Heiligenkalender
3. März
Heilige Kunigunde Kaiserin
Die heilige Kunigunde (Kunigundis) war die Tochter des Grafen Sigfried von Luxemburg und dessen Gemahlin Hedwig. Ihre Mutter erzog sie mit aller Sorgfalt und leitete sie schon in den zartesten Jahren zu allen Tugenden an. Sie war ein wahres Gnadenkind; ebenso schön als herzensgut und fromm gefiel sie Menschen und Engeln zugleich und ward der Liebling aller. Sie wuchs heran als ein wahres Vorbild für christliche Jungfrauen. Der lieben Mutter Gottes Maria mit inniger Liebe ergeben, wünschte sie nichts sehnlicher, als nach ihrem Beispiel in jungfräulicher Keuschheit zu leben. Gott erfüllte ihren Wunsch. Zwar musste sich Kunigunde nach dem Willen ihrer Eltern verehelichen. Ihr Gemahl, Heinrich IV., Herzog von Bayern, wurde nach dem Tod des Kaisers Otto III. 1002 zum deutschen König gewählt und erhielt zu Rom vom Papst Benedikt VIII. die Kaiserkrone, mit ihm wurde Kunigunde als Kaiserin gekrönt. Heinrich war nun römischer Kaiser deutscher Nation, nach der Reihenfolge als Heinrich II. Er war ein Heiliger und liebte wie seine Gemahlin die jungfräuliche Reinigkeit. Deshalb ging er mit Freuden auf ihren Vorschlag ein, Gott zuliebe auch im Ehestand jungfräulich zu leben. Hierzu verpflichteten sich beide Ehegatten vor Gott dem Herrn mit einem feierlichen Gelübde und hielten dasselbe in ihrem ganzen Leben. Im übrigen lebten sie in größter Liebe und Eintracht. Ihre einzige Sorge war, Gott dem Herrn auf das eifrigste zu dienen, dessen Ehre durch Erbauung verschiedener Kirche und Klöster zu vermehren, den Notleidenden zu Hilfe zu kommen, und sowohl für das leibliche als geistliche Wohl ihrer Untertanen allen möglichen Fleiß anzuwenden. In beiden war der Abscheu vor der Sünde ebenso groß als die Liebe zur Tugend. Sie gingen einander mit heiligem Beispiel voran und ermunterten sich gegenseitig zum Guten.
Da kam die Zeit der Prüfung. Die engelreine Kaiserin Kunigunde ward von einigen ihr mißgünstigen Hofherren bei dem Kaiser verdächtigt, als pflege sie mit einem andern verbotenen Umgang. Im Bewusstsein ihrer Unschuld schwieg Kunigunde lange Zeit; aber desto lauter erhob die Verleumdung ihre Stimme. Der Kaiser erschrak und ward mißtrauisch; das Volk, das in Kunigunde eine Heilige verehrte, wurde zweifelhaft und voll Unruhe. Endlich vernahm auch die heilige Kunigunde die bösen Gerüchte. Alle ihre Beteuerungen der Unschuld waren jedoch umsonst. Selbst ihr heiliger Gemahl behandelte sie kalt. Nach den Anschauungen der damaligen Zeit sah sich der Kaiser Heinrich gleichsam gezwungen, seiner so lieben Gemahlin ein Gottesurteil aufzuerlegen. Diese Gottesurteile (Ordalien) billigte die heilige Kirche nie, musste sie aber eben nach der zwingenden Anschauung der Zeit öfter zulassen. So verurteilte nun der Kaiser die so schwer Verleumdete, sich zu rechtfertigen – anstatt die Verleumder, ihre Anklagen zu beweisen. Sie sollte über glühende Pflugscharen in einem Bußgewand (!) mit bloßen Füßen hinweg schreiten – und nicht einmal Brandwunden erhalten – dann war die Probe ihrer Unschuld bestanden. Während man in der Gegenwart des Kaisers, des ganzen Hofes, der Ritterschaft und einer zahllosen Volksmenge die eisernen Pflugscharen glühend machte, kniete die heilige Kunigunde nieder und flehte zu Gott: „Der du die Herzen und Nieren durchforschest, bezeuge mir, daß ich weder mit Heinrich noch mit einer andern Mannsperson einen unerlaubten Umgang gepflogen habe!“ Nach diesen Worten ging sie voll des festesten Vertrauens auf Gott mit bloßen Füßen 15 Schritte weit auf den glühenden Eisen, ohne im mindesten verletzt zu werden. Da brach das Volk in Jubelgeschrei aus; der Kaiser in Leid und Freude kniete vor seiner Gemahlin, deren Unschuld der Himmel durch ein offenbares Wunder bezeugt hatte, nieder, und bat sie wegen seines so großen Misstrauens reuig um Verzeihung. Kunigunde pries dankend den Herrn und verzieh allen, auch ihren Verleumdern. Doch diese entgingen der verdienten Strafe Gottes nicht. Mit ihrem Ehegatten lebte die Heilige von nun an in noch größerer Liebe und Einigkeit als zuvor.
Im Jahr 1024 am 13. Juli starb Heinrich. Kunigunde, der Welt müde, sehnte sich nach Ruhe. Zu Kaufungen bei Kassel in Hessen hatte sie ein Kloster für Benediktinerinnen gestiftet und reich begabt. Am ersten Jahrestag des Todes ihres heiligen Gemahls Heinrich berief sie viele Bischöfe zur Einweihung desselben. Im kaiserlichen Schmuck, von ihrem Hofstaat begleitet, betrat sie die Kirche des Klosters und ward von der Geistlichkeit empfangen. Nach der Einweihung der Kirche opferte sie einen auf das kostbarste gefaßten Kreuzpartikel. Als das Evangelium in der heiligen Messe abgesungen war, legte sie ihre kaiserliche Kleidung samt allen anderen Kostbarkeiten ab, und zog ein schlichtes, vom Bischof geweihtes Ordenskleid an, das sie selbst mit eigenen Händen verfertigt hatte. Dann ließ sie sich ihre Haare abschneiden, zum Zeichen, daß sie in Zukunft klösterlich leben wollte. Der Bischof von Paderborn bedeckte ihr Haupt mit dem geistlichen Schleier, steckte ihr als einer Braut Christi einen Ring an den Finger und führte sie in das Kloster. Dies war der fröhlichste Tag ihres Lebens. 15 Jahre lebte sie noch im Kloster, in allem ein Muster, wie in der Demut. Sie, die ehemalige Kaiserin, wollte nun die geringste von allen sein. Keiner Arbeit, so einfach diese auch immer war, entzog sie sich. Der Oberin des Klosters gehorsamte sie auf das genaueste; sie wollte nichts besonders für sich haben oder dulden, sondern suchte vielmehr allzeit das Geringste. Die Zeit, welche ihr nach Verrichtung der vorgeschriebenen Arbeit übrig blieb, verwendete sie zum Gebet, zur Lesung geistlicher Bücher und Pflege der Kranken.
Gegen das Ende des 15. Jahres ihres Ordenslebens schickte ihr Gott eine schwere Krankheit, welche sie als einen Vorboten des Todes ansah. Daher verlangte sie selbst die heiligen Sakramente. Kurz vor ihrem Ende bemerkte sie, daß man ein kostbares, von Gold schimmerndes Tuch oder Kleid bereit legte, um ihren Leichnam nach ihrem Hinscheiden damit zu bedecken. Sie ließ aber dasselbe sogleich durch Zeichen entfernen und sprach mit schon halb gebrochener Stimme: „Hinweg mit diesem Kleid. Es gehört mir nicht zu. Einst bin ich, mit demselben angetan, einem irdischen Bräutigam vermählt worden; in diesem aber (auf ihr Ordenskleid deutend), dem himmlischen Bräutigam. In dieses hüllt meinen Leib ein und legt ihn zu meinem Gemahl und Bruder, den ich mir entgegen kommen und mich zum Himmel abrufen sehe.“ Nach diesen Worten starb die heilige Kunigunde den 3. März 1040. Ihr heiliger Leib wurde neben jenem des heiligen Heinrich beigesetzt. Die heiligen Leiber der beiden ruhen im Dom zu Bamberg in Oberfranken und werden sehr verehrt. Kunigunde wurde 1200 wegen mehrerer Wunder vom Papst Innozenz III. heilig gesprochen. Sie ist Patronin der Diözese Bamberg. –
aus: Wilhelm Auer, Kapuzinerordenspriester, Goldene Legende Leben der lieben Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres, 1902, S. 157-159