Bekehrung des protestantischen Freiherrn Franz von Wendt
durch das Gnadenbild U.L. Frau von der unbefleckten Empfängnis zu Hardenberg
In dem Jahr, als das heilige Gnadenbild auf dem Altar aufgestellt wurde, lag der protestantische Freiherr Franz von Wendt, Herr zu Crassenstein, bei seinen Freunden zu Hardenberg, wo er auf Besuch war, an einer schweren Krankheit, welche ihm sogar den Gebrauch des Verstandes genommen hatte, hoffnungslos darnieder. Die Freifrau von Hardenberg nahm ihre Zuflucht zu einer Novene, indem sie 9 Samstage das heilige Messopfer für den Kranken zu Ehren Unserer L. Frau darbringen ließ, um durch ihre Fürbitte nicht nur die Gesundheit und den Wiedergebrauch der Vernunft, sondern auch die Bekehrung des Kranken zu dem allein seligmachenden katholischen Glauben zu erlangen.
Kaum hatte der Priester beim Beginn der ersten Messe zu Anfang des Staffelgebetes das heilige Kreuzzeichen gemacht, da richtet sich der Kranke im Bett auf und begehrt von seinem katholischen Diener, daß er ihn mit dem heiligen Kreuz bezeichne (siehe den Beitrag: Bedeutung des Kreuzzeichens), damit der Teufel ihn nicht, wie er sagte, aus dem Bett hole. Schon ist die gnädige Frau aus der heiligen Messe zurück gekehrt, und es fährt der Kranke selbst noch immer fort, das heilige Kreuzzeichen zu machen, um sich gegen teuflische Versuchungen zu schützen. Die Freifrau erkundigt sich nach seinem Befinden, und der Kranke antwortet jetzt ganz vernünftig: „O meine liebe Frau Base, Gott sei gelobt und gedankt, der mir den Verstand wieder gegeben. Es ist nun ausgemacht, daß ich katholisch leben und sterben will; lassen Sie doch einen Beichtvater zu mir kommen!“ P. Kaspar erschien, und als ihn dieser fragte, warum er denn zur katholischen Kirche zurück kehren wolle, gab er zur Antwort, daß er schon vor geraumer Zeit Gott das Versprechen gemacht, katholisch zu werden, daß aber seine Brüder und Schwestern ihn daran so lange gehindert, bis er das Versprechen ganz vergessen und die Mahnstimme seines Gewissens nicht mehr beachtet habe. Jetzt in der Krankheit sei sein Gewissen erwacht, aber der Teufel habe ihm zugleich die Größe seiner Sünden vorgehalten, und wegen bisheriger Verachtung der Gnade zur Verzweiflung an Gottes Barmherzigkeit hinreißen wollen. Da er nun durch eben diese Barmherzigkeit noch am Leben erhalten und ihm der Gebrauch des Verstandes wieder geschenkt sei, so dürfe und wolle er Gottes kräftige Gnade nicht länger widerstreben, sondern sein Versprechen ungesäunt halten.
Noch am selben Tag legte der Kranke das katholische Glaubensbekenntnis ab, bereitete sich zu einer Generalbeichte vor und empfing noch desselben Abends die sakramentalische Absolution; am andern Morgen wurde ihm die heilige Kommunion gereicht und die heilige Ölung gegeben. Aber siehe da, – der, von dem die Ärzte ausgesagt, daß er selbst im Fall einer Wiedergenesung wegen großer Kraftlosigkeit nicht vor neun Wochen das Bett würde verlassen können, stand noch desselben Morgens auf, setzte sich mit den Anwesenden zu Tisch, aß und trank und lebte noch gesund bis zum Jahre 1686 zu Crassenstein, voll Dankes gegen Unsere Liebe Frau, die ihm mit der Gesundheit des Leibes auch die Gabe des heiligen katholischen Glaubens geschenkt hatte. Zum Dank für seine Begnadigung stiftete er eine Vikarie zu Hardenberg für ewige Zeiten. –
aus: Georg Ott, Marianum Legende von den lieben Heiligen, Erster Teil, 1869, Sp. 214 – Sp. 215