Das Herz Jesu wacht in dunkler Nacht

Was bedeutet das Herz Jesu: Jesus steht mit ausgebreiteten Armen, auf der Brust das Herz mit Dornenkrone

In dem Buchstaben sieht man, wie durch ein Fenster, Christus als König und Herrscher mit Zepter und Krone auf einem Thron sitzen, sein Herz mit Flammen auf der Brust; dieses Bild ist umrahmt mit Verzierungen

Das Herz des Katholiken (1)

Das Herz Jesu wacht

Die Braut des Herrn, die katholische Kirche, macht einen wahren Karfreitag durch. Den Judas vertreten einige Leute, die früher Priester waren, jetzt aber die Kirche schändlich an die Altkatholiken verraten haben. Die Schergenarbeit besorgen Leute, welche Knutte, Schwert und Spieß tragen und die Kirche mit neugedrehten Stricken in der freien Ausübung ihres göttlichen Amtes hindern…

Da ist es nicht zu verwundern, wenn auch das Herz von guten Katholiken anfängt schwer zu werden und sie umschauen, wo es für sie eine Erquickung gibt. Auch mir war trübselig geworden in solchen Gedanken und auch ich suchte nach einem Sternlein in diesem Dunkel. Ich sollte es bald finden.

Der Spaziergang führte mich in die Nähe einer Kirche, in welcher gerade das Allerheiligste zur Anbetung ausgestellt war. Ich ging hinein, wo ich viele Gläubige im stillen Gebet vorfand.

Da trieb es mich, den Herrn oben in den Brotsgestalten demütigst zu fragen, wie er es denn zu halten gedenke mit seiner Braut, mit der katholischen Kirche auf Erden; ob er denn sehe und denke, wie sie leide und bedrängt sei; ob er nicht ein Wörtlein des Trostes habe, das er mir für das Herz der katholischen Leser aufgäbe, um sie zu ermutigen. – Die heilige Stille des Kirchleins, das milde Flackern der Kerzen, das Schweigen der Brotsgestalten rief mir den Gedanken wach: „der Herr schläft.“ – Aber augenblicklich stand mir das Wort der Schrift in der Seele: „Ja, ich schlafe – aber mein Herz wacht.“ – Dieses Wort nun bringe ich dir, lieber Leser! von jenem Kirchlein her: – „Das Herz Jesu wacht.“ –

… Und es war eine dunkle Nacht von dreihundert Jahren, als die heidnische Welt- und Staatsmacht das Christentum zerdrücken wollte, und darum mit Feuer und Schwert und Foltern und wilden Tieren und mit Hunger und Durst gegen dasselbe anrückte. Und wieder hatte es das Ansehen, als wenn Christus die Seinigen nicht mehr kennte; und so sagten auch die Heiden spöttisch zu den Christen, warum ihnen denn ihr Gott nicht helfe, wenn er der wahre Gott wäre. – Aber das Herz Jesu wachte. In der Liebe für die Seinigen hatte er ihnen den Glaubensmut und die Leidensfreudigkeit und den süßen Trost unter allen Schmerzen und den glänzenden Sieg über die Peiniger gegeben, und hat gegeben, daß die Seinigen dadurch wunderbaren Nachwuchs erhielten, und die Kirche immer größer wurde, je mehr die wilden Kaiser und Statthalter und Bezirkshauptleute Christen zu Tode marterten. –

Und so ist auch jetzt wieder eine dunkle Nacht über die Katholiken gelagert; und sie leiden schmerzlich, zwar nicht im Kerker und auf Folterbänken, aber an ihrer Seele und an ihrem Herzen. Und der Herr Jesus läßt seine Feinde scheinbar ungehindert Unkraut säen, und im Finstern schleichen, und seine Jünger wie Weizen sieben. Aber Katholiken! Nur Mut! – „sein Herz wacht.“ Seine Liebe denkt an euch, sinnt für euch, kämpft für euch. Sie betet für euch, sie opfert für euch; sie vertritt euch beim Vater – habemus advocatum apud Patrem. – Ist unsere Sache nicht seine Sache? Kann er seine Sache aufgeben? Kann Jemand über ihn Gewalt gewinnen? –

Aber wenn er wacht, sagst du, warum hilft er nicht? – Ich bin nicht sein Geheimschreiber, daß ich alles wüßte; aber ich weiß so viel, daß es etwas anders ist: leiden lassen, und im Leiden zu Grunde gehen lassen, das letztere kann die Liebe des Herzens Jesu „den Seinigen“ nicht antun. Ich weiß soviel, daß Leiden der katholischen Kirche notwendig sind, so notwendig, wie die Feile dem alten rostigen Eisen, damit es wieder glänze, so notwendig, wie das Salz dem Fleische, daß es nicht verfaule. –
aus: P. Franz Ser. Hattler SJ, Christkatholisches Hausbrod für Jedermann, der gut leben und fröhlich sterben will, Bd. II,  VII. Teil, 1892, S. 145 – S. 148

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