Nöten demütig und vertrauensvoll zu Ihm wenden und für die empfangenen Wohltaten dankbar sind.
Worin besteht der Friede Gottes, den Paulus uns wünscht?
In dem guten Gewissen. Darin rühmt und erfreut sich der hl. Paulus über die Maßen. (2. Kor. 1,12) Dieser Friede, der allen Begriff des sinnlichen Menschen übersteigt, dessen Kenntnis nur die Erfahrung gewährt, hat alle Märtyrer in ihren Qualen, alle um der Gerechtigkeit willen Verfolgten getröstet. (Matth. 5,11) Willst du die Freude, die Gott dem guten Gewissen mitteilt, den Frieden Gottes kennen, so reinige dein Herz, werde eins mit Gott, und du wirst ihn verkosten.
Evangelium nach dem hl. Johannes
siehe Johannes 1, 19-28
Warum schickten die Juden Gesandte zu Johannes, um ihn zu fragen, wer er sei?
Aus Neid über den Ruf des Johannes wegen seines strengen Fastens, seiner rauhen Bußkleidung und seiner freimütigen Bußpredigten, um ihn hinterlistig in der Rede zu fangen. Entweder sollte er seine Berechtigung zum Taufen dartun, indem er sage, wie sie es ihm in den Mund legten, dass er der Messias sei, oder wenn er das nicht tat, glaubten sie, ihm die Berechtigung zum Taufen absprechen zu können.
Warum fragten sie ihn, ob er „Elias“ oder „der Prophet“ sei?
Die Juden glaubten (Malach. 4,5), vor dem Erscheinen des Messias werde Elias, oder einer von den alten Propheten wieder auf die Erde kommen, um demselben den Weg zu bereiten. Nachdem nun Johannes gesagt hatte, er sei nicht Christus, so kamen sie auf den Gedanken, er werde etwa Elias oder der erwartete Prophet sein.
Warum sagte Johannes, er sei nicht „Elias“ und nicht der „Prophet“, sondern die „Stimme eines Rufenden in der Wüste“?
Weil er weder Elias, noch der erwartete Prophet war, sondern dem Messias nur im Geist und in der Kraft des Elias (Luk. 1,17) voranging, nach der Weissagung des Isaias (IS. 40,3) aus der Wüste allen zurufend, dass sie den Weg des schon in ihrer Mitte stehenden Herrn bereiten und würdige Früchte der Buße bringen sollten; ferner weil Johannes in seiner Demut nicht seine Würde, sondern nur seine Aufgabe bezeichnen wollte.
Wodurch bereitet man Christo den Weg?
Durch wahre Buße, wodurch die Berge der Hoffart abgegraben werden. Durch die Buße werden die Täler ausgefüllt, d. i., was ungerechterweise erworben ist, wird reichlich erstattet, der Schoß der Armen wird mit Almosen und die Seele mit Gnaden erfüllt.
Was war die Taufe des Johannes, und was wirkte sie?
Die Taufe des Johannes war eine Bußtaufe zur Vergebung der Sünden (Luk. 3,3), nicht, als hätte sie die Vergebung der Sünden wirklich erteilt, sondern weil sie in Verbindung mit seinen Predigten die Menschen zur Buße und zum Bekenntnis ihrer Sünden bewog und daher Vorbedeutung und Vorbereitung der Taufe Christi war, die wirklich von den Sünden reinigt und den hl. Geist erteilt. (Mark. 1,8; Matth. 3,11)
Übung.
Sage, wie Johannes, jederzeit freimütig die Wahrheit; wolle nicht besser noch mehr scheinen, als du wirklich bist; oft, besonders am Abend und vor der Beichte, frage dich selbst mit Ernst und Aufrichtigkeit, wie die Juden den Johannes gefragt haben: Wer bist du? Was hast du gedacht, geredet, getan, unterlassen? Wie stehst du mit Gott und mit deinem Nächsten? Usw., und gestehe darauf eben so aufrichtig die Wahrheit, wie es Johannes getan hat.
Gebet.
O Herr! verbanne aus meinem Herzen allen Neid, alle Eifersucht, Hoffart und Eigenliebe! Gib mir deswegen die Gnade, Dich und mich selbst recht zu erkennen, damit ich beim Anblick meiner Sünden und Schwachheiten und all des Elends, das in mir ist, mich vor Dir demütige und in meinen Augen immer klein bleibe, in Betrachtung deiner Majestät, Allmacht, Güte, Weisheit und deiner anderen Vollkommenheiten aber Dich über alles schätze, liebe und zu verherrlichen suche, und damit ich auch meine Mitmenschen gerecht und mit Schonung beurteile und von Herzen liebe. Amen. –
in: Leonhard Goffine, Ord. Praem.; Unterrichts- und Erbauungsbuch oder Katholische Handpostille, 1885, S. 31 – S. 34
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