Einige Zeichen der Auserwählung

Die heiligste Dreifaltigkeit, Gott Vater, Heiliger Geist als Taube und Christus auf dem Thron, umgeben von Engeln und von Heiligen, Seinen Auserwählten aus allen Ständen

Einige Zeichen der Gnadenwahl

Die katholische Kirche lehrt wie die heilige Schrift, daß wir nicht wissen, ob wir der Liebe oder des Hasses würdig seien, daß kein Mensch von Gott in der Regel eine vollständige Gewissheit seiner Seligkeit erhalte. Aber zu unserem Troste können wir doch einige Zeichen der Gnadenwahl haben, die zwar keine förmliche, unfehlbare Versicherung der Seligkeit geben, aber doch einige Hoffnung, daß wir ein Kind der Seligkeit werden. Je mehr solcher Zeichen ein Mensch in sich findet, desto stärker darf seine Hoffnung sein, desto größer ist sein Trost. Wenn ich dir nun einige dieser Zeichen vorlege, so erforsche dich, ob eines oder das andere davon in dir sich vorfinde, wie stark und merklich es sei, und wenn du keines davon bemerkst, was du tun kannst, damit du sie dir schaffst.

Bei Hoffart und Stolz Verwerfung fast sicher

Wenn du nicht hoffärtig bist, so ist das schon eine sehr gute Sache. Wo Hoffahrt und Stolz vorhanden sind, da ist die Verwerfung fast sicher, die Stolzen tragen das Siegel der Verdammnis an der Stirn, denn es steht geschrieben: „Wer Hoffahrt treibt, der soll nicht in Meinem Hause wohnen.“ (Ps. l00, 7) Den Hoffärtigen widersteht Gott! Die Stolzen stößt Er vom Throne! Hoffärtig ist der Mensch, welcher nur sich selbst hochschätzend seinen Nebenmenschen verachtet, auf ihn mit Geringschätzung herabschaut, der da meint, ihm gebühre Alles, jedes Amt, jede Ehrenstelle sei für ihn geschaffen, er verstehe Alles, jeder ihm zugefügte Schimpf, jede Hintansetzung, jede Stichelrede wider ihn sei ein Verbrechen, sei unerträgliche Unbill; hoffärtig ist der Mensch, welcher da meint, daß nur nach seinem Kopfe Alles gehen solle. Hoffärtig ist auch der, welcher sich einbildet, daß seine Seligkeit in gar keiner Gefahr stehe, hoffärtig der, welcher immer nur auf fremde und nicht auch auf die eigenen Sünden schaut, der immer seiner Tugend, seiner Frömmigkeit, seiner guten Werke, der dessen sich rühmt, was er Lobwürdiges tut, der seine Freude daran findet, daß man von ihm spricht, daß man ihn lobt, der das Lob des Nächsten nicht ertragen kann.

Forsche nach, meine Seele, ob du dieses Zeichen an dir hast, wie stark, in welchem Grade. Siehe zu, was du tun willst, um es dir von der Stirne zu waschen, es dir aus dem Herzen zu reißen.

Ein anderes Zeichen der Gnadenwahl

Du kennst gewiß Leute, die gleichsam von Natur aus zur Frömmigkeit geneigt sind, die einen eigenen Geschmack an den göttlichen Dingen haben, die keinen besonderen Zwang brauchen zum Beten, zum Besuch des Gottesdienstes, zum Almosen, zu Werken der Buße. Mehr freut sie das Geistliche als das Weltliche, das haben Viele von Jugend auf, Andere nach ihrer Bekehrung. Es zeigt sich in ihnen kein besonderer Zwang zu den Freuden der Welt, weder die Sinnlichkeit reizt sie, noch machen sie sich viel aus den Reichtümern, aus den Ehren; sie sind auch nicht eitel, sie sind große Liebhaber vom Anhören des göttlichen Wortes, und es muss schon ein ganz wichtiges Geschäft sein, das sie davon abhält. Wenn sie von der Predigt auch nicht Alles verstehen, und wenn der Wind auch Vieles wieder verweht, so tragen sie doch immer einigen Nutzen aus der Kirche mit sich fort, und im täglichen Leben wenden sie an, was sie gelernt haben. Siehe, diese Leute haben ein gar gutes Zeichen der Auserwählung an sich; das sagt die heilige Schrift selbst, das sagt die ewige Wahrheit. „Wer aus Gott ist, höret Gottes Wort. Selig sind, die Gottes Wort hören und dasselbe bewahren.“

Forsche wieder nach, meine Seele, ob du dieses Zeichen an dir entdecken kannst, und wie sehr, in welchem Grade. Denke darüber nach, was du tun willst, um dieses Zeichen dir zu bewahren, denke darüber nach, was du zu tun gesonnen bist, wenn dieses Zeichen entweder gar nicht oder nur sehr schwach in dir sich finden sollte.

Brüderliche Liebe

Ein drittes Zeichen ist die brüderliche Liebe. Viele lieben den Nächsten aus Antrieb ihres Gemütes, das ist die Liebe, die ihren Grund in der Naturanlage hat. Sie ist noch nicht viel wert für das Himmelreich, aber sie ist ein köstliches Band, an welchem der gute Gott uns an sich ziehen kann. Man muss sich dahin erheben, daß man in dem Nächsten Christum, den Herrn, selber sieht, dahin, daß man glaubt, Alles, was man dem Nächsten tut, sei Jesu selbst getan. Aus dieser Anschauung folgt das Wohlwollen, das Mitleid, daß man gut, tätig und barmherzig ist, jederzeit zum süßen Troste bereit, daß man sanftmütig ist besonders gegen die Armen, gegen die Bedrängten, gegen die Leute, welche in unserem Dienste sich befinden. Eine solche Gesinnung gibt großen Trost, man kann mit dem heiligen Johannes sagen: „Wir wissen, daß wir vom Tode zum Leben gebracht worden sind, weil wir die Brüder lieben.“ (1. Joh. 3, 14)

Dieses Zeichen hat noch einen größeren Wert, die Gnadenwahl wird noch sicherer, wenn die Liebe sich auch auf die Feinde erstreckt, dem Worte des Herrn gemäß: ,,Tut Gutes denen, die euch hassen, auf daß ihr Kinder seid eures Vaters, der im Himmel ist.“ Wenn du die Schmach, die Zurücksetzung, die Unbilden zwar empfindest, aber doch nicht aufgebracht wirst, wenn du zum Verzeihen gerne bereit bist, wenn du dich besänftigen, versöhnen läßt, ja wenn du dich überwindest, dem Feinde selbst Gutes zu tun, so ist es noch besser, denn in demselben Grade wird uns verziehen, als wir dem Nächsten verzeihen. Das hat Jesus Christus gelehrt, indem Er uns zu beten geheißen hat: „Vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unsern Schuldnern.“ O, Jesus Christus hat ja selber gesagt, daß man daran uns als seine Jünger erkennen solle, daß wir einander lieben: „Darin wird Jedermann erkennen, daß ihr Meine Jünger seid, wenn ihr die Liebe unter einander haben werdet.“

O meine Seele, forsche wohl nach, ob du dieses köstliche Zeichen an dir hast, wie stark, in welchem Grade. Denke wohl daran, was du tun willst, um es deinem Herrn und Richter vorweisen zu können.

Buße und Barmherzigkeit

Ein viertes Zeichen. Was denkst du von deinem vergangenen Leben? Schlägst du es dir aus dem Sinn, daß du gar nicht daran denkst? In welchem Lichte erscheint dir die Lauigkeit, die alte Sünde, die vielfältige Unterlassung des Guten? Wenn die Bilder der Sünde mit reizenden Farben vor dir auftauchen, was tust du dann? Hast du Mißfallen daran? Wenn du keines hättest, wenn du dich noch in der Erinnerung mit den vergangenen sündhaften Dingen belustigen würdest, wenn dir die bösen Gelegenheiten noch als etwas Wünschenswertes oder auch nur als etwas Gleichgültiges vorkommen würden, wenn du davon sprechen würdest: o, das wäre ein gar schlimmes Zeichen! David hat von sich gesagt: „Meine Sünde ist vor mir allezeit.“ Er hat gefürchtet, daß das Auge Gottes von ihr sich noch nicht weggewendet haben könnte.

So wie er, denken die wahren Büßer; sie fürchten, daß sie noch nicht genug rein gewaschen seien; sie denken mit Mißfallen, mit Reue an die Zeit ihrer Untreue und beten beständig: Mehr und mehr reinige mich von meiner Ungerechtigkeit!“ Wer so denkt, der geht nicht leicht über die Erforschung seines Gewissens hinweg, sondern sie ist ihm ein ganz wichtiges Geschäft; er sucht sich die quälenden Gedanken nicht aus dem Sinne zu schlagen, im Gegenteil empfindet er eine Freude, wenn er Etwas in sich entdeckt, das ihm bisher entgangen ist, und er eilt, auch diesen Fleck durch die Reue, durch das heilige Sakrament der Buße wegzuwaschen. Ist es dir noch nie ein Bedürfnis gewesen, eine Sünde, von der du gewiß weißt, daß du sie schon gebeichtet hast, noch einmal zu beichten? Siehe, dahin drängt oft der Schmerz, die Reue, die Furcht, es möchte noch nicht Alles in der Ordnung sein. Wem der Empfang des heiligen Bußsakramentes ein Bedürfnis ist, der hat wieder ein gutes Zeichen der Gnadenwahl an sich. Aber, o mein Gott! wie oft kann man das Wort hören, wenn Ostern, wenn Allerheiligen, wenn eine andere Beichtzeit nahe ist: „Schon wieder muss man beichten!“ Und diese Leute fürchten sich nicht einmal!

Bist du ein barmherziger Mensch? Dann hast du wieder ein Zeichen der Auserwählung an dir. Gott hat es uns selbst gesagt, daß wir Barmherzigkeit erlangen werden nach dem Maße unserer Barmherzigkeit. David steht nicht an, den Barmherzigen, welcher von dem Seinigen Almosen gibt, schon unter die Seligen zu zählen, denn er sagt: „Selig ist, der Verstand hat und sich um den Dürftigen und Armen annimmt, ihn wird der Herr am bösen Tage erretten.“ (Ps. 40, 2.) Das Almosen ist ein Siegel an deiner rechten Hand; es ist ein Schatz, den du Gott hingegeben hast, Gott wird ihn mit Zinsen, ja mit Wucherzinsen heimzahlen. „Wer sich über den Armen erbarmt, der leiht dem Herrn auf Wucher.“ (Sprichw. 19, 16) Wie sicher und untrüglich dieses Zeichen sei, wie du dich darauf verlassen kannst, einen gnädigen Richter zu finden, wenn du das Almosen als ein Siegel in deiner rechten Hand vorzeigen kannst, darüber hat Jesus Christus selbst sich ausgesprochen; du weißt, was Er uns verheißen hat, daß Er uns, wenn wir barmherzig sind, zurufen wird: Kommet, ihr Gesegneten, und besitzet das Reich, denn Ich bin hungrig gewesen und ihr habt Mich gespeist, Ich bin nackt gewesen und ihr habt Mich bekleidet, Ich bin krank gewesen und ihr habt Mich heimgesucht, Ich war im Gefängnis und ihr seid zu Mir gekommen… Wahrlich, sage Ich euch, was ihr dem Geringsten von diesen Meinen Brüdern getan, das habt ihr Mir getan.“ (Matth. 25, 34 ff.)

Liebe zur heiligen Reinigkeit

Als ein sechstes Zeichen der Gnadenwahl betrachte die Liebe zur heiligen Reinigkeit. Jesus Christus hat gesagt: „Selig sind, die ein reines Herz haben, sie werden Gott schauen.“ In der Anschauung Gottes wird unsere Seligkeit bestehen; diese ist also denjenigen verheißen, welche reinen Herzens sind. Wo in einer Seele die heiligmachende Gnade wohnt, da keimen und sprossen die Tugenden hervor, der Mensch wächst von der Erde in den Himmel hinein. O, wie schön ist ein keusches Geschlecht im Tugendglanze! Bei Gott und den Menschen ist es beliebt! Wenn du von Gott geliebt wirst, ach, dann kann dir ja Nichts fehlen! Aber bist du auch rein? rein an Leib und Seele? Ist unentweiht dein Herz? Hast du Liebe zur heiligen Mutter Gottes? Oder ist die Jungfrau der Jungfrauen dir etwas Gleichgültiges? Das wäre ein sehr schlimmes Zeichen, ja ein sehr schlimmes, denn Maria ist die Mutter der Auserwählten, und wenn du keine Liebe zu ihr hast, so bist du auch ihr Kind nicht, also kann sie deine Mutter nicht sein und du wirst nicht zu den Auserwählten gehören. O, nimm doch deine Zuflucht zu ihr mit wahrer Andacht, mit herzlichem Zutrauen. Wenn du zu ihr dich wendest, wird Maria zu dir kommen. „Der Mich findet, wird das Leben finden und das Heil schöpfen von dem Herrn!“ (Hohes Lied 6, 9)

Ist nicht die schöne Morgenröte der Anbruch des schönen Tages? Wird, wenn sie aufgegangen ist über den Bergen, nicht bald die Sonne herrlich über uns leuchten? Wenn du Liebe zu Maria hast, dann bist du nicht weit von dem Herrn. Die heilige Mutter Gottes ist unser Trost im Sterben. Wer Maria nicht verläßt durch die Sünde, o, der kann ruhig sterben; ihr mildes Angesicht wird ihm leuchten, wenn die Nacht ihn umfängt, und ihr starker Arm ihn stützen, wenn er über die Abgründe hin schreiten muss, und ihre süße, getreue, mütterliche Hand ihn segnen, daß der Feind ihm nicht nahen kann. Maria, Du bist meine Zuflucht, Du mein Vertrauen! Von Dir laß ich nicht, mit Dir will ich sterben, so will ich denn auch mit Dir leben!

Erforsche dich weiterhin, ob du eine Gleichmäßigkeit in deinem Betragen dir errungen hast. Wie der ruhige, gleichmäßige Puls ein Zeichen gesunden Lebens ist, so ist der ruhige Gleichmut ein Zeichen, daß es mit unserem Heil wohl bestellt ist, denn der heilige Apostel schreibt an die Galater (5, 24): „Diejenigen, welche Christi sind, diese haben ihr Fleisch samt den Lastern und bösen Gelüsten gekreuzigt, und wer Christo nachfolgen will, der muss sich selbst verleugnen.“ Und Jesus Christus selbst hat ja uns zugerufen: „Wenn Jemand Mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst, der nehme sein Kreuz auf sich und folge Mir nach.“ (Matth. 16, 24) Es gibt Menschen, welche von Natur nicht reizbar sind, die von selbst ein gleichmäßiges Leben führen; von diesen ist hier nicht die Rede; von dem, was die Natur uns gibt, haben wir ja kein Verdienst, so wenig wie davon, wenn wir von jeder Aufregung uns überwältigen lassen, wenn wir dem Zorn, dem Haß uns hingeben, wenn wir jeder Versuchung unterliegen. Wenn Christus zu uns kommen und Wohnung bei uns nehmen soll, müssen wir uns selbst überwinden, die heilige Gleichmäßigkeit uns aneignen. Das ist nun freilich ein schwerer Kampf und ein Menschenleben ist nicht zu lang dazu. Immer müssen wir von dem Herrn lernen, immer sein Wort uns gegenwärtig halten: „Lernet von Mir, Ich bin sanftmütig und demütig von Herzen.“

Liebe zum Kreuz und zum Altarsakrament

Wenden wir uns zu einem anderen Zeichen der Gnadenwahl, so begegnet uns das Kreuz; wer das Kreuz mit Geduld trägt, wer viel Kreuz und Leid hat, der ist sicher von Gott auf besondere Weise geliebt. Dieses Zeichen aber wird so wenig verstanden. Die menschliche Natur schaudert vor Kreuz und Leiden zurück; während die schweren Heimsuchungen ein Liebkosen Gottes sind, weisen wir sie zurück, wie ein schweres Unglück, wie ein Hagelwetter, das unsere besten Früchte, die Hoffnungen eines ganzen Jahres vernichtet. Entweder haben wir das Kreuz verdient, oder wir haben es nicht verdient. Wenn wir es verdient haben, siehe, so müssen wir es ja tragen, aus eigener Schuld; warum willst du es also von dir weisen? Gestraft muss ja doch jede Abweichung von dem uns von Gott vorgeschriebenen Wege werden. Wenn du aber deine Leiden, die Trübsal nicht verdient zu haben glaubst, so sind sie Gnaden, wahre Wohltaten Gottes, der durch sie dich an sich ziehest will. Wie oft hast du es schon erfahren, daß der Mensch in der Freude, im Wohlsein Gottes und der ewigen Dinge viel leichter vergißt, als wenn er durch ein Leiden, durch eine Trübsal niedergedrückt ist. Ein altes Wort sagt: „Trägst du dein Kreuz mit Geduld, so ist es Silber; trägst du es mit Lust, so ist es Gold; wenn du es aber so trägst, daß du ein Verlangen hast nach noch mehr, wenn du es mit Begierde trägst, so ist es kostbarer als Edelsteine.“ Der heilige Paulus hat doch gewiß hinein geschaut in die Wege der ewigen Weisheit; nun schreibt er aber, daß der Herr diejenigen, welche Er lieb hat, züchtigt; und Gott selber sagt uns: „Ich strafe und züchtige, die Ich lieb habe.“ (Offenb. 3, 19)

Wenn nun aber die Heimsuchung ein Zeichen der Gnadenwahl ist, warum bäumst du dich dagegen? Warum windest du dich, warum wehrst du dich? Warum machst du aus einer Sache, welche Gott dir zuschickt, damit du deine Sünden abbüßen kannst, damit du herrliche Verdienste dir erwirbst, durch deine Ungeduld, durch deinen Widerwillen einen Gegenstand zu weiterer Strafe? Warum siehst du deinen liebevollen Gott mit so traurigen Augen an? Warum magst du durch dein Murren wider Gott und die Menschen, durch deine Widerspenstigkeit aus einem Zeichen der Seligkeit dir ein schlimmes, unglückseliges Zeichen machen?

Denke ernstlich über diese Sache nach! Und wenn du siehst, wie die Welt sich freut, wenn du allein unter so Vielen wandelst mit einem drückenden Anliegen, mit einem brennenden Schmerz im Herzen: o, so traure und klage nicht, sondern denke an das ewige Leben, wo die Lust dieser Welt vergangen ist, denke daran, daß Gott diesen armen Menschen in seiner Güte jetzt die Sonne scheinen läßt, die ihnen eines Tages untergehen wird, um niemals wieder aufzugehen! Wenn du aber aushalten wirst unter dem Kreuze ein treuer Kreuzträger, dann wird dir ein Tag ohne Ende aufgehen!

Wie ist deine Liebe zum allerheiligsten Sakrament? Die Liebe zum heiligen Sakrament ist ein sehr wichtiges Zeichen, denn das heiligste Sakrament ist der wahre Baum des Lebens, und zwar des ewigen Lebens; es ist ja das Unterpfand unserer künftigen Herrlichkeit. Du weißt, daß Jesus Christus gesagt hat: „Wer Mein Fleisch ißt, der bleibt in Mir und Ich in ihm. Wer von diesem Brot essen wird, der wird leben in Ewigkeit. Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Jesus Christus sagt zu dir: Ich habe Mich dir in diesem heiligen Sakrament hingegeben und komme zu dir, und das so oft, damit du das Leben, und das Leben im Überfluss, hast. Aber was antwortest du deinem Herrn? Sagst dir vielleicht: ich gehe zur heiligen Kommunion an Ostern, um meiner Pflicht Genüge zu leisten; ich gehe noch an Allerheiligen, weil das so der Brauch in meiner Pfarrei ist; ich gehe auf diesen oder jenen Festtag, weil ich nicht anders kann? Du bittest täglich um das tägliche Brot; aber du machst keine Anstrengung, um es auch täglich zu erhalten. Das wäre kein gutes Zeichen. Durch das heiligste Sakrament verbinden wir uns mit dem Herrn, da nehmen wir Teil an seinem Fleisch und Blute, an seinem lebendigen Leibe, also auch wie an seiner Menschheit, so an seiner Gottheit. Wenn du ferne bleibst, so ist das ein Zeichen, daß du keine Liebe zu Jesu hast; wenn du aber keine Liebe zu Jesu hast, so wirst du auch nicht mit Ihm sein, und du bleibst im Tode.

Was gedenkst du fortan zu tun im Hinblick auf deine Seligkeit, im Hinblick auf das heiligste Sakrament?

Die heilsame Furcht Gottes

Ich gebe dir noch ein Paar Zeichen. Davon ist eines dieses, daß du eine ernstliche Reue hast über die Sünden deiner Jugend, daß du dir mit aufrichtigem Herzen sagen kannst, du habest dir Mühe gegeben, sie auszutilgen. Wenn du auch ein oder das andere Mal wieder gefallen bist, so darfst du doch nicht verzweifeln, wenn du nur immer gleich wieder von dem Falle aufgestanden bist. Das Gesetz der Sünde drückt schwer, und wenn die Jugend übel zugebracht war, so kostet es sehr viel Mühe, sich aufrecht zu erhalten. Die schlimmen Gewohnheiten ziehen immer wieder abwärts. Das weiß der liebe Gott wohl, darum hat Er Erbarmen mit einer Seele, wenn sie nur alle Mühe sich gibt, Ihm fortan getreu zu bleiben. Gib dir diese Mühe, und wenn du einmal wieder schwach geworden bist, so eile gleich zum Bade der Wiedergeburt, das im heiligen Sakrament der Buße dir bereitet ist. Besser ist es, du gehst zum Beichten, sobald du merkst, daß die Kraft wieder in dir nachzulassen beginnt; dann wirst du auch nicht fallen, du wirst stehen bleiben, der Schwung deiner Seele wird nicht gelähmt werden, die Besserung deines Lebens darf dir ein Zeichen sein, daß Gott sein Siegel dir auf die Stirn gedrückt hat. Aber wische doch um Gottes willen dieses Siegel nicht aus!

Aus welche Weise hast du deinen Stand gewählt, deinen Beruf angetreten, wie bist du zu den Lebensverhältnissen gekommen, in denen du stehst? Das ist auch eine sehr wichtige Frage. Man darf seinen Beruf nicht wählen aus Rücksichten des Fleisches, nicht der weltliche Gesichtspunkt darf maßgebend sein. Wenn man die Sache vor Gott überlegt hat, wenn man die Wahl erst dann getroffen hat, nachdem man der göttlichen Berufung sicher sein zu dürfen glaubt, o, dann ist man ruhig auch in schweren Trübsalen, welche der Stand und Beruf mit sich bringen, dann ist man ein Mann nach dem Herzen Gottes, dann ist der Beruf, das Amt, dann sind die menschlichen Verhältnisse dazu angetan, das Heil unserer Seele sicherzustellen. Also erforsche dich, wie du zu deinem Beruf, wie du zu deinen Verhältnissen gekommen bist. Geschah es ohne Gott, aus Eigenwillen, aus Übereilung, geschah es aus weltlichen Rücksichten, dann bleibt dir nur Eines: Du musst in Geduld ausharren.

Und nun das letzte Zeichen! Das ist die Furcht Gottes, die heilsame Furcht. Selig der Mensch, welcher allezeit fürchtet, seinen Gott beleidigt zu haben; selig der Mensch, der immer in der Besorgnis ist, in eine Sünde zu fallen! „Alle Heiligen sollen Gott fürchten!“ sagt der Psalmist. Die Hoffnung auf den Himmel ist bei den heiligen Seelen von der Furcht begleitet, den Himmel zu verlieren; sie hoffen und fürchten. Sie hoffen die Seligkeit, aber sie fürchten, sie zu verlieren; sie fürchten, daß kein Zeichen der Gnadenwahl in ihnen sei. Dagegen ist es ein fast sicheres Zeichen der Verdammnis, wenn man mitten in der Sünde, wenn man mitten in der üblen Gewohnheit hofft, trotz der Sünde den Himmel zu erlangen.

Wenn du nun alle diese Zeichen überblickst und findest keines davon in dir, so bete doch flehentlich, der liebe Gott möge dir gnädig und barmherzig sein, Er möge dir doch jetzt eines dieser Zeichen geben! Du musst dann sehr eifrig sein, sie dir zu erwerben. Sage ja nicht, Gott wolle dich nicht als sein Kind anerkennen! Nein, Er will auch dich selig machen, wie alle seine Kinder, für welche Jesus Christus gestorben ist. Verzweifle, verzage nicht! Mache dich auf, wie der verlorene Sohn, und eile zu deinem Vater zurück. Er wird dich nicht verstoßen, Er wird dich aufnehmen! Er wird dir ein Freudenmahl bereiten! Aber gehen musst du zu Ihm; du darfst nicht länger mehr fern bleiben! Also heute noch fange an, so zu leben, daß die Zeichen der Auserwählung an dir sich finden! –
aus: Fr. J. Holzwarth, Stunden katholischer Andacht Bd. 3, Unser Ziel und Ende 1868, S. 282 -S. 289

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