Der heilige Raimund und die Irrgläubigen
Neben der wissenschaftlichen Arbeit verlegte sich der Heilige (siehe den Beitrag: Der heilige Raimund Nonnatus) auch auf die Bekehrung der Irrgläubigen, der Juden und Mauren, und auf die Bekehrung großer Sünder. Wegen seiner tiefen Einsichten gab ihm auch der Gesandte des Papstes Gregor IX. den Auftrag, einen Kreuzzug gegen die Mauren zu predigen. Die Mauren waren eine ungläubige Sekte, die das Christentum auf den Tod haßten und mit Feuer und Schwert auszurotten suchten. Sie waren besonders zahlreich in Spanien. Seine Predigten hatten den besten Erfolg; er erweckte den Eifer der Christen, für das Kreuz Jesu gegen den Unglauben zu kämpfen; und da er zugleich in seinen Predigten darauf drang, daß die bisher so sittenlosen Christen ihr Leben ändern und den Zorn Gottes besänftigen sollten, so geschah es, daß dieselben auch immer über ihre Feinde die Oberhand erhielten.
Als der heilige Vater zu Rom das segensvolle Wirken des Heiligen erfuhr, berief er ihn zu sich, und erhob ihn zu seinem Kaplan und Beichtvater. Er schenkte ihm das vollste Vertrauen, und fragte ihn bei jeder wichtigen Angelegenheit um seine Meinung. Er nannte ihn nur den Vater der Armen wegen seines Eifers, mit dem er sich um dieselben annahm. Um den Armen zu helfen, legte der Heilige dem Papst auch die Buße auf, daß er alle Bittschriften, die ihm überreicht würden, annehmen, lesen und ohne Verzug beantworten sollte. Auf Auftrag des Papstes verfaßte der Heilige sein berühmtes Werk der Dekretalien. Es ist aber dieses Werk eine Sammlung aller Dekrete der Päpste und Beschlüsse der Kirchenversammlungen vom Jahr 1150 angefangen. Raimund verwandte auf diese wichtige Arbeit drei Jahre und bereitete dadurch der Kirche großen Nutzen…
Als Ordensgeneral veränderte er aber in Nichts seine Lebensweise; zu Fuß bereiste er alle Häuser des Ordens und suchte überall in den Herzen der Brüder das Feuer des heiligen Eifers im Beobachten der heiligen Regeln anzufachen. Seine Worte und sein Beispiel trugen die segensvollsten Früchte. Doch seine Liebe zum stillen verborgenen Leben in Christo bewog ihn, sein Amt nieder zu legen und wieder in die Stellung eines einfachen Ordenspriester zurück zu kehren. Allein sein Eifer für das Heil der Seelen ließ ihm keine Ruhe. Schon 70 Jahre alt, widmete er sich mit aller Kraft der Bekehrung der ungläubigen Mauren mit solchem Erfolg, daß im Jahre 1256 zehntausend derselben die heilige Taufe empfingen…
Der Heilige wird abgebildet in der Kleidung eines Dominikanermönches im Meer auf seinem Mantel. –
aus: Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, Bd. 1, 1904, S. 127 – S. 129