Die göttliche Lehrweise geht siegreich hervor

Die Schwierigkeit das wahre Christentum durch eigenes Studium zu finden

Die Belehrung der Magier

Die göttliche Lehrweise geht nur in der katholischen Kirche siegreich hervor

8. Die göttliche Lehrweise durch den Glauben hat bei den wahrhaft christlichen Völkern die Unwissenheit, wie die Sklaverei entfernt. Der schöne Auftrag, welchen Jesus Christus den Aposteln gegeben hat, Alle in Allem zu belehren. Die Kirche erfüllt diesen Auftrag treulich, indem sie Alle ohne Ausnahme in dem, was sie selbst von Jesus Christus gelernt hat, unterrichtet. Der heilige Vater. Weissagung Salomos über die Universalität der christlichen Lehrweise. Ihre Erfüllung nur in der katholischen Kirche. Schönes Monument, welches der heil. Leo III. in der Peterskirche zu Rom errichtet hat.

Nur der, welcher den Menschen erschaffen hat, hat mit dem Menschen Mitleid, und außer Ihm nur der, welchem es der Schöpfer selbst einflößt. Was hat Gott also getan? Er offenbarte die Wahrheit: daß alle Menschen Ihm ähnlich, und sich selbst gegenseitig noch viel ähnlicher sind; daß ein Mensch über andere Menschen im Namen und nach Anordnung Gottes wohl eine wahre Autorität oder das Recht der Herrschaft, aber nicht das Recht des Eigentums, wie über die Tiere, besitzen kann; daß ein Mensch, der mit dieser Autorität bekleidet ist, wohl über die menschlichen Handlungen, über Fleiß und Arbeit, aber nicht über des Menschen eigene Person, wie über eine Sache oder wie über ein Tier verfügen kann, um ihn seiner Willkür oder seinen schändlichen Leidenschaften dienstbar zu machen; daß die Menschen, durch die Taufe wieder geboren, lauter Kinder Gottes sind, denen Allen ohne Ausnahme er das tägliche Brot seiner Gnade und seiner Wahrheit darreicht.

Aus dem Irrtum geht die Wahrheit siegreich hervor

So hat Gott unter den Christen die Sklaverei, wie die Unwissenheit aufgehoben. Wo immer das Christentum nicht blüht, dort ist auch heut zu Tage noch die größte Unwissenheit über Gott, und Unterdrückung des Menschen, und kein Philosoph beklagt in jenen Ländern dieses doppelte Unglück. Im Gegenteil aber gibt es in den wahrhaft christlichen Ländern weder wahrhaft Unwissende, noch wahre Sklaven in dem schrecklichen Sinn, welchen dieses Wort bei den heidnischen Völkern oder bei den Mohammedanern hat. Denn unter den wahren Christen wird die wahre Erkenntnis Gottes und seines Gesetzes Allen dargeboten, gleichwie Alle zum Genuß der bürgerlichen Freiheit zugelassen werden. Der Gott der Barmherzigkeit hat seine Wahrheit und seine Gnade nicht zum ausschließlichen Vorrecht Weniger gemacht; er hat vielmehr in seiner Kirche das Lehramt so angeordnet, daß, wie wir bereits erklärt haben, Alle, die nur einigen guten Willen haben, an den Wahrheiten des Glaubens Teil nehmen können.

Gleichwie Gott beim Beginn der Schöpfung aus der Finsternis das Licht hervorgehen ließ, um alle Körper zu beleuchten, so befahl er nach den Worten des heiligen Paulus beim Beginn der Erlösung, daß aus dem Irrtum die Wahrheit siegreich hervorgehen sollte, um alle Geister zu erleuchten: Deus qui jussit de tenebris lumen splendescere, ipse illuxit in cordibus nostris.

Denn er sprach zu seinen Aposteln: Gehet hin in die ganze Welt und predigt mein Evangelium jeder Kreatur: Euntes in mundum universum praedicate evangelium omni creaturae (Mk. 16).

Macht aus dem, was ich euch gelehrt habe, kein Monopol für euch, sondern lehret Alles, was ihr in meiner Schule gelernt habt, den Übrigen, ohne Unterschied des Alters, des Geschlechtes, des Standes: Docentes eos servare omnia quaecunque mandavi vobis (Matth. 28). Die einzige Bedingung, die ihr stellen müßt, ist die Demut des Geistes und die Willigkeit des Herzens. Wer immer aufrichtig glauben und nach dem Glauben leben will, den taufet ohne Weiteres, machet ihn zum Christen, spendet ihm das Heil: Qui crediderit et baptizatus fuerit, salvus erit (Mk. 16).

Nur der hartnäckiger Stolz, nur die Weigerung, eurem Worte, das auch mein Wort ist, zu glauben, ist ein Hindernis, meine Gnade, mein Licht, meine Wahrheit zu empfangen; diese Widerspenstigkeit allein bringt über den, der sich derselben schuldig macht, die Strafe der Verdammnis: Qui vero non crediderit, condemnabitur. (lbid.)

Der Auftrag Jesu an die Apostel zu lehren

Mit diesen erhabenen und liebevollen Worten trug Jesus Christus den Aposteln zweierlei auf. Für’s Erste befahl er ihnen alles das, was sie von ihm gehört hatten, zu lehren: Omnia quaecunque mandavi vobis; und fiir’s Zweite, es Allen ohne Ausnahme zu predigen: Docete omnes gentes. Und in Wirklichkeit verkündeten die Apostel, treu dieser großen und herrlichen Mission, die sie vom Sohne Gottes selbst erhalten hatten, die ganze evangelische Wahrheit ohne Rückhalt auch nur des kleinsten Teilchens Allen ohne Ausnahme einer Person und in der ganzen Welt: llli autem profecti praedicaverunt ubique (Mk.16).

Betrachten wir aber auch noch die geheimnisvollen Worte, womit Jesus Christus seinen Auftrag an die Apostel, der ganzen Welt das Evangelium zu predigen, beschloß, indem er zu ihnen sprach: Und sehet, ich bin bei euch bis an’s Ende der Welt: Ecce ego vobiscum sum usque ad consumationem saeculi (Matth. 28). Und weil die Apostel persönlich nicht bis zum Ende der Welt in der Welt bleiben sollten, so ist es sonnenklar, daß Jesus Christus mit diesen schönen, Vertrauen und Liebe einflößenden Worten auch bei den rechtmäßigen Nachfolgern der Apostel, bei den Hirten der Christenheit, bei seiner Kirche zu bleiben versprochen hat, um so in der Kirche stets denselben Auftrag zu wiederholen, denselben Geist seiner in zweifacher Beziehung katholischen, das ist, universellen Lehrweise, wodurch Allen Alles gelehrt wird, zu erhalten. Dieser einzige Umstand, welcher sich nur in der Kirche vorfindet, wäre ein hinreichender Beweis dafür, daß Jesus Christus nur in der Kirche ist, daß sie allein die treue Bewahrerin seiner Gnade, wie seiner Wahrheit ist.

In der Tat unterscheidet sich die heilige katholische Kirche von allen alten und neuen Sekten der Häresie dadurch, daß sie allein nicht zwei verschiedene Glaubenslehren hat, von denen die eine geheim, die andere öffentlich, die eine für die Hirten, die andere für die Herde, die eine für die Gelehrten, die andere für das Volk bestimmt ist; sondern sie stellt ein und dieselbe Lehre mit gleicher Autorität als zu glauben vor; lehrt sie mit gleicher Offenheit, erklärt sie mit gleicher Uneigennützigkeit, bietet sie unter denselben Bedingungen dar, verbreitet sie mit gleicher Liebe. Sie hält nichts von dem, was das ewige Heil des Geringsten ihrer Kinder fördern kann, verborgen. Alles, was sie glaubt, lehrt sie auch; verteilt Alles, was sie selbst empfangen hat; veröffentlicht Alles, was sie selbst von Jesus Christus gehört hat, gleichwie auch Jesus Christus den Aposteln Alles, was er selbst von seinem himmlischen Vater gehört hatte, mitteilte: Omnia quaecunque andivi a Patre meo nota feci vobis.

Der Statthalter Jesu Christi, dessen Glaube nie wankt

O herrlicher, nur der katholischen Kirche eigener Vorzug! Der oberste Bischof, der Statthalter Jesu Christi auf Erden, der mit der Fülle des Priestertums auch die Fülle der Macht besitzt; jener einzige Mann, dessen Glaube nie wankt, dessen Urteil nie täuscht, dessen Mund nie betrügt; der allgemeine Vater, Meister, Hirte, hat sich in Sachen des Glaubens keine besondere Wahrheit vorbehalten; glaubt nicht mehr, als der letzte seiner Söhne, als der ungelehrteste seiner Schüler, als das schwächste seiner Schäflein. Der Glaube des Schäfleins, des Schülers, des Sohnes, ist nur dann vollkommen, wenn er in Allem dem Glauben des Hirten, des Meisters, des Vaters gleichförmig ist, so daß beide ein und dieselbe Lehre, ein und dieselbe Wissenschaft des ewigen Heiles, ein und dieselbe Offenbarung, ein und denselben Glauben besitzen, gleichwie nur Ein Gott ihn gegeben hat: Unus Deus, una fides. Alle erkennen dasselbe, weil Alle dasselbe glauben.

Für’s Zweite lehrt die Kirche nach dem Vorgang der Apostel nicht bloß Alles, sondern auch Allen. Die menschliche Weisheit der alten Philosophen war nur auf die Schulen beschränkt; und nur wenige auserwählte Geister, welche Geld genug zum Zahlen, und Verstandesschärfe genug zum Verstehen besaßen, wurden zu ihren Vorlesungen zugelassen. Anders die göttliche Weisheit. Seitdem sie in dem Vorbild des Sternes zum ersten Mal den Magiern sich geoffenbart hat, leuchtet sie, wie die Sonne am Himmel, Allen ohne Unterschied. Nach dem schönen Ausdruck Salomos, der dieses Geheimnis der göttlichen Güte vorhergesagt hat, verbirgt sich die Weisheit nicht unter dem Schatten des Geheimnisses, sondern zeigt sich dem Volk und läßt auf öffentlichen Plätzen Allen ihre süße Stimme hören; sie flieht die Menge nicht, im Gegenteil sie stellt sich an die Spitze des Volkes; ruft laut, um dasselbe zu unterrichten, und das nicht bloß in den Städten und innerhalb Mauern, sondern sie macht ihre Wahrheiten auch auf freiem Felde kund, bietet ihre kostbaren Lehren Allen an. (Prov. 1)

Die Lehre ist öffentlich, katholisch, universell

Diese schöne und herrliche Prophetie geht in der Kirche vollkommen in Erfüllung. Ihre Lehre, welche keine andere ist, als die Offenbarung des Wortes, der ewigen Weisheit Gottes selbst, ist öffentlich, feierlich, katholisch, universell. Sie schließt Niemanden von ihrer Zuhörerschaft aus; verscheucht Niemanden aus ihrer Schule; stößt Niemanden, der die Worte des Lebens hören will, zurück. Gleichwie die Grotte von Bethlehem für Alle offen stand, so daß Alle, selbst die hartnäckigen Juden und der hinterlistige Herodes in sie eintreten konnten, und hierzu selbst die liebevollste Einladung, die göttliche Berufung, der sie freilich widerstanden, erhielten; so hält auch die Kirche ihre Pforten für Alle geöffnet. Niemanden ist der Eintritt verboten; Niemanden wird ein Hindernis in den Weg gelegt. Ihr Mund ist immer geöffnet; ihre Stimme immer bereit, um Alle zu unterrichten. Ja sie ladet mittelst ihrer Diener Alle ein, herbeizukommen und ihre Unterweisungen vom ewigen Heile zu vernehmen: „Kommet ihr Kinder“, ruft sie, „höret auf mich, die Furcht des Herrn will ich euch lehren“: Venite fili, audite me; timorem Domini docebo vos (Psalm. 33.). Sie mögen kommen, woher sie wollen, aus dem treulosen Judentum, oder aus dem verdorbenen Islam, aus dem heidnischen Aberglauben, oder aus der stolzen Häresie, wenn sie ihr bereitwilliges Gehör schenken wollen, so stößt sie Niemanden als unwürdig zurück, schließt Niemanden als unfähig aus.

Ein sichtbares Denkmal dieses schönen Merkmales der wahren Kirche hat der heilige Papst Leo III. in Rom aufgestellt. Er ließ nämlich auf dem Altare der Confessio in St. Peter zwei große Silbertafeln im Gewicht von vierundneunzig Pfund aufhängen, auf denen das Glaubensbekenntnis der Apostel, auf der einen in lateinischer, auf der andern in griechischer Sprache geschrieben war. Das war ein herrlicher Gedanke dieses heiligen Papstes! Der Tempel des heil. Petrus, in welchem die Gebeine des Apostelfürsten aufbewahrt sind, ist gleichsam selbst der Felsen, auf welchen der Herr das Gebäude seiner Kirche zu gründen beschlossen hat, und repräsentiert demnach die Kirche in ihrem Oberhaupt. Das Symbolum der Apostel aber ist der Inbegriff der evangelischen Lehre, der Offenbarung, des großen Wortes Jesu Christi. Dieses Symbolum, hängend am Altar des heiligen Petrus, sinnbildete also, daß die römische Kirche, die wahre Kirche, weil in ihr allein der apostolische Primat des heiligen Petrus und die Unfehlbarkeit im Glauben ohne Unterbrechung in seinen Nachfolgern sich erhalten hat, daß diese Kirche das Wort der Offenbarung, die Lehre Jesu Christi in sich bewahrt; daß sie den Sinn derselben wohl versteht, wie sie den Geist derselben besitzt. Der Umstand aber, daß dieses Symbol in den zwei damals bekanntesten Sprachen, von denen die eine das Morgenland, die andere das Abendland beherrschte, geschrieben und dem Volk zur allgemeinen Lesung und Betrachtung ausgesetzt war, zeigte an, daß die Kirche diesen göttlichen Glauben, dessen treue Hüterin, dessen sichere Beschützerin und unfehlbare Lehrmeisterin sie ist, Allen predigen und erklären will; daß sie Niemanden von ihrem Unterricht ausschließt. Gleichwie, um diese wahre Lebensweisheit sich zu Nutzen zu machen, nur eine einzige Bedingung, deren Erfüllung Allen leicht möglich ist, erfordert wird, nämlich der aufrichtige Wille, zu glauben und zu gehorchen, so ist dieser göttliche Unterricht auch Allen angemessen, für Alle bestimmt.

O wie unendlich ist die Güte, wie hochherzig die Erbarmung, wie groß die Freigebigkeit Gottes des Erlösers, der alle kostbaren Schätze seiner Weisheit, alle unaussprechlichen Geheimnisse seiner Liebe zur Verfügung Aller gestellt hat! –
aus: Joachim Ventura, Exgeneral der Theatiner, Die Schönheiten des Glaubens oder: Das Glück, an Jesum Christum zu glauben und der wahren Kirche anzugehören, Fünfter Band, Zweiter Teil, 1855, S. 55 – S. 60

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